Stark gereizter Zahnnerv: Wie lange? Was tun?

Hallo zusammen,

hier erstmal vorweg meine Fragen. Unten die ausführliche Geschichte, falls eine Frage ohne Vorgeschichte nicht so einfach beantwortet werden kann.

1.) Wie lange kann es wirklich dauern, bis sich ein stark gereizter Zahnnerv erholt?
2.) Was kann ich tun, um eine Besserung aktiv zu beeinflussen?
3.) Ist eine leichte Schwellung des Zahnfleisches/Kiefers bei einem stark gereizten Zahnnerv normal? Oder bedeutet dies, dass etwas mit den Wurzeln nicht stimmt?

Hier die Geschichte:

Aufgrund der Erneuerung einer Zahnfüllung im vorletzten Backenzahn (die alte Füllung ist rausgebrochen), habe ich seit 6 Wochen (da war die Behandlung) einen gereizten Zahnnerv.

Zwei Wochen nach der ersten Behandlung war ich wegen etwas anderem nochmal bei meinem ZA und sprach ein leichtes Ziehen auf der Seite des Zahnes an. Mein ZA meinte, das wäre normal, da er sehr nah am Nerv arbeiten musste und dieser dadurch sehr gereizt sein. Dies stellte mich erstmal zufrieden.

Um den Zahn wieder an den „Alltag“ zu gewöhnen, habe ich versucht wieder leicht auf ihm zu kauen. Zuvor habe ich ihn immer geschont. Doch das war nicht gut und weitere zwei Wochen später hatte ich heftige Schmerzen. Ein Wochenende überstand ich nur mit Schmerzmitteln (3 x Dolormin täglich) und ich ging am Montag sofort zum ZA.

Dort wurde mein Zahn geröngt, sowie Kälte- und Klopftest durchgeführt. Ich war mir sicher, es läuft auf eine Wurzelbehandlung hinaus, zumal ich vor der ersten Behandlung ca. ein halbes Jahr mit großem Loch im Zahn rumgelaufen bin, da ich zu feige war, eher zum ZA zu gehen. Mein ZA weiß dies auch.

Doch mein ZA meinte, er könne nichts auf dem Röntgenbild entdecken und auch die anderen Tests wären so wie sie wohl sein sollten. Vielmehr meinte mein ZA, dass mein Zahnnerv immer noch gereizt sei. Vermutlich wäre die Füllung zu hoch, so dass der Zahn immer zu stark belastet wird, wenn ich kaue oder mit den Zähnen irgendwie aufeinander komme. Folglich schliff der ZA noch etwas vom Zahn ab und meinte, es könnte bis zu vier Wochen (!) dauern, bis sich der geschwollen. Ansonsten habe ich keine Schmerzen.

Ansonsten habe ich keine Schmerzen.

Servus,

wenn dieser Satz sich auf den geschilderten Zahn bezieht, ist jetzt doch wohl alles in Ordnung, oder?

Gruß

Kai

Na ja, ich kann ja auf der Seite noch nicht kauen und bei leichten Druck mit dem Finger auf dem Zahn zieht es noch ein wenig.

Meine Angst ist eben nun, dass doch etwas schlimmeres ist als nur ein gereizter Zahnnerv. Ich befürchte eben, dass sich vielleicht doch was entzündet hat, als ich ca. 6 Monate lang mit einem großen Loch im Zahn rumgelaufen bin. Der Huppel am Zahnfleisch und die immer noch anhaltende Empfindlichkeit des Zahnes stärken meine Angst da nur.

Vielleicht hat ja jemand schonmal ähnliches durchgemacht.

Interessieren würde mich auch, ob ich die Reizung durch irgendwas positiv beeinflussen kann. Z.B. durch Kühlen oder irgendwelche Hausmittelchen.

hallöchen,

meinst du das mit empfinglichkeit des Zahnes, bezüglich auf kälte oder nur auf druck?

lg

Servus,

natürlich kann der Nerv in irgendeinem Entzündungsstadium sein. Die Druck- und Aufbeißempfindlichkeit kann aus zwei verschiedenen Gründen auftreten:

Vorlesungsmodus ON

  • der Zahn (die Füllung) ist zu hoch. Dann wird bei jedem Schließen erst einmal dieser Zahn getroffen bevor die anderen Zähne zusammenkommen. Das passiert bei jedem Schlucken (ca. 2000 x täglich).

Zwischen der harten Wurzel und dem harten Knochen liegt die empfindliche-, mit reichlich Drucksensoren ausgestattete-, großzügig mit Blutgefäßen versorgte Wurzelhaut. Die mag es nicht, wenn man sie 2000 Mal am Tag haut. Gewebe drücken ihre ‚Unzufriedenheit‘ mit den Verhältnissen in Form der Entzündung aus. Entzündung heißt wiederum mehr Durchblutung, und Entzündung heißt: Schwellung. Die Schwellung drückt den Zahn noch etwas weiter aus seinem Fach - Teufelskreis. Wenn Du Glück hast, hat sich so etwas bei Dir abgespielt. Dann ist die Ursache jetzt beseitigt. Die ‚beleidigten‘ Gewebe maulen noch eine Weile nach und dann ist es gut.

Hast Du Pech, haben sich Kariesbakterien vom Boden des offenen Loches in Richtung ‚Nerv‘ auf den Weg gemacht. Erreichen sie ihn, reagiert er mit, na?, mit Entzündung, richtig.

Zum Anschwellen hat die Zahnpulpa (so heißt der Nerv) keinen Platz, weil sie ringsherum von Hartgeweben eingesperrt ist. Der Druck in der Pulpa erhöht sich, aus dem Mikro-Loch am Wurzelende kann das Blut nicht so schnell heraus, wie es hineingepumpt wird. Gefäße platzen, die Pulpa geht unter. Bakterien fallen über das tote Gewebe her. Sie versuchen durch dasselbe kleine Loch von vorhin in den Organismus zu gelangen. Der Körper wehrt sich gegen diesen Infekt mit: Entzündung. Die Wurzelhaut ist das nächste Gewebe, das sich entzünden kann. Der lokale Blutdruck steigt, die Wurzelhaut schwillt an, der Zahn wird aus seinem Fach herausgehoben. Der Rest - siehe oben.

Nur, daß mit etwas Einschleifen nichts mehr zu erreichen ist. Jetzt muß entweder eine Wurzelbehandlung oder die Extraktion her.

Wie findet man heraus, welche der beiden Varianten Dich betroffen hat? Durch eine ‚Vitalitätsprobe‘, die meist in Form des Kältetests vorgenommen wird. Spürst Du die Kälte, (es muß schon der gemeine Kältespray des Zahnarztes sein) ohne daß es minutenlang weiterzieht, kann es die hohe Füllung gewesen sein. Spürst Du die Kälte nicht, ist der ‚Nerv‘ tot und Du müsstest bald weiter behandelt werden.

>Vorlesungsmodus OFF

Alles Gute noch einmal!

Kai

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Danke Kai, nach genau so einer Antwort habe ich gesucht, habe sie aber nirgendwo so klar verständlich finden können. Nun weiss ich genau, was im Zahn und Zahnfleisch passiert und was durch was ausgelöst wurde.

Da die Schmerzen zurückgehen und auch die Schwellung nicht größer wird, bin ich doch recht optimistisch. Beim Zahnarzt wurde auch dieser Kältetest gemacht. Dort habe ich die Kälte nur dann gespürt, wenn sie am Zahn war. Danach ging sie wieder weg. Noch ein Grund optimistisch zu sein :smile: