Heiden

Guten Morgen die Herrschaften !

Kann mir jemand sagen woher der Begriff Heide kommt ?
Waren die Heiden ein Volksstamm wie die Vandalen ?

Liebe Grüße
Marietta

Oh nein, liebe Marietta,

Heide ist ein Wort, das „Mitglied eines (irgendeines) Volkes“ bedeutet, verwandt mit dem grischichen „ethnos“, das du vermutlich von „Ethnologie“ kennst.
Die Verwendung war und ist: die, da; die anderen, die nicht sind wie wir; die da, die an einen anderen Gott glauben.

Der Duden erklärt:

_ Heide , der; -n, -n [mhd. heiden, ahd. heidano= Heide, wohl über das Got. (vgl. got. haiÞno = Heidin) zu gleichbed. spätgriech. (tà) éthne, eigtl. = die Völker, Pl. von griech. éthnos = Volk u. volksetym. angelehnt an Heide = unkultivierte Graslandschaft, (Rel., sonst veraltend):
jmd., der nicht der christlichen, jüdischen od. muslimischen Religion angehört; jmd., der nicht an Gott glaubt [u. noch bekehrt werden muss]: H. sein; den -n das Evangelium verkünden.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Gruß Fritz

Hallo !

Heide
Heide SmSubstantiv Maskulinum „Nichtchrist“ std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 14. Jh.), mhd. heiden, ahd. heidan Entlehnung. Der älteste Stand im Althochdeutschen ist das Substantiv heiden und ein zugehöriges Adjektiv heidanisc, heitnisc, heidhanliih; dann wird ahd. heidan als Adjektiv gebraucht (vor allem in der Wendung heidanin gommane „Heidenleute, Heidenmänner“), als Suffixform setzt sich dabei mehr und mehr -in- durch. Beim Substantiv wird die Form dann als Plural aufgefaßt, und ein Singular der Heide gebildet. Das Wort ist offenbar übernommen aus dem Gotischen (belegt ist das Femininum gt. haiTnO) mit Umsetzung des für dieses Wort anzusetzenden langen ä zu ahd. ei, der normalen Entsprechung bei alten Diphthongen. Das gotische Wort ist aber seinerseits entlehnt aus gr. tà éthnE „die Heiden“, eigentlich „die Völker“, mit sekundärem Gebrauch für Einzelpersonen (das gt. -ai- stammt also nicht aus einem Diphthong). Vom Althochdeutschen ausgehend hat sich das Wort als Adjektiv *haiTina- zu den anderen germanischen Sprachen verbreitet. Bei Bedarf wurde aus dem Adjektiv ein Substantiv gebildet. Die Wendung „die Völker“ bezeichnet zunächst bei den Juden die Nicht-Juden, später bei den Christen die Nicht-Christen, die germanischen Wörter sind dann nicht mehr durchsichtig. Adjektiv: heidnisch; Abstraktum: Heidentum. Wohl im Anschluß an Heidenlärm ist Heiden- teilweise als verstärkendes Vorderglied produktiv geworden (Heidenangst, Heidengeld).
Ebenso ne. heathen, nndl. heiden, nschw. hedning, nisl. heidingi.

Aus Kluge

Gruß max

Hallo Marietta,

die etymologische Herleitung des Wortes ist schwierig. Die Ableitung von gr. ta ethne (s. vorige Beiträge) lässt das anlautende h unerklärt.

Viel spricht dafür, dass der Wortstamm derselbe ist wie in der Landschaftsbezeichnung Heide (so Fr. Kluge, Etym. WB). Dann läge eine Nachbildung von lat. pagani (=Landbewohner, vgl. frz. paysan) vor. Da die Christianisierung im römischen Reich von den Städten ausging, hatte dieses Wort im Spätlatein die Bedeutung Nichtchrist bekommen.

Gruß,
Peter

Hallo Fritz,

Kann es sein, dass sich aufgrund dieser Erklärung

unkultivierte Graslandschaft

das Wort "Grasaff ´ " (Grassaffe) für einen Nicht-Getauften gebildet hat? (Habe mich nämlich schon desöfteren gefragt, was das zu bedeuten hat). Weißt Du das zufällig?

viele Grüße
Bettina

Heiden und Grasaffen?
Hallo, Bettina,

eine Verbindung von Heide in der Bedeutung „Ungläubiger, Ungetaufter“ und Grasaffe halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Während das Wort „Heide“ (Ungläubiger, Ungetaufter) zu dieser Schreibung in der Angleichung an: „Im Wald und auf der Heide …“ kam - und nur dieserhalben wird das im Dudenartikel erwähnt -, ist das „Gras“ in „Grasaffe“ wohl - wie „Grün“ in „Grünschnabel“ - eine Bezeichnung für „Unreife, Unerfahrenheit, Naivität“.

Da der Affe in der Tiersymbolik das DAS EITLE Tier gilt, ist der „Grasaffe“ ein unerfahrner, aber eingebildeter Mensch.

Und eben kein Ungläubiger.

So auch der Duden:
_ Grasaffe , der
[1.Bestandteil nach dem im Frühjahr noch frischen u. grünen Gras als Ausdruck der Unerfahrenheit u. Unreife] (salopp abwertend, veraltend):
unreifer, eitler Mensch.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Gruß Fritz

2 Like

Hallo, Peter

Viel spricht dafür, dass der Wortstamm derselbe ist wie in der Landschaftsbezeichnung Heide (so Fr. Kluge, Etym. WB).

Das erwähnt der Duden auch.

Die Ableitung von gr. ta ethne (s. vorige Beiträge) lässt das
anlautende h unerklärt.

Der Spiritus vor Vokalen am Wortanfang im Griechischen lässt an eine leichte Aspirierung denken, die schließlich zum „H“ geführt haben könnte.

Dann läge eine Nachbildung von lat. pagani (=Landbewohner, vgl. frz. paysan) vor.

Wie du aber vom „p“ in „pagani“ zu einem „h“ in „Heide“ kommst, würde mich sehr interessieren. „Pf“ und „f“ hielte ich für möglich, aber „h“???

Und Kluge erwähnt in seinem Artikel mit keinem Wort einen „paganus“.

Die Herleitung von paganus erscheint mir für des deutsche Wort nicht nahe zu liegen. Mit frz. paysan und engl. peasant ist das wohl anders.

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

vielen Dank für Deine Mühe!!

Deine Ausführungen sind sehr einleuchtend. Meine Frage an Dich hier entsprang folgender Erinnerug: Meine Großmutter sagte zu meiner Schwester, bis diese mit 5 Jahren getauft wurde immer „na, Du kleiner Grasaff `“. Und eitel war meine kleine Schwester in dem Alter mit Sicherheit nicht. Eben nur „unerfahren“ (logisch…).

Als ich sie damals fragte, warum sie meine Schwester denn immer „Grasaff ´“ nennen würde meinte sie, „weil sie noch nicht getauft ist“ und man würde einen ungetauften Menschen so nennen.

Grüße
Bettina

heidnisch
Hi Fritz

urgerm. haiTanas „wild, in der Steppe lebend“ wird als analoge Bildung zu lat. paganus angesehen.

Dazu dann got. haiTno „Heidin“ enstsprechend lat. pagani „Landbewohner“ → „Nicht-Christen“, wie schon erwähnt.

urgerm. haiTanas und got. haiTi leietet sich aber aus idg. kaito- „Wald, wilder Landstrich“ ab, das nur in kelt. und germ. erhalten blieb.

Mit diesen Wörtern wird griech. ta ethne (zu hebr. gojjim) nur übersetzt, ist aber etymologisch nicht verwandt. Griech. ethnos wie auch ethos vielmehr zu idg. suedh- "Eigenart, Sitte.

Gruß

Metapher

Hi, Metapher,

meint das:

urgerm. haiTanas „wild, in der Steppe lebend“ wird als
analoge Bildung zu lat. paganus angesehen.

dass die beiden „Wörter“ etymologisch verwandt sind?

Und gibt es ein Verbindung und Entwicklung von „paganus“ zu „Heide“?
Oder sind sie „eigene Wege“ bis heute gegangen?

Mit diesen Wörtern wird griech. ta ethne (zu hebr.
gojjim) nur übersetzt, ist aber etymologisch nicht
verwandt. Griech. ethnos wie auch ethos vielmehr
zu idg. suedh- "Eigenart, Sitte.

Okay, das klingt einleuchtend.

Gruß
Fritz

Ulfilas - Wulfila
Hallo Metapher

mein ethymologisches Lexikon des Englischen meint dazu folgendes:

der Begriff „heathen“ (engl. Wort für Heide) geht vermutlich auf das Gotische zurück. Zugeschrieben wird die erstmalige Verwendung dieses Wortes dem Bischof Ulfilas (oder Wulfila), der die Bibel im 4. Jhd. ins Gotische übersetzt hat.

Als Möglichkeit kommt in Betracht: eine Ableitung des gotischen Wortes „haithi“ mit der Bedeutung „auf der Erde wohnen/leben“ für die es aber wohl keinen Nachweis gibt.

Die zweite Möglichkeit ist auch hier eine Herleitung vom Armenischen „het’anos“ —> griechisch: ethnos

Gruss
Marion

Pagan - paganus
Moin Fritz

Und gibt es ein Verbindung und Entwicklung von „paganus“ zu
„Heide“?
Oder sind sie „eigene Wege“ bis heute gegangen?

Zumindest im Englischen gibt es das. Dort wird (vermutlich vor 1400) in „Morte Arthur“ paygan synonym für heathen (Heide) verwendet. Pagan (englisch) --> Heide (deutsch). Man nimmt an, dass die Verwendung vom Latainischen paganus also „Dorfbewohner“ stammt, da sich der christliche Glaube eher in den Städten ausbreitete und die ländliche Gegend länger an nicht christlichen Bräuchen und Glauben festhielt.

Gruss
Marion

paganus - Heide - éthne; jetzt wirds ausführlich:smile:
Moin Marion,

Zumindest im Englischen gibt es das. Dort wird (vermutlich vor
1400) in „Morte Arthur“ paygan synonym für heathen (Heide)
verwendet. Pagan (englisch) --> Heide (deutsch).

Das ist schon klar! Auch mir:wink:!

Aber „synonym“ bedeutet eben nicht „etymologisch verwandt“! Und darum ist es - mir wenigstens - gerade zu tun.

Ich lebe eben schon ein Weilchen mit dem - vielleicht vermeintlichen - Wissen, dass „Heide“ was mit „éthne“ zu tun habe. Und das bedeutete für mich bisher: Heide ist von dem griechischen Wort abgeleitet.

Darüber hat mir Metapher inzwischen ein Licht aufgesteckt.

Obwohl bei Pfeifer sich die Formulierung findet:

Zitat: ==========================
Heide m. ‚Anhänger einer nichtchristlichen Religion‘. Das Substantiv ahd. heidan (8. Jh.), mhd. mnl. heiden, aengl. haePen, engl. heathen und die Adjektive _heida>/I> ‚heidnisch‘, heidanisc … schließen sich an got. haiPno an, das Mark. 7, 26 griechisch Hellenis „Hellenin, Griechin“, daher „Nicht-Jüdin“ wiedergibt.
Man sieht in der gotischen Bildung, die mit der gotischen Mission ins Westgermanischge gelangt, eine singularisierte Entlehnung aus griechisch (neutestamentlich) ta éthne „die Heiden“ (eigentlich: „die Völker“).
Für dieses ist, wie auch für das griechische éthnikos „zum (fremden) Volk gehörig, volktümlich, heidnisch“, spätgriechische Aspirierung [wie ich weiter oben oder unter schon ausführte] anzunehmen, so dass gotisch haiPn- entsteht, wobei gotisch ai als Wiedergabe von griechisch ε betrachtet werden muss.
Zitat Ende ==========================

Und jetzt will halt wissen, woher denn der „Heide“?

Und den „paganus“ kann ich bisher noch nicht als den Großvater anerkennen:wink:.

Gruß Fritz_

meint das:

urgerm. haiTanas „wild, in der Steppe lebend“ wird als
analoge Bildung zu lat. paganus angesehen.

dass die beiden „Wörter“ etymologisch verwandt sind?

Nein, natürlich nicht. Es würde sich um eine Lehnübersetzung handeln, d.h. der vorhandene Begriff wurde mit einer Wurzel der eigenen Sprache nachgebildet.

Das Problem bei dieser Erklärung ist das Auftauchen in Wulfilas gotischer Bibel, weil es dort sonst keinen Zusammenhang mit der lateinischen, sondern nur mit der griechischen Kirchensprache gibt, und weil zwar viele Kirchenwörter aus dem Gotischen (

Hallo Fritz,

Aber „synonym“ bedeutet eben nicht „etymologisch verwandt“!
Und darum ist es - mir wenigstens - gerade zu tun.

aha, ich überleg grad, ob es etwas mit dem Englischen „heathen - pagan“ etwas vergleichbares Deutsches "Heide- ? " gibt.

Und den „paganus“ kann ich bisher noch nicht als den Großvater
anerkennen:wink:.

Nein, ich glaube den wollte auch niemand unterjubeln *g*.
Siehe auch das Posting von Peter Gerlof.

Gruss
Marion, mit Null Ahnung aber einem tollen neuen „Chambers Dictionary of Ethymology“ *stolz* :smile: