Erinnerung und Vorstellungskraft

Hi Leute.

Hab da mal drei ziemlich schwierige Fragen und bin für jede Anregung dankbar. Bin nämlich gerade sehr praktisch mit den ersten beiden Probs befaßt. Das dritte ist eher Spaß am Rande.

  1. Simples Experiment: Ich stelle mir eine Tasse auf
    den Tisch, beglotze sie solange, bis ich meine, ich
    habe alle Einzelheiten gesehen und gespeichert. Ich
    schleiße die Augen und sehe: nix. Außer ein paar
    Farbklekse natürlich. Das Abbild der Tasse läßt sich
    nur schwer wiederherstellen. Ich würde das Ding unter
    Tausenden Tassen wiedererkennen. Ich würde sogar in
    der Lage sein, einzelne Teile der Tasse detailiert zu
    beschreiben, Besonderheiten zu nennen etc. Nur ich
    kann das Bild nicht als Vorstellung wiederkriegen. (Wobei es nach vielleicht zehn Minuten dann doch leichter fällt, das Bild zu reproduzieren aber auch dann nicht komplett)
    Wenn ich das öfter Versuche, gelingt es, sofort nach
    dem Schließen der Augen einzelne Teile zu
    reproduzieren. Aber es würde Wochen dauern, die ganze
    Tasse zu „sehen“/vorzustellen.
    Gibt es eine Möglichkeit, neben dem normalen Training
    durch ständiges Üben, diese (ich sag mal) visuelle
    Vorstellungsfähigkeit zu trainieren?

  2. Erweiterung des Experiments. Diesmal ist Kaffee in
    der Tasse und die Aufgabe besteht darin, neben dem
    Bild auch noch Geruch und u.U. das Gefühl, das der
    aufsteigende Wasserdampf beim Beglotzen auf der Haut
    hinterläßt zu reproduzieren. Gleiche Probleme, gleiche
    Fragen.

  3. Inwieweit sind Bilder, die ich vor längerer Zeit
    aufgenommen habe, an die ich mich aber nicht mehr
    erinnern kann, wieder abrufbar? Beispiel: Irgendeine schöne Urlaubstour und irgendetwas genial spannendes gesehen. Die Erinnerung daran ist sehr
    bruchstückhaft und eher noch zwei- denn
    dreidimensional. Kann ich diese Erinnerungslücken
    wieder schließen und wie ist das trainierbar?

Alles Liebe. TheO, der schon ziemlich gespannt ist.

  1. Simples Experiment: Ich stelle mir
    eine Tasse auf
    den Tisch, beglotze sie solange, bis ich
    meine, ich
    habe alle Einzelheiten gesehen und
    gespeichert. Ich
    schleiße die Augen und sehe: nix. Außer
    ein paar
    Farbklekse natürlich. Das Abbild der
    Tasse läßt sich
    nur schwer wiederherstellen. Ich würde
    das Ding unter
    Tausenden Tassen wiedererkennen. Ich
    würde sogar in
    der Lage sein, einzelne Teile der Tasse
    detailiert zu
    beschreiben, Besonderheiten zu nennen
    etc. Nur ich
    kann das Bild nicht als Vorstellung
    wiederkriegen. (Wobei es nach vielleicht
    zehn Minuten dann doch leichter fällt,
    das Bild zu reproduzieren aber auch dann
    nicht komplett)
    Wenn ich das öfter Versuche, gelingt es,
    sofort nach
    dem Schließen der Augen einzelne Teile zu
    reproduzieren. Aber es würde Wochen
    dauern, die ganze
    Tasse zu „sehen“/vorzustellen.
    Gibt es eine Möglichkeit, neben dem
    normalen Training
    durch ständiges Üben, diese (ich sag mal)
    visuelle
    Vorstellungsfähigkeit zu trainieren?

Lieber Theo,
Ich bin sehr verwundert über Deine Ausführungen, denn sie widersprechen meiner jahrzentelangen Berufserfahrung als Medienpsychologe. Dieses von Dir beschreebene Phänomen kann darin begründet liegen, dass die captoralinternen synkopischen Mittelhirnsynopsen, nicht ausreichend gereizt wurden, was dazu führt, dass ein verspätetes erlernen nur unter erhöhtem Aufwand stattfinden kann. (Nachzulesen in: Prof. Dr. Dr. med. J. Potzkoten; Grundzüge der synoptischen Gehirnstrukturen 3. Aufl., Aachen 1999, ISBN 3- 8006- 2125-6)
Das Du damit heute als Aussenseiter gilst, liegt auf der Hand. Den gerade visuelles Verständnis ist heute unerlässlich und auch schon Ziel vieler Produkte. Man denke nur an den Multimedia Bereich, der Lernen anhand von Bildern erleichtern soll.

  1. Erweiterung des Experiments. Diesmal
    ist Kaffee in
    der Tasse und die Aufgabe besteht darin,
    neben dem
    Bild auch noch Geruch und u.U. das
    Gefühl, das der
    aufsteigende Wasserdampf beim Beglotzen
    auf der Haut
    hinterläßt zu reproduzieren. Gleiche
    Probleme, gleiche
    Fragen.

Geruch ist ähnlich wie Schmerz nicht reproduzierbar. Wir können uns lediglich an ihn erinnern, und zwar in der Form „Es hat gut/schlecht gerochen“

  1. Inwieweit sind Bilder, die ich vor
    längerer Zeit
    aufgenommen habe, an die ich mich aber
    nicht mehr
    erinnern kann, wieder abrufbar? Beispiel:
    Irgendeine schöne Urlaubstour und
    irgendetwas genial spannendes gesehen.
    Die Erinnerung daran ist sehr
    bruchstückhaft und eher noch zwei- denn
    dreidimensional. Kann ich diese
    Erinnerungslücken
    wieder schließen und wie ist das
    trainierbar?

Diese Lücken können bei einem gesunden Menschen geschlossen werden. Dies ist aber oft nur mit der Hilfe eines ausgebildeten Fachmanns möglich.

Grüsse
-Thomas-

Lieber Thomas.

Vielen Dank für die Antwort. Sie hilft mir erstmal beim Weiterdenken.

Man denke nur an den Multimedia
Bereich, der Lernen anhand von Bildern
erleichtern soll.

Das hat natütlich auch Vorteile. Werbung in Zeitungen z.B. gelangt scheinbar gar nicht erst ins Langzeitgedächtnis, da ich die a) sowieso übersehe und b), das, was davon trotzdem aufgenommen wird, nicht speichere, womit jeder Wiederholungseffekt futsch ist:wink:

Diese Lücken können bei einem gesunden
Menschen geschlossen werden. Dies ist
aber oft nur mit der Hilfe eines
ausgebildeten Fachmanns möglich.

Hab mich dazu inzwischen auch woanders umgehört. Es scheint immer dann zu gehen, wenn neben den visuellen Eindrücken auch andere, besonders gut eignen sich emotionale, Eindrücke gespeichert werden.
Da die offensichtlich mit den Bildern verknüpft sind, lassen sich diese reaktivieren.
Habs getestet und es funktioniert. Auch wenn es erstmal anstrengend ist.

Bin inzwischen auch zur Ansicht gelangt, daß mich das Problem nicht wirklich beunruhigen muß :wink:

Alles Liebe, TheO

Hallo, TheO,

es ist tatsächlich enorm hilfreich, wenn man neben den vordergründigen Information weitere Sinneseindrücke ganz bewußt wahrnimmt: Farben, Formen, Klänge, Emotionen (sind am besten), Gerüche etc. Je mehr Eindrücke, desto besser!

Ich weiß nicht, wie der andere Thomas (der Medienpsychologe) auf die Idee kommt, man könne Gerüche nicht reproduzieren. Ich habe zwar keine genau Vorstellung, was er mit „Reproduktion“ meint, aber ich persönlich kann mich oft sogar an feinste Nuancen eines Geruches erinnern (etwa schon in dem Moment, wenn ich nur das Wort „Kaffee“ lese). Dann fällt mir aber nicht nur der Geruch ein, sondern sogar zum Beispiel, wo ich diesen schon mal wahrgenommen habe.

Falls dich das Problem doch beunruhigen sollte, kann ich dir das Buch „Memory Power“ von Tony Buzan und Wolfram Stanek ans Herz legen. Dort werden auf anschauliche Weise die Funktionen der beiden Gehirnhälten beschrieben und Merktechniken vorgestellt.

Ich selber bin vor etwa einem Monat deutscher Mannschafts-Memory-Meister geworden. Es hat sich gezeigt, dass regelmäßiges Training die Merkfähigkeit aber auch die Aufnahmefähigkeit verbessert, die Kreativität steigert und ganz allgemein die Sinne schärft.

Der Clou: JEDER kann es, sobald er einmal die grundlegenden Techniken (nicht Tricks) erlernt hat.

Viel Erfolg dabei wünscht dir

Thomas Rosenberg

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Thomas.

Ich weiß nicht, wie der andere Thomas
(der Medienpsychologe) auf die Idee
kommt, man könne Gerüche nicht
reproduzieren.

Ich denke inzwischen, das Prob besteht einfach darin, daß es nahezu unmöglich ist, experimentell zu bestätigen, daß Gerüche erinnert werden können.
Wenn Du Dich an eine visuelle Wahrnehmung erinnerst, kannst Du sie relativ gut beschreiben, zeichnen, am Rechner halbwegs reproduzieren. Versuch das mal mit Gerüchen.
Soll heißen, auch wenn ich der Meinung bin, ich erinnere mich daran, kann das wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.
Vielleicht hat er das gemeint. Ich kann mich inzwischen auch relativ gut an Gerüche erinnern, wenn auch nicht so gut, wie Du es von Dir beschriebst.

Ich selber bin vor etwa einem Monat
deutscher Mannschafts-Memory-Meister
geworden.

Ups. Memory war mir bisher ein Greuel. Aber ich trainiere inzwischen visuele Erinnerungen. Klappt zwar im Ultrakurzbereich immer noch am schwersten. Aber mal probieren, vielleicht krieg ich das ja inzwischen hin.
Ansonsten herzlichen Glückwunsch!

regelmäßiges Training die Merkfähigkeit
aber auch die Aufnahmefähigkeit
verbessert, die Kreativität steigert und
ganz allgemein die Sinne schärft.

Glaub ich inzwischen. :smile:

Der Clou: JEDER kann es

Yepp, abgesehen von Leuten mit Lernbehinderungen. :wink:

Viel Erfolg dabei wünscht dir

Danke und vielen Dank für die Antwort. Werd mir vielleicht mal das Buch mit den Trainingsanleitungen besorgen.

Alles Liebe, TheO