Hallo Risco,
gegen die manisch-depressive Störung (heute als Bipolar I Störung oder bipolar affektive Störung bezeichnet) ist eine medikamentöse Therapie Pflicht, da es sich um eine schwere psychische Störung oft mit Selbst- und Fremdgefährdung, die genetisch bedingt ist und die sich in einem gestörten Stoffwechsel im Gehirn bemerkbar macht. In der akuten Episode fühlen sich Maniker nicht krank und sind deshalb zu einer Behandlung meistens nicht bereit, so daß eine Einweisung und Behandlung gegen deren Willen notwendig werden kann. Drogenmißbrauch, Straftaten, Aggressivität, Verwahrlosung, Herz-Kreislauf-Schwierigkeiten aufgrund exzessiver körperlicher Aktivität und körperliche Austrocknung stellen nicht selten Begleiterscheinungen einer manischen Episode dar.
Das Mittel der Wahl in der Therapie ist Lithium (Konzentration: 1-1,2 mmol/l), das zwar eine sehr gute vorbeugende Wirkung hat, aber dessen Wirkung im Akutfall erst 1-2 Wochen nach Beginn der Medikation einsetzt. In bestimmten Fällen kann auch Valproinsäure (20 mg pro kg Körpergewicht) eingesetzt werden.
Im Fall einer akuten manischen Episode müssen deshalb hochpotente oder atypische Neuroleptika wie bei der Schizophrenie (z.B. Haloperidol, 3x2 bis 3x3 mg pro Tag oral, oder Risperidon 4-6 mg pro Tag oral) gegeben werden. Bei mittelschweren bis schweren Episoden ist fast immer eine höhere Dosierung notwendig. Zusätzlich zu allen bisher genannten Medikamenten werden Benzodiazepine (z.B. Diazepam) und/oder niederpotente Neuroleptika empfohlen, da die Schlafinduktion / Sedierung das Grundprinzip der Therapie der manischen Episode darstellt.
Manische Episoden können sogar so schwer sein, daß Dosierungen der psychiatrischen Notfallmedizin notwendig werden:
- Levomepromazin (25-50 mg intramuskulär) oder Diazepam (10 mg intramuskulär oder intravenös) und/oder
- Haloperidol (10-15 mg intramuskulär oder intravenös).
Falls die Wirkung nicht ausreicht, sollten die genannten Medikamente in regelmäßigen zeitlichen Abständen (30-60 min) bis zur Tageshöchstmenge eingesetzt werden. Zudem ist eine Sicherung und Überwachung des Patienten am Krankenbett notwendig. Dies geschieht selbstverständlich zum Schutz des Patienten und seiner Mitmenschen.
Falls die medikamentöse Behandlung der manischen Episode ohne Erfolg bleibt, dann kann als ultima ratio die Elektrokrampfbehandlung eingesetzt werden, die in diesem Fall eine Erfolgswahrscheinlichkeit von immerhin 50% hat.
Psychotherapie ist in der manischen Episode - wie man sich aufgrund der oben genannten Symptome leicht vorstellen kann - wirkungslos. Sie kann und sollte jedoch nach Abklingen der manischen Episode eingesetzt werden, damit die Betroffenen die psychischen und sozialen Folgen der Episode verarbeiten können und um Verhaltensweisen zu ändern, die im Zusammenhang mit der manisch-depressiven Erkrankung stehen (z.B. Drogenmißbrauch).
Gruß,
Oliver Walter