Was sind Dogmen in der katholischen Kirche?

Hallo!

Und gleich noch eine Frage. Heute bin ich besonders wissbegierig aber im lieben Religionsunterricht haben wir dies einfach nie gehört.

Ich höre da ab und zu von sogenannten Dogmen, die ein Priester automatisch einem erzählen muss, ohne das er seine persönliche Meinung dazu äußern kann (habe ich auch so gehört).

Was sind Dogmen? Was ist die Dogmatik? Ich als Kaufmann kann mir darunter nichts vorstellen.

Liebe Grüße und Danke!

Petra

Hallo,

da kann ich mir auch nichts drunter vorstellen.
Vor allem deshalb nicht, weil man doch bei einem katholischen Priester annehmen sollte, daß er auch glaubt, was sene Kirche so behauptet und von dessen Richtigkeit überzeugt sein sollte - der kann doch eigentlich gar nichts anderes denken dürfen.

Gernot Geyer

Hallo,

ein Dogma ist das, worüber sich regelmäßig der Streit über den Papst entzündet, weil er die einzige Person in der katholischen Kirche ist, der das Recht hat Dogmen zu verkünden (und das, obwohl zuletzt im Jahr 1950 ein Unfehlbarkeitsdogma verkündet wurde): es ist eine Glaubenswahrheit, von der die Kirche behauptet, dass sie seit Anbeginn des christlichen Glaubens unverändert existiere.

Für den Einstieg:
http://www.kath.de/kurs/vatikan/dogma.php

und (unter Vorbehalt, da nicht alles optimal dargestellt ist):
http://de.wikipedia.org/wiki/Dogma

Ich höre da ab und zu von sogenannten Dogmen,

s.o.

die ein Priester automatisch einem erzählen muss,

Blödsinn.

ohne das er seine persönliche Meinung dazu äußern kann

Blödsinn.

Grüße
Wolfgang

Hallo Petra,

wörtlich bedeutet griechisch dogma = Meinung, Verfügung, Beschluss.

Generell bedeutet ein Dogma eine lehrhaft formulierte Grundwahrheit, einen feststehenden Lehrsatz oder ein Lehrsystem, deren Voraussetzung außerhalb der Möglichkeit wissenschaftlicher Nachprüfung liegt.

In der katholischen Theologie gilt jede von Gott (a) durch die Bibel und (b) durch die Überlieferung geoffenbarte Wahrheit als Dogma, soweit sie vom kirchlichen Lehramt als geoffenbart verkündet wird.

Die konkrete Form dieser Verkündung ist erst seit dem 19. Jahrhundert festgelegt: Was durch den Papst in Wahrnehmung seines Lehramtes ex cathedra verkündet wird, ist ein Dogma und als solches wahr und nicht revidierbar. Das oft falsch zitierte Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes (die nämlich genau unter diesen Bedingungen gegeben ist, sonst nicht - er müsste sonst ja nicht beichten) bezeichnet genau diesen Sachverhalt.

Beispiel: In engem zeitlichem Zusammenhang mit dem genannten Dogma wurde das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariä verkündet. Was Du sagst „es muss durch einen Priester automatisch verkündet werden“ ist bedingt richtig: Selbstverständlich kann er seine eigene Meinung dazu haben, unter der Bedingung, dass er diese Meinung eindeutig als abweichend von durch Gott offenbarte Wahrheit, ergo menschlichen Irrtum, vertritt. Er darf ja auch zugeben, dass er den Satz „Drei mal eins gleich eins“ nicht versteht - solange er klarstellt, dass das von der Beschränkung seines menschlichen ergo unvollkommenen Intellektes kommt.

Weiterführend: Die Festlegung auf einen Kodex nicht zu revidierender zentraler Lehrmeinungen ist nichts, was nur der katholischen Kirche eigen wäre. Jede politische Organisation, die Erfolg anstrebt und nicht bloß irgendwie rumdüdelt, praktiziert diese. Es ist auch nicht bloß für katholische Priester bisweilen anstrengend bis schmerzhaft, Dogmen zu akzeptieren. Einiges dazu kann man z.B. bei Jorge Semprun (betreffend die KPdSU), bei Bertolt Brecht (Buckower Elegien), Stefan Heym (Fünf Tage im Juni), beide betreffend die SED nachlesen.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Ich habe Priestern auch nicht unterstellt, dass sie ihrem Amt zu wenig Kompetenz aufbringt, Jeder Mensch, lieber Gernot, hat auch im Berufsleben eine eigene Meinung, die gewissermaßen dem Chef nicht immer passt (wer ja schrecklich wenn der Chef aller richtig finden würde, was man ihm sagt). Nun weiß ich eben nicht, ob bei einem Priester die gleichen Grundsätze im Berufsleben gelten wie bei jedem anderen Menschen.

Beispiel: Manche katholische Priester gehen bei einem ausgetretenen Christen sogar beim Begräbnis mit. Oder man hört auch, dass Christen zur Kommunion gehen, die zum Beispiel geschieden und wiederverheiratet sind (habe ich in Deutschland gelesen ob dies in Ö praktiziet wird ist fraglich). Ich denke mir da, die Anweisung lautet: Sünder!

Ich verstehe das so: Sünder - geht nicht - unabhängig davon ob der sog. Sünder die Kommunion womöglich mit Würde empfängt oder der ausgetretene Christ vielleicht doch an Gott glaubt etc.

Außerdem hat jeder Mensch auch der Priester ein Recht auf eine freie Meinung!! Gott sei Dank!

Gruß

Petra

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Hallo,

mag ja sein, ich bin zu ehrlich. So wußte ich ja schon immer, daß ich als Versicherungsvertreter ein glatter Versager wäre, weil ich es nie hinbekommen würde, einer 90 jährige beinamputierten Oma ne Versicherung gegen Unfälle beim Bergsteigen oder so was aufzuschwatzen.
Also habe ich mir Jobs gesucht, in denen ich nichts sagen mußte, was meiner eigenen Überzeugung wiederspricht. (Die einzige Ausnahme davon endete ja auch dann mit einem Rausschmiß, weil ich wieder mal unedingt meine Meinung sagen mußte.)
Von daher habe ich eigentlich angenommen, das ginge anderen Leuten auch so. Für mich jedenfalls ist ein Priester, der von der Kanzel was anderes predigt, als er selber glaubt, erledigt. Der soll, wenn ihm die Kirche nicht den freiraum läßt, seine Meinung auch zu vertreten, lieber den Job wechseln als zum Heuchler zu werden.

Gernot Geyer