Stimmung von Orchestern

Hi Musiker,

die Stimmung von Instrumenten ist normalerweise auf den Kammerton a mit 440 Hz basiert.

Jetzt ist mir aufgefallen, daß einige Orchester deutlich höher gestimmt sind, besonders bei den Berlinern ist mir das aufgefallen.

Hat das einen bestimmten Grund, oder ist das eine ‚Macke‘ des jeweiligen Orchesters.

Weiterhin:
Wie werden dann z.B. Blasinstrumente (Klarinetten, Oboen …) auf diese höhere Stimmung eingestellt? Andere Birnen?

Etwas verwundert

Gandalf

Hi,

das ist die „Macke“ des Dirigenten.

Gruß

Yoyi

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Hallöle

Jetzt ist mir aufgefallen, daß einige Orchester deutlich höher
gestimmt sind, besonders bei den Berlinern ist mir das
aufgefallen.

Bei den Berlinern stammt es mit Sicherheit noch aus der Zeit Karajans, der ein Spezialist darin war, den Kammerton höher anzusetzten.
Er (und auch Nachahmer) waren der Meinung, damit eine höhere orchestrale Brillianz zu erreichen.

Wie werden dann z.B. Blasinstrumente (Klarinetten, Oboen …)
auf diese höhere Stimmung eingestellt? Andere Birnen?

Oboen gehen gerade noch, Klarinetten, besonders Baßklarinetten etwa sind da nicht mehr anzupassen.
Da hilft nur: neues Instrument kaufen / bauen lassen. Und da liegt eben die Crux: Ein Orchester, was einmal auf den höheren Ton abgestimmt ist, läßt sich so einfach nicht wieder nach unten korrigieren (Berlin ?).

Besonders problematisch ist die Sache, wenn diese Orchester z.B. barocke Musik spielen soll, das barocke Orchester ist nahezu einen Halbton tiefer gestimmt (415 Hz), außerdem sind die Terzen rein auf den Grundton gestimmt.
Deshalb haben die Profis aus Berlin, falls sie in einem Barockensemble zusätzlich spielen, mit Sicherheit mehrere Instrumente, eben für diesen Zweck.

Grüße, Herm

Hallo Gandalf,

Wie werden dann z.B. Blasinstrumente (Klarinetten, Oboen …)
auf diese höhere Stimmung eingestellt? Andere Birnen?

ergänzend kann man für die Blechbläser sagen, dass eine Anpassung durch Zwischenrohre und Mundstückstellung in gewissem Umfang möglich ist.

Herzliche Grüße

Thomas

Hi Herm,

vielen Dank für Deine Ausführungen.

Oboen gehen gerade noch, Klarinetten, besonders Baßklarinetten
etwa sind da nicht mehr anzupassen.

eben, genau das hat mich speziell interessiert. Hab nämlich nach langen Jahren wieder Klarinette gespielt und dabei ist es mir aufgefallen (als ich abends alleine mitspielen wollte :wink: ). Zuerst hab ich gedacht, die Geschwindigkeit an der Vinylschleuder sei falsch eingestellt, aber die war OK.

Da hilft nur: neues Instrument kaufen / bauen lassen. Und da
liegt eben die Crux: Ein Orchester, was einmal auf den höheren
Ton abgestimmt ist, läßt sich so einfach nicht wieder nach
unten korrigieren (Berlin ?).

Nun ja, sooo arm sind die Musiker der Berliner nun auch nicht, aber eigentümlich ist es schon.
es war übrigens eine Aufnahme mit Karajan.

Gandalf

Hallo Thomas,

auch Dir vielen Dank.

ergänzend kann man für die Blechbläser sagen, dass eine
Anpassung durch Zwischenrohre und Mundstückstellung in
gewissem Umfang möglich ist.

das stell ich mir wesentlich einfacher vor als z.B. bei Holzblasinstrumenten. Da sind die Grenzen der Einstellbarkeit m.E. sehr begrenzt, sonst klingt es wohl schnell ‚schief‘.

Gandalf

deshalb viele praktische Probleme
…ergänzend merke ich noch ein paar Dinge an

nicht nur die Berliner, sondern die meisten Orchester (auch Amateur-Orchester an Universitäten usw.) stimmen grundsätzlich höher als 440 Hz, meistens 442-443 Hz.
Die Berliner hatten, glaub ich, schon immer einen Extremwert, jetzt also 444 Hz. Diese Superstimmhöhe fällt auch weniger sensiblen Zuhörern auf.

Bei den Holzbläsern weiß ich, daß die Instrumente als Orchesterinstrumente
gebaut werden, d.h. die höhere Stimmung ist schon eingearbeitet. Beim Blech ist es relativ wurscht, da es genügend bewegliche Röhrchen im Instrument gibt, um es an höhere Stimmungen anzupassen. Bei Posaune ist es eh ganz egal.

Der höhere Stimmton hat aber den großen Nachteil, daß die Bläser in der Stimmung runtergehen müssen, wenn sie Kammermusik mit Klavier machen - und das ist bei Klarinette und erst recht bei Oboe ein echtes Problem. Die Bläser klingen gegenüber dem Klavier immer zu hoch oder klingen schon so, als ob der nächste Ton gleich zu hoch sein wird - das fällt sogar mir tauben Pianisten auf.
Und wenn man irgendwo probt, hat das Klavier meistens nur 440 Hz oder - wenn’s dumm, also fast immer - kommt, sogar tiefer. Und der Besitzer will meistens nicht höher stimmen lassen, weil das den Rahmen belastet oder die Sänger überfordert…

Schade eigentlich, es gibt so geile Bläser-Klavier-Quintette…

Stefan

Aufgefallen? hast Du ein absolutes Gehör?

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Hallo Felix,

nö, ein absolutes Gehör hab ich nicht, aber ich hab bei einem Stück mit meiner Klarinette mitgespielt und da fällt es direkt auf.
Weil ich zuerst dachte, meine Klari wäre nicht in der richtigen Stimmung, hab ich sie mit einer Stimmgabel geprüft und fand sie auf den Kammerton gestimmt.

Gandalf

off topic
PW : Ich habe das absolute Gehör - ich höre absolut nix …

*SCNR* *LEAMWHAE*

Gruß kw

Im Normalfall ist der 1. Oboist für die Höhe des Tones „a“ beim Einstimmen zuständig. Die heute üblichen Holzblasinstrumente moderner Bauart erlauben einen Tonhöhenspielraum von ca. 441 - 444 Hz. Je genauer der Musiker hört, desto besser reagiert er auf Tonhöhenschwankungen. 2 extreme Beispiele: 1. Ein sehr hell mit vielen Scheinwerfern ausgeleuchteter Konzertsaal, unklimatisiert im Sommer. Die Raumtemperatur steigt auf über 26 Grad und noch mehr an, was zur Folge hat, daß die Blasinstrumente höher und höher werden, und die Streicher tiefer und tiefer werden. 2. Eine alte Klosterkirche im Winter, schwer heizbar. Die Raumtemperatur erreicht gerade 16 Grad Celsius, die tiefen Pfeifen der Orgel sind durch die Kälte fast 80 Cent zu tief. Das Orchester muß sich anpassen.
Ich habe mich lange und intensiv mit der Geschichte des Stimmtones und dessen Höhe beschäftigt, und kann gerne mit weiteren Informationen aufwarten - ein spannendes Gebiet!
Gruß an alle Intonationsfreunde von Karl.