Wurzelbehandlung oder Zahn ziehen lassen?

Hallo, Ihr Wissenden!

Ich bräuchte mal Eure Meinungen/Ratschläge zu einem zahnärztlichen Problem:

Mir wurde vor einiger Zeit ein Backenzahn im Unterkiefer gezogen (war nicht mehr zu retten). Jetzt hat sich nach Angaben meiner Zahnärztin die Wurzel des Neben-Backenzahns entzündet.

Sie meinte, eine Wurzelbehandlung wäre nicht zu empfehlen, alldieweil ich ja Zahnersatz für die bereits vorhandene Lücke bräuchte und man an dem Zahn mit der entzündeten Wurzel nach einer Wurzelbehandlung keine Brücke festmachen könne, weil der zu brüchig wäre. Ihr Vorschlag war jetzt, den Zahn mit der entzündeten Wurzel auch zu ziehen und die Brücke über zwei Zähne zu machen.

So weit, so gut. Aber: Ich will eigentlich keine Brücke, weil die den umliegenden Zähnen auf die Dauer schadet bzw. die „Trägerzähne“ angreift, vor allem nicht über zwei Zähne. Implantate bezahlt die Kasse nicht, und ich denke, zwei Implantate sind schon recht teuer und recht viel.

Auf dem Heimweg ist mir dann was Anderes eingefallen: Warum nicht Wurzelbehandlung (Zahn bleibt erhalten) und ein Implantat (für die bereits bestehende Lücke)? Oder ist das technisch nicht machbar?

Ich will meine Zähne so lange behalten wie möglich - ich bin erst 25 und habe eigentlich noch gar keine Lust auf zu viel Zahnersatz…

Was meint Ihr dazu?

Für Eure Antworten schon im Voraus dankbar grüßt

Smiri

Hallo Smiri,

Deine Idee ist vernünftig. Es lohnt allemal den (erfolgversprechenden) Versuch, einen Zahn (auch im Seitenzahnbereich)durch eine Wurzelbehandlung zu retten. wenn Deine Zahnärztin das nicht tun möchte, so sollte Sie Dir einen endodontisch aktiven Zahnarzt empfehlen, der es macht.
Die pauschale Aussage, dass ein wurzelbehandelter Zahn nicht mehr als Brückenanker taugt, ist auch nicht ganz zeitgemäß.
Aber den jetzt fehlenden einzelnen Zahn durch ein Implantat zu ersetzen, ist die substanzschonendste Methode, denn für eine Brücke müssen die Nachbarzähne abgeschliffen werden.

Sprich nochmal mit deiner Zahnärztin. Wenn sie selbst keine Implantate (und keine Wurzelkanalbehandlungen bei vielleicht etwas schwierigeren Fällen) macht, ist das nicht ehrenrührig - aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen hätte, wenn dies dann anderenorts gemacht würde.

Lieben Gruß
Dantis

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Servus Smiri,
es gibt kein grundsätzliches ‚unmöglich‘ für Deine Idee. Folgende Fragen sind bei Deiner Lückenversorgung zu stellen:
1.) Was muß alles gut gehen?
2.) Was kann alles schief gehen?

Gut gehen muß -
a)die Wurzelbehandlung
nachdem es sich um einen Backenzahn handelt, ist die Prognose nicht so toll. Es scheint sich ja um eine chronische Entzündung zu handeln, deren Folgen bereits den umliegenden Knochen betreffen. Sonst wüßte Deine Zahnärztin gar nicht, daß der Zahn entzündet ist. Es müßte also nicht nur die Wurzelbehandlung problemlos durchgeführt werden können (Hindernisse dafür sind zum Beispiel gebogene Wurzeln, mehrere Wurzeln, oder beides), es müßte dann auch mindestens ein Jahr abgewartet werden, ob der entzündliche Prozeß im Knochen ausheilt. Statistische Chancen dafür sind eher mau.

b) die Implantation
Dafür sind die statistischen Chancen gut. Ich kenne einen Implantologen, dessen 10-Jahres Überlebensrate bei über 90% liegt. Bei jungen Menschen wie Dir, ist auch meistens genug Knochen da.

Schief gehen kann-

  • die Wurzelbehandlung. Bei gesetzlich Versicherten sind deshalb die Richtlinien für die Kostenübernahme dafür ziemlich restriktiv. Frag Deine Zahnärztin, ob die Wurzelbehandlung von der Kasse bezahlt wird. Sonst hast Du die Kosten und das statistische Risiko dazu. UND im Zweifelsfall eine neue Lücke neben Deinem neuen Implantat. Horror - oder?

  • die Implantation. Das hängt ein bißchen von Deinen speziellen anatomischen Verhältnissen und vor allem vom implantierenden Zahnarzt/ärztin ab. Das Seitenzahngebiet des Unterkiefers ist die Wunschregion der Implantologen - weil’s da relativ einfach geht.

Mit zu bedenken ist auf jeden Fall, daß nach erfolgreicher Wurzelbehandlung AUCH meist eine Krone fällig wird (ebenso wie bei einer Brücke). Die technischen Erfordernisse der Wurzelbehandlung schwächen einen Zahn so, daß man ihn bald überkronen muß, weil er sonst zerbrechen kann. Moderne adhäsive Füllungstech- niken lassen zwar hoffen, daß es damit auch geht - Langzeitstatistiken dafür gibt’s noch nicht, oder nicht genug.

Fazit: bei der Implantatlösung sparst Du Dir eine Krone (die auf dem Zahn vor der Lücke). Dafür gehst Du das Risiko ein, daß Du im schlimmsten Fall mit zwei Implantaten aus der Geschichte hervorgehst. Nur der Vollständigkeit halber: die Implantate nützen ja nix. Erst mit den (meistens zu teuren) Kronen darauf hat die Sache einen Sinn.

Sorry - kürzer ging es nicht!
Kai

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Hallo, Kai!

Danke für Deine prompte Antwort!

Eine Frage hab ich aber noch:

Nur der Vollständigkeit halber: die
Implantate nützen ja nix. Erst mit den (meistens zu teuren)
Kronen darauf hat die Sache einen Sinn.

–> Also, du meinst jetzt das Zeug auf den implantierten Stiften, die „Ersatzzähne“, quasi, oder? (Ich dachte, das Ganze - also Stift mit Kunstzahn drauf - hieße Implantat)

Zu allem Übel kommt auch noch dazu, daß mir alle vier Weisheitszähne gezogen werden sollen, und da will die Ärztin natürlich wissen, ob der fünfte Zahn (der mit der entzündeten Wurzel) gleich mit raus soll oder nicht. Zwei Implantate wären auch meine Wunschlösung, aber: Kann ich das bezahlen? Ich fürchte, nein. Daher dachte ich daran, den einen Zahn erstmal zu erhalten und den anderen zu ersetzen. Aber wenn die Prognosen eh so schlecht sind und ich dann eine Krone brauche (die ich ja auch selbst zahlen muß, oder? Außerdem ist der Zahn schon so arg gefüllt, daß da nicht mehr viel zum Überkronen übrig ist. Ich habe echt SCHLECHTE Zähne…), dann lieber gleich alle faulen Zähne raus und zwei Implantate rein.

Sorry - kürzer ging es nicht!
Kai

Danke, so lang wars gar nicht! Aber dafür sehr informativ!!!

Hallo, Dantis!
Danke für die prompte Antwort!

Aber den jetzt fehlenden einzelnen Zahn durch ein Implantat zu
ersetzen, ist die substanzschonendste Methode, denn für eine
Brücke müssen die Nachbarzähne abgeschliffen werden.

–> das will ich ja sowieso. Brücke auf gar keinen Fall, sonst hab ich bald gar keine Zähne mehr!!!

Sprich nochmal mit deiner Zahnärztin. Wenn sie selbst keine
Implantate (und keine Wurzelkanalbehandlungen bei vielleicht
etwas schwierigeren Fällen) macht, ist das nicht ehrenrührig -
aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen
hätte, wenn dies dann anderenorts gemacht würde.

–> ich habe demnächst nochmal einen Termin, bei dem genau abgeklärt wird, was alles kostet (also Kostenvoranschläge besprechen und so), da werde ich sie nochmal genau fragen. Zur Not gehe ich noch zu nem anderen Zahnarzt und hole eine zweite Meinung ein. Sind ja immerhin meine Zähne und meine GEsundheit, nicht wahr?

Danke nochmal und beste Grüße,
Smiri