Adelstitel?

Hallo Spezialisten und Rechtskundige,

bei einem Gespräch mit einer Kundin, Frau von X., redete ich sie versehentlich und ohne Hintergedanken mit Frau X an. Daraufhin wurde mir sehr herablassend beschieden:„Frau von X“.
Das „von“ bitte als Fettdruck mit drei Ausrufungszeichen betrachten.
Diese höchst unfreundliche Art regt meinen Widerstand. Nach meinem Wissen wurde der „Adel“ schon 1918 in Deutschland abgeschafft.
Frage: Haben die Angehörigen dieses alten (und teilweise verstaubten) Adels einen rechtlichen Anspruch auf die Titulierung „von“?
Wer kennt sich da aus? Vielen Dank schon vorab
Frank

da liegst du schief !
das „von“ ist genauso wie „Dr.“ Prof" oder ähnlich erworbene Titel ein BESTANDTEIL des namens. und der träger hat einen anspruch auf eine korrekte anrede. das erfordert schon die höflichkeit.
stell dir vor du heißt müller-turgau - und dann kommt da irgend so ein schnösel dahergelaufen und redet dich mit „hallo herr müller“ an. dein gesicht möchte ich sehen.
rewe

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Hallo Frank,

ob die Dame nun unfreundlich war oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen, schließlich war ich nicht dabei. Aaaaaaber… Widerstand? Weil jemand auf die korrekte Anrede besteht? Sorry, aber das kann ich nicht verstehen. Ich weiß, wie superzickig Kunden sein können, deswegen auf die Barrikaden zu gehen lohnt sich allerdings nicht (ist auch nicht dem Geschäft zuträglich *g*).

Aber zurück zum Thema: ‚von‘ ist Bestandteil des Namens und wenn jemand darauf besteht, meinetwegen. Fahr’ mal nach Österreich… Da hat jeder, der studiert hat, den Anspruch darauf, mit ‚Herr Dr.‘ angesprochen zu werden…

Damit es nicht allzu off topic wird, hier mal kurz die Regeln für die perfekte Anrede:

Prof. Dr. Dr. Kläuschen Studiert
mündlich: Herr Professor Studiert
schriftlich: Sehr geehrter Herr Professor Studiert

Kunigunde von Mega-Zicke
mündlich: Frau von Mega-Zicke
schriftlich: Sehr geehrte Frau von Mega-Zicke

Karlchen Graf von Wahnsinn
mündlich: Graf Wahninn
schriftlich: Sehr geehrter Graf Wahnsinn

Prin… Ach nö, die schicken ihre Bediensteten los… *fg*

Im Klartext:

Wenn ‚von‘ zum Namen gehört: immer verwenden.
Wenn die-/derjenige einen Adelstitel trägt: Frau/Herr fällt grundsätzlich weg
Wenn jemand Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. ist: nur der höchste Titel (Prof.) wird genannt (und in der Briefanrede ausgeschrieben).

Nicht aufregen und wenn Du das nächste Mal wegen der Anrede unsicher bist: einfach fragen (rät auch die Kommunikations-Trainerin Elisabeth Bonneau).

Beste Grüße

Tessa

Hallöchen,

Wenn jemand Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. ist: nur der höchste Titel
(Prof.) wird genannt (und in der Briefanrede ausgeschrieben).

also das sehe ich anders. Als ich einmal einen „Dr.“ mit „Herr Doktor“ anschreiben wollte, ist unser damaliger Privatkundenbetreuer (sehr schwul und sehr erfahren in solchen Dingen, weil sich unter unseren Privatkunden (wie auch unter unseren leitenden Angestellten) reichlich Doktoren, Professoren, Grafen und Prinzen befinden) beinahe ausgerastet und meinte, das wäre nahezu eine Beleidigung.

Nicht aufregen und wenn Du das nächste Mal wegen der Anrede
unsicher bist: einfach fragen (rät auch die
Kommunikations-Trainerin Elisabeth Bonneau).

Da hab ich meine eigene Variante entwickelt, zumindest fürs Telephon: So wie er/sie sich meldet, wird er/sie auch angeredet. Selber aus Faulheit was weglassen, aber beim Gegenüber erwarten, gilt nicht :wink: Da käme man mitunter auch oft in Schleudern. Grafen u.ä. begnügen sich ja selten mit einer Ortsangabe, da heißt man gerne mal Graf Baumhaus-Waldsee-Dingsenhausen zu Ommerlskirchen. Soviel Zeit haben die nicht und ich auch nicht. Unsere eingeheiratete Freifrau zu X-Y wird von uns der Einfachheit nur noch Gräfin genannt :wink: Die „Beförderung“ scheint sie nicht weiter zu stören. Allerdings wurden wir bisher auch noch nicht auf ihr Schloß eingeladen…

Gruß
Christian

*lol* Austria (off topic)
Hallo Tessa,

die Titelfreude der Österreicher is scho a gaudi :wink:

Der Mann an meiner Seite arbeitet z.Zt. viel drieeben und zerbricht sich oft den Kopf wie die Herren und Damen k.u.k. denn nun anzureden seien.

Er hat seitdem seinen Namen btw vollends eingebüßt, da er dorten ausschließlich mit „Herr Diplom Kaufmann“ angeredet wird *lol*

Belustigte Grüße
Diana

Präzise Ausdrucksweise, wo bist du denn nur???
Stoooooooooooooooooop!!!

Hallöle Christian,

ich fürchte, ich habe mich sehr mißverständlich ausgedrückt… Niemals, niemals, niemals, wird der Doktor-Titel ausgeschrieben. Daß Dein Kollege da einen Krampf gekriegt hat, kann ich durchaus nachvollziehen. Was ich sagen wollte: Gibt es mehrere Titel - Prof. Dr. - dann heißt es ‚sehr geehrter Herr Professor Sowieso‘.

Die Anrede ‚Herr Doktor‘ ist stilistisch völlig daneben und steht - dies allerdings auch nur in der Umgangssprache - lediglich einem Weißkittel zu. Bei meinem Ex habe ich Jahre gebraucht, bis er den Anwalt endlich nicht mehr mit ‚Herr Doktor‘ traktiert hat…

Mit vorzüglicher kollegialer Hochachtung

Tessa
*nichtschwulaberinsolchendingensehrerfahren* :wink:

Huhu werte Jägerin,

die Titelfreude der Österreicher is scho a gaudi :wink:

Jau! Du sagst es. Nenn mich bekloppt, aber das ging mir so entsetzlich auf den Keks, daß ich mir extra für Wien Visitenkarten ohne Titel/Funktion drucken ließ. Hallooooo?! Ich bin nicht ‚Frau Geschäftsführerin‘ ich bin ‚Frau H.‘. Das ist sooooo albern… Da kommst Du abends ins Hotel zurück, hast noch ein paar Freunde dabei und willst Deinen Zimmerschlüssel haben: ‚Jawoll, Frau Geschäftsführerin‘. Dann stehtste da: die Jungs - schon etwas angeheitert - brüllen vor Lachen, weil ‚Frau Geschäftsführerin‘ so gar nicht nach Geschäftsführerin aussieht (im Klartext: kein Business-Kostüm sondern eine Lederkluft anhat…), inzwischen kommen an der Rezeption erboste Anrufe anderer Gäste, die sich über den nächtlichen Krach beschweren, an… Uiiii… Heeeeey, sollen sie doch ihr Scheiß-Hotel gefälligst selbst (geschäfts)führen! *lach*

Der Mann an meiner Seite arbeitet z.Zt. viel drieeben und
zerbricht sich oft den Kopf wie die Herren und Damen k.u.k.
denn nun anzureden seien.

Im Zweifelsfall ‚Herr Doktor‘ oder ‚Herr Inschpektor‘. :wink:

Er hat seitdem seinen Namen btw vollends eingebüßt, da er
dorten ausschließlich mit „Herr Diplom Kaufmann“ angeredet
wird *lol*

Du weißt ja… Namen sind Schall und Rauch…

Belustigte Grüße

Dito!

Tessa

Hallo rank,

so ungefähr ist es, wenn Du Frau von X. mit „Frau X.“ ansprichst. Das „von“ ist Namensbestandteil, gehört also einfach dazu.

Ich selbst korrigiere es allerdings nicht, wenn mich jemand mit „Herr Kracht“ anspricht, meistens ist das keine Absicht, und wenn sie’s dann merken (wenn sie den Namen lesen), ist’s den meisten Leuten furchtbar unangenehm, das ist mir dann eigentlich eher peinlich.

Früher war mir der Titel insgesamt peinlich, da habe ich das „von“ immer weggelassen, bis ich eines Tages unverrichteter Dinge von der Kfz.-Zulassungsstelle wieder heimfahren durfte, weil auf der Deckungskarte „Sebastian Kracht“ stand und das nun mal nicht mein Name war.

Die Inhaber solcher Adelstitel sind eh schon gestraft. Wenn ich in ein Hotel komme, gibt es zwei Möglichkeiten: Man sucht meine Reservierung unter „K“, sie steckt aber unter „V“. Oder man sucht unter „V“, sie steckt aber unter „K“. Seufz …

Noch kurz zu den Titeln „Prof.“ und „Dr.“: Beispiel „Prof. Dr. med. Fummel“. Bei der Anrede wird immer nur der höchste Titel genannt, das wurde schon richtig geschrieben: „Sehr geehrter Herr Prof. Fummel“.

Bei der Adresse werden aber alle Titel genannt: „Herrn Prof. Dr. med. Fummel“. Bei „Dr. med. Fummel“ in der Anrede nur „Sehr geehrter Herr Dr. Fummel“, in der Adresse „Herrn Dr. med. Fummel“.

Grüße
Sebastian

Sehr ge- oder verehrte Frau … ???

Damit es nicht allzu off topic wird, hier mal kurz die Regeln
für die perfekte Anrede:

Kunigunde von Mega-Zicke
mündlich: Frau von Mega-Zicke
schriftlich: Sehr geehrte Frau von Mega-Zicke

Vielleicht ist es ja zickig von mir, aber ich habe gelernt, dass man Frauen als „Sehr verehrte Frau Zicke“ anschreibt.
Nur bei der allgemeinen Begrüssung „sehr geehrte Damen und Herren“ wird nicht unterschieden.
Schreibe ich beispielsweise an einen Mann und eine Frau in einer Firma, würde ich schreiben:
„Sehr verehrte Frau Dämlich, sehr geehrter Herr Herrlich!“

Korrekt? Einwände?
DNA DD

sehr verehrte Verehrer
Hi,

„Sehr verehrte Frau Dämlich, sehr geehrter Herr Herrlich!“

wir haben irgendwo wohl einen ganzen Stab von Leuten, der sich mit sowas befaßt, jedenfalls habe ich aufgrund bestimmtter Anzeichen den Eindruck. Auf jeden Fall ist bei uns EDV-mäßig das doppelte „geehrt“ vorgesehen. Damit scheint mir das so richtig zu sein.

Mal abgesehen davon, daß mir „verehrt“ doch ein bißchen zu persönlich zu sein scheint. Als Frau würde ich wohl Angst haben, daß der Autor irgendwann abends mit der Klampfe unterm Fenster steht und irgendwelche schmalzigen Lieder in die Landschaft gröhlt.

Gruß
Christian

2 Like

und vor allem nicht… (leicht ot)
…vor allem nicht, wie immer bei Verbotene Liebe,

„Graf Christian“ oder „Herr Graf“

Das erinnert mich immer an „Graf Zahl“ aus der Sesamstraße

*g*

ciao,
erik

Hallo Rechtkundige,

zunächst vielen Dank für die zahlreichen Antworten.
Zur Klärung möchte ich nur noch bemerken, daß ich keineswegs einen Zwergenaufstand versuchen wollte, sondern lediglich eine grundsätzliche Antwort suchte.
Für mich habe ich beschlossen, Frau von X künftig mit „Durch-und-Durchlaucht“ anzureden, vielleicht bringt das Punkte :wink:.
Frank

Adelstitel in Ö verboten und strafbar!
Hallo!

Also was die Adelstitel anbelangt: In Österreich ist das Führen eines alten österreichischen Adelstitels gem. AdelsaufhebungsG verboten und sogar strafbar. Also Otto von Habsburg heißt bei uns Otto Habsburg. Also nur ausländischer Adel darf bei uns den Adelstitel führen.

Sonst stimmt es natürlich, dass in Ö die Titel eine enorme Bedeutung haben, was kabarettistische Züge annehmen kann. Die Unterscheidung zwischen der Amtsbezeichnung eines Beamten zB „wirklicher Hofrat“ und des Ehrentitels „Hofrat“ kann für Ausländer und auch Österreicher durchaus schwer sein.

Der Bundespräsident hat sogar einen eigenen Expertenstab, damit für alle Tätigkeitsbereiche Ehrentitel geschaffen werden, man kann zB wenn man lange beim Roten Kreuz gedient hat, zum „Rettungsrat“ ernannt werden, das gibt’s wohl nur bei uns.

Es ist aber nicht jeder der studiert hat ein Dr., sondern Magister oder Diplomingineur bei technischen Studien, bei Fachhochschulen steht neben dem akademischen Grad "(FH). Der Dr. setzt ein eigenes Doktoratsstudium voraus.

Gruß
Tom

Hallo!

Das mit dem Professor ist eigtl. noch komplizierter und ehrlich gesagt, ich weiß auch oft nicht wie das wie und wohin geschrieben gehört. Außerdem gibt’s da eine genaue Reihenfolge, wenn bei öffentlichen Veranstaltungen Gästelisten gelesen werden. Das Problem ist, es kennt die Sachen eh keiner genau, aber die Beamten sind Spezialisten auf diesem Gebiet und ein „wirklicher Hofrat“ ist beleidigt wenn er mit dem Ehrentitel „Hofrat“ betitelt wird.

Zur Veranschaulichung:
„Professor“ kann sein ein Ehrentitel
„Professor“ kann auch eine Berufsbezeichnung eines Beamten sein, also es heißt zB

Professor
Udo Jürgens

aber:
Prof. Mag. Manfred Oberlehrer

kombiniert mit Ehrentitel:
Oberstudienrat
Prof. Mag. Manfred Oberlehrer

bei Universitätsprofessoren gibts dann den
ordentlichen Universitätsprofessor
außerordentlichen Universitätsprofessor
und den außerordentlichen Universitätsprofessor, tituliert als ordentlicher Universitätsprofessor

kann also dann insgesamt ergeben:
ao. Univ.-Prof., tit. o. Univ.-Prof., Dr. iur. DDr. hc. mult. XY
Stellvertretender Dekan der juridischen Fakultität an der Universität XY

Und da gibt’s noch eine Eigenheit in manchen Regionen Österreichs (zB in Oberösterreich): Die Ehegattin eines Akademikers wird im alltäglichen Sprachgebrauch mit dem akademischen Grad des Mannes angesprochen. Die Ehegattin eines Arztes wird somit zur Frau Doktor (obwohl sie natürlich gesetzlich den akadem. Grad nicht führen darf).

Warum das bei uns so ist, hat mir auch noch niemand erklären können.

Gruß
Tom

Hi Tessa :o)

Fahr’ mal nach

Österreich… Da hat jeder, der studiert hat, den Anspruch
darauf, mit ‚Herr Dr.‘ angesprochen zu werden…

Nicht mehr … ich glaube bis etwa in die 90er hinein war der akademische Grad Namensbestandteil und mußte daher geführt werden (z.B. Führerschein umschreiben, Meldezettel, Paß usw.) Ist aber mit einer Novelle gestrichen worden.

°wink°

Tiger

Es gibt keinen Adel mehr. Die Titel sind Namensbestandteile und keine Titel. Du willst ja auch mit Deinem vollen Namen angesprochen werden und nicht, daß man irgendwie abkürzt, gell?