Hallo Tychi
Homosexualität als Konzept entstand durch die Fokussierung
auf Heterosexualität.
Homosexualität ist die Ausrichtung der eigenen Libido auf das gleiche Geschlecht. Wann und wo soll das ein Konzept sein? Verzeih meine Unwissenheit in diesem Punkt, ich verstehe ihn wirklich nicht.
Es gab nur Sexualität und jeder hatte Sex mit Frauen und mit Männern.
Das wird ja wohl heissen: Jeder Reiche bzw. Mächtige, der es sich leisten konnte. Immerhin wurde vermutlich nicht so sehr zwischen Ständen (Herren-Sklaven) oder Nationen unterschieden wie im Römischen Reich.
Mit dem Erscheinen der Kirche wurde der Liebe
zwischen unterschiedlichen Geschlechtern der Vorzug gegeben,
denn Sex wurde auf Fortpflanzung reduziert,
weil Spaß und Lust als sündig erklärt wurden.
Hier würdest Du mit Gewinn an Klarheit statt vom Erscheinen der Kirche zunächst mal von der Verbreitung des Judentums reden. Dieses kennt vergleichbare Vorschriften, wie sie die Kirche nachmals verbreitet hat.
Erst jetzt wurde eine klare Trennung zwischen homo und hetero
vollzogen und wahrgenommen und erst jetzt gab es diese beiden Formen
als entweder oder.
Das Problem ist, was heisst „erst jetzt“. Wie gesagt, im AT gibt es das für die jüdische Kultur schon seit wenigstens dem 4. Jhdt. v. Chr., im NT und damit für die Kirche seit Paulus, allerdings in Griechenland wohl erst 100 Jahre später, da zur Zeit des Paulus die christliche Kultur keineswegs Leitkultur, also vorherrschende Kultur war. Mit der Durchsetzung christlicher Moralvorstellungen als Gesetz können wir etwa ab Konstantin (4. Jhdt. n. Chr.) im Altrömischen Reich und ab Karl dem Grossen (8./9. Jhdt. n. Chr.) im Deutschen („Heiligen Römischen“) Reich sprechen. Der arabische Kulturraum ist zu jener Zeit vom Islam besetzt, weite Teile der Welt sind bis ins Spätmittelalter heidnisch.
Heute sind die allermeisten Menschen immer noch
entweder homo- oder heterosexuell
würde ich aus sexualpsychologischer Sicht bezweifeln, ohne ein Fachmann zu sein; gemäss meiner Einschätzung und gemäss dem Urteil meiner früheren Schulkameraden (mit denen ich über solche Dinge diskutierte) hat jeder Mensch wenigstens in der Pubertät mal beides bei sich, ist also über die Jahre hinweg gesehen bisexuell.
obwohl diese reinen Formen gar nicht zwingend notwendig sind
Hier wäre interessant, die Meinung der „Stockschwulen“ zu hören, die behaupten, sie könnten nur keusch bleiben, falls sie der Kirche folgen würden. Wenn das so ist, dann ist die reine Form der Homosexualität etwas Zwingendes, dem wenigstens gewisse Menschen machtlos ausgeliefert sind. Will ich (obwohl im übrigen Katholi) auch nicht zum Vorneherein bestritten haben.
Leider weiß ich nicht wirklich, wie das Leben
im antiken Griechenland war
oder was die Kirche wirklich gesagt und getan hat.
Wie gesagt, das „antike Griechenland“ wird wohl nicht bloss durch die Kirche verdrängt worden sein, sondern lag einerseits im Widerstreit mit einer ganzen Menge von Kulturen, die der Homosexualität gegenüber weniger freizügig waren, andererseits gab es Homosexualität bis zu einem gewissen Grade weiterhin, wenn auch gezwungenermassen im Untergrund. Was die Kirche betrifft, so galt Homosexualität (und gilt streckenweise bis in unsere Tage) in der Tat als moralisch verwerflich, weil das AT und Paulus in diese Richtung gehen. Im Unterschied zu anderen Dingen wird sie zum Teil auch drakonisch bekämpft. Ein möglicher Grund ist die von mir genannte Bisexualität vieler Menschen, die dann gewissermassen den Bösen nach aussen projizieren und umso energischer bekämpfen wollen.
Es wäre auch wichtig zu wissen, wie jene Völker
es halten und hielten, die nicht unter den Einfluss
der Kirche gerieten,
also wie verbreitet Bisexualität in der Menschheit eigentlich ist.
Da würde ich mal bei den Japanern gucken. Weiss aber hier nicht mehr und bin gespannt auf weitere Voten.
Gruss
Mike