Was ist schlecht an Silikon im Schampoo?

Hallo,

immer wieder lese ich, dass Silikone in Haarwaschmitteln schlecht seien, dass extra Aufkleber auf Schampoos ohne Silikone platziert werden damit der Verbraucher weiss, dass er hiermit ein silikonfreies Produkt erwirbt etc. Ich benutze ein Volumenshampoo von Elvital, habe keine Ahnung ob da Silikone drin sind (weiss das zufällig jemand?) und würde gerne wissen, was daran so schlecht ist.

Vielen Dank!

Hallo!

Hier erstmal ein Link zu einem INCI-Lexikon. Einfach die Inhaltsstoffe abtippen und Dich an dem freuen was es wirklich ist: http://www.beautyjunkies.de/index.php?ind=glossary

Dann zum Silikon… Silikon ist billig, wird recht häufig eingesetzt, weil es das Haar umhüllt und schön glatt macht (es hat - technisch gesehen - gute „Kriecheigenschaften“).
Ein Problem beim Silikon ist halt, daß es Menschen gibt die darauf reagieren (z.B. kannte ich mal eine die hat davon Haarausfall bekommen…).
Ein anderes Problem ist, daß Silikon sich um das einzelne Haar herum legt. Es pflegt das Haar nicht wirklich sondern macht es nur von Außen glatt und daher werden brüchige Stellen nicht auffällig, und Spliss wird sozusagen „zugepappt“. Aber das ist alles nicht dauerhaft. Verwendet man das Shampoo / die „Pflege“-Produkte nicht mehr, kommt der wirkliche Zustand der Haare zu Tage…

Das erstmal von mir, Körst

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Clare,

Laß mich ein bischen ausholen!

Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurden alle kosmetischen Pflege- und Reinigungsmittel aus tierischen und pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Die meisten dieser Produkte waren jedoch dem gutsituierten Publikum vorbehalten, weil die anderen es sich nicht leisten konnten. Übliche „Kosmetika“ damals war Kernseife zur Reinigung und Butter oder Schweineschmalz zur Pflege.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde entdeckt, wie man Erdöl für den
Wirtschaftszweig Hautpflege nutzen konnte. Man entwickelte die Verfahren zur Raffination und erhielt einen Rohstoff den man in der Umgangssprache als Paraffinöl kennt. Mit diesem Rohstoff war der Grundstein gelegt zur Massenherstellung von Kosmetika, denn er war billig, gut zu verarbeiten und er hatte einen enormen Vorteil: Er war auf lange Zeit haltbar. D. h. er wurde im Gegensatz zu pflanzlichen oder tierischen Ölen nicht „ranzig“. Noch heute wird in 90% aller handelsüblichen kosmetischen Produkte dieses Paraffinöl als Basisstoff verwendet. Erkennbar unter der INCI-Bezeichnung: Paraffinum Liquidum, Mineral Oil oder Vaseline. (Übrigens, auch in so manchem Shampoo enthalten, als Derivat)

Sorry, dass ich soweit aushole - ich werde an Deiner Frage nicht vorbeigehen!

Wie gesagt: Das Paraffinöl hat enorme Vorteile (für die Hersteller)!
Produkte mit diesem Rohstoff lassen sich extrem leicht herstellen; sie verbinden sich sehr gut mit anderen Zusatzstoffen; sie verändern nicht eine eventuelle Parfümierung; Sie sind in der Regel auf viele Jahre haltbar, ohne eine äußerliche Veränderung zu erleiden.
Leider haben sie auch Nachteile und zwar physiologische. Also für den/diejenigen die paraffinölhaltige Produkte verwenden: Denn sie haben eine „verklebende“ Wirkung auf der Haut. Die Wasserdurchlässigkeit- und diffusion der Haut wird stark harabgesetzt. In höherem Maße quellen sie die Hornschicht der Haut auf unnatürliche Weise auf und wirken so eher faltenfördernd. Darüber hinaus besitzen Paraffinöle keinerlei physiologisch wichtigen Inhalte, wie Vitamine, Phytosterole oder Säuren, die in dieser Formation nur in Pflanzenölen vorkommen.

Und jetzt zu Deiner Frage! Aufgrund dieser beschriebenen Tatsache, war es für die Kosmetikchemiker fast ein Segen, als man die Silikone als Rohstoff für Kosmetika entdeckte. Denn Silikone verkleben nicht die Haut und verhindern auch nicht in dem Maße wie die Paraffinöle, die so wichtige Wasserdurchlässigkeit. (An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Silikonöl in Shampoos und Cremes natürlich nicht zu vergleichen ist mit dem Silikon, welches man im Baumarkt kauft um Fenster abzudichten) Auch sei jedoch erwähnt, dass ich keine Lanze brechen will FÜR das Silikon. Ich bin ja noch nicht fertig.

Silikonöl hat also auch physiologische Vorteile. Im Shampoo trägt es zur Verbesserung der Kämmbarkeit der Haare bei. Es entwickelt einen seidigen Glanz und auf der Haut bringt es ein geschmeidiges Gefühl.

Díe Nachteile sind:
Es hat keine kosmetisch pflegende Wirkung, außer den gerade Beschriebenen.

Es kann bei manchen Menschen allergisierend wirken. (Das betrifft allerdings tausende andere Rohstoffe auch)

Es kann starke Reizungen verursachen, gerade an Schleimhäuten und im Augenbereich.

Das größte Problem von Siliconölen ist gewiss jedoch die nicht vorhandene Umweltverträglichkeit. Es ist ein rein synthetisches Produkt und biologisch gänzlich nicht abbaubar. Bei millionenfachem Vorkommen in Shampooflaschen ein nicht unterschätzbares Problem.

Was jedoch an dieser Stelle noch aufgeführt werden muß, ist die Tatsache, dass Silikone oft in Verbindung mit PEG´s, bzw. PPG´s eingesetzt werden. Und die sind physiologisch weitaus unverträglicher als Silikone selbst. Es handelt sich hierbei um Polyethylenglykole (PPG) oder Polypropylenglykole (PPG). Erkennbar in Kosmetika unter den INCI-Bezeichnungen: PEG, PPG oder Wörtern die mit …eth enden, wie z.B. Laureth oder Ceteth usw. Diese Stoffe „verdünnen“ die Haut und stehen obendrein im Verdacht das Hämoglobin des Blutes zu zerstören.

So liebe Clare, ich hoffe ich habe Dich nicht zu sehr verunsichert. Doch das Thema Hautpflege ist nun mal nicht zu unterschätzen. Schließlich geht es um unser größtes Organ. Das Organ welches nach außen hin am ehesten Jugendlichkeit und Vitalität verkörpert. Leider wird mit der Pflege dieses Organes oft genug sehr schlecht umgegangen. Und da meine ich nicht nur die Hersteller, die vielfach bedenkenlos Produkte auf den Markt werfen, die völlig ungeeigent sind oder schlimmsten Falls sogar schädigend. Nein ich meine auch die Verbraucher die nicht genügend hinterfragen und sich gedankenlos von einer albernen Werbung blenden lassen.

Dass Du nicht dazugehörst, hast Du bewiesen mit Deinem Artikel. Glückwunsch.

Ich hoffe ich konnte Dich ein wenig zum Nachdenken anregen. Denn vergiss nicht: Die Haut vergisst auch nicht! Sie wird in einigen Jahren zeigen, wie Du ehemals mit ihr verfahren bist…

Hezliche Grüße

Fritz

Hallo Körst,
sehr guter Linkverweis! Kannte ich bisher nicht. Gute Seiten.

Gruß
Fritz

Hallo Fritz,

herzlichen Dank für deine Antwort, vll. kannst du dir die Inhaltsstoffe mal ansehen, ist da Silikon dabei? Habe das ganze zwar schon mit der Liste aus dem Link geprüft, aber vieles ist in dieser Liste gar nicht enthalten.

Aqua, Sodium Laureth Sulfate, Disodium Cocoamphodiacetate, Sodium Chloride, Glycol Distearate, Sodium Laureth-8 Sulfate, Cocamide Mipa, Sodium Oleth Sulfate, Hydroxypropyl Guar, Hydroxypropyltrimonium Chloride, Sodium Methylparaben, Dmdm Hydantoin, Magnesium Laureth-8 Sulfate, Magnesium Laureth Sulfate, Magnesium Oleth Sulfate, Polyquaternium-30, Limonene, Linalool, Carbomer, Potato Propional, Methylparaben, Citronellol, Hexylene Glycol, Hexyl Cinnamal, Parfum

Nochmals danke und schönes WE!
clare

Danke, o.w.T.
ui

Hallo Clare,
um Deine primäre Frage zu beantworten: Es ist kein Silikon drinnen!

Nachfolgend werde ich Dir noch aufzeigen, aus was das Produkt zusammengesetzt ist. Bitte erlaube mir, dass ich das Gesamtprodukt nicht bewerten werde. Ich stelle selbst solche Sachen her (zwar in ganz anderer Form) und da wäre es nicht fair, wenn ich andere Produkte als schlecht oder auch als gut bewerte. Was ich aber tun kann ist, dass ich Wirkung und Auswirkung einzelner Inhaltsstoffe, bzw. Stoffgruppen erläutere. Du musst dann selbst entscheiden ob das ganze Produkt, im Resultat für Dich gut sein könnte.

Dein Shampoo besteht aus Lösungsmitteln, Tensiden, Salzen, Weichspülern, Gelbildnern, Duftstoffen und Koservierungsstoffen.

Lösungsmittel = braucht man um feste Stoffe zu lösen, bzw. hochkonzentrierte Stoffe zu verdünnen.

Tenside = das sind die waschaktiven Substanzen, die letztlich die Reinigung bewirken.

Salze = werden verschiedentlich eingesetzt, zum verdicken, stabilisieren etc.

Weichspüler = sie verbessern die Kämmbarkeit der gewaschenen Haare

Gelbildner = werden gebraucht um die gewünschte Konsistenz zu erhalten

Duftstoffe = sie überdecken die Eigengerüche der sonstigen Ingredienzen, bzw. werden sie olfaktorisch eingesetzt um eine bestimmte Kaufkraft zu erzielen.

Konservierungsmittel = schützen das Produkt vor Keimbildung und machen es haltbar

Vom Inhaltsstoff Wasser (Aqua) abgesehen (welches das natürlichste Lösungsmittel in Deinem Shampoo darstellt) besteht das Produkt ansonsten aus rein synthetischen Stoffen. Dermatologisch gesehen sind mehrere Inhaltsstoffe als „bedenklich“ einzuordnen und einer als „gefährlich“ ( DMDM Hydantoin)

Als bedenklich gelten sechs aufgeführte Tenside die allesamt auf PEG-Basis aufgebaut sind. Die Problematik der PEG´s habe ich bereits im ersten Artikel auf Deine Frage beschrieben. Zu ihnen zählen alle Stoffe die in ihrem Namen ein …eth enthalten. Wie zum Beispiel: Sodium Laureth Sulfate, Sodium Olethsulfate, Magnesium Oleth Sulfate, usw.

Weitere Inhaltsstoffe:
Disodium Cocoamphodiacetate = Ein sehr hautfreundliches Tensid .Es setzt die Aggressivität der anderen Tenside etwas herab.

Cocamide MIPA = pflanzlicher Gelbildner, harmlos

Carbomer = chem. Gelbildner, kann Rückstände von Benzol enthalten

Hydroxypropyl Guar, Hydroxypropyltrimonium Chloride, Polyquaternium-30 = alles Weichspüler welche die Kämmbarkeit verbessern sollen, bzw. verhindern sie das „Aufladen“ der Haare. Besitzen allergisierendes Potential und wirken bei empfindlicher Haut reizend.

Limonene, Linalool,Citronellol, Hexylene Glycol, Hexyl Cinnamol, Parfum = Duftstoffe und teilweise lösungsvermittelnd (Hexylene Glycol gilt als stark hautreizend)

Methylparaben = Konservierungstoff, wird vom Fachpublikum zwar als bedenklich eingestuft, ist allerdings meines Erachtens unberechtigt. Kommt auch in der Natur vor und ist ansonsten als Lebensmittelkonservierungstoff zugelassen. (Fischkonserven, Salatsaucen usw.)

DMDM Hydantoin = Konservierungsstoff und zwar ein sogenannter Formaldehydabspalter. Ist als „gefährlicher“ Inhaltsstoff einzuordnen. Formaldehyd steht auf der Liste der krebserregenden Stoffe.

So das war´s.
Es könnte durchaus jetzt der Eindruck entstehen, dass man doch am besten das Ganze wegschüttet. Doch dazu muss man eines bedenken: Shampoos und auch Duschgele mit oben aufgeführten Stoffen sind ja Reinigungsprodukte. Das heißt, sie sind nur im kurzzeitigen Kontakt mit dem Körper. Und wer es verträgt (also keine Reizungen entstehen) ist mit so einem Artikel, ich sag mal „ausreichend“ bedient. Viel schlimmer ist es wenn genannte Rohstoffe in Cremes und Lotions enthalten sind, also massiv in die Haut einwirken können. Leider sind die jedoch in den meisten Produkten aus den Massenproduktionen auch zu finden.

Eine Alternative sind Produkte aus natürlichen Rohstoffen. Doch auch hier muss man wissen, dass man nicht vor Hautreizungen gefeit ist. Allerdings kann man gesundheitsbedenkliche Wirkungen gänzlich ausschliessen und der kosmetische Pflegefaktor ist weitaus höher.

Wer auf Natur umsteigen will muss sich jedoch im klaren sein, dass diese Produkte
a) teurer sind
b) nicht so lange haltbar sind wie chemische Produkte
c) manchmal halt auch nach „Natur“ riechen, gerade wenn sie unparfümiert sind
d) oft nicht diese herrliche Konsistenz aufweisen, wie sie mit synth. Mitteln erzielt werden
und auch oft keine zierende Farbe besitzen.

Wie bei allem im Leben, muss halt jeder für sich entscheiden: Was ist mir wichtig… ?

So das war´s jetzt aber wirklich.

Herzliche Grüße

Fritz

Hallo Fritz,

herzlichen Dank für deine Antwort, vll. kannst du dir die Inhaltsstoffe mal ansehen, ist da Silikon dabei? Habe das ganze zwar schon mit der Liste aus dem Link geprüft, aber vieles ist in dieser Liste gar nicht enthalten.

Aqua, Sodium Laureth Sulfate, Disodium Cocoamphodiacetate, Sodium Chloride, Glycol Distearate, Sodium Laureth-8 Sulfate, Cocamide Mipa, Sodium Oleth Sulfate, Hydroxypropyl Guar, Hydroxypropyltrimonium Chloride, Sodium Methylparaben, Dmdm Hydantoin, Magnesium Laureth-8 Sulfate, Magnesium Laureth Sulfate, Magnesium Oleth Sulfate, Polyquaternium-30, Limonene, Linalool, Carbomer, Potato Propional, Methylparaben, Citronellol, Hexylene Glycol, Hexyl Cinnamal, Parfum

Nochmals danke und schönes WE!
clare

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Herzlichen Dank! owT

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hab mich doch tatsächlich um jeweils ein Jahrhundert vertan. Es muß natürlich heißen:

Im 1. Absatz: Bis Ende des 19. Jahrhunderts…
Im 2. Absatz: Anfang des 20. Jahrhunderts…

Fritz

Hallo Clare,

Laß mich ein bischen ausholen!

Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurden alle kosmetischen Pflege-
und Reinigungsmittel aus tierischen und pflanzlichen
Rohstoffen hergestellt. Die meisten dieser Produkte waren
jedoch dem gutsituierten Publikum vorbehalten, weil die
anderen es sich nicht leisten konnten. Übliche „Kosmetika“
damals war Kernseife zur Reinigung und Butter oder
Schweineschmalz zur Pflege.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde entdeckt, wie man Erdöl für
den…

Wer auf Natur umsteigen will muss sich jedoch im klaren sein,
dass diese Produkte
a) teurer sind
b) nicht so lange haltbar sind wie chemische Produkte
c) manchmal halt auch nach „Natur“ riechen, gerade wenn sie
unparfümiert sind
d) oft nicht diese herrliche Konsistenz aufweisen, wie sie
mit synth. Mitteln erzielt werden
und auch oft keine zierende Farbe besitzen.

… das muss nicht sein. Ich stelle seit Kurzem meine Seifen selbst her. Es macht unheimlich Spaß u. ist gleichzeitig ein spannendes Hobby. Leider habe ich bisher meine selbst gesiedete Shampooseife noch nicht ausprobieren können, weil sie noch reifen muss, aber lest doch hier mal: www.naturseife.com. Von den Körperseifen als Duschgelersatz bin ich jedenfalls restlos begeistert. Nicht mal mehr eincremen muss ich mich nach dem Duschen.