Hinduismus, 'schöpfung'

hallo!

kann mir jemand die frage beantworten, wie aus hinduistischer sicht die welt und die menschen entstanden sind? ich brauche das für einen religionsvortrag…hab schon n weilchen gegoogelt, aber nicht sonderlich brauchbares gefunden, vielleicht hab ich ja die falschen begriffe eingegeben…ich stoße nur immer wieder auf den begriff „veden“, aber was in denen nun so richtig drinsteht weiß ich auch nich.
und allgemein: wie sehen die anderen religionen die schöpfung? wie ist nach meinung von islam und buddhismus die welt entstanden?

gruß und danke
yvi

hallo

schau mal da, das wird dir weiter helfen:

http://www.paranormal.de/kundalini/yoga/indtradition…
http://www.geocities.com/Tokyo/Teahouse/6538/Shivapa…

liebe grüssli
coco

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Moin Yvi

wie ist nach meinung von buddhismus die welt
entstanden?

Nach buddhistischer Vorstellung gibt es keinen Schöpfungsmythos, sondern alles unterliegt einem ständigen Wandel.

Gruß
Marion

vedische Kosmogonie
Hi Ivy

unter den unzähligen überlieferten kosmogonischen (= Weltentstehungs-)Mythen gehören religionsphilosophisch gesehen vedische (ca. 1200-700 v.Chr.)und ägyptische (?-700 v.Chr.) zu den interessantesten. Denn bei ihnen finden sich raffinierte Überlegungen darüber, wie es überhaupt dazu kam, daß etwas entstehen konnte, wenn vorausgesetzt wurde, daß vorher „nichts“ war, wenn es also, mit anderen Worten, ein „vorher“ gar nicht gab.

Sie beginnen daher auch mit abstrakten Begriffen oder Prinzipien, und nicht mit bereits vorhandenen schöpferisch tätigen göttlichen Gestalten, die dann die Welt „machen“.

Leider sind sie etwas zu kompliziert, um sie hier kurz zu referieren, zumal es keine einzelnen kompakten Texte gibt, in denen diese Vorstellungen komplett abgehandelt sind, so wie wir z.B. zweie davon in den israelitischen Schriften (in der torah, im 1. Buch Mosis) vorfinden. Ich will deshalb nur kurz etwas über vedische Vorstellungen schreiben, da du speziell danach fragtest.

In der vedischen Periode des frühen Hinduismus gibt es unter anderem im Rigveda einige kosmogonische Abhandlungen: Rigveda X 129 ist ein gutes Beispiel: Die erstaunliche sonstige Formulierung des Anfangs „als Sein [sat]und Nichtsein [asat] noch nicht unterschieden war…“ taucht hier in der Form auf

„Nicht war Nichtsein und nicht war Sein
nicht war Raum [akasa] und nicht der Himmel jenseits davon

ein tiefer Abgrund“

„Nicht war der Tod und nicht war das Leben
nicht war das Zeichen der Nacht und des Tages
es begann windlos zu atmen aus eigener Kraft, da es einzig war
…“

„Finsternis war verborgen durch Finsternis

Der Keim [=Eidotter] kam zum Leben als Einziges
durch die Macht der Bruthitze [tapas]“

„Eine Begierde [tapas] bildete sich im Anfang, die als Keim des Denkens [manas] als erste war
…“

„Wer weiß es gewiß, wer wird es verkünden,
woher zum Leben gekommen, woher dieses Werden ist?
Die Himmlischen [deva, die Götter] sind diesseits der Welt.
Wer also weiß es, woher es gekeimt ist?“

„Woher dieses Werden gekeimt ist,
ob es gemacht worden ist oder ob nicht
wenn ein Wächter [Beobachter] dieser Welt ist im Himmel,
der weiß es gewiß - oder ob er es nicht weiß?“

Man erkennt, wie umsichtig hier mit dem Nicht-Wissbaren umgegangen wird …

Im ebenso bedeutenden Rigveda X 121 ist dann von einer Gestalt die Rede, die wohl auch als Gott aufgefaßt wurde, deren Name prajapati [aus praja-pati] eigentlich „Herr des Erzeugten“ bedeutet.

„Ein goldenes Eidotter bildete sich am Anfang
als Prajapati geboren war, war er allein
Er ist es, der diese Erde und diesen Himmel festhält
Wer ist der Himmlische …?“

„Der den Atem gibt, der die Kraft gibt
dessen Weisungen alle befolgen
dessen Schatten das Leben, dessen Schatten der Tod ist
Wer ist der Himmlische …?“

und so weiter.
Das Interessante ist, daß sowohl die Bruthitze, von der oben die Rede war, als auch die (sexuelle) Begierde, von der oben die Rede war, im Sanskrit (in dieser Sprache sind die Texte geschrieben), dasselbe Wort ist: tapas = „Glut“, und daß genau dieses Wort auch in der yogischen Meditation eine zentrale Bedeutung hat, nämlich die der Askese und der meditativen Konzentration. So wird in anderen vedischen Texten (den Brahmana) gesagt, daß Prajapati sich in der Meditation (tapas) bis zum Äußersten erhitzte (atapyata) und dadurch die Welt hervorbrachte. Und andererseits wird dort gesagt, daß im Anfang (agre) das Nichtsein (asat) den Geist (manas) hervorbrachte, der sich erhitzt und dadurch wiederum Prajapati hervorbrachte.

Dies also nur ein Beispiel aus der großen Menge mythischer Weltentstehungsgeschichten - ein überaus interessantes Gebiet der religionshistorischen Forschung. Ich hoffe, du kannst es als kleinen Beitrag für deinen Vortrag nutzen.

Viel Erfolg und Gruß

Metapher

Nachgefragt

Hallo Metapher :smile:

Der Keim [=Eidotter] kam zum Leben als Einziges
durch die Macht der Bruthitze [tapas]"

„Eine Begierde [tapas] bildete sich im Anfang, die als
Keim des Denkens [manas] als erste war
…“

Steht das wirklich für Begierde „tapas“ ? Müsste es nicht _ kama _ काम heißen ?

Vergl. auch:
http://www.sacred-texts.com/hin/rvsan/rv10129.htm

Das Interessante ist, daß sowohl die Bruthitze, von der oben
die Rede war, als auch die (sexuelle) Begierde, von der oben
die Rede war, im Sanskrit (in dieser Sprache sind die Texte
geschrieben), dasselbe Wort ist: tapas = „Glut“,

hm…wie gesagt, bist du sicher ?

und daß genau dieses Wort auch in der yogischen Meditation
eine zentrale Bedeutung hat, nämlich die der Askese und der
meditativen Konzentration.

Ja, das kenne ich auch so. Allerdings soll meines Wissens diese Erzeugung von Glut durch Askese bewirken, dass sich das Karma vorzeitig selbst „verzehrt“ und wirkungslos wird, also quasi das Wiederherstellen des Zustands der „Einheit“ vor der Schöpfung.

Vergl. auch Glasenapp: Die Pholosophie der Inder, Seite 298 (ich geh davon aus, dass ich hier nicht zitieren brauche, sondern du das Buch da hast :smile:)

Lieben Gruß
Marion

1 Like

tapas - kama
Moin,

und nochmal:
tapas im Sinne von Glut/Hitze quasi als „Gegenspieler“ von kama im Sinne von (sexueller) Begierde/desire , bzw. die andere Seite der Medaille, der Gegenpol.

http://www.yrec.info/yoga-kosha-term2036.html

Gruß
Marion

Vielleicht hilft auch dieser Artikel von M.P.Pandit.

http://www.rolf-helmecke.privat.t-online.de/literatu…

mfg
rolf

Moin Rolf,

nun ja, über tapas allgemein läßt sich sicher so einiges sagen, nur hier geht es mir schon um die Rolle von tapas im Schöpfungsmythos der Rigveda (X 129), speziell um das Thema tapas vs. kama.

Dazu sagt der von dir verlinkte Artikel leider nichts.

Gruß
Marion

kama ist mir auch als sexuelle Lust bekannt. Aber wo soll das im Schöpfungsmythos des Veda stehen? Es hat eher eine Bedeutung bei yogischer Praxis, wo Lust mit Hilfe von Tapas überwunden wird.

rolf

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Moin,

kama ist mir auch als sexuelle Lust bekannt. Aber wo soll das
im Schöpfungsmythos des Veda stehen?

siehe den oben von mir zum Original verlinkten Artikel Rigveda X 129, auf den sich auch Metapher bezieht
http://www.sacred-texts.com/hin/rvsan/rv10129.htm

  1. Zeile

Gruß
Marion

Hitze
Hi Marion

danke dir für diese wichtige Korrektur. Da zeigt sich mal wieder der Vorteil, in einem Expertenforum zu sein.

durch die Macht der Bruthitze [tapas]"

"Eine Begierde [tapas] bildete sich im Anfang, die als

Du hast natürlich völlig recht: An der zweiten Stelle („Begierde“) steht kama und nicht tapas. Ich hatte, der Uhrzeit entsprechend, nicht nachgeschaut, sondern in meinen alten Vortragsnotizen geblättert - und dort eine eigene Bemerkung mißverstanden:

Der Zusammenhang zwischen tapas und kama besteht natürlich. Zum einen in der Praktik des Soma-Opfers, in dem nicht nur Asketen, sondern auch Laien die diksha vollziehen, bei der sie sich eben der kama aussetzen, aber durch Verzicht auf sexuelle Befriedigung die „magische Hitze“ produzieren.

Dann aber findet sich im Tantrismus ein ganz direkter Zusammenhang, wenn beim Erwachen der kundalini, die dann durch die shushumna aufsteigt, die „magische Hitze“ erzeugt wird. Diese wird unter anderem als sexuelle Lust beschrieben. Mircea Eliade erwähnt in „Yoga. Unsterblichkeit und Freiheit“ eine Ausgabe des Shaktisamgama-Tantra, in der der Herausgeber das Vokabular für so obszön hält, daß er die Worte durch „xxx“ ersetzt (naja, das kennen wir auch von offiziellen Ausgaben des Kama-Sutra).

Die Identifizierung von tapas (im Rg-Veda u.a. in VIII 59, X 109,154,167) als Bruthitze (u.a. beim Bebrüten es Ur-Eies) einerseits und als „magische Hitze“ der Meditationstechnik ist jedoch korrekt. Dies stellt dann auch den Zusammenhang zwischen kosmogonischem Mythos und aktuell praktiziertem Ritual her, der in jeweils anderen Formen in allen religiösen Kontexten zu finden ist.

… also quasi das Wiederherstellen des Zustands der „Einheit“ vor der Schöpfung.

Vergl. auch Glasenapp: Die Philosophie der Inder, Seite 298

Richtig, dort ist von der Variante im Jainismus die Rede. Dort ist aber mit „vor der Zeit“ nicht „vor der Schöpfung“ gemeint, sondern die vorzeitige Karma-Abwehr.

Grüße

Metapher

Das Interessante ist, daß sowohl die Bruthitze, von der oben
die Rede war, als auch die (sexuelle) Begierde, von der oben
die Rede war, im Sanskrit (in dieser Sprache sind die Texte
geschrieben), dasselbe Wort ist: tapas = „Glut“,

Warauf stützt Du Deine Behauptung. Wie Pendragon schon erwähnt hat, steht für Begehren kama und nicht tapas, wie Du behauptet hast.

Auch heißt es in der 7. Zeile dieses Textes kāmastadaghre … wobei ich davon ausgehe, daß es sich um diesen folgenden von Dir zitierten Satz handelt:

"Eine Begierde [tapas] bildete sich im Anfang, die als
Keim des Denkens [manas] als erste war

rolf

Danke Rolf,

das ist wirklich nett von dir, aber genau das hatte ich Metapher auch bereits gefragt :smile:

Gruß
Marion

hi,

auch auf die gefahr hin, von den experten hier das sanskrit um die ohren gehauen zu bekommen, will ich auch noch was in die runde schmeißen…

es gibt die geschichte von der kirnung des milchmeeres, die zur verfestigung der welt geführt hat und die in diversen reliefs an (alten?) tempeln zu sehen ist. (so z.b. bei alten khmer-tempeln)

darauf ist die weltenschlange ananda zu sehen, die um die weltenachse gelegt ist. am einen ende ziehen die devas, also die götter, und am anderen ende die asuras, also die dämonen. da sie beide um die wette ziehen dreht sich die weltenachse immer hin und her wie ein quirl im butterfass. so wurde aus dem milchmeer die verfestigte erde.

quasi als molke fiel der trank der unsterblichkeit aus, amerta, und es entstand der dreiköpfige elefant erawan, das reittier des gottes indra.

bereit zum dresche beziehen,
grüßt
burkhard

darauf ist die weltenschlange ananda zu sehen, die um die
weltenachse gelegt ist. am einen ende ziehen die devas, also
die götter, und am anderen ende die asuras, also die dämonen.
da sie beide um die wette ziehen dreht sich die weltenachse
immer hin und her wie ein quirl im butterfass. so wurde aus
dem milchmeer die verfestigte erde.

Die Weltenschlange ist ananta, nicht ananda. Sie symbolisiert Unendlichkeit.

Das Milchmeer kann man als Zustand der Schöpfung vor der Erschaffung der Materie ansehen. Die Geburt der Materie ist dann das Resultat von widerstreitenden Kräften; Götter > Asura (Titanen). (siehe auch die Edda)

quasi als molke fiel der trank der unsterblichkeit aus,
amerta, und es entstand der dreiköpfige elefant erawan, das
reittier des gottes indra.

amritam nehme ich an, - es ist das Entzücken das man kostet, wenn Unsterblichkeit erfahren wird.

gruß
rolf

Moin Metapher,

danke dir für diese wichtige Korrektur. Da zeigt sich mal
wieder der Vorteil, in einem Expertenforum zu sein.

*schnurrrrrrrrrrrrrrr*

Der Zusammenhang zwischen tapas und kama besteht
natürlich. Zum einen in der Praktik des Soma-Opfers, in dem
nicht nur Asketen, sondern auch Laien die diksha
vollziehen, bei der sie sich eben der kama aussetzen,
aber durch Verzicht auf sexuelle Befriedigung
die „magische Hitze“ produzieren.

kommt mir bekannt vor :smile:

Dann aber findet sich im Tantrismus ein ganz direkter
Zusammenhang, wenn beim Erwachen der kundalini, die
dann durch die shushumna aufsteigt, die „magische
Hitze“ erzeugt wird. Diese wird unter anderem als sexuelle
Lust beschrieben.

Aber ohne jegliches kama, richtig ?

Die Identifizierung von tapas

ja, ein schwieriges Thema. Bei Gelegenheit sollten wir uns mal wieder zusammentun und etwas derartiges gemeinsam identifizieren

http://www.castellumnovum.nl/images/tapas.jpg

Richtig, dort ist von der Variante im Jainismus die Rede. Dort
ist aber mit „vor der Zeit“ nicht „vor der Schöpfung“ gemeint,
sondern die vorzeitige Karma-Abwehr.

ok, das macht Sinn.

*guacamole*
*pling*
Marion

… die „magische Hitze“ erzeugt wird. Diese wird unter anderem als sexuelle Lust beschrieben.

Aber ohne jegliches kama, richtig ?

nana - kama ohne kama kriegt wohl selbst ein archaischer Tantrist nicht auf die Reihe.

Außerdem wäre das wie tapas ohne guacamole *fg*

M. (der aus dem unmenschlich zwielichtigen M&M-Team)

[off topic] salsa

… die „magische Hitze“ erzeugt wird. Diese wird unter anderem als sexuelle Lust beschrieben.

Aber ohne jegliches kama, richtig ?

nana - kama ohne kama kriegt wohl selbst ein
archaischer Tantrist nicht auf die Reihe.

oh shiva schmeiß dhrtih vom Himmel.

Außerdem wäre das wie tapas ohne guacamole *fg*

Ferkel

(der aus dem unmenschlich zwielichtigen M&M-Team)

ist das was Unanständiges ?

*misstrauisch blinzel*
Marion

(der aus dem unmenschlich zwielichtigen M&M-Team)

ist das was Unanständiges ?

Ich konnte es nicht überprüfen. Auf dem Trittbrett war kein Platz mehr frei, und auf dem Tender gabs keine Kohle.

Wieder beruhigt?

*wink*

twilight zone

Ich konnte es nicht überprüfen. Auf dem Trittbrett war kein
Platz mehr frei, und auf dem Tender gabs keine Kohle.

Da hilft nur Erzeugung von Tapas. Grund haben wir ja reichlich. Material auch. Und nicht zu vergessen: Der Winter kommt.

Wieder beruhigt?

Nicht wirklich. Aber dazu schreib ich dir dann demnächst mal ne mail.

*wink*

mit asketischen Grüßen
(ganzganzherzlich)
und viel *nürnberg*

Marion