Auch Physik: Welchen Vorteil bieten Breitreifen?

HalloAlle,

Klingt zwar mehr nach „Vierraeder“, hat aber eher mit Physik zu tun. Wer kann mir (sinnvoll) erklaeren, welchen Vorteil Breitreifen am Auto bieten? Ich habe doch a) hoeheren Verbrauch (in meinen Augen kein Vorteil) und b) (uralte Reste aus Physik) bedeutet doch die groessere Aufstandsflaeche, dass ich mit geringerem Druck pro Flaecheneinheit fahre (nicht IM Reifen, sondern wo er draufsteht!) Denn die Masse des Autos veraendert sich eigentlich (mal vom Reifengewicht abgesehen) nicht. Die Auflageflaeche wird groesser, also der Auflagedruck geringer. Und bei geringerem Auflagedruck, laesst dann nicht die Haftung nach?

Gruesse

Dr. Technics

Aaaaalso, hier mal mein Erklärungsversuch:

Nehmen wir mal an, du würdest dir einen zweiten Satz Reifen ans Auto schrauben. Die neuen Reifen sind genau doppelt so breit wie die alten.
Damit würdest du eben auch die Aufstandsfläche exakt verdoppeln.

Soweit so gut, aber dadurch würde sich ja - wie du schon richtig erkannt hast - das Gewicht des Autos nicht ändern. Dadurch bleibt der Anpressdruck des Fahrzeugs gleich. Einerseits hast du die doppelte Aufstandsfläche, der ‚Aufstandsdruck pro Flächeneinheit‘ halbiert sich jedoch im Gegenzug.

Aus diesem Grund ist es streng theoretisch betrachtet vollkommen unerheblich, welche Reifenbreite du hast!!!

Jetzt kommt das ABER:

In einem bestimmten Grenzbereich (z.B. in einer engen schnell gefahrenen Kurve) beginnen die Reifen sprichwörtlich Gummi auf der Straße zu lassen. Dieser Abrieb hat eine gewisse klebende Wirkung, die dem Fahrzeug hilft, die Spur noch zu behalten.

Je größer dies Abriebfläche ist, je breiter also der Reifen ist, desto größer ist auch die hinterlassene „Klebefläche“, die dabei hilft, stabil die Spur zu halten.
Hierdurch scheint es also einen gewissen Vorteil von Breitreifen zu geben.

Besonders leicht lässt sich dieser Vorteil bei einer Vollbremsung ausmachen: Breitere Reifen bringen das Fahrzeug schlichtweg geringfügig schneller zum stehen.

In der Formel 1 machen sich die Rennsportler dieses klebende Schmieren des Reifens bewusst zu Nutze, indem sie die Räder vor der Montage sogar noch zusätzlich mit Heizmatten erhitzen, um die Klebewirkung zu fördern.

Für den normalen Straßenverkehr spielen diese Effekte jedoch eine geringere Rolle, so dass es nicht sonderlich sinnvoll ist, sich übertrieben große Reifen aufzuschrauben.
Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Situation auf nasser Straße wiederrum ganz anders aussieht:

Ein doppelt so breiter Reifen, müsste pro Zeiteinheit bei gleicher Geschwindigkeit auch eine doppelt so große Wassermasse verdrängen.
Damit schwimmt das Fahrzeug wohl auch in etwa doppelt so schnell auf (Aquaplaning).

Gruß
Tomm

P.S. Erklärung vielleicht nicht 100%ig wissenschaftlich korrekt, aber ich denke, dass sie im Kern ganz passabel ist.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Herr Doktor,

Ja, die Rollreibung steigt und mithin auch der Verbrauch.
Ja, der Auflagedruck wird geringer, aber exakt proportional zum Ansteig der Auflagefläche, womit also die Haftreibung gleich bleibt, unabhängig von der Auflagefläche. Naja, auch das stimmt nur für Oberflächen, die sich nicht verzahnen - der Gummi allerdings verzahnt sich im Asphalt. Darum steigt die Haftreibung mit der Auflagefläche, und zwar stärker, als der Auflagedruck abnimmt. Das ist der springende Punkt.

Wenn das jetzt noch nicht klar war, gibts auf Nachfrage noche ein Beispiel.

Gruß
Jochen

Danke an alle! (owT)
:wink: