Schweinefleisch in der Bibel

Hab mal gelesen, auch die Bibel äußere sich ablehnend zum Verzehr von Schweinefleisch. Leider finde ich die Quelle nicht mehr.

(a) Ist das Gerücht zutreffend?
(b) Wenn ja, warum ist das dann kein Thema in „christlichen“ Gesellschaften?

neugierig, dalga

(a) Ist das Gerücht zutreffend?

Ja:
3. Mose 11, 7-8
Das Schwein, denn es hat wohl durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer; darum soll es euch unrein sein. Vom Fleisch dieser Tiere dürft ihr weder essen noch ihr Aas anrühren; denn sie sind euch unrein.

(b) Wenn ja, warum ist das dann kein Thema in „christlichen“
Gesellschaften?

Deshalb:
Matthäus 15, 17-18
Merkt ihr nicht, daß alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.

Apostelgeschichte 10 bringt noch mehr Erkenntnis in dieser Sache, das ist aber z lang um hier zu zitieren.

Auch Apostelgeschichte 15, 10-11
Warum versucht ihr denn nun Gott dadurch, daß ihr bein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsre Väter noch wir haben tragen können? Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden, ebenso wie auch sie.

Zusammengefasst: Speisegebote sind eine Äußerlichkeit, und bestenfalls ein Zeichen für die innere Einstellung. Was wichtig ist, ist die Zugehörigkeit zu Gott durch Gnade, und nicht die Einhaltung diverser Regeln, was im obigen Text als „Joch“ bezeichnet wird.

Gruß,
Jan

Hallo.

Der Verzehr von Schweinefleisch war nicht immer verboten, in früher Zeit aßen auch die Moslems fleissig Schweinefleisch :smiley:. Das Problem ist nur, dass das Schwein relativ genügsam ist und sich beim Fressen nicht an natürliche Grenzen hält. Mit der Folge, dass Mensch und Schwein um Platz und Ackerland (=Essen) konkurriert haben. Als Folge wurde der Verzehr von Schweinefleisch mit einem religiösen Bannfluch belegt: wer züchtet & isst schon gerne etwas Schlechtes ?
Quelle: „Das (neue?) Lexikon der populären Irrtümer“ von Walter Krämer & Götz Trenkler

Obwohl man dem Verbot des Fleischverzehrs durchaus etwas Positives abgewinnen kann, man betrachte heutige ernährungsbedingte Krankheiten :,-(

HTH
mfg M.L.

Es gibt auch ernährungsphysiologische Gründe,
vom Schweinefleisch abzuraten.

Leider kann ich mir solche Dinge im Detail
schlecht merken. Es geht jedenfalls in der
Richtung, dass die Eiweisse des Schweinefleisches
den Eiweissen unseres menschlichen Körpers zu
sehr ähneln. Vielleicht kann mich hier jemand
ergänzen oder korrigieren …

Die erwähnte Bau-Ähnlichkeit der Eiweisse dürfte
wohl auch der Grund sein, warum Schweineherzen
für eine Transplantation in den menschlichen
Organismus noch am ehesten in Frage kommen.
Rolf

hallo Markus,
diese Theorie hört sich zwar schön an, stimmt aber nicht.
Geh mal in´s Archiv und leis die Themen von metapher.
Hochinteressant!
Grüße
Raikund

Jan, danke für Deine Info.

Was mich stutzig macht, ist die Möglichkeit, dass ein und dasselbe religiöse Werk eine These und gleichzeitig die argumentative Gegenthese bzw. Entlastung liefert.
Für jemanden, der die Fragen „Ist Religion eine nützliche Lebenshilfe? Wenn ja, welche Religion ist für mich geeignet?“ noch nicht beantwortet hat, stellt sich die Bibel damit als irgendwie nicht wirklich brauchbar heraus. Vermutlich kann man sich mit der Argumentation vom „Joch“, welches man nicht zu tragen braucht, auch von allen anderen moralischen Forderungen der Bibel freisprechen?
Nicht, daß man unbedingt ein „Joch“ braucht, aber da wir nun mal die Erkenntnis von Gut und Böse haben sollen, wäre es doch eine Orientierungshilfe, ein für alle verbindliches Gut und Böse zu definieren.

Vermutlich ist der Koran, der oft als Fortsetzung / Neufassung der Bibel dargestellt wird, genauso wenig hilfreich???

Fragen über Fragen…Oder führt der Weg zu „Gott“ (oder was auch immer) doch durchs eigene Herz und nicht durch einen dubiosen Text???

Wer weiß das?

nicht viel schlauer, dalga

Was mich stutzig macht, ist die Möglichkeit, dass ein und
dasselbe religiöse Werk eine These und gleichzeitig die
argumentative Gegenthese bzw. Entlastung liefert.
Für jemanden, der die Fragen „Ist Religion eine nützliche
Lebenshilfe? Wenn ja, welche Religion ist für mich geeignet?“
noch nicht beantwortet hat, stellt sich die Bibel damit als
irgendwie nicht wirklich brauchbar heraus. Vermutlich kann man
sich mit der Argumentation vom „Joch“, welches man nicht zu
tragen braucht, auch von allen anderen moralischen Forderungen
der Bibel freisprechen?

Hallo Dalga,

Speisegesetze sind sicherlich keine moralische Forderung, oder? :wink:

„Freiheit“ von moralischen Forderungen ist allerdings ein gutes Stichwort. Die Bibel zeigt nämlich *zwei* Wege auf, um vor Gott bestehen zu können, und ewiges Leben zu erhalten. Der eine ist der, moralisch ein einwandfreies Leben zu führen, und alle Gebote und Gesetze zu erfüllen (inklusive der Speisegebote). Sie sagt aber auch gleichzeitig, dass das eigentlich keiner machen kann.
Der zweite Weg ist der Weg der Gnade. Dazu muss man das Opfer von Jesus Christus annehmen, der dieses moralisch einwandfreie Leben führte – und das konnte, weil er Gottes Sohn ist – und am Kreuz für die Schuld aller, die das annehmen, bezahlt hat. Das bedeutet irgendwie schon „Freiheit“ von moralischen Forderungen, aber nicht in dem Sinne, dass diese Forderungen gleichgültig werden, sondern in dem Sinne, dass Freiheit vom Druck herrscht, diese Forderungen zu erfüllen. Mit diesem Druck ist das Joch gemeint.

Fragen über Fragen…Oder führt der Weg zu „Gott“ (oder was
auch immer) doch durchs eigene Herz und nicht durch einen
dubiosen Text???

Ganz sicher durchs eigene Herz. Und wenn Du die Bibel genau durchliest, wirst Du sehen, dass sie genau diese Botschaft verkündet!

Viele Grüße,
Jan

Hallo Dalga,

Was mich stutzig macht, ist die Möglichkeit, dass ein und
dasselbe religiöse Werk eine These und gleichzeitig die
argumentative Gegenthese bzw. Entlastung liefert.

die Bibel ist kein in sich geschlossenes religiöses Werk.
Die Bibel ist eine Sammlung von Schriften, die eine Botschaft an die Menschen ergibt.

Für jemanden, der die Fragen „Ist Religion eine nützliche
Lebenshilfe? Wenn ja, welche Religion ist für mich geeignet?“
noch nicht beantwortet hat, stellt sich die Bibel damit als
irgendwie nicht wirklich brauchbar heraus.

Es geht der Bibel nicht darum, für „jemanden brauchbar“ zu sein.
Man kann den Inhalt als „gut“ oder „nicht gut“ einstufen und sich demgemäß verhalten.

Brauchbar wird die Bibel erst, wenn Du Dich entschieden hast, eine Beziehung zu dem Gott der Bibel einzugehen. Dann wird sie Dir eine Hilfe in allen Lebenslagen.

Vermutlich kann man
sich mit der Argumentation vom „Joch“, welches man nicht zu
tragen braucht, auch von allen anderen moralischen Forderungen
der Bibel freisprechen?

Wenn man will, kann man alles mit der Bibel beweisen.
Aber das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Man muss immer darauf achten, zu welcher Zeit und an welche Personengruppe welche Regel gerichtet ist.
Die Sache mit dem Schweinefleisch (und da gab es noch viel mehr verbotene Fleischsorten) ging ja nur das Volk Israel an. Es betraf nie und nimmer Griechen, Römer, Indianer oder Chinesen.

Als das Christentum sich zu den Heidenvölkern ausbreitete, gab es für diese „Neuzugänge“ die vereinfachte Bestimmung aus Apg.15.

Nicht, daß man unbedingt ein „Joch“ braucht, aber da wir nun
mal die Erkenntnis von Gut und Böse haben sollen, wäre es doch
eine Orientierungshilfe, ein für alle verbindliches Gut und
Böse zu definieren.

Das hat Jesus in der Bergpredigt definiert. (Matth.5-7)

Fragen über Fragen…Oder führt der Weg zu „Gott“ (oder was
auch immer) doch durchs eigene Herz und nicht durch einen
dubiosen Text???

Natürlich führt der Weg zu Gott nur durch das Herz.
Alles andere wäre nur eine Mitgliedschaft in einem Verein, die Dir für Dein Verhältnis zu Gott keine Hilfe sein kann.

Gruss Harald

Hallo Dalga

Möchte das untenstehenden Text von Jan noch wie folgt ergänzen

Was mich stutzig macht, ist die Möglichkeit, dass ein und
dasselbe religiöse Werk eine These und gleichzeitig die
argumentative Gegenthese bzw. Entlastung liefert.

Das ist richtig und damit haben viele Menschen und auch Christen Mühe.
Aber man sollte die Stellen auch alle richtig und im Kontext lesen.
Während im alten Testament der Schweinefleischverzehr den Körper unrein macht, hat meiner Ansicht nach, Gott den Verzehr deshalb verboten, da er ein kräftiges gesundes Volk wollte.
Jesus hat im neuen Testament darauf hingewiesen, dass der Verzehr von Schweinefleich etc nicht den Geist unrein macht, dh dies keinen Zusammenhang hat, ob man Gott gefällt, ins Paradies kommt etc., sondern dies auf andere Dinge ankommt.

Meine Schlussfolgerungen: Das Essen von Schweinefleich ist nicht so gesund, weshalb man es meiden soll, aber nicht im Sinne eines Gesetzes. Es gibt Sachen die viel wichtiger sind als die Gesundheit, so wurde in der Apostelgeschichte sogar Petrus von Gott aufgefordert. solche Sachen zu Essen. Nur dadurch wurde es ihm ermöglicht, eine Einladung anzunehmen und so das Evangelium auch Nicht-Juden zu predigen.

Gruss
beat