kürzlich sah ich in einem Technik-Kaufhaus im Bereich
„Car-Hifi“ eine Form wie eine Thermosflasche mit der
Aufschrift 2 Farad und einer dreistelligen Ziffernanzeige im
Kopf. Preis um 198 €.
Wozu ist das denn gut?
Hallo Pat,
wenn Du 198 € kassieren könntest, würdest Du das Geld nehmen, aber nicht solche Frage stellen. Wenn Du aber den technischen Sinn hinterfragst, kann die Antwort nur lauten: Es gibt keine technische Begründung. Der Einbau dieses Teils ist unsinnig.
Eine Kapazität von 2 F heißt im Klartext: 2 Ampere x Sekunde/Volt. Dieses Teil wird letztlich der Batterie parallel geschaltet. Eine Autobatterie hat aber eine Kapazität nicht etwa weniger lächerlicher Ampere x Sekunden, sondern tausendfach höheren Ampere x Stunden. Zudem ist eine Batterie, ebenso wie ein Kondensator, in der Lage, kurzzeitig einen gewaltigen Kurzschlußstrom in der Größenordnung etlicher 100 A zu liefern.
Die Parallelschaltung von Autobatterie und Kondensator entspricht ungefähr dem, wenn jemand einem Airbus-Triebwerk noch einen Gummibandmotor zur Unterstützung anbietet.
Jetzt gibts noch das Argument der ach so gewaltigen Induktivitäten der Kfz-Verkabelung, die hohes di/dt nicht zulassen. Was auch die kräftigste Musikanlage aus dem Bordnetz „lutscht“, hat allenfalls Anstiegsgeschwindigkeiten im Bereich einiger zig Mikrosekunden - lächerlich lahm. Wer nicht gerade ganze Kabeltrommeln mit viel zu kleinem Querschnitt zur Versorgung seines Krachmachers benutzt, wird von der Verkabelungsinduktivität niemals etwas bemerken.
Tatsächlich gibt es viele Fälle, wo einer leistungsfähigen Stromversorgung noch eine Kapazität parallel geschaltet wird. Dabei spielt aber die Größe des Kondensators eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist dessen induktivitätsarmer Aufbau und insbesondere kurze Verbindungen von Masse und „heißem Ende“. Die Vorgänge, um die es dabei geht, übersteigen aber die Möglichkeiten und Vorstellungen eines Autoschraubers. Dabei eingebaute Kondensatoren kosten auch nicht 198 €, sondern vieleicht 19 Cent.
Im Audio-Bereich tummelt sich so manches, das eher in die Eso-Szene, aber nicht in die Technik gehört.
Gruß
Wolfgang