Pilze - Wachstum

Hallo,

war als Kind oft mit meinem Vater beim Pilzesammeln. Er sagte einmal, dass Pfifferlinge, nachdem sie aus der Erde schießen, noch weiterwachsen, Steinpilze aber nicht. Steinpilze würden aus der Erde „schießen“ und der Hut öffnet sich dann. Darum kann man auch die allerkleinsten Steinpilze mitnehmen, beim Pfifferling sollte man die Kleinen aber noch stehenlassen, die würden ja weiterwachsen (wenn sie dann nicht ein anderer Pilzliebhaber findet)

Stimmt das?

Habe bei der Suche im Internet nichts darüber finden können - wäre aber sehr interessiert an einer Antwort-.

Vielen Dank im voraus
LG
Katharina

Stimmt das?

Ist absoluter Quatsch.

LG, Jesse

Hallo, Jesse,
im Prinzip hast du zwar nicht ganz unrecht, aber man kann das schon ein wenig netter rüberbringen.

Hallo, Katharina,
Da war dein Papa aber wohl ein wenig uninformiert.
Zum einen sind „Pilze“, also das, was wir unter diesem Namen gemeinhin suchen, finden und ggf. verzehren, eigentlich nur ein Teil des Gesamtgebildes Pilz.
Was wir da sehen sind lediglich die Fruchtkörper eines Fadengeflechtes (Mycel) das den Boden durchzieht und eine recht umfangreiche Fläche einnehmen kann.
Auch Steinpilze wachsen als kleine Knöpfchen aus dem Boden heraus und auch wenn sie den Schirm geöffnet haben, wachsen sie noch weiter. Genauso wie Die Pfifferlinge, die Birkenpilze, die Butterpilze und welche anderen Arten es noch gibt.

Was dein Vater vielleicht gemeint hat, war, dass die kleineren Pilze meist noch keine Fraßspuren von Schnecken und Maden haben und es daher dumm wäre, darauf zu warten, bis sie größer sind. Das trifft aber auf Pfifferlinge genauso zu, nur weil sie kleiner sind, ist das Smmeln dann ein bissel mühsamer.

Grüße
Eckard

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Hallo Jesse,
Hallo Eckard,

habe mich nochmal ein bisserl schlau gemacht. Das wir über die Fruchtkörper sprechen war mir auch klar. Mein Vater hatte auch gar nicht so unrecht. Steinpilze kommen aus dem Boden (natürlich nach und nach) und bilden dann innerhalb einer Stunde den Hut aus, d.h. der Fruchtkörper des Steinpilzes „wächst“ eine Stunde und das wars. Vielleicht habe ich mich in meiner Frage und jetzt in meiner Antwort nicht ganz so klar ausgedrückt, aber der Steinpilz wächst nicht so wie wir das von den Pfifferlingen kennen (die aus der Erde kommen, zuerst ganz klein sind und sich erst nach und nach zu stattlichen Exemplaren ausbilden).

Vielen Dank für eure Antworten, hätte aber gerne doch eine etwas „wissenschaftlichere“ Antwort gesucht - vielleicht auch mit Quellenangaben.

Übrigens, mein Vater war Botaniker und hätte mir das sicherlich genau erklären können - er hatte ein sehr fundiertes Pilzwissen, leider lebt er aber nicht mehr.

Gruß
Katharina

…der Fruchtkörper des Steinpilzes
„wächst“ eine Stunde und das wars.

Vielen Dank für eure Antworten, hätte aber gerne doch eine
etwas „wissenschaftlichere“ Antwort gesucht - vielleicht auch
mit Quellenangaben.

Hallo Katharina,

jetzt würde ich selbst mal gern um eine Quellenangabe bitten. Es ist mir zwar klar, dass höhere Pilze u.U. sehr schnell wachsen (respektive Fruchtkörper bilden) können, da der Transport der zum Wachstum benötigten Nährstoffe über das Pilzmycel über große Strecken reicht schnell möglich ist, weil die Hyphen oft gar nicht in diskrete Zellen separiert oder die Zellwände perforiert sind. Aber das es möglich ist, einen Fruchtkörper mit bis zu einem Meter Schirmdurchmesser und vielen kg Gewicht in nur einer Stunde auszubilden ist mit meinem Wissen über die Wachstumsraten irdischer Lebensformen nur sehr schwer zu verbinden. Der Transport der benötigten Nährstoffe geschieht über Diffusion und die braucht ihre Zeit, ebenso die anschließende Bildung neuer Zellen. Sebst Bakterien brauchen wenigstens 20 min, um aus einer Zelle zwei zu machen und Pilze sind langsamer.
Ich glaube, ich glaube das noch nicht mal, wenn ich es in einem wissenschaftlichen Fachmagazin lese, es sei denn, die Erkärung wäre bestechend logisch. :smile:

LG, Jesse

Hallo Katharina,

zwischen Pfifferling und Steinpilz gibt es gar keinen so großen Unterschied bezüglich des Wachstums. In der Reife haben die Sporenträger beider Arten ihre spezifische durchschnittliche Größe (mit Abweichungen). Will heißen: Die kleinen Steinpilze, deren Hüte noch geschlossen sind, wachsen selbstverständlich auch - wie die Pfifferlinge, wenn man sie lässt - zu größeren, reifen Fruchtkörpern heran. Bei beiden Arten nimmst du den kleinen Fruchtkörpern, wenn du sie sammelst, die Chance, zu wachsen und auszureifen. Kein Unterschied. Natürliche Schwankungen der Größe sind Art- und Standortbedingt.

Dass Pilze der Größe eines ausgewachsenen Steinpilzes innerhalb einer Stunde wachsen, halte ich für ein Gerücht/Märchen. Ich selbst habe mehrfach Ansammlungen von ähnlichen Röhrenpilzen (z.B. Birkenrotkappen, Hexenröhrlinge etc.) über Tage beobachtet und festgestellt, dass deren Fruchtkörper bei durchschnittlich feuchtem Frühherbstwetter (gelegentliche Schauer) immerhin 3 bis 5 Tage (teilweise noch länger) benötigten, um zu erntereifen, frischen, leckeren Pilzen heranzuwachsen. In einer Stunde schaffen die das nie und nimmer. Kleinere Pilzarten (die wirklich kleinen) können es schaffen, innerhalb weniger Stunden auszureifen und dann wieder zu vergehen. Größere (Lamellen-)Pilze können auch schon mal in einem Tag auswachsen. Kein echtes Wachstum (Massezunahme) aber eine Öffnung und Streckung der Hüte kann man bei jung geernteten Scheidenstreiflingen innerhalb von wenigen Stunden nach der Ernte beobachten. Pfifferlinge werden etwas schneller reif als Steinpilze, sie sind ja auch ein gutes Stückchen kleiner. Doch grundsätzlich wachsen auch bei Pfifferlingen die ganz kleinen Fruchtkörper, genau wie beim Steinpilz, bis zu ihrer artspezifischen Größe heran, sofern man sie lässt.

Um Pilze ranken sich leider immernoch viele Märchen und Gerüchte, die sich standhaft halten, obwohl sie längst widerlegt und teilweise wirklich extrem unsinnig sind. Viel Halbwissen wird so von Generation zu Generation übertragen. Jeder, der sich für Pilze interessiert, sollte sich wenigstens ein anständiges Buch darüber besorgen, und sei es ein einfaches Bestimmungsbuch. Da stehen oft auch viele Begleitinformationen drin. Manche Bücher enthalten sogar einen separaten Teil, der sich ausschließlich damit beschäftigt, mit Märchen/Gerüchten/Sagen aufzuräumen.

Gute Websites mit vielen Infos, weiterführenden Links und Buchtipps gibt es natürlich auch:

http://www.pilzepilze.de
http://www.magwien.gv.at/ma59/pilze/
http://www.pilzzeit.de
http://www.tintling.com
http://www.mykonet.ch
(to be continued)

Lieben Gruß
Huttatta