Behandlungsmethoden gegen Manische Depression

Hallo,
ich würde gerne Wissen, welche behandlungs maßnahmen es gegen Manische Depression gibt. Ich hab im Internet, schon auf vielen Internet seiten nach einer antwort gesucht aber bisher hab ich nur Behandlungsmethoden gegen „Allgemeine Depressionen“ gefunden. Wie läuft das genau ab? Wie wird man als person mit Manischer Depression behandelt?

Es wäre echt nett wenn mir jemand eine antwort geben könnte.

Danke im Vorraus
Rico

Hi Rico,

wie ein Mensch mit irgendeiner psychischen Störung.

es gibt keine Sonderprogramme für bestimmte Krankheiten. gesucht wird der weg auf den der klient am besten anspricht. Das kann Gesprächstherapie, Gruppentherapie, Verhaltenstherapie, Medikation oder alles durcheinander oder was ganz anderes sein.

gruss

Hallo Risco,

gegen die manisch-depressive Störung (heute als Bipolar I Störung oder bipolar affektive Störung bezeichnet) ist eine medikamentöse Therapie Pflicht, da es sich um eine schwere psychische Störung oft mit Selbst- und Fremdgefährdung, die genetisch bedingt ist und die sich in einem gestörten Stoffwechsel im Gehirn bemerkbar macht. In der akuten Episode fühlen sich Maniker nicht krank und sind deshalb zu einer Behandlung meistens nicht bereit, so daß eine Einweisung und Behandlung gegen deren Willen notwendig werden kann. Drogenmißbrauch, Straftaten, Aggressivität, Verwahrlosung, Herz-Kreislauf-Schwierigkeiten aufgrund exzessiver körperlicher Aktivität und körperliche Austrocknung stellen nicht selten Begleiterscheinungen einer manischen Episode dar.

Das Mittel der Wahl in der Therapie ist Lithium (Konzentration: 1-1,2 mmol/l), das zwar eine sehr gute vorbeugende Wirkung hat, aber dessen Wirkung im Akutfall erst 1-2 Wochen nach Beginn der Medikation einsetzt. In bestimmten Fällen kann auch Valproinsäure (20 mg pro kg Körpergewicht) eingesetzt werden.

Im Fall einer akuten manischen Episode müssen deshalb hochpotente oder atypische Neuroleptika wie bei der Schizophrenie (z.B. Haloperidol, 3x2 bis 3x3 mg pro Tag oral, oder Risperidon 4-6 mg pro Tag oral) gegeben werden. Bei mittelschweren bis schweren Episoden ist fast immer eine höhere Dosierung notwendig. Zusätzlich zu allen bisher genannten Medikamenten werden Benzodiazepine (z.B. Diazepam) und/oder niederpotente Neuroleptika empfohlen, da die Schlafinduktion / Sedierung das Grundprinzip der Therapie der manischen Episode darstellt.

Manische Episoden können sogar so schwer sein, daß Dosierungen der psychiatrischen Notfallmedizin notwendig werden:

  1. Levomepromazin (25-50 mg intramuskulär) oder Diazepam (10 mg intramuskulär oder intravenös) und/oder
  2. Haloperidol (10-15 mg intramuskulär oder intravenös).
    Falls die Wirkung nicht ausreicht, sollten die genannten Medikamente in regelmäßigen zeitlichen Abständen (30-60 min) bis zur Tageshöchstmenge eingesetzt werden. Zudem ist eine Sicherung und Überwachung des Patienten am Krankenbett notwendig. Dies geschieht selbstverständlich zum Schutz des Patienten und seiner Mitmenschen.

Falls die medikamentöse Behandlung der manischen Episode ohne Erfolg bleibt, dann kann als ultima ratio die Elektrokrampfbehandlung eingesetzt werden, die in diesem Fall eine Erfolgswahrscheinlichkeit von immerhin 50% hat.

Psychotherapie ist in der manischen Episode - wie man sich aufgrund der oben genannten Symptome leicht vorstellen kann - wirkungslos. Sie kann und sollte jedoch nach Abklingen der manischen Episode eingesetzt werden, damit die Betroffenen die psychischen und sozialen Folgen der Episode verarbeiten können und um Verhaltensweisen zu ändern, die im Zusammenhang mit der manisch-depressiven Erkrankung stehen (z.B. Drogenmißbrauch).

Gruß,

Oliver Walter

Hi

z.B. hier:

http://www.depression-therapie-forschung.de/1001mani…
http://community.netdoktor.com/ccs/at/depression/fac…
A.

So zuallererst möchte ich mich für ALL die antworten bedanken. Danke!

Herr Walter,
ich hätte da noch ein paar fragen. Die Manische Depression also nicht Vollständig heilbar? Was ist mit den tri - tetrazyklischen medikamenten? Schlagen die betroffenen auf die Sorte Medikamente nicht an? Was bedeuten die begriffe: Schlafinduktion, mmol/l
Sind die von Ihnen genannten Medikamente Suchterregend?
Sorry für die vielen fragen… Und danke nochmal.

Hallo Risco,

nein, die manisch-depressive Störung ist nicht heilbar, weil ihre Ursache nicht beseitigt werden kann. Im günstigsten Fall geschieht es, daß die manischen und depressiven Episoden nicht mehr auftreten. Dies ist aber oft nicht der Fall. Mehr als 90% der Betroffenen erleben nicht nur eine einzelne Manische Episode, bei ca. 60-70% treten unmittelbar vor oder nach der Manischen Episode depressive Episoden auf. Zu Beginn des Störungsverlauf treten bei den meisten ungefähr 4 Episoden in 10 Jahren auf (ohne Behandlung mit Lithium), wobei zwischen den Episoden die Symptome bei den meisten (ca. 90%) anfangs vollständig zurückgehene (Vollremission). Im weiteren Verlauf nimmt die Anzahl der Episoden bei den meisten zu, die Häufigkeit von Restsymptomen und chronischen Zuständen außerhalb der Episoden wächst (20-50% der Betroffenen). Im Alter kehrt sich der Trend dann wieder um. Ein kleiner Teil der Betroffenen (5-15%) weist mehr als 4 Episoden im Jahr auf (sogenannte „Rapid Cycler“).

Zur Langzeitvorbeugung sollte Lithium eingesetzt werden (wirkt in 50-80% der Fälle), allerdings in geringerer Konzentration als während der akuten Manischen Episode. Die Angabe mmol/l ist eine aus der Chemie stammende Bezeichnung für die Anzahl der Teilchen eines Stoffes in einer Lösung. Hier sind es Lithiumteilchen pro Liter Blutserum. Ein mol sind ca. 6*1023 Teilchen. Ein Millimol (mmol) ist ein Tausendstel dieser Menge.

Antidepressiva können bei Vorherrschen depressiver Symptome zusätzlich eingesetzt werden, obwohl Lithium bei manisch-depressiver Störung auch gegen depressive Episoden wirkt. Allerdings ist der Einsatz von Antidepressiva bei dieser Störung zweischneidig, weil diese Medikamente die Episoden auch auslösen können.

Schlafinduktion bedeutet, daß die Medikation bei den Betroffenen zum Einsetzen des Schlafes führen soll, denn Maniker schlafen in der manischen Phase kaum, betätigen sich oft exzessiv und erschöpfen so ihren Körper, was sie allerdings nicht merken, da sie trotz körperlicher Erschöpfung hellwach sind und sich aller bester Laune und eines großen Tatendrangs „erfreuen“. Allerdings entspricht die tatsächliche Leistungsfähigkeit eben nicht der Befindlichkeit.

Die genannten Medikamente haben recht starke Nebenwirkungen, teilweise sehr schwere sowie schwere Langzeitnebenwirkungen (v.a. die Neuroleptika, deren Einsatz u.a. deshalb v.a. für die mittelschweren und schweren akuten manische Episoden beschränkt werden sollte). Sucht gehört, so viel ich weiß, nicht dazu. Die Nebenwirkungen sind so unangenehm, daß die Medikamente von den Betroffenen eher gegen ärztlichen Rat abgesetzt werden.

Gruß,

Oliver Walter

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hallo Herr Walther!
vielen Dank für ihre hilfe.

kummer
Hallo,

ich würde gerne Wissen, welche behandlungs maßnahmen es gegen
Manische Depression gibt.

selbstschutz. rückzug auf allen fronten. mut zur lücke, egal wie unentbehrlich andere dich erleben. intensive nabelschau. und schlaf. jeder retter ist ein potentieller bettler um aufmerksamkeit. schütze dich. du bist wichtig.

knuddel,

Hallo Ollie, das hört sich ja alles rein wissenschaftlich ganz toll und plausibel an…kaum funktioniert etwas nur noch schwergängig, in unserer Leistungsgesorientierten -Maschinerie-Gesellschaft, schon braucht nur ein Tropfen Öl dazugegeben werden, in der richtigen Milliliterzahl, versteht sich…ansonsten wird das „Teil“ aussortiert?
Nur vergisst du dabei vielleicht, dass es sich hierbei um Menschen handelt, welche vielleicht nur etwas mehr Zeit dazu brauchen, um Erlebnisse verarbeiten zu können, von denen du nichtmal zu träumen wagtest?
Ich empfehle in diesem Falle Respektberreitschaft u. Geduld.
Zu Nebenwirkungen fragen sie bitte ihr Gefühl oder ihren Egoismus.
Kato

Tja, Deine Kritik in Ehren, aber bei einer genetisch bedingten und nicht wirklich heilbaren Krankheit, die soweit geht, daß man zur Gefahr für sich und andere werden kann, ist dann wohl doch Ende der Fahnenstange.
Gut zureden allein hilft leider nicht immer.
Das hindert einen aber auch nicht daran, dem Kranken mit Respekt zu begegnen und ihn würdevoll zu behandeln.

Grüße,
Peter

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Unwissenheit?
Hi,

moderne Psychiatrie kann nicht auf Psychopharmaka verzichten. Wer so etwas fordert ist unwissend oder ein Scharlatan (kann man nur so drastisch ausdrücken). Sehr viele Krankheitsbilder sind nicht medikamentösen Therapien nicht zugänglich.

Einem Maniker kannst du zureden, ihn frei asoziieren lassen, seine Träume rauf und runter deklinieren, ihn den Urschrei üben lassen, seinen Charakterpanzer in bewegungstherapeutischen Sitzungen lockern, es wird ihm nicht helfen. Aber bestimmt wird es ein leichtes sein, ihn für diese Ideen zu begeistern *g.

Generell gilt, die Grundlage der Behandlung aller affektiven Psychosen bildet die Psychopharmakotherapie. Psychotherapeutische/ soziotherapeutische Maßnahmen sind oft sinnvoll als ergänzende Therapie. Um diese aber anwenden zu können, muß der Maniker auch erst mal ein bißchen runtergebracht werden.

Durch medikamentöse Behandlung können die Phasen der bipolaren Störung erheblich verkürzt werden, die Ausprägung der Symptomatik kann verringert und damit die Lebensqualität dewutlich verbessert werden.

Wer das Leiden, daß häufig mit solchen Störungen einhergeht (natürlich nicht während der manischen Episode, da fühlen sie sich oft gut), gesehen hat, wird nicht geneigt sein, diesen Patienten Hilfe vorzuenthalten.

Gruß

Yoyi

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selbstschutz. rückzug auf allen fronten. mut zur lücke, egal

wie unentbehrlich andere dich erleben. intensive nabelschau.
und schlaf. jeder retter ist ein potentieller bettler um
aufmerksamkeit. schütze dich. du bist wichtig.

dem du bist wichtig - würde ich bedigungslos zustimmen…

dem anderen jedoch aus heutiger sicht wiedersprechen.
rückzug auf allen fronten war genau das was ich lange zeit betrieben hab - erst als ich dort nähe zugelassen hab - kontakte gesucht - abwechselung gefunden hab war der weg aus der depression geebnet.

auch heute fällt es mir in den tief phasen schwer aus meinem loch rauszukommen - allerdings hab ich entlich entdeckt daß das der einzige weg ist für mich.

in der beziehung gibt es keinen ultimativ richtigen weg.
antidepressiva sind eine komponente - aber sie sind nicht das einzige was man machen kann udn muß um die depression zu bekämpfen…du mußt deinen eigenen weg finden - so schwer das auch manchmal erscheint.

viel glück für dich!

dem du bist wichtig - würde ich bedingungslos zustimmen…

ja, in einer gruppe so sehr, dass das was du tust, nicht mehr als strukturbildend sondern nur noch als muster erlebt wird. als stereotypie. als fließband-staccato, das miteinander zerhackt. bis zum ausgegrenztwerden. als permanentstörung. dann ist das, was du tust, für dich selbst nicht mehr sinnvoll, sondern nur noch treibhauseffektfördernd. wie viel widerstand du für dich selbst zulässt und aushältst, entscheidest du jeweils selbst. in deiner gruppe. ob familie oder team.

dem anderen jedoch aus heutiger sicht widersprechen.
rückzug auf allen fronten war genau das was ich lange zeit
betrieben hab - erst als ich dort nähe zugelassen hab -
kontakte gesucht - abwechselung gefunden hab war der weg aus
der depression geebnet.

indem du aus einer dich zerstörenden umgebung ausbrichst.

auch heute fällt es mir in den tief phasen schwer aus meinem
loch rauszukommen - allerdings hab ich entlich entdeckt daß
das der einzige weg ist für mich.

das leben ist kurz.

in der beziehung gibt es keinen ultimativ richtigen weg.

nicht jede beziehung ist es wert, dass du sie erträgst.

antidepressiva sind eine komponente

drogen sind keine.

  • aber sie sind nicht das
    einzige was man machen kann udn muß um die depression zu
    bekämpfen…du mußt deinen eigenen weg finden - so schwer das
    auch manchmal erscheint.

depression ist ein substantiviertes verb. nicht mehr als das. es beschreibt noch nicht einmal, wer wen wie womit erniedrigt.

herzlich,

Wichtiger Hinweis: Die Angaben zu Art, Dosierung und Häufigkeit der Medikation in diesem und dem anderen Posting von mir in diesem Thread entstammen medizinischer und psychologischer Fachliteratur. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit der Angaben wird nicht übernommen. Alle Angaben sind eigenständig zu überprüfen. Die Gabe dieser Medikamente ist nur Ärzten gestattet.