Erde ein Scheibe: Was glaubte man im Mittelalter?

Hallo Freunde alter Theorien!

Der gute Ptolemäus hatte (ca.) 170 n.Chr. aus Gründen der damaligen wissenschaftlichen Kenntnisse und Vorstellungen eine flache Erde postuliert. Bisher dachte ich, dieses sei insbesondere auch kirchliche Lehre gewesen, wobei davon abweichenden Meinungen Strafe nach sich zogen. Nun lese ich, dass das keineswegs so war, dass die Erde als Kugel durchaus auch bekannt und akzeptiert war (aber natürlich, dass die Sonne um die Erde kreist).

Was ist richtig?
Danke, Stucki

Das mit der Kugel war im Mittelalter durchaus bekannt (bei Schiffen sieht man zuletzt den Mast,…), es gab sogar theologische Argumente (Kugel als „vollkommene“ Form - von vollkommenem Schöpfer gemacht) dafür.
Die Sache mit der Bewegung um die Sonne dagegfen war Ketzerei.

LG
Stuffi

Der gute Ptolemäus hatte (ca.) 170 n.Chr. aus Gründen der
damaligen wissenschaftlichen Kenntnisse und Vorstellungen eine
flache Erde postuliert. Bisher dachte ich, dieses sei
insbesondere auch kirchliche Lehre gewesen, wobei davon
abweichenden Meinungen Strafe nach sich zogen. Nun lese ich,
dass das keineswegs so war, dass die Erde als Kugel durchaus
auch bekannt und akzeptiert war (aber natürlich, dass die
Sonne um die Erde kreist).

Da die naturwissenschaftliche Methodik im antiken Griechenland unbekannt war, existierten beide Modelle gleichberechtigt nebeneinander, obwohl das Scheibenmodell offensichtlich den Beobachtungen wiedersprach. Es wurde sogar erwogen, daß die Erde um die Sonne kreist, nachdem man feststellte, daß die Sonne sehr viel schwerer als die erde sein muß. Im Mittelalter hat sich die Kirche dann willkürlich für eine Variante entschieden (und dabei zielsicher die falsche erwischt).

Lies mal meine Antwort auf MrStupid … (oT)
.

Worum es mir ging …
Hallo,
es ging mir allein um die Frage „War die Kugelgestalt der Erde im Mittelalter bei der Kirche Ketzerei bzw. unter Androhung von Strafe gestellt oder nicht?“

Da die naturwissenschaftliche Methodik im antiken Griechenland
unbekannt war, …

Was ist wissenschaftliche Methode? Die Griechen haben zwar keine oder nur wenig gezielte Experimente gemacht, sondern versucht, im Wesentlichen durch Beobachten und Denken hinter die Dinge zu kommen. Das ist schon wissenschaftlich!

… existierten beide Modelle gleichberechtigt
nebeneinander, obwohl das Scheibenmodell offensichtlich den
Beobachtungen wiedersprach.

Aristoteles hat die Kugelgestalt mit seinen Schülern postuliert:

  • Von einem Schiff sieht man zuerst den Mast, dann das ganze Schiff (ohne Fernrohr bei den kleinen Schiffen eigentlich erstaunlich),
  • bei einer Mondfinsternis ist der Schatten der Erde immer rund,
  • wenn man nach Norden bzw. Süden geht, verändert sich auch die Höhe der Sternbilder.
    Vielleicht hatten sie noch ein paar mehr Argumente.

Es wurde sogar erwogen, daß die
Erde um die Sonne kreist, nachdem man feststellte, daß die
Sonne sehr viel schwerer als die erde sein muß.

Das war Aristarch. Aristoteles hat ihn dafür allerdings der Gotteslästerung geziehen.
Ptolemäus’ Begründung gegen eine sich drehende Erdkugel war etwa: „Wir würden schwindelig werden und sonst wohin fliegen“.

Gruß, Stucki

Da die naturwissenschaftliche Methodik im antiken Griechenland
unbekannt war, …

Was ist wissenschaftliche Methode?

Ich sprach von der natur wissenschaftlichen Methodik.

… existierten beide Modelle gleichberechtigt
nebeneinander, obwohl das Scheibenmodell offensichtlich den
Beobachtungen wiedersprach.

Aristoteles hat die Kugelgestalt mit seinen Schülern
postuliert:

  • Von einem Schiff sieht man zuerst den Mast, dann das ganze
    Schiff (ohne Fernrohr bei den kleinen Schiffen eigentlich
    erstaunlich),
  • bei einer Mondfinsternis ist der Schatten der Erde immer
    rund,
  • wenn man nach Norden bzw. Süden geht, verändert sich auch
    die Höhe der Sternbilder.
    Vielleicht hatten sie noch ein paar mehr Argumente.

Genau das meinte ich. Trotz dieser Beobachtungen waren Scheibe und Kugel gleichberechtigte Modelle.

Kirche und Naturwissenschaft
Schon um
525 v.u.Z. schlossen die Pythagoräer, aufgrung philosophischer Überlegungen, dass die Erde eine Kugel sein müsse. Eine Kugel, so logelten sie, sei der Vollkommendste aller Körper. Na ja!
Erst Aristoteles interpretierte seine Beobachtungen. Ihm war aufgefallen, dass die Sternbilder am Himmel sich verschoben, wenn man nach Süden, bzw, nach Norden reiste.
Bei der Frage, ob die Erde im Mittelpunkt des Weltalls stehe, erst da kommt die Heilige Mutter Kirche ins Spiel. Da das geozentrische Weltbild sich widerspruchsfreier mit der Bibel vertrug, galt es 1800 Jahre als unumstößlich. Wer etwasd anderes behauptete war günstigstenfallsw nur ein Narr (Luther über Kopernikus) oder es wurde an ihm ein Exempel statuiert. Galilei bekam ja bis an sein Lebensende Hausarrest, da er der kirlichen Autorität nicht mehr widersprach.
Das ist übrigens ein Thema, wo die Kirche noch ihre Hausaufgaben machen muß.
Gruß, Alexander

Galilei bekam ja bis an sein Lebensende Hausarrest, da er der
kirlichen Autorität nicht mehr widersprach.
Das ist übrigens ein Thema, wo die Kirche noch ihre
Hausaufgaben machen muß.

Wieso? Galilei wurde doch schon rehabilitiert.

Ja, aber leider mit ein paar hundert Jahren Verspätung. Und das mußte erst ein Pole machen. Pope Paul hat das aber sehr vornehm umschrieben: „Die Kirche muß zugeben, das ihm [Galilei] großes Unrecht geschehen ist.“ Giordano Bruno wurde dabei aber nicht erwähnt. Schade!
Gruß vom Alexander, der einfach nicht kapieren will, wie man das Verbrennen von Herätikern mit dem Evangelium vereinbaren kann.

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… der einfach nicht kapieren will, wie man
das Verbrennen von Herätikern mit dem Evangelium vereinbaren
kann.

Kann man auch nicht! Kein geringerer als Kardinal Ratzinger hat das explizit gesagt: In einer Sendung letztens im Fernsehen über die Inquisition sagte er in seiner Eigenschaft als Chef der Glaubenskongregation zum Verbrennen und ähnlicher Praktiken: „Die haben halt das Evangelium nicht (richtig) gelesen.“ So einfach ist das …
Gruß, Stucki