Leichenstarre

Hallo Leute
welcher Arzt kann mir mal mit einfachen Worten erklären , was es mit der Leichenstarre auf sich hat ? Wann tritt sie ein ein und vor allen Dingen , was passiert da genau ? Und was ist mit meinem Schnitzel , was ich mir bei Rewe an der Kühltheke kaufe ? hat es die Leichenstarre schon hinter sich oder bekommt Schlachtvieh keine Starre ? ziemlich unappetittliche Fragen , ich weiß , aber sie interressieren mich doch !!
Gruß
Dietmar

Huhu Dietmar!

Wann tritt sie ein ein
und vor allen Dingen , was passiert da genau ? Und was ist mit
meinem Schnitzel , was ich mir bei Rewe an der Kühltheke kaufe
? hat es die Leichenstarre schon hinter sich oder bekommt
Schlachtvieh keine Starre ?

Also, ich weiss nur, dass sie bei Mäusen seeeehr schnell eintritt, und zumindest ein paar Stunden anhält, sich dann aber wieder löst.
Mich würde mal interessieren, ob das bei Menschen ähnlich fix geht oder ob es da Tage dauert? Und wovon das abhängt?
Die Sache mit dem Fleisch hab ich mich auch gefragt, nachdem meine erste Maus gestorben ist. Das Fleisch hat die Leichenstarre schon hinter sich. Kein besonders leckerer gedanke, aber sowas sollte man als Fleischesser vielleicht doch mal bedenken (und ich es trotzdem weiter Fleisch :wink:.

ziemlich unappetittliche Fragen ,

ich weiß , aber sie interressieren mich doch !!

Nicht nur Dich, mich interessiert es auch!!

Liebe (morbide?) Grüsse :wink:
Bine

Hallo Dietmar

Bei der Leichenstarre kommt es zur Verhärtung der Muskulatur, weil kein ATP mehr produziert wird, das man zum Entspannen der Muskeln braucht. Wenn du mal an einem Marathon oder ähnlichen Quälaktionen teilgenommen hast, hast du vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass sich auf einmal Muskelkrämpfe einstellen und alles irgenwie verhärtet. Das liegt daran, dass dann deine ATP-Reserven aufgebraucht sind und du erst Nachschub produzieren musst, bevor sich deine Muskeln wieder richtig entspannen können.

Im Todesfall wird natürlich auch kein ATP mehr hergestellt und es ist nach ca. 4-12 Std. aufgebraucht (chem. Reaktionen laufen noch eine ganze Weile im Körper weiter, auch wenn du schon tot bist) und es tritt die Leichenstarre ein.

Nach ca. 1-6 Tagen löst sich die Starre wieder, weil dann der Zerfall der Muskelzellen einsetzt und sie nicht mehr die Spannung halten können. Das nennt man dann auch Verwesung.

Tiere, die als Nahrung in den Handel kommen, haben die Leichenstarre bereits hinter sich

Guten Appetit wünscht der Salbader

Ist der Ausdruck bei Fleisch zum Verzehr nicht …
das Fleisch ist abgehangen?

Guten Appetit!

Faten :wink:

Hallo,

das Fleisch ist abgehangen?

Jawoll! Rindfleisch haengt meines WIssens ca. 8 Tage ab bevor es verzehrfertig ist.
Und beim Fasan: den haengt man an den Schwanzfedern auf. Wenn er abfaellt ist er zum Festschmaus bereit.

Gruss, Niels

URL?
Huhu Niels!

Kann man solche Sachen auf irgendeiner Page nachlesen?
Also, wie lange welches Fleisch abhängen muss etc., bevor man es isst?

Bine

http://www.stmelf.bayern.de/ernaehrung/tagestip_ehb/…

Hallo Salbader
Tolle Antwort , die ich da von Dir erhalten habe . Zwischenbemerkung : Danke auch an die anderen , die sich die Mühe gemacht haben , mir zu antworten .
Trotzdem noch einige Fragen bzw. Anmerkungen zu deinen Ausführungen .

Bei der Leichenstarre kommt es zur Verhärtung der Muskulatur,
weil kein ATP mehr produziert wird, das man zum Entspannen der
Muskeln braucht. :
Im Todesfall wird natürlich auch kein ATP mehr hergestellt und
es ist nach ca. 4-12 Std. aufgebraucht (chem. Reaktionen
laufen noch eine ganze Weile im Körper weiter, auch wenn du
schon tot bist) und es tritt die Leichenstarre ein.

in Krimis sieht man immer wieder , der Doc beugt sich über den Toten , packt ihn an und sagt : der ist seit 6-7 Stunden tot. Nach deiner obigen Ausführung ( 4 bis 12 Std. ) kann er sich also nicht nur auf die Leichenstarre verlassen . Welche Merkmale hat er denn sonst noch , den Todeszeitpunkt zu bestimmen ?
Oder geht das nur im Film so ?

Nach ca. 1-6 Tagen löst sich die Starre wieder, weil dann der
Zerfall der Muskelzellen einsetzt und sie nicht mehr die
Spannung halten können. Das nennt man dann auch Verwesung.

Tiere, die als Nahrung in den Handel kommen, haben die

Leichenstarre bereits hinter sich

Im Umkehrschluß heißt das also , das Fleisch , daß ich mir an der Theke kaufe , ist schon ganz leicht am Verwesen , und wenn ich es noch 2 Tage bei mir im Kühlschrank liegen lasse , ist es eigentlich schon verdorben ? Habe ich das so richtig verstanden ???

Wenn das alles so stimmt , werde ich wohl lieber Vegetarier .

Letzte Frage : wo kommen denn die enormen Zeitunterschiede her ?
4 bis 12 Stunden beim Abbau des ATP , und 1 bis 6 Tagen , bis die Leichenstarre vorbei ist ?

Guten Appetit

Danke , aber heute erst mal nicht .

Gruß
Dietmar

Hallo Dietmar,

freut mich, wenn du mit meiner Antwort was anfangen konntest. Also auf in die nächste Runde:

Welche
Merkmale hat er denn sonst noch , den Todeszeitpunkt zu
bestimmen ?
Oder geht das nur im Film so ?

So spontan mit einem Blick ermitteln nur Pille & Co den Todeszeitpunkt. Wenn man etwas mehr Zeit und eine gut sortierte Prosektur hat, geht es aber auch schon ziemlich genau. Es gibt einige unsichere und sichere Todeszeichen und jede Menge Meßwerte, die man ermitteln kann, um den Todeszeitpunkt möglichst genau zu ermitteln. Am „Tatort“ kann man feststellen:

unsichere Todeszeichen:

  • Blässe der Haut
  • Kühle der Extremitäten
  • Fehlen von Reflexen
  • keine Atmung, kein Puls, keine Herzschläge über dem Herzen zu hören.

Diese Zeichen sind aber noch nicht beweisend.

sichere Todeszeichen:

  • Totenflecken = bläulich verfärbte Flecken, die sich an der Unterseite des Körpers ab 1/2 Std. nach Eintritt des Todes finden. Wenn der Tote auf dem Bauch liegt also auf der Vorderseite des Körpers. Manchmal entstehen sie schon während des Sterbens. Die Totenflecken entstehen, weil das Blut nach unten sinkt und stellenweise aus den Gefäßen ins Gewebe sickert. Innerhalb der ersten 12 Std. laufen diese Flecken immer mehr ineinander.
  • Totenstarre
  • Fäulniszeichen

Man kann dann den Todeszeitpunkt mit Hilfe vieler Untersuchungen ermitteln, manchmal geht das auf die Stunde genau.

  • Temperatur messen (Haut und Kerntemperatur) und den Wert in Abhängigkeit zur Umgebungstemperatur auswerten.
  • Die Totenstarre bzw. deren Lösung im Zusammenhang mit den Umständen des Todes auswerten (Energiezehrende Vorerkrankung, im Krimi: befand sich der Tote vorher auf der Flucht vor seinem Mörder und hatte sein ATP schon aufgebraucht bevor er starb oder wurde er plötzlich in seinem Sessel sitzend ermordet?)
  • Sind die Totenflecken schon zusammengelaufen oder sind sie noch klein und umschrieben.
  • Seit einiger Zeit gibt es die Methode der Madenbestimmung. Befinden sich bereits Maden auf dem Körper, besonder in Körperöffnungen wie Augen-, Nasen-, Ohren- und Mundöffnung? In welchem Entwicklungsstadium befinden sich die Maden? (Ab der ersten Todesstunde legen Fliegen ihre Eier auf toten Körpern ab, wenn sie an ihn rankommen können. Bei Toten, die außerhalb geschlossenen Räumen gefunden werden eine sehr sichere Methode der Zeitpunktbestimmung.
  • Gewebezustand von Haut und inneren Organen, Mumifizierungsgrad, und Vieles mehr

Nach ca. 1-6 Tagen löst sich die Starre wieder,

Im Umkehrschluß heißt das also , das Fleisch , daß ich mir an
der Theke kaufe , ist schon ganz leicht am Verwesen , und wenn
ich es noch 2 Tage bei mir im Kühlschrank liegen lasse , ist
es eigentlich schon verdorben ? Habe ich das so richtig
verstanden ???

Verdorben ist das Fleisch erst, wenn es unangenehm riecht und/oder sich bereits sichtbar aufzulösen beginnt, allerdings würde ich auch sagen, dass der Zeitpunkt nach 1-2 Tagen im Kühlschrank schon erreicht sein dürfte. Vom Zeitpunkt des Kaufs bis zum Verzehr sollte nicht viel Zeit vergehen, wenn man das Fleisch nicht tiefkühlt und so das Fortschreiten der Verwesung stark verlangsamt.

Verwesungsbeginn und Verderben des Fleisches liegen zeitlich auseinander, die Begriffe sind also nicht identisch. Wenn wir Fleisch essen, dann ist es IMMER am verwesen, weil totes Fleisch nun mal keine Zellernährung mehr hat und deshalb die Zellen absterben = verwesen. Der Mensch ist ein Aasfresser.

Wenn das alles so stimmt , werde ich wohl lieber Vegetarier.

Es schadet dem Menschen nicht, dass er ein Aasfresser ist, er ist daraufhin ausgerichtet und es bekommt ihm ausgezeichnet, wenn er gutes Fleisch in Maßen isst. Also immer locker bleiben.

Letzte Frage : wo kommen denn die enormen Zeitunterschiede her
?
4 bis 12 Stunden beim Abbau des ATP ,

Es kommt drauf an, wieviel ATP-Reserven vorhanden waren, als der Tote starb. Wenn er vorher einen Marathon hingelegt hat, tritt die Totenstarre praktisch mit Eintritt des Todes ein, wenn er völlig ausgeruht im Sessel saß, als ihn ein Herzschlag ereilte, kann es bis zu 12 Std. dauern, bis es soweit ist. Dann spielt der Ernährungszustand auch noch eine Rolle. Wer völlig ausgehungert ist, wird schneller eine Totenstarre bekommen als einer, der vorher noch gut gegessen hatte … und jede Menge anderer Faktoren.

und 1 bis 6 Tagen , bis
die Leichenstarre vorbei ist ?

Das kommt vor allem auf die äußeren Umstände an. Eine Leiche, die gut konserviert in einem Kühlhaus liegt, wird nicht so schnell in Verwesung übergehen, wie eine, die im Hochsommer irgendwo in einem schwarzen Auto liegt.

Gruß vom Salbader

2 Like

Hallo Salbader
Danke sehr für Deine wirklich ausführlichen Beschreibungen . Dich wünsche ich mir als Hausarzt ( meiner hat an seinen Patienten wohl kein rechtes Interresse ( mein Gefühl )). Bei weiteren Fragen in dieser Richtung werde ich mich wieder vertrauensvoll an Dich wenden . Ansonsten noch eine angenehme Arbeitswoche
bis denne
Dietmar