Eisen und Magnetismus - warum eigentlich?

Hallo Physiker,

meine Nichte ist neun Jahre alt und ansonsten ziemlich clever, aber gestern hat sie mir eine Frage gestellt, welche mich doch sehr in Verlegenheit gebracht hat, da mein Physikunterricht doch schon eine Zeitlang her ist.

Die Frage ist eigentlich recht simpel und trotzdem bitte ich um eure Hilfe:

Aus welchem Grund ist Eisen eigentlich magnetisch?
Woran liegt es, dass Eisen von einem Magneten angezogen wird und z.B. Kupfer nicht?
Und gibt es vielleicht doch noch andere Metalle, die magnetische Eigenschaften haben?

Ich bitte um eure Hilfe, da ich nicht als kompletter Idiot dastehen will.

MfG

Dirk J. Rottmayer

Die Frage ist eigentlich recht simpel und trotzdem bitte ich
um eure Hilfe:

Aus welchem Grund ist Eisen eigentlich magnetisch?
Woran liegt es, dass Eisen von einem Magneten angezogen wird
und z.B. Kupfer nicht?
Und gibt es vielleicht doch noch andere Metalle, die
magnetische Eigenschaften haben?

Hallo Dirk,
die Frage mag simpel sein-, die Antwort ist es nicht.
Ich stellte die gleiche Frage kuerzlich im Chemiebrett und erhielt gute Antworten, die aber sogleich wieder neue Fragen aufwarfen. Ich kopiere Dir mal die Antwort von Moriarty ein, empfehle aber auch die folgenden Antworten im Archiv unter „Besonderheit von Eisen?“ nachzulesen.
Gruss, Marcus

Titel Re: Besonderheit von Eisen?
Thema Biologie und Chemie
Autor Moriarty
Datum 28.1.2001 12:37 Uhr


Warum ist Eisen magnetisch und andere Metalle nicht?
Ich bitte, eventuelle Antworten so zu formulieren, dass ich
sie als Laie verstehen kann.

Hi, es gibt auch noch andere Metalle, die „magnetisch“ sind, etwa Kobalt. Man nennt diese Metalle „ferro-magnetisch“, was Du vermutlich als magnetisch bezeichnest.
Das Phänomen des Ferromagnetsimus bezeichnet die Eigenschaft von Stoffen, ihre magnetischen Momente makroskopisch auszurichten. Atome haben immer ein magnetisches Moment (sind also kleine Magneten). Bei den Ferromagneten richten sich all die magnetischen Momente der Atome in eine Richtung aus. Dies geschieht durch eine quantenmechanische, nicht unbedingt leicht zu verstehende Wechselwirkung zwischen den Atomen. Bei den meisten Atomsorten klappt das nicht, aber bei einigen schon, was am Aufbau der Orbitale (eine Art Elektronenbahnen) und der Wechselwirkung der Orbitale verschiedener Atome untereinander liegt.

Gruss, Moriarty

Link zum Archiv
Tach,

weiss nicht ob das mit dem link funktiniert, aber anbei der Artikel im Archiv wie schon zitiert.

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

ciao slam

Hi Dirk :smile:

Den Magnetismus in Cobalt, Eisen und Nickel verursachen die sogenannten 3d-Elektronen (Elektronen in der 3d-Schale). In metallischen Verbindungen dieser Atome (3d-Übergangsmetalle, Festkörper) überlappen sich die 3d-Orbitale ganz leicht. Es entsteht so eine Bandstruktur, in der die 3d-Elektronen quasi von einem Atom zum anderen hüpfen können. Man nennt diese 3d-Elektronen auch „itinerant“. Diese 3d-Elektronen tragen nicht zur Stromleitung bei. Das machen die 4s-Elektronen, deren Orbitale sich im Festkörper so stark überlappen, dass sie sich fast völlig frei, sozusagen als „Elektronengas“ durch das Metall bewegen können.

Also, schauen wir uns die itineranten 3d-Elektronen näher an. Wie alle Elektronen besitzen auch die 3d-Elektronen eine Eigenrotation, einen sog. Spin. Mit diesem Spin ist ein magnetisches Dipolmoment verbunden (um sich selbst rotierende Elektronen stellen quasi einen Kreisstrom dar). Dieser Spin ist eine rein quantenmechanische Erscheinung und die Vorstellung als Eigenrotation des Elektrons ist nur eine geistige Vorstellungshilfe. Wir können jedoch berechnen, dass sich Elektronen nur linksherum oder rechtsherum drehen können. Entsprechend zeigt dann ihr Magnetfeld nach oben oder nach unten. Die Physiker sprechen von up- und down-Spins. Weiterhin besagt eine Grundregel der Quantenmechanik, dass sich zwei gleiche Spins nicht zu nahe kommen können. Ein up-Spin hat also zu einem anderen up-Spin immer einen gewissen Mindestabstand. Ebenso ein down-Spin zu einem down-Spin. Nahe zusammen können nur ein up-Spin und ein down-Spin kommen. (Daher sind volle Atomorbitale auch mit einem up- und einem down-Spin besetzt.) Das ist der eigentliche Grund für den Magnetismus! Die Elektronen in den 3d-Bändern können nämlich ihre Bewegungsenergie reduzieren, indem möglichst viele von ihnen gleiche Spins haben. Haben z.B. alle Elektronen einen up-Spin, können sie sich nicht mehr so frei bewegen, weil sich ja 2 up-Spins nicht zu nahe kommen dürfen. Und da jedes physikalische System seine Energie minimieren möchte, wird die Gleichausrichtung aller Elektronenspins angestrebt. Daraus resultiert ein Überschuss an up-Spins und daher kommt der Magnetismus.

Dieses Ordnungsphänomen tritt eigentlich nur bei den 3d-Elektronen auf (ein bisschen auch bei den 5f-Elektronen). Denn hier kleben die Elektronen recht stark an ihren Muttermolekülen. Die thermische Bewegungsenergie kann die magnetische Anordnung daher nur schlecht verhindern. Ganz anders ist das z.B. mit den 4s-Elektronen, die sich ja als „Elektronengas“ quasi frei durch das Metall bewegen können. Hier verhindert die thermische Bewegung jede magnetische Ordnung.

Es gibt noch eine andere Form des Magnetismus, den der Seltenen Erden. Dieser basiert auf den 4f-Elektronen, hat aber einen anderen Mechanismus als Grundlage. Dies würde hier aber, denke ich, zu weit führen …

cu Stefan.

Hi,
nach all diesen zwar korrekten, aber sehr wissentschaftlichten Erklärungen probier ich es mal einfacher:
das Eisen hat ungepaarte Elektronen in seinen Orbitalen. Je mehr ungepaarte Elektronen ein Stoff hat, dest „magnetischer“ (ferromagnetischer) wird er.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi :smile:

das Eisen hat ungepaarte Elektronen in seinen Orbitalen.

Stimmt. Aber das besondere an Eisen ist, dass die 4s-Schale schon mit Elektronen besetzt wird, bevor die 3d-Schale voll ist. Normalerweise geben nämlich die Atome in Metallen ihre ungepaarten Außenelektronen ins „Elektronengas“ ab. Zurück bleiben dann nur vollbesetzte und daher unmagnetische Elektronenschalen. Bei den 3d-Übergangsmetallen (wie z.B. Eisen, Nickel, Cobalt) und bei den Aktiniden (5f-Elektronen) jedoch existieren selbst in der metallischen Bindung noch nicht-vollbesetzte Elektronenschalen, nämlich die 3d- bzw. die 5f-Schalen …

Je mehr ungepaarte Elektronen ein Stoff hat, dest „magnetischer“
(ferromagnetischer) wird er.

Falsch! Die Mechanismen sind sehr kompliziert. Theoretisch müsste von den 3d-Übergangsmetallen Nickel am ferromagnetischsten sein. Experimentell ist es aber Eisen! Wenn du in einer metallischen Bindung eine sehr stark magnetisches Atom hast, dann sammeln sich Leitungselektronen um dieses Atom herum an, richten ihren Spin entgegengesetzt zum Magnetfeld des Atoms aus (Energieminimierung) und neutralisieren so das magnetische Moment des Atoms völlig. Dafür erhöht sich der elektrische Widerstand des Metalls erheblich, weil eben die Leitungselektronen an dem magnetischen Atom kleben … Festkörperphysik ist extrem komplex, so dass man mit so Aussagen wie deiner obigen eigentlich immer falsch liegt :smile:

cu Stefan.