Weltliche Patenschaft

Hallo,

wir machen uns Gedanken über die Patenschaft. Meine Frau ist zwar aus beruflichen Gründen in der Kirche, aber in keinster Weise gläubig.
Ich hingegen bin schon lange ausgetreten.
Vor ein paar Tagen hatten wir uns über die Patenschaft unterhalten. Dabei ist uns bewusst geworden, das es sowas nur in Verbindung mit der Taufe und der Kirche gibt.
Oder gibt es - abgesehen von der Mafia - auch sowas wie eine weltliche Patenschaft? Muss eine moralische Verantwortung für ein Kind unbedingt mit dem christlichen Glauben verbunden sein? Kann nicht die Funktion der Patenschaft auch ohne Kirche, Taufe und religiösem Hintergrund wahrgenommen werden?

Vielen Dank,

Geert & Co.

Servus Geert,

ja, sie kann. Bloß der Begriff kann dabei zu Verwirrung führen, falls nicht alle Beteiligten sich darüber klar sind, worum es geht.

Schöne Grüße

MM

Vielen Dank, Martin,

hast du eventuell dazu etwas genauere Informationen? Die „klassische“ Patenschaft wird in der Kirche eingetragen, wie begeht man das auf Weltliche Art?
Hast Du Erfahrungen zu diesem Thema?

Gruß

Geert & Co.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus,

hast du eventuell dazu etwas genauere Informationen?

nur die, die meinen eigenen Überlegungen entspringen…

Die „klassische“ Patenschaft wird in der Kirche eingetragen, wie
begeht man das auf weltliche Art?

Anders als beim kirchlichen Taufpaten gehört dazu die Klärung der ethischen Prinzipien, denen diese „weltliche Patenschaft“ folgen soll, zumindest zwischen den Eltern des Kindes und dem Paten. Das öffentliche Zeugnis spielt dabei eine Rolle - in Ermangelung einer Gemeinde darf hier nachgedacht werden, wer diese Öffentlichkeit bilden soll. Und das dritte Element ist das festliche Begängnis, das hier auch frei gestaltbar ist.

Eine im weitesten Sinn dazu gehörende eigene Erfahrung hat der Zufall ergeben: Zwei Eltern aus einer deutsch-französischen Ehe waren bei uns zu besuch, als die Mutter mit dem zweiten Sohn schwanger war. Sie fragte uns, ob uns denn nicht männliche Vornamen einfielen, die in einem deutsch-französischen Zusammenhang stünden. Mein erster Einfall war dazu Matthias, nach meinem oberschwäbischen Landsmann Matthias Erzberger, der sich im Lauf des ersten Weltkrieges vom stramm Deutschnationalen zum Pazifisten entwickelt hat und später für sein Eintreten für ein Ende der Schlächterei vor Verdun (und seine Unterschrift in diesem Zusammenhang) ermordet wurde.

In diesem konkreten Zusammenhang, Verständigung der früheren „Erbfeinde“, betrachte ich mich quasi als „Profanpaten“ des Jungen, der dann auf den Namen Matthias getauft worden ist. Die Besiegelung erfolgte dann später ganz prosaisch, als die beiden ihr eigenes Häuslein zurechtgezimmert hatten, indem ich ihnen einen wild gewachsenen Eichensämling aus meinem Garten für den ihrigen schickte - der sozusagen als Analog für die napoleonischen Freiheitsbäume in Deutschland jetzt in Orange als „Treuebaum“ aus Deutschland steht.

Dieses ist ein sehr individuelles und privates Exempel, und die Thematik dürfte hoffentlich in den kommenden Jahren, bis Matthias erwachsen ist, auch nicht mehr aktuell werden, aber vielleicht kann es Anregungen bieten.

Schöne Grüße

MM

Hallo Geert,

als meine Freundin ihr Kind taufen lassen wollte und sich herausstellte, daß die ausgewählte Patin zwar das Patenamt gern übernehmen würde, aber nicht mehr in der (ev.)Kirche war. Der Pastor hätte die Frau als dritte Patin akzeptiert, wenn zumindest die von der Kirche vorgeschriebenen zwei Paten Kirchenmitglieder gewesen wären. Da man denn sowieso noch einen weiteren Paten bitten mußte, sind letztlich auch nur die beiden zur Patenschaft gegangen.
Wie das Kirchenrechtlich geregelt ist, wieviel Spielraum der einzelne Pastor hat und ob die katholische Kirche da auch tolerant ist kann ich nicht sagen. Fragt den Pastor der das Kind taufen soll. Lehnt er ab, fragt wo das steht und fragt einen anderen Pastor, denn zumindest bei den ev. wird recht viel sehr tolerant gehandhabt.

Gruß Steffi

weltliche Patenschaft? - ich finde nein.
Lieber Geert,

irgendwie rätsle ich darüber, warum es dir (anscheinend) ein Bedürfnis ist, einem kirchlichem Amt, denn das ist die Patenschaft, eine weltliche Kopie geben zu wollen. Für mich ist das, entschuldige meine Offenheit, ähnlich paradox wie das in den USA praktizierte nichtreligiöse Weihnachten.

Der Pate ist (oder war es in der christlichen Anfangszeit) bei einer Erwachsenentaufe der Bürge, dass der Täufling es mit der Zughörigkeit zur christlichen Gemeinschaft ernst meint. Bei einer Kindstaufe, bei der der Täufling sich selbst noch nicht für oder gegen das Christentum entscheiden kann, bürgt der Pate dafür, dass das Kind das für eine Taufe notwendige Wissen im Nachhinein erfährt und spätestens im Jugendalter (Konfirmation oder Firmung) soweit ist, selbst entscheiden zu können.

Ohne den christlichen Kontext darfst du gerne ein väterlicher Freund sein, der eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe wahrnimmt, aber eine Patenschaft wird das nicht, ebensowenig wie Ostern ohne die Auferstehung Ostern ist, sondern ein schönes und nettes Frühlingsfest mit vielen Ostereiern.

Gruß
Hardey

Hallo Hardey,

Der Pate ist (oder war es in der christlichen Anfangszeit) …

Ja, das ist der christliche Ursprung.
Doch war es in Zeiten, in denen es noch keine staatliche soziale Absicherung gab, auch der Pate, der bei Verlust oder extremer Not der Eltern dem Patenkind verpflichtet war. Da das damals recht häufig der Fall war, war man froh, wenn man wohlmeinende, gut situierte Paten für sein Kind gewinnen konnte. (wird z.B. in etlichen Märchen thematisiert)
Die Fürsorge für den Glauben des Patenkindes wurde sehr schnell zur Fürsorge für sein Leben. Aber leider ist auch das kaum noch in den heutigen Köpfen verankert, auch bei Kirchenmitgliedern nicht.
Mir wäre der Pate der liebste, der sich dem Kind wirklich verpflichtet fühlt. Und zwar dann, wenn das Kind ihn braucht. Ob der Pate nun Kirchenmitglied ist oder nicht.
Weil das Patenamt die Verpflichtung dem Kind gegenüber symbolisiert finde ich es gut, wenn die Kirche Nichtmitglieder zumindest als zusätzliche Paten akzeptiert. (Es sind ja noch zwei die sich offiziell um den Glauben des Kindes kümmern.) Es geht ja nicht um den Dienst an /in der Kirche, sondern um das Wohl des Kindes.

Gruß Steffi

Oder gibt es - abgesehen von der Mafia - auch sowas wie eine
weltliche Patenschaft?

Hallo Geert und Co.,
vielleicht gibt es ja Paten bei der Jugendweihe, wäre eine Alternative zur „Kirchenmafia“.

Muss eine moralische Verantwortung für
ein Kind unbedingt mit dem christlichen Glauben verbunden
sein? Kann nicht die Funktion der Patenschaft auch ohne
Kirche, Taufe und religiösem Hintergrund wahrgenommen werden?

Du kannst mit dem Kind Satan anbeten, dich piercen lassen, oder was auch immer machen. Nur ist das dann keine Patenschaft.
Wozu eigentlich eine Patenschaft? Du kannst ja auch ohne „Titel“ dem Kind ein guter Freund sein, oder es finanziell absichern, für den schlimmsten aller Fälle.

Falsch wäre es allerdings die kirchliche Patenschaft zu übernehmen und dann bei der Frage des Pfarrers, ob Du bereit bist das Kind auch religiös mit zu erziehen, gleich mit einer Lüge antwortest.

Gruß vom Patenonkel Joe

Hallo Joe,

Wozu eigentlich eine Patenschaft?

Weil der Mensch ein Symbol braucht.

Gruß Steffi

Hallo,

Ja, das ist der christliche Ursprung.
Doch war es in Zeiten, in denen es noch keine staatliche
soziale Absicherung gab, auch der Pate, der bei Verlust oder
extremer Not der Eltern dem Patenkind verpflichtet war.

Das war immer eine nur moralische Verpflichtung, die sich daraus ergab, dass der Pate seinem Patenkind besonders nahe stehen sollte. Vielleicht auch aus der Erkenntnis heraus, dass man mit jemandem der Hunger leidet kaum über die Trinität fachsimpeln kann (kleiner Scherz).

Die Fürsorge für den Glauben des Patenkindes wurde sehr
schnell zur Fürsorge für sein Leben.

Das halte ich für ein Gerücht. Die materielle Fürsorge war wohl immer etwas sehr individuelles und in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle auch kaum möglich, weil der Pate meist aus der gleichen sozialen Schicht kam wie die Eltern, also ggf. auch genau so arm war.

Aber leider ist auch das kaum noch in den heutigen Köpfen verankert, :auch bei Kirchenmitgliedern nicht.

Mit gutem Grund, weil es sich um den unwesentlichen Teil des Patenamtes handelt, der sich in Zeiten der Sozialversicherungen auch weitgehend überlebt hat.

Mir wäre der Pate der liebste, der sich dem Kind wirklich
verpflichtet fühlt. Und zwar dann, wenn das Kind ihn braucht.
Ob der Pate nun Kirchenmitglied ist oder nicht.
Weil das Patenamt die Verpflichtung dem Kind gegenüber
symbolisiert finde ich es gut, wenn die Kirche Nichtmitglieder
zumindest als zusätzliche Paten akzeptiert. (Es sind ja noch
zwei die sich offiziell um den Glauben des Kindes kümmern.) Es
geht ja nicht um den Dienst an /in der Kirche, sondern um das
Wohl des Kindes.

Niemand hindert dich daran, einen lieben Menschen zu finden der sich deines Kindes Annehmen will und es noch ein wenig sponsort. Die meisten Patoren akzeptieren auch während der Taufzeremonie nicht-Kirchenmitglieder als Paten, solange sie sich dem Kerngedanken (christlichen Glauben entwickeln) verpflichten können. Alles andere musst du dann eben außerhalb der Kirche organisieren. Das Materielle Wohl der Kinder ist einfach nicht Gegenstand der Taufe.
Übrigens haben Paten als solche Familienrechtlich keinerlei sonderstellung, würden also im Falle eines Falles nicht automatisch Vormund.
Gruß
Werner

Hallo Steffi

Wozu eigentlich eine Patenschaft?

Weil der Mensch ein Symbol braucht.

ja, aber die kirchliche Patenschaft ist für ihn aber m.M. nach nicht richtig. Eine andere „offizielle“ Patenschaft gibt es halt nicht.

Gruß, Joe

Hallo, Joe,
Nun, der Gedanke der Patenschaft ist ja auch abgelöst von der christlichen Tradition der schlechteste nicht.

Wenn ich daran denke, dass dem Kind auch für den Fall des Verlustes der Eltern (oder des Zerfalls deren Partnerschaft) eine zusätzliche Bezugsperson zur Seite gestellt wird, dann ist das auch ohne christlichen Bezug eine begrüßenswerte Angelegenheit.

Wenn man selbst der Kirche eher indifferent oder gar ablehnend gegenübersteht, kann man sich dennoch einen vertrauten Menschen in dieser Funktion wünschen.

Ich kann mir vorstellen, dass man dieser (Selbst-)Verpflichtung dem Kind gegenüber auch ohne kirchlichen Ritus trotzdem einen feierlichen Rahmen geben will, und wenn es nur darum geht, ihre Ernsthaftigkeit und das Bewusstsein um die damit eingegangene Verantwortung auch nach außen hin zu demonstrieren. Das schon vorgeschlagene Pflanzen eines Bäumchens wäre m.E. durchaus ein solches Zeichen.

Gruß
Eckard

Hallo Geert!

Vor ein paar Tagen hatten wir uns über die Patenschaft

unterhalten. Dabei ist uns bewusst geworden, das es sowas nur
in Verbindung mit der Taufe und der Kirche gibt.

Bei der Patenschaft übernehme ich die Verantwortung das Kind im religiösen Glauben mitzuerziehen. Das ist das was einen Taufpaten ausmachen soll. Das heißt im Prinzip, wenn das Kind Glaubenszweifel hat oder Fragen zu Gott hat, das ich damit ihm mit Rat und Tat zur Seite stehe. Denkbar wäre auch mit dem Kind zu Gottesdiensten zu gehen. Das alles sollte möglichst ohne Zwang geschehen, denn wenn Religion zum Zwang wird, wird Gott für den Menschen bald uninteressant.

Es ist durchaus okay die Patenschaft auch weltlich zu sehen. Das Kind nicht nur im Glauben zu unterstützen sondern wenn es in Not oder Bedrängnis geraten ist oder ihm Sorgen quälen und es nicht weiß wohin es gehen soll, dass man hier für dieses Kind ein wertvoller Ansprechpartner wird. Dazu muss ich nicht religiös sein. Der Akt der Nächstenliebe ist auch, unabhängig von der Religion, ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Oder man unternimmt etwas mit dem Kind, macht ihm eine Freude auch hier kann ich Pate sein. Für den einen Menschen.

Moralische Verantwortung hängt nicht unbedingt mit dem Glauben zusammen. Es gibt Menschen, die ausgetreten sind und trotzdem ein moralisch einwandfreies Leben führen, Nächstenliebe praktizieren, seinen Nächsten vergeben und barmherzig und grosszügig sind. Das hat mit Kirche, Religion und Glaube nicht unbedingt etwas zu tun sondern mit der Einstellung des Einzelnen und mit der etwaigen Erziehung.

Gruss

Petra H.

Hallo,

wir machen uns Gedanken über die Patenschaft. Meine Frau ist
zwar aus beruflichen Gründen in der Kirche, aber in keinster
Weise gläubig.
Ich hingegen bin schon lange ausgetreten.
Vor ein paar Tagen hatten wir uns über die Patenschaft
unterhalten. Dabei ist uns bewusst geworden, das es sowas nur
in Verbindung mit der Taufe und der Kirche gibt.
Oder gibt es - abgesehen von der Mafia - auch sowas wie eine
weltliche Patenschaft? Muss eine moralische Verantwortung für
ein Kind unbedingt mit dem christlichen Glauben verbunden
sein? Kann nicht die Funktion der Patenschaft auch ohne
Kirche, Taufe und religiösem Hintergrund wahrgenommen werden?

Vielen Dank,

Geert & Co.