Hallo Walter!
Irgendwann habe ich vor Jahrzehnten einmal gelesen,
dass er diese Worte einer Frau/Prinzessin/Fürstin (?) in den
Mund legte, die auf der Flucht vor Friedrich dem Großen (?) am
Ende ihrer Kräfte war.
Erstens: Kompliment für Dein gutes Gedächtnis!
Zweitens:
Kann mir da jemand weiterhelfen?
Vielleicht hilft’s:
Der Text hat in der Sammlung der Gedichte zwei Strophen:
Wer nie sein Brot mit Tränen aß …
Ihr führt ins Leben uns hinein …
Es ist zuerst im Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung" (Viertes Buch) zu finden (1777-86), wo es von dem alten Harfenisten gesungen wird. („… herzrührende, klagende Töne, von einem traurigen, ängstlichen Gesang begleitet …").
Erstdruck („… die wehmütige, herzliche Klage …") aber erst 1795/96 in „Wilhelm Meisters Lehrjahre" (Zweites Buch, dreizehntes Kapitel), da die „Theatralische Sendung (= Der „Urmeister") erst 1911 erschien.
In „Maximen und Reflexionen" (Nr. 231) schreibt Goethe :
„Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann.
[Folgt die erste Strophe]
Diese tiefschmerzlichen Zeilen wiederholte sich eine höchst vollkommene, angebetete Königin in der grausamsten Verbannung, zu grenzenlosem Elend verwiesen. Sie befreundete sich mit dem Buche, das diese Worte und noch manche schmerzliche Erfahrung überliefert, und zog daraus einen peinlichen Trost; wer dürfte diese schon in die Ewigkeit sich erstreckende Wirkung wohl jemals verkümmern?"
Hintergrund:
Am 22.1.1821 sprach Goethe mit Kanzler von Müller über die Wirkung der „Lehrjahre" und führte aus: „Lange sei das Buch missverstanden worden, ja sehr anstößig gewesen. Die guten Deutschen, äußerte er, brauchen immer gehörige Zeit, bis sie ein vom Gewöhnlichen abweichendes Werk verdaut, sich zurechtgeschoben, genüglich reflektiert hätten. - 'Erst in Ihren Unglückstagen zu Memel hat die mir früher nicht sonderlich wohlwollende Königin [Luise] von Preußen den W[ilhelm] Meister liebgewonnen und immer wieder gelesen. Sie mochte wohl finden, dass er tief genug in der Brust und gerade da ankopfte, wo der wahre menschliche Schmerz und die wahre Lust, wo eigentliches Leid und Freude wohnt. Noch ohnlängst hat mit die Herzogin von Cumberland [Schwester der Königin Luise] versichert, dass die Königin durch die Tränen, die sie über jene Stelle in Mignons [Irrtum! Richtig: des Harfners] Lied: >Wer nie sein Brot mit Tränen aßMeister