Wie lassen sich Grenzkosten definieren?

Hallo,

ich habe in VWL ein Problem mit den Grenzkosten/Erlösen.Wie kann man die mit einem Beispiel erklären?
Dann heißt es: die Grenzkosten = Gerade zur Mengenachse und = variable Kosten.

Vielen Dank für ein einfaches Beispiel.

Hi,

Grenzkosten sind nichts anderes als die Kosten für ein zusätzlich produziertes Gut. Die Grenzkostenkurve ergibt sich daraus, dass Du Deine Kostenfunktion ableitest. Hast Du sinkende Grenzkosten, bedeutet das, dass Deine Kostenfunktion aus fixen und variablen Kosten besteht, bei konstanten Grenzkosten hast Du vermutlich nur variable Kosten. In diesem Fall hast Du eine Grenzkostenkurve, die parallel zur Ausbringungsmenge verläuft. Ist ja auch klar, denn jede weitere produzierte Einheit eines Gutes kostet Dich genau die variablen Kosten.

Beispiel 01:

Miete = fixkosten = 1000 EURO/Jahr
Rohstoffe = variable Kosten = 2 EURO/Stück produzierte Ware

Kosten pro produziertes Gut bei:

Stückzahl = 1: 1002 EURO/Stück
Stückzahl = 2: 502 EURO/Stück
Stückzahl = 10: 102 EURO/Stück
Stückzahl = 1000: 3 EURO/Stück

Wie Du siehst nehmen die kosten/stück mit jedem mehr produzierten Gut ab, also sinkende Grenzkosten. Die Grenzkostenkurve verläuft konvex.

Beispiel 2:

Es existieren keine Fixkosten, nur variable Kosten (z.B.Rohstoffeinsatz)

Kosten pro produziertes Gut bei:

Rohstoffe = variable Kosten = 2 EURO/Stück produzierte Ware

Stückzahl = 1: 2 EURO/Stück
Stückzahl = 2: 2 EURO/Stück
Stückzahl = 10: 2 EURO/Stück
Stückzahl = 1000: 2 EURO/Stück

Hier siehst Du, dass die Kosten für jedes weitere produzierte Gut konstant bleibt. Die Grenzkostenkurve bleibt bei den Kosten immer bei y=2, somit verläuft die Kostenkurve paralell zur x-Achse = Menge

In der Praxis hast Du zunächst abnehmende Grenzkosten bis zu einem bestimmten Punkt, denn hast Du einen Sattelpunkt (zweite Ableitung der Kostenfunktion!) und danach steigende Grenzkosten.

Ich hoffe, das hat Deine Frage beantwortet.

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Hallo,

vielen Dank für Deine Erklärung - soweit auch verstanden-- jetzt habe ich noch gelesen, dass die Grenzkosten erst hinter der Kapazitätsgrenze anfangen und man vorher von Durchschnittskosten spricht ----???
Dann: das Gewinnmaximum liegt dort wo die Grenzkostenkurve sich mit der Stückkostenkurve schneidet und sobald die Grenzkosten die Stückkosten übersteigen - dann steigt auch die Stückkostenkurve an—jetzt habe ich einen Denkfehler, denn wie soll das gehen?? sind die Grenzkosten nicht Teil der Stückkosten??? Stückkosten = fixe Kosten + variable Kosten / grenzkosten—dann können die grenzkosten die Stückkosten doch gar nicht übersteigen???

Wenn Du dafür auch noch eine Erklärung hättest, würde ich mich freuen.
Gruß
Chrisi

Hallo chrisi,

jetzt habe ich noch gelesen, dass die Grenzkosten erst hinter
der Kapazitätsgrenze anfangen und man vorher von
Durchschnittskosten spricht ----???

Geh mal von einer Kostenfunktion K(x)=2x aus, die aber nur bis zu einer Ausbringungsmenge von 1000 Stück gilt. Grenzkosten und Durchschnittskosten (Stückkosten) sind bis zu der Menge von 1000 Stück vollkommen identisch [K´(x) = K(x)/x = 2]. Warum sollte man hier zwischen Grenz- und Durchschnittskosten unterscheiden?
Erst wenn die Kapazität überschritten wird und die Kosten einer zusätzlich produzierten Einheit höher sind als die bisherigen Stückkosten (z.B. durch erhöhten Verschleiß, Überstundenzuschläge oder höheren Ausschuß) unterscheiden sich Grenz- und Durchschnittskosten.

Damit kann ich auch gleich an Deine zweite Frage anknüpfen. Im Optimum schneidet die Grenzkostenfunktion die Durchschnittskostenfunktion bei vollkommenen Wettbewerb i.d.R. immer in dessen Minimum. (Bei der obigen Kostenfunktion gibts natürlich keinen Schnittpunkt, weshalb Du sie für das nächste Beispiel besser wieder vergisst.)

Wenn Du im Optimum bei 1000 produzierten Mengeneinheiten (ME) Gesamtkosten in Höhe von 2000 Geldeinheiten (GE) hast ergeben sich Durchschnitts- und Grenzkosten in Höhe von 2 Geldeinheiten. Die Produktion der 1001. ME kostet 2,5 GE zusätzlich. Die Grenzkosten sind also auf einen Schlag um 0,5 gestiegen. Produziere ich 1001 Stück sind meine Gesamtkosten 2002,5 GE. Die Durchschnittskosten steigen dann natürlich von 2 auf 2,008.

jetzt habe ich einen Denkfehler, denn
wie soll das gehen?? sind die Grenzkosten nicht Teil der
Stückkosten??? Stückkosten = fixe Kosten + variable Kosten /
grenzkosten

Der „Denkfehler“ lag einfach nur in der falschen Definition der Stückkosten. Stückkosten=Durchschnittskosen sind Gesamtkosten/Menge. Grenzkosten beeinflussen zwar die Durchschnittskosten, aber haben nichts in deren Formel verloren.

MfG
Stephan