Schmerztabletten

Ich möchte wissen, ob schmerztabletten (ASS, Paracetamol) suchtpotential haben und welche Nebenwirkungen bei häufigem konsum auftreten

Danke Anja

Ich möchte wissen, ob schmerztabletten (ASS, Paracetamol)
suchtpotential haben und welche Nebenwirkungen bei häufigem
konsum auftreten

Danke Anja

Hallo Anja,

nach neuesten Schätzungen sind rund 100.000 Patienten in
Deutschland von Schmerzmitteln abhängig - meist von solchen Mitteln, die freiverkäuflich sind. Es kommt zur psychischen Abhängigkeit.

Besonders gefährlich sind sogenannte Mischpräparate, die
zusätzlich Coffein enthalten. Kombinationspräparate, die neben den schmerzstillenden Substanzen häufig Coffein oder Codein oder beide Wirkstoffe enthalten. Coffein und/oder Codein in diesen Kombinationsarzneimitteln erhöhen das Missbrauchspotential. Nach dem Absetzen coffeinhaltiger Medikamente können Kopfschmerzen als Entzugssymptom auftreten. Gerade chronische Kopfschmerzen sind häufig die Folge von langfristigem Schmerzmittelgebrauch. siehe auch: http://www.wdr.de/tv/plusminus/aktuell/980310/schmer…

Schmerzmittel sind keine Dauerlösung.
Es kommt zu einer Kombination von Lernfaktoren und einer Verringerung der Schmerzschwelle.
Durch diese beiden Faktoren wird ein Teufelskreis in Gang gebracht und aufrechterhalten, der z.B. Dauerkopfschmerzen zur Folge hat.

Acetylsalizylsäure, der Wirkstoff in Aspirin- und ASS-Präparaten, kann die Magenschleimhaut angreifen und Magenblutungen hervorrufen.

Eine ältere Dame in unserer Nachbarschaft starb vor einigen Jahren, nach 2-jähriger Tablettenabhänigkeit (ASS) morgens, zu Hause, an einer plötzlich auftretenden Magenblutung. Trotz eilig herbeigerufenem Notarzt starb sie daran!

Vor Herzkatheter-Untersuchungen soll man schon eine Woche vorher das zur Blutverdünnung verordnete ASS-Präparat absetzen - es enthält aber nur ein Fünftel der Konzentration einer herkömmlichen Aspirintablette.
Einer unserer Ärzte sagte einmal, ich möchte keinen Patienten notfallmäßig per Herzkatheter versorgen müssen, der vorher evt. aus Schmerzgründen einige Aspirin geschluckt hat - der verblutet einem unter den Händen! Aber auch mit Notfallversorgungen sollte man mal rechnen!

Zudem kann sie (ASS) allergische Reaktionen hervorrufen, und es kann zu Hautrötungen und Hautausschlägen, aber auch zu Atemnot und Asthma kommen. Paracetamol ist für Magen und Darm zwar etwas besser verträglich, kann aber nach regelmäßigem und langjährigem Konsum irreversible Leber- und auch Nierenschäden verursachen, bis hin zur Dialyseabhängigkeit!!!

Wer merkt, dass er immer öfter (gewohnheitsmäßig) zu solchen Mitteln greift, darf sich nicht gesellschaftlich isolieren. Er muss versuchen, diesem Teufelskreis zu entrinnen, sei es durch interessante Kurse, die regional angeboten werden, Sportgruppen, Treffen mit Freunden nicht vernachlässigen, sodass man unter Menschen kommt, sich auch mal „ausspricht“, aber vielleicht lässt sich das Problem dann auch mal für eine Zeit „vergessen“.

Viele Grüße, Renate

Hallo Anja,
Suchtpotential in dem Sinne von „Sucht“ haben sie insofern, als dass der Körper bei ständiger Anwesenheit von ASS und/oder Paracet. die Produktion von körpereigenen „Schmerzmitteln“ weitgehend einstellt; die Dosis, die Du dann brauchst ist immer höher. Das kann soweit gehen, dass sich ohne einen gewissen Spiegel sogar Schmerzen oder eine Art Entzugserscheinung einstellt.

Die Nebenwirkungen können auch fatal sein: Nierenschäden ist das Häufigste, ansonsten alles was in den Beipacktexten angeführt steht. Eine ÜD Paracetamol kann sogar tötlich sein.
Falls Du noch Infos brauchst, morgen bin ich wieder in der Firma (Pharma) und kann Dir genauer schreiben, mail mich mal an.
Liebe Grüße#
Birgit

Hallo Birgit!
Danke für die profsessionelle Antwort. Ich habe nämlich bemerkt, dass es nur noch 500 oder 600 er machen und dachte, hier läuft was nicht richtig. Das die Nebenwirkungen so massiv sind, hätt ich nicht gedacht, weil ja jeder sagt, lies bloß nicht den Beipackzettel.Ich hab öfter so Grippesymptome, wie Gliederschmerzen, Kopfweh ( aber nie Fieber)etc.Meist sinds aber Kopfschmerzen.Also den Rest kannst Du Dir denken.Es ist recht einfach mit Schmerzmitteln, weil ich es auch unterschätzt habe, bis ich Eure Mail gelesen habe. Also GROßEN DANK nochmal und ich werd mich demnächst zurückhalten. Hab mich schon immer gewundert, warum ich ständig Bauchschmerzen und Durchfall habe.
Ich werd jetzt ordentlich, habt mir richtig Angst gemacht, mit Magenbluten und sterben, bin doch erst 27…
Ciao Anja

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Hallo Anja,
eben bin ich auf einen Artikel gestolpert, der Dich vielleicht auch interessiert - mir war das auch ganz neu!
Liebe Grüße#
Birgit

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23.07.2001 14 : 32 Uhr
Entwarnung für Aspirin & Co

In verschiedenen Fallstudien wurde ein Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von schmerzstillenden Medikamenten und einem erhöhten Risiko für Nierenschäden vermutet. Daten aus umfassenden Langzeitstudien fehlten bislang jedoch. Nun publizierte im Journal der American Medical Association ein Team von amerikanischen Forschern die Auswertung einer zwischen 1982 und 1995 mit öffentlichen Mitteln durchgeführten Untersuchung, die den Zusammenhang von Schmerzmittelgebrauch und Nierenfunktionsstörungen zum Gegenstand hatte. Im Verlauf dieser 14 Jahre wurden die Daten von rund 11.000 Männern erfasst, die über den gesamten Zeitraum schmerzstillende Medikamente in unterschiedlichster Dosierung zu sich genommen hatten.

Schmerzmittel schaden den Nieren nicht

Gemessen wurde der Kreatinin-Spiegel im Blut der – anfangs gesunden – Patienten, dessen Erhöhung auf eine Störung der Filterfunktion der Nieren hinweist; die Ergebnisse wurden in Relation zu anderen Gesundheitsdaten sowie zu den Angaben zum Schmerzmittelgebrauch ausgewertet. Die Forscher fanden keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von gebräuchlichen Schmerzmitteln – genannt werden Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen – und im Lauf der Jahre aufgetretenen Nierenschäden. Nur bei 460 Männern, das sind gut vier Prozent der untersuchten Patienten, wurde ein überdurchschnittlich erhöhter Kreatinin-Spiegel festgestellt.

Das relative Risiko einer Nierenerkrankung erwies sich in allen Gruppen als gleich hoch, ob schmerzstillende Medikamente nun in hoher Menge eingenommen wurden oder gar nicht. Der durchschnittliche Kreatinin-Spiegel war bei Männern, die keine Schmerzmittel einnahmen, gleich oft zu finden wie bei jenen, die im Untersuchungszeitraum bis zu 2.500 oder mehr Schmerztabletten geschluckt hatten.

Vor allem für chronische Nierenfunktionsstörungen können damit Schmerzmittel als Ursache praktisch ausgeschlossen werden, sagen die Experten.

Medikamente nur wenn sie notwendig sind

Das heißt aber nicht, dass die gebräuchlichen Schmerzmittel völlig risikolos sind. Relativ bedenkenlos werden schmerzstillende und entzündungshemmende Pillen im Alltag eingesetzt. Besonders Tabletten mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure gelten als gut wirksame und sichere Schmerzmittel, die gegen Kopfweh und Zahnschmerzen, Entzündungen und Fieber genommen werden. Erwiesen ist, dass sich durch ihre Einnahme generell die Blutungsneigung erhöht. Bei längerer Medikation, beispielsweise als – wissenschaftlich nicht eindeutig belegte – Vorbeugung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall, erhöht sich unabhängig von der Dosierung das Risiko von Schleimhautschäden, Magengeschwüren sowie von Magen- und Darmblutungen.

Wie in der vorliegenden Studie betont wird, handelt es sich bei der untersuchten Gruppe um anfangs gesunde Personen. Bei Patienten mit Nierenproblemen kann sich der Gebrauch von schmerzstillenden Medikamenten negativ auswirken. Vor allem der regelmäßige Gebrauch von Schmerztabletten sollte daher unbedingt unter medizinischer Kontrolle erfolgen.

http://www2.kurier.at/pages/html/anwendung/k_content…

Hallo Birgit,

na, das ist ja mal ein Ding. Hätte ich nicht gedacht, daß die nierenschädigende Wirkung bisher unbewiesen war und jetzt in so einer umfangreichen Studie sogar widerlegt worden ist.
Aber: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, die Wissenschaft ist sich oft selbst nicht ganz eins. Die Studie gilt streng genommen nur für Männer, für Frauen wurden wohl keine Daten erhoben. Wichtig auch der Hinweis am Schluß Deines Postings: Patienten mit Vorschäden an den Nieren dürften die Schmerzmittel weiterhin nicht guttun.

Die Hypothese der allgemeinen Nierenschädlichkeit scheint mir aus der Phenacetin-Zeit zu stammen. Jenes Mittel wurde im Körper zu zwei Metaboliten verstoffwechselt, der eine war nierenschädlich (dies verbrieft, wie ich meine) und der andere war die eigentliche Wirksubstanz. Bei letzterer handelt es sich übrigens um das allseits bekannte Paracetamol, was heute eben direkt, also ohne den „Phenacetin-Umweg“ gegeben wird.

Oliver