simmt das überhaupt? wenn ja, wieso?
Genau wie bei den Tragflächen eines Flugzeuges hängt der Auftrieb, den die Rotorblätter erzeugen, von ihrem Anstellwinkel und der Geschwindigkeit ab, mit der sie sich durch die Luft bewegen.
Wie bereits in weiter unten in diesem Forum erwähnt hat der Rotor eine konstante Drehzahl, so daß der Pilot nur den Anstellwinkel der Rotorblätter verstellen muß, um den Hubschrauber steigen oder sinken zu lassen. Weil dabei der Anstellwinkel aller Rotorblätter gleichzeitig verändert wird, nennt man das kollektive Blattverstellung.
Daneben gibt es noch die Möglichkeit, den Anstellwinkel in Abhänbgigkeit von der augenblicklichen Position des Rotorblattes zu variieren. Weil sich diese Variation des Anstellwinkels bei jeder Umdrehung des Rotors wiederholt, nennt man sie zyklische Blattverstellung. Wenn der Anstellwinklel beispielsweise erhöht wird, während sich das Rotorblatt nach hinten bewegt und verringert wird, während es sich nach vorn bewegt, dann wird der Auftrieb hinten größer als vorn und der Hubschrauber neigt sich nach vorn. Mit der zyklischen Blattverstellung kann der Pilot also die Neigung des Hubschraubers steuern.
Da die Rotordrehzal konstant ist, hängt die Geschwindigkeit, mit der sich ein bestimmter Punkt eines Rotorblattes durch die Luft bewegt nur von seinem Abstand zur Rotorachse ab. Sobald sich der Hubschrauber aber in Bewegung setzt, addiert sich seine Geschwindigkeit zur Geschwindigkeit der Rotorblätter. Da sich die Rotorblätter auf der einen Seite aber nach vorn und auf der anderen Seite nach hinten bewegen wird ihre relative Geschwindigkeit zur Luft auf der einen Seite größer und auf der anderen Seite kleiner. Da diese Geschwindigkeit aber den Auftrieb beeinflußt, wird damit auch der Auftrieb auf der einen Seite größer und auf der anderen Seite kleiner. Dieses Verhalten nennt man Auftriebsasymmetrie und führt dazu, daß der Hubschrauber sich zur Seite neigt. Dem muß der Pilot durch eine entsprechende Veränderung der zyklischen Blattverstellung entgegenwirken (wenn ihm das keine Automatik abnimmt).
Die Kompensation der Auftriebsasymmetrie durch Variation der zyklischen Blattverstellung hat aber Grenzen. Für den extremen Fall, daß der Hubschrauber sich schneller nach vorn bewegt, als das Rotorblatt nach hinten, würde der Autrieb auf einer Seite des Hubschraubers vollkommen wegfallen und könnte durch keine noch so extreme Blattverstellung kompensiert werden.
In der Realität ist aber schon viel früher Schluß. Wenn der Hubschrauber so schnell fliegen würde, daß die Kompensation der Auftriebsasymmetrie an die Grenzen der zyklischen Blattverstellung stößt, wäre der Hubschrauber nicht mehr manövrierfähig, weil er sich nur noch auf eine Seite neigen kann.
Bei Hubschraubern mit zwei gegenläufigen Rotoren tritt dieses Problem zwar nicht auf, aber auch sie können nicht beliebig schnell werden, weil bei hohen Geschwindigkeiten noch ein weiters Problem auftritt:
Während die relative Geschwindigkeit der Rotorblätter auf der Seite, auf der sich sich gegen die Flugrichtung bewegen mit zunehmender Geschwindigkeit des Hubschraubers immer langsamer wird, wird sie auf der gegenüberliegenden Seite immer schneller und erreicht irgendwann eine Geschwindigkeit, bei der es zum Strömungsabriß kommt. Wenn das passiert, dann verliert der Hubschrauber auf dieser Seite schlagartig an Auftrieb und wird manövrierunfähig oder stürzt sogar ab.