Übergang vom Polytheismus zum Monotheismus

Hallo zusammen!

Mich beschäftigt die Frage, warum es zum Übergang vom Polytheismus zum Monotheismus gekommen ist. Warum war das was Moses predigte, nämlich , dass es nur einen Gott gibt, plötzlich für menschen populär, die an viele Götter glaubten? Auch Mohammed bekehrte z.B. Polytheisten zu Monotheisten. Weiter fällt auf, dass alle drei monotheistische Religionen in der selben Weltgegend entstanden sind und Jerusalem gleich für alle drei als heilige Stadt gilt. Gibt es für all das eine logische Erklärung? Für Eure Beiträge schon einmal vielen Dank!

Gruß

Christoph

Hallo Christoph,

also ob meine Erklärung „logisch“ ist und ob es auf Deine Frage überhaupt eine „logische“ Erklärung gibt, weiß ich nicht. Meine Erklärung ist vom Inhalt der Bibel und von der Geschichte abgeleitet:

Was Mose betrifft: Gott ist ihm höchstpersönlich in einer Erscheinung begegnet und hat ihm den Auftrag gegeben, das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten herauszuführen. Im Verlauf dieses dramatischen Auszugs aus Ägypten und im Verlauf der folgenden 40-jährigen Wüstenwanderung hatte das Volk Israel unzählige persönliche Begegnungen mit Gott, die es veranlasst haben, diesem Gott auf weite Strecken treu zu bleiben.

Die Araber - zu denen Mohammed gehörte - leiten ihre Herkunft von Ismael ab, der ein Sohn von Abraham war; sie sind also ein Brudervolk der Israeliten. Jesus, auf den sich die Christen berufen, war gebürtiger Jude und ist in der jüdischen Kultur aufgewachsen.

Thema Jerusalem:

  • Der israelitische König David hat Jerusalem ca. 1000 v. Chr von den Jebusitern (Ureinwohnern) erobert. Seither ist Jerusalem das politische und religiöse Zentrum der Juden (v. a. seit dem Bau des Tempels durch Davids Sohn und Nachfolger Salomo)

  • Für die Christen ist Jerusalem eine heilige Stadt, weil Jesus dort gekreuzigt wurde und wieder auferstanden ist (ca. 30 n. Chr.). Vorher hatte er dort schon gepredigt und geheilt.

  • Da Mohammed im Jahr 632 n. Chr. vermutlich in Jerusalem gestorben ist, hat der Islam später (erst 923 n. Chr.) dann die Stadt Jerusalem zu einer heiligen Stätte erklärt. Für Wallfahrten viel wichtiger sind jedoch die Städte Mekka und Medina. Jerusalem kam erst viel später (wohl während der Kreuzzüge) an dritter Stelle dazu, es wird nicht einmal im Koran erwähnt!

Herzliche Grüße

Alex

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo zusammen!

Mich beschäftigt die Frage, warum es zum Übergang vom
Polytheismus zum Monotheismus gekommen ist. Warum war das was
Moses predigte, nämlich , dass es nur einen Gott gibt,
plötzlich für menschen populär, die an viele Götter glaubten?

Gibt es für all das eine
logische Erklärung? Für Eure Beiträge schon einmal vielen

Hallo Christoph,

es gibt einen Erklärungsansatz, der sich aus den Machtverhältnissen ableitet. Jemand, der sich auf nur einen wahren Gott berufen konnte, war in der Lage seinen Machtanspruch konkreter zu begründen (Herrscher von Gottes Gnaden). Die Durchsetzung von Religionen kam ja oftmals von oben verordnet. Bei der Christianisierung der Germanen und auch der Slawen lief die Abkehr von den alten Göttern z.B. über den Übertritt der Fürsten. Möglicherweise spielte aber auch in den komplizierter werdenden sozialen Strukturen der Menschen die Notwendigkeit fester und einheitliche moralische Grundsätze eine wesentliche Rolle. Die alten Götter hatten allzumenschliche Züge, waren gut und böse wie jederman und taugten somit nicht, die neuen Ansprüche zu erfüllen.

Gruß Maid

hallo!

Warum war das was
Moses predigte, nämlich , dass es nur einen Gott gibt,
plötzlich für menschen populär, die an viele Götter glaubten?

viele wissenschafter gehen davon aus, daß zwischen poly- und monotheismus eine zwischenform, der henotheismus, existiert hat. wenn du genau in der bibel liest, wirst du feststellen, daß da sehr wohl von anderen göttern die rede ist. jedes volk hatte seine religion und seine götter. nur israel hatte nur einen einzigen gott und nicht zwanzig. die auffassung, daß es überhaupt nur einen gott gibt, der gott für alle menschen ist, kam erst später.

aus religiöser sicht sind alle anderen götter götzen. schon die ersten menschen kommunizieren ja nur mit einem gott. und adam und eva sind keine israeliten…

also wissenschaftliche und religiöse auffassungen muß man da auseinanderhalten.

grüße
lehitraot.

Hallo Alex!

Aber Erscheinungen haben und hatten doch viele Menschen. Bevor Moses die Israeliten in das gelobte Land führte, musste er sie ja erst einmal überzeugen.

Der Zusammenhang zwischen Israeliten und Arabern ist mir schon bewusst. Aber meines Wissens war Mohammed der Götzenkult in Mekka zuwider. Mit einer Affinität zu anderen monotheistischen Religionen hatte das , glaube ich, nichts zu tun.

Die Rolle von Jerusalem ist sicher historisch und weniger religionsgeschichtlich zu verstehen. Das Chistentum habe ich bewusst nicht erwähnt. Denn Jesus hatte es fast ausschließlich mit monotheistischen Juden zu tun, der er ja selber war. Interessanter ist da schon die Frage, was die Heiden in Europa, insbesondere die polytheistischen Römer veranlasst hat, das Christentum anzunehmen.

Herzliche Grüße und vielen Dank!

Christoph:

Hallo Maid!
Sicher hatte dies auch Ursachen in gesellschaftlichen Umbrüchen. Ich kenne die alten Götzenkulte zu wenig. Gab es da kaum moralische Richtlinien?

Viele Grüße!

Christoph

Hallo Lehitraot!

Ist dann der christliche Glaube an die heilige Dreifaltigkeit so ein Zugeständnis an den henotheistischen Glauben? Ein heißes Eisen! Welche anderen Götter in der Bibel meinst Du?

Herzliche Grüße!

Christoph

hallo christoph,

Ist dann der christliche Glaube an die heilige Dreifaltigkeit so ein Zugeständnis an den henotheistischen Glauben?

keine ahnung. da müßtest schon jemanden fragen, der da experte ist! henotheismus ist übrigens keine religion, sondern eine religionswissenschaftliche beschreibung der beziehung von religionen zueinander (also zb. der israelitische eingottglauben im gegensatz zu den sie umgebenden polytheismen.)

Ein heißes Eisen! Welche anderen Götter in der Bibel meinst Du?

sowas wie den baal zum beispiel.

grüße
lehitraot.

Mich beschäftigt die Frage, warum es zum Übergang vom
Polytheismus zum Monotheismus gekommen ist. Warum war das was
Moses predigte, nämlich , dass es nur einen Gott gibt,
plötzlich für menschen populär, die an viele Götter glaubten?
Auch Mohammed bekehrte z.B. Polytheisten zu Monotheisten.

Wie Lehi schon geschrieben hat, kam es zuerst zur Verehrung eines einzigen Gottes (Auch „Monolatrie“ genannt), bevor die Existenz anderer Götter grundsätzlich in Frage gestellt wurde. Der Schritt dahin war aber durchaus nachvollziehbar: ein Gott, der der Schöpfer des gesamten Universums ist - wie die biblischen Traditionen behaupten - wäre auch Schöpfer der anderen Götter, die ihm aber dann nicht ebenbürtig sind. Wo von einem „himmlischen Hofstaat“ Gottes die Rede ist, sind wohl solche Vorstellungen im Hintergrund; und auch die Vorstellung von einem „Satan“ oder „Teufel“ gehört dahin, weil dieser immer als ein Geschöpf Gottes betrachtet wird, das Gott wesensmäßig nicht gleichgestellt ist (wie in den dualistischen, vor allen persischen Religionen), sondern ihm unterlegen.

Weiter fällt auf, dass alle drei monotheistische Religionen in
der selben Weltgegend entstanden sind und Jerusalem gleich für
alle drei als heilige Stadt gilt. Gibt es für all das eine
logische Erklärung? Für Eure Beiträge schon einmal vielen
Dank!

Die drei monotheistischen Religionen sind nicht unabhängig voneinander, sondern Christentum und Islam aus der „Wurzelreligion“ des Judentums hervorgegangen. (Darum versucht der Papst, die respektvolle Bezeichnung „unsere älteren Brüder und Schwestern“ für die Juden im Christentum gebrächlich zu machen.) Da sich alle auf den Erzvater Abraham beziehen, werden sie die „abrahamitischen Religionen“ genannt. Die Bedeutung Jerusalems wurde also aus dem Judentum übernommen, und nur um dieser Bedeutung willen ließ sich Jesus in Jerusalem kreuzigen (in den Erzählungen der Evangelien läuft schon dramaturgisch alles auf Jerusalem als Entscheidungs- und Schlusspunkt hin).

Noch ein Wort zur christlichen Lehre von der Dreifaltigkeit: hier stehen nicht die älteren Vorstellungen von mehreren Göttern im Hintergrund, sondern eine bestimmte Interpretation des Jesusereignisses. Aber das ist eine andere Geschichte.

Täubchen

Hallo Maid!
Sicher hatte dies auch Ursachen in gesellschaftlichen
Umbrüchen. Ich kenne die alten Götzenkulte zu wenig. Gab es da
kaum moralische Richtlinien?

Hallo Christoph,

daß ich Götzenkulte kenne wäre wohl auch übertrieben , aber lies nur mal einige Sagen aus der griechischen Götterwelt und ebenso welche aus der germanischen. Die Götter haben recht menschliche Eigenschaften und Moral im heutigen Sinne ist wahrlich nicht ihre Stärke.

Gruß Maid

Noch ein Wort zur christlichen Lehre von der Dreifaltigkeit:
hier stehen nicht die älteren Vorstellungen von mehreren
Göttern im Hintergrund,

bitte nicht als antichristlich auffassen, sondern als religionswissenschaftliche sichtweise: ich bin mir sicher, daß hier exakt die kapitolische (?) trias jupiter/minerva/juno dahintersteckt. das ist auch der grund, warum das christentum im römischen reich sich relativ leicht durchsetzen konnte.

lehitraot.

Sicher hatte dies auch Ursachen in gesellschaftlichen
Umbrüchen. Ich kenne die alten Götzenkulte zu wenig. Gab es da
kaum moralische Richtlinien?

das steht zumindest fest: sobald man von einem monotheismus ausgeht, geht damit auch ein werte-universalismus einher. in der polytheistischen gesellschaft kann jeder für gut und schlecht halten, was er möchte. wenn der nachbar menschen opfert, soll er das tun, denn sein gott verlangt es von ihm. gibt es aber nur einen gott, dann gibt es auch richtlinien, die für alle menschen verbindlich sind. das wäre sowas wie die dämmerung der menschenrechte.

grüße
lehitraot.

Hi Christoph

es kommt darauf an, ob du diese Frage speziell auf die Geschichte der israelitischen Religion beziehst (also die religiöse Erneuerung in einigen israelitischen Stämmen in der Moses-Zeit) - oder ob du die Frage allgemein religionshistorisch meinst.

Allgemein ist religionswissenschaftlich überhaupt nicht geklärt, ob in der Entwicklungsgeschichte am Anfang Polytheismen stehen und Mono- oder Henotheismen erst später folgen. Das umgekehrte ist sogar eher zu vermuten. Die Frage ist aber kaum lösbar, weil es unklar ist, was man in der Frühgeschichte unter „Göttern“ zu verstehen hat, und wie (und ob) man sie gegen andere Wesen zu unterscheiden hat, die religionswissenschaftlich unter „Dämonen“ zusammengefaßt werden, die aber in allen alten Sprachen natürlich ganz andere Bezeichnungen hatten und damit auch je andere Bedeutungen…

Einige Anmerkungen zu diesen Frage hatte ich mal hier gepostet

[Poly- und Monotheismus]
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

und speziell etwas zur israelitischen Religion im selben Thread.

Und weiter zur Einführung bzw. Herkunft des israelitischen Monotheismus noch dies

[Aton und Amun]

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Grüße

Metapher

bitte nicht als antichristlich auffassen,

aber wo denn :wink:

sondern als
religionswissenschaftliche sichtweise: ich bin mir sicher, daß
hier exakt die kapitolische (?) trias jupiter/minerva/juno
dahintersteckt. das ist auch der grund, warum das christentum
im römischen reich sich relativ leicht durchsetzen konnte.

lehitraot.

nö, eher nicht; wenngleich das Problem der Trinität über mehrere Jahrhunderte diskutiert wurde, so gab es doch bereits klare Vorstellungen davon in der allerfrühesten Zeit des Christentums, als - besonders von römischer Seite - das ganze noch als eine Art jüdische Sekte erschien und, wie auch das Judentum, gerade wegen des Eingottglaubens verfolgt wurde, der eine religiöse Verehrung der römischen Hauptgötter verbot (und sich also Christentum und Judentum in Abgrenzung zur römischen Staatsreligion definierten).

Das bestimmte Konzepte des TaNaCh in die Vorstellung von der Trinität eingegangen sind (ruach), ist eine andere Sache; und wieder eine andere die Strategie, heidnische Glaubensinhalte christlich zu besetzen (prominentestes Beispiel: Weihnachen - sol invictus). Aber für die Trinität kann man das, glaube ich, icht in Anspruch nehmen.

Täubchen

1 Like

Zu Aton und Amun

[Aton und Amun]

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Grüße

Metapher

Dazu noch schnell eine Bemerkung: das wird in der heutigen Forschung überwiegend nicht mehr so gesehen (mit Ausnahmen, natürlich - vgl. Jan Assmann, „Moses der Ägypter“). Die These von der Abhängigkeit des Jahweglaubens von ägytpischen Vorstellungen stützte sich vor allem auf einen Hymnus an den Sonnengott, den man in einem biblischen Psalm wiederzuerkennen geglaubt hat. Sehr eingehende textkritische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass hier nicht von einer Übernahme ägyptischer Vorstellungen gesprochen werden kann. Das, ist wie gesagt, nicht gänzlich unumstritten, aber ein deutliches Mehrheitsvotum.

Täubchen

Hallo,

Noch ein Wort zur christlichen Lehre von der Dreifaltigkeit:
hier stehen nicht die älteren Vorstellungen von mehreren
Göttern im Hintergrund,

bitte nicht als antichristlich auffassen, sondern als
religionswissenschaftliche sichtweise: ich bin mir sicher, daß
hier exakt die kapitolische (?) trias jupiter/minerva/juno
dahintersteckt. das ist auch der grund, warum das christentum
im römischen reich sich relativ leicht durchsetzen konnte.

Wie schon erwähnt wurde, ist diese Sichtweise auch aus religionswissenschaftlicher Sicht falsch, mal abgesehen davon, daß es bei dieser Frage eher sinnvoll wäre, religionsgeschichtlich zu fragen…
Eine gedankliche Vorbereitung der Trinitätslehre auf heidnischer Seite findet man sicherlich nicht in Rom. Mal abgesehen davon, daß ich die These einer relativ leichten Durchsetzung des Christentums im Römischen Reich für gewagt halte, zumindest, solange hier nicht eine zeitliche Bestimmung erfolgt. Der in weiten Teilen in die Theologie des Origenes eingeflossene Neuplatonismus eines Plotin (den manche noch als Mittelplatonismus bezeichnen, was m.E. eine Detailfrage ist) hat subordinatialische Vorstellungen einer Trinitätslehre ermöglicht (d.h. der Sohn als den Vater untergeordnet, was schließlich im 4. Jahrhundert als unangemessen abgelehnt wurde). Auch der Monotheismus ist von der Philosophie der hellenistisch-römischen Zeit weitestgehend in dieser Zeit weitestgehend vorbereitet worden, was den Gebildeten das Judentum plausibler erscheinen ließ, denn schließlich hieß es auch damals schon, daß die Christen sich widersprächen, würden sie sich als Verehrer nur eines Gottes bezeichnen und gleichzeitig vom Sohn als Gott sprechen…
Religionswissenschaftlich könnte man natürlich über die Zahl „drei“ spekulieren. Allerdings nur mit äußerster Vorsicht, sind doch die Texte, die von Vater, Sohn und Geist sprechen, einiges älter als die Lehrbildung.

Also ist es sicherlich nicht „antichristlich“, wenn man die Einflüsse von Religion und Kultur der Umwelt auf das Christentum feststellt, so wird man einer jeden Religion erst gerecht, die letztendlich nichts weiter ist als der Zusammenschluß von Menschen unter bestimmten und definierten ethischen Normen zur Erzielung eines höheren Gutes unter der Voraussetzung einer transzendenten Macht. Religion ist immer von Menschen gemacht und ihre Qualität bzw. ihre Wahrheitsanspruch hängt herzlich wenig von der Qualität oder Präsenz des Transzendenten ab. Wenn man aber Religion als Ausdruck menschlicher Kultur versteht, so ist ihre geschichtliche Entwicklung immer von Interesse. Aber die einfachsten Erklärungen sind nicht immer die richtigen.

Grüße,
Taju

1 Like

Zu Aton und Amun (off topic)

[Aton und Amun]

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Dazu noch schnell eine Bemerkung: das wird in der heutigen
Forschung überwiegend nicht mehr so gesehen (mit Ausnahmen,
natürlich - vgl. Jan Assmann, „Moses der Ägypter“).

wird nicht mehr wie gesehen?
Wenn ich einigermaßen verstehe, was ich selbst schreibe, dann habe ich genau darauf hingewiesen!
Du hast möglicherweise übersehen, daß ich der Aton -Hypothese (die Moses mit Echnaton zu assoziieren versucht) die Amun -Hypothese entgegenstellte, die auch viel älter und im übrigen auch fundierter ist (ich machte ja einige Andeutungen dazu). Die ist nur nicht so populär und medienwirksam, weil Amun
eine viel abstraktere und auch schwierigere Gotteskonzeption ist.

Die These
von der Abhängigkeit des Jahweglaubens von ägytpischen
Vorstellungen stützte sich vor allem auf einen Hymnus an den
Sonnengott, den man in einem biblischen Psalm wiederzuerkennen
geglaubt hat.

Aton ist nur ein Sandkorn in der Menge „ägyptischer Vorstellungen“. Ich schrieb ja gerade von einem ganz anderen, nämlich dem Amun -Kult, der für Ägypten viel bedeutsamer war, als die kurze Echnaton-Episode. Und hier gibt es wirklich analoges zum Gottesbegriff im Jahwe-Kult.

Sehr eingehende textkritische Untersuchungen
haben aber gezeigt, dass hier nicht von einer Übernahme
ägyptischer Vorstellungen gesprochen werden kann.

Warum schreibst du mir das? Das setzte ich doch voraus.
Aber *räusper* die Widerlegung der Beziehung zu einem ägyptischen Kult (und die Moses-Echnaton-Hypothese ist tatsächlich kaum zu halten), bedeutet noch lange nicht, daß nicht dennoch ägyptische Kulte (zudem bedeutsamere) entscheidend für diese Epoche in der Geschichte der israelitischen Religion waren.

Gruß

Metapher

Dazu noch schnell eine Bemerkung: das wird in der heutigen
Forschung überwiegend nicht mehr so gesehen (mit Ausnahmen,
natürlich - vgl. Jan Assmann, „Moses der Ägypter“).

wird nicht mehr wie gesehen?

yeah, das hat man davon, wenn man so ungenau schreibt :smile:

Wenn ich einigermaßen verstehe, was ich selbst schreibe, dann
habe ich genau darauf hingewiesen!
Du hast möglicherweise übersehen, daß ich der
Aton -Hypothese (die Moses mit Echnaton zu assoziieren
versucht) die Amun -Hypothese entgegenstellte, die auch
viel älter und im übrigen auch fundierter ist (ich machte ja
einige Andeutungen dazu). Die ist nur nicht so populär und
medienwirksam, weil Amun
eine viel abstraktere und auch schwierigere Gotteskonzeption
ist.

Du hast natürlich ganz recht, und ich hätte das genauer trennen müssen. Wir sind uns einig, dass Moses nicht einen wie auch immer von Echnaton erfundenen Monotheismus geschnappt und bei den Israeliten eingeführt hat.

Aber *räusper* die Widerlegung der Beziehung zu einem
ägyptischen Kult (und die Moses-Echnaton-Hypothese ist
tatsächlich kaum zu halten), bedeutet noch lange nicht, daß
nicht dennoch ägyptische Kulte (zudem bedeutsamere)
entscheidend für diese Epoche in der Geschichte der
israelitischen Religion waren.

Gerade was den Aspekt des Monotheismus angeht, kann man diesen Einfluss nicht als „entscheidend“ bewerten - das wollte ich, mit Bezug auf das Thema des threads, sagen.

Würdest Du mir das zustimmen?

lg
Täubchen

Amun und Jahwe (off topic)
Hi Täubchen

Wir sind uns einig, dass Moses nicht einen wie
auch immer von Echnaton erfundenen Monotheismus geschnappt und
bei den Israeliten eingeführt hat.

Ja, da sind wir uns sicher einig. Wie gesagt, scheint es mir viel wahrscheinlicher, daß vielmehr die israelitische Bevölkerung (und nicht Moses) einige Grundelemente des Amun -Kultes aufgenommen haben, der ja auch während der Aton -Echnaton-Episode Volksreligion geblieben war. Der Aton-Kult des Echnaton war ein nur der Oberschicht oktroyierter Versuch.

Und zum Amun gehören halt einige wesentliche Attribute, die sich später auch im Jahwe-Kult wiederfinden (der Unsichtbare, von dem man ebendeshalb kein Bild machen konnte, und dessen Namen nicht ausgesprochen werden durfte usw. usw.). Und diesem Gottesbegriff wurde dann möglicherweise durch Moses der Gottesbegriff überlagert, der 1. mit der Sozialgesetzgebung assoziiert war (eine auch damals schon alte mesopotamische Tradition) und der 2. die besondere Eigenart hatte, das Menschengeschick unmittelbar zu begleiten und direkter Dialogpartner des Menschen zu sein.

Dieses letztere war dieser geniale Entwurf, der diese religiöse Konzeption so einmalig in der gesamten Religionsgeschichte macht.

Gerade was den Aspekt des Monotheismus angeht, kann man diesen
Einfluss nicht als „entscheidend“ bewerten - das wollte ich,
mit Bezug auf das Thema des threads, sagen.

Würdest Du mir das zustimmen?

Ja, da stimme ich völlig mit dir überein. Zumal ja der Jahwe-Kult zunächst nur ein Henotheismus, also eine Fokussierung auf nur einen Gott, war, und erst sehr viel später sich zu etwas Monotheismusähnlichem entwickelte…

Grüße

Metapher

Hallo,

das steht zumindest fest: sobald man von einem monotheismus
ausgeht, geht damit auch ein werte-universalismus einher.

aber der gilt doch nur für die Anhänger dieser Religion? Und haben nicht auch die Anhänger desselben polytheistischen Glaubens nicht auch alle dieselben ethischen Normen… Zumindest so, wie Du es hier geschrieben hast, scheinst Du mir von einer Art monotheistischen Chauvinismus aus zu schreiben…
in

der polytheistischen gesellschaft kann jeder für gut und
schlecht halten, was er möchte. wenn der nachbar menschen
opfert, soll er das tun, denn sein gott verlangt es von ihm.

Du schreibst über religiöse Indifferenz, das hat kaum etwas mit Polytheismus zu tun… Ich kann ja auch Monotheist sein, der Meinung sein, daß jeder glauben solle, was er will, und daher Menschenopfer meines Nachbarn akzeptieren…
Ich denke, Du solltest genauer beschreiben, was Du denn nun mit Polytheismus meinst.
Jedenfalls kann man nicht von den Griechen oder Römern der Antike behaupten, sie hätten keine ethischen Normen gehabt…

Grüße,
Taju