- Gähnen
Herzhaftes Gähnen nur für Feten wichtig
Im Mutterleib ist es notwenig, nach der Geburt nur noch ein soziales Signal: Gähnen begleitet uns dennoch ein Leben lang.
Egal ob Säugling, Kind oder Erwachsener – wer gähnt, tut damit etwas völlig Sinnloses und Überflüssiges. Doch warum zum Teufel gähnen wir dann? Forscher aus South Carolina haben herausgefunden, daß Feten im Mutterleib bereits in der 11. Woche anfangen zu gähnen. Und das nicht etwa aus Langeweile: Das intrauterine Gähnen dient dazu, den Druck in der Lunge zu vermindern und Gewebefetzen sowie sezerniertes Sekret hinauszubefördern und damit Dilatationen der Atemwege zu verhindern. Eine Funktion also, die im späteren Leben nicht mehr gebraucht wird. Vielleicht hält sich das Relikt aus Gebärmutterzeiten ja deshalb so hartnäckig, weil es zu einem sozialen Signal geworden ist, heißt es im „New Scientist“.
Und der ARD-Buffet-Teledoktor Aart C. Gisolf sagt dazu …
Warum nur gähnen Mensch und Tier ?
Gähnen tun wir, wenn wir müde sind, oder wenn wir uns langweilen, aber auch, wenn wir morgens wach werden. Viele Menschen denken, daß wir aus Sauerstoffmangel im Gehirn gähnen. Wissenschaftler aber haben herausgefunden, daß weder Sauerstoffmangel noch Kohlensäure-Überschuß zu vermehrtem Gähnen führen. Wahr ist aber, daß durch das tiefe Einatmen die Durchblutung des Gehirns angeregt wird.
Gähnen ist ein Reflex.
Ein Reflex ist eine immer wieder auftretende gleiche Reaktion auf einen Reiz. Welcher Reiz aber das Gähnen auslöst, ist nicht bekannt. Der Reflex spielt sich aber nicht im Gehirn ab. Die interessanteste Beobachtung in dieser Hinsicht wurde in der Schweiz gemacht, wo ein Patient, vollständig gelähmt durch einen Hirntumor, plötzlich anhaltend gähnte. So konnten die Neurologen feststellen, daß der Gähnreflex nicht vom Gehirn gesteuert wird, sondern vom Hirnstamm. Das ist das Übergangsgebiet zwischen Gehirn und Rückenmark.
Gähnen ist, wie sie wissen, sehr ansteckend. Wir haben es ja gesehen: nicht nur für Menschen, auch für Tiere! Vielleicht ist das der Schlüssel zum Geheimnis. Ein Londoner Psychiater meint, daß das Gähnen ein sehr alter Reflex ist, der die Herdentiere dazu bringt, ihre Müdigkeit zu ‚synchronisieren‘. Das heißt, alle Tiere der Herde werden animiert, gleichzeitig schlafenzugehen. Das spart Energie.
Beim Menschen hängt das Gähnen unter anderem mit dem Zuckergehalt im Blut zusammen. Eine Unterzuckerung führt zu vermehrtem Gähnen. Aber Gähnen hat auch etwas mit der psychischen Verfassung zu tun. Langeweile führt zu Gähnen und hat wahrscheinlich als Funktion, den Geist wieder etwas auf Trab zu bringen. Ebenso gähnt man, um Anspannung abzubauen. Es ist ja bekannt, daß Athleten gähnen, kurz bevor sie das Rennen beginnen, Fallschirmspringer gähnen, bevor sie springen und Kampffische gähnen, kurz bevor sie zum Angriff übergehen. Es ist wahrscheinlich ein Reflex, der mit Veränderungen der Hirnaktivität einhergeht.
Und ansteckend ist es vermutlich deswegen, weil es, wie gesagt, bei Herdentieren praktisch ist, wenn die Tiere mehr oder weniger gleichzeitig ihr Verhalten ändern.
Der Mensch ist halt auch ein Herdentier.
Thema Aberglaube: Man glaubte, daß Gähnen gefährlich sei, weil der Teufel dann in Mückengestalt in den Körper fahren könne. Darum hielt man sich beim Gähnen die Hand vor den Mund.
Aber das nur nebenbei!
Gruß!
Chris