Wer nie sein Brot mit Tränen ass, der kennt

Irgendwann wurde hier schon mal nach dem Sinn dieses Gedichtes von Goethe gefragt. Eine Antwort darauf erübrigt sich, denn wer die „himmlischen“ Mächte nicht versteht, der versteht auch die Antwort nicht.

Was mich aber interessiert ist, woher Goethe diese Vorstellung hatte. Irgendwann habe ich vor Jahrzehnten einmal gelesen, dass er diese Worte einer Frau/Prinzessin/Fürstin (?) in den Mund legte, die auf der Flucht vor Friedrich dem Großen (?) am Ende ihrer Kräfte war.

Kann mir da jemand weiterhelfen?

Was mich aber interessiert ist, woher Goethe diese Vorstellung
hatte.
Irgendwann habe ich vor Jahrzehnten einmal gelesen,
dass er diese Worte einer Frau/Prinzessin/Fürstin (?) in den
Mund legte, die auf der Flucht vor Friedrich dem Großen (?) am
Ende ihrer Kräfte war.

Dabei könnte es sich um Königin Luise handeln, die diese Zeilen auf der Flucht vor Napoleons Truppen 1806 in ihr Tagebuch geschrieben bzw. in eine Fensterscheibe bzw. einen Tisch geritzt haben soll. - Da war „Wilhelm Meister“ aber bereits veröffentlicht, also kann Goethe ihr nicht die Worte in den Mund gelegt haben.

Auf der Flucht nach Königsberg, einer wichtigen Station innerhalb der mythischen Narration, soll sie auf der Festung Ortelsburg das ‚Lied des Harfners‘ aus Goethes Roman ‚Wilhelm Meister‘ in ihr Tagebuch notiert haben:
„Wer nie sein Brot mit Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte“

Eine andere Version erzählt, die Königin hätte diese Verse mit dem Finger an die mit Rauhreif bedeckte Fensterscheibe ihres Zimmers geschrieben. Eine dritte, dramatischere, macht aus dem rauhreifbedeckten Fenster das Holz ihres Tisches, in das sie die Verse geritzt haben soll…

http://www.zeitenblicke.de/2004/01/speth/index.html

Siehe auch
http://www.fes.de/fulltext/historiker/00671006.htm#E…

und http://aronsson.se/buchmann/0205.html

Gruß
Kreszenz

Hallo Walter!

Irgendwann habe ich vor Jahrzehnten einmal gelesen,
dass er diese Worte einer Frau/Prinzessin/Fürstin (?) in den
Mund legte, die auf der Flucht vor Friedrich dem Großen (?) am
Ende ihrer Kräfte war.

Erstens: Kompliment für Dein gutes Gedächtnis!
Zweitens:

Kann mir da jemand weiterhelfen?

Vielleicht hilft’s:
Der Text hat in der Sammlung der Gedichte zwei Strophen:
Wer nie sein Brot mit Tränen aß …
Ihr führt ins Leben uns hinein …
Es ist zuerst im Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung" (Viertes Buch) zu finden (1777-86), wo es von dem alten Harfenisten gesungen wird. („… herzrührende, klagende Töne, von einem traurigen, ängstlichen Gesang begleitet …").
Erstdruck („… die wehmütige, herzliche Klage …") aber erst 1795/96 in „Wilhelm Meisters Lehrjahre" (Zweites Buch, dreizehntes Kapitel), da die „Theatralische Sendung (= Der „Urmeister") erst 1911 erschien.

In „Maximen und Reflexionen" (Nr. 231) schreibt Goethe :
„Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann.
[Folgt die erste Strophe]
Diese tiefschmerzlichen Zeilen wiederholte sich eine höchst vollkommene, angebetete Königin in der grausamsten Verbannung, zu grenzenlosem Elend verwiesen. Sie befreundete sich mit dem Buche, das diese Worte und noch manche schmerzliche Erfahrung überliefert, und zog daraus einen peinlichen Trost; wer dürfte diese schon in die Ewigkeit sich erstreckende Wirkung wohl jemals verkümmern?"

Hintergrund:
Am 22.1.1821 sprach Goethe mit Kanzler von Müller über die Wirkung der „Lehrjahre" und führte aus: „Lange sei das Buch missverstanden worden, ja sehr anstößig gewesen. Die guten Deutschen, äußerte er, brauchen immer gehörige Zeit, bis sie ein vom Gewöhnlichen abweichendes Werk verdaut, sich zurechtgeschoben, genüglich reflektiert hätten. - 'Erst in Ihren Unglückstagen zu Memel hat die mir früher nicht sonderlich wohlwollende Königin [Luise] von Preußen den W[ilhelm] Meister liebgewonnen und immer wieder gelesen. Sie mochte wohl finden, dass er tief genug in der Brust und gerade da ankopfte, wo der wahre menschliche Schmerz und die wahre Lust, wo eigentliches Leid und Freude wohnt. Noch ohnlängst hat mit die Herzogin von Cumberland [Schwester der Königin Luise] versichert, dass die Königin durch die Tränen, die sie über jene Stelle in Mignons [Irrtum! Richtig: des Harfners] Lied: >Wer nie sein Brot mit Tränen aßMeister

Guten Morgen, Walter,

Kann mir da jemand weiterhelfen?

Also ich nicht, aber „Wer nie sein Brot im Bette aß, weiß nicht, wie Krümel pieken“

Tschuldigung :wink:
gargas

Moin, moin liebe Mitstreiter!

Vielen Dank für die hilfereichen Bemerkungen, auch dir, Krümelmonster, für die weniger hilfreichen.

Meine Frage zielte eigentlich darauf ab, woher Goethe möglicherweise die Anregung für sein Gedicht im „Wilhelm Meister“ gehabt haben könnte. Und da die Chronologie nur eine frühere Zeit erlaubt, hatte ich die Zeit Friedrich des Großen im Verdacht. Aber das Genie wird sich uns auch in diesem Punkt nicht öffnen, wie in so vielem seiner Werke.

Die späteren Geschichten sind für die Beantwortung meiner Fragen leider nicht zu gebrauchen, so lehrreich und interessant sie auch sind. Hier könnte höchstens das Phänomen der Präkognition Antworten liefern.

Freundliche Grüße
Walter

Hallo, Walter,

Meine Frage zielte eigentlich darauf ab, woher Goethe
möglicherweise die Anregung für sein Gedicht im „Wilhelm
Meister“ gehabt haben könnte.
Aber das Genie wird sich uns auch in diesem Punkt
nicht öffnen, wie in so vielem seiner Werke.

da wird man in der Tat wohl nur spekulieren können - z. B. über einen Zusammenhang mit den von Büchmann angeführten Bibelstellen (http://aronsson.se/buchmann/0205.html):

Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen über dem Gebet deines Volks?
Du speisest sie mit Tränenbrot und tränkest sie mit großem Maß voll Tränen.

Psalm 80Ihr Brot soll sein wie das Brot der Trauernden, an dem unrein werden alle, die davon essen
Hosea 9

Gruß
Kreszenz