Hallo,
vorweg, damit kein falscher Eindruck entsteht: ich bin durch und durch heterosexuell veranlagt und glücklich verheiratet :o)
Es gibt keinen „Schwulenkult“, weder im Buddhismus, im Hinduismus noch sonstwo. Ein Kult hätte irgendetwas mit Verehrung zu tun. Allerdings gibt es eine mehr oder weniger starke Akzeptanz der Homosexualität in der Gesellschaft. Die Schwulen-Ehe macht nur da Sinn, wo eine Partnerschaft mit gesetzlich geregelten Rechten und Pflichten ausgestattet wird. In dem Zusammenhang besonders wichtig z. b. das Auskunftsrecht im Krankheitsfall oder Fragen aus dem Eigentums-, Miet- und Erbrecht.
In übrigen ist Homosexualität nichts besonders Aussergwöhnliches und schon gar nicht auf den Menschen beschränkt. Biologen kennen mittlerweile gut 450 Tierarten, bei denen Homosexualität nachgewiesen wurde. Betroffen sind alle „höheren“ Gattungen, also Säugetiere, Vögel, Fische und Echsen. Homosexualität praktizieren z. B. Bären, Tüpfelhyänen, Nandus, Schimpansen, Seehunde und Korallenfische.
Der Buddhismus hält sich zum Thema Sexualität eigentlich sehr zurück. Buddha selbst sprach niemals direkt von Sexualität, sondern nur davon, Wünsche und Leidenschaften im Zaum zu halten.
Nun ein paar Statements buddhistischer Lehrer zu dem Thema:
Dalai Lama:
Auf die Frage nach seiner Meinung zu homosexuellen Mönchen und Buddhisten:
„Manche sind monogam, manche nicht - so wie die Heterosexuellen auch. Nächste Frage?“
„Wenn jemand zu mir kommt und mich fragt, ob es in Ordnung ist oder nicht [homosexuell zu sein], werde ich ihn zuerst fragen, ob er irgendwelche religiösen Gelübde einzuhalten hat. Dann werde ich fragen: Was ist die Einstellung deines Partners? Wenn ihr beide gleicher Meinung seid, dann denke ich, würde ich sagen, wenn zwei Männer oder zwei Frauen freiwillig übereinkommen, gegenseitig Befriedigung zu finden ohne andere zu verletzen, dann ist das in Ordnung.“
„Wir müssen zu folgender Erkenntnis kommen: Je mehr Schwierigkeiten wir in unserem Leben haben, desto mehr Möglichkeitn haben wir, Tugenden zu praktizieren. Wenn ein Mensch sehr glücklich und zufrieden mit seinem Leben ist, hat er weniger Möglichkeiten dazu. Demnach hat ein Mensch mit einem schwierigen Leben mehr Möglichkeiten, seine wahre Natur zu erkennen und den richtigen Weg zu gehen, als jemand der keine Schwierigkeiten kennt.“
Der ehrenwerte George Churinoff, Lehrer des Amithaba Buddhist Centre, USA:
„Im Buddhismus verurteilen wir niemanden. Wir verurteilen niemanden wegen seiner Hautfarbe, seiner Nationalität und auch nicht wegen seiner sexuellen Ausrichtung. Allerdings sind die meisten Schwierigkeiten, die uns in diesem Leben begegnen, im Allgemeinen ein Ergebnis von schlechtem Karma aus früheren Leben.“
Khandro Rinpoche, eine Tibetische Lama:
„Im Hinblick auf sexuelle Beziehungen sind die Richtlinien ohne Unterschied für alle gleich. Homosexualität ist nichts Besonderes, nichts Neues. Es ist etwas, das bereits seit langer Zeit besteht - in Tibet, im Osten, im Westen, überall. Menschliche Wesen waren immer menschliche Wesen. Es ist heutzutage mehr in den Mittelpunkt gerückt. Menschen sprechen offener darüber. Eine sexuelle Beziehung ist eine sehr persönliche Wahl. Worum es wirklich geht, ist Spititualität. Man kann Spiritualität erreichen, indem man ein Mönch wird, in dem man sich verheiratet, in einer homosexuellen Beziehung. Wenn man als Mann einen anderen Mann wirklich liebt, gibt es kein Problem. In den Grundsätzen Buddhas ist Homosexualität nichts Besonderes, nichts Neues. Selbsterkenntnis heisst, frei zu sein von Abhängigkeiten, zu wem auch immer - ein Mann von einem Mann, ein Mann von einer Frau, eine Frau von einer Frau, von wem auch immer. Jeder Mensch ist verantwortlich für seinen eigenen Geist, seine Gedanken, Gefühle, sein Verstehen, Erwachen und Erkennen. Natürlich ist dies möglich für einen homosexuellen Menschen. Es ist möglich für jedes bewusste Lebewesen.“
Zen Buddhismus:
Die Zen-Tradition behandelt Sexualität innerhalb des breiteren Rahmens des Nachgebens sinnlicher Vergnügen. Sowohl Hedonismus als auch masochistische Askese sind Verletzungen des Mittleren Pfades. Sexuelle Praktiken, die Andere verletzen, manipulieren oder ausnützen (z. B. Sex mit Kindern, mit Verheirateten, mit Hilflosen), ist verboten. Zen-Buddhismus unterscheidet nicht zwischen Hetero- und Homosexuellen. Zen unterstützt sexuelle Beziehungen, die auf beiderseitiger Liebe und Unterstützung basieren.
Aus „Buddhism, Sexuality and Gender“ von Jose Ignacio Cabezon:
Homosexualität ist für Menschen mit priesterlicher Weihe nach den Klosterregeln (Vinaya) verboten. Allerdings ist solchen Menschen jede Art sexueller Beziehung verboten, Homosexualität ist nur eine der beschriebenen Praktiken.
Soweit Laien betroffen sind, sagt der Buddhismus nichts über Homosexualität. Einzelne Buddhisten oder Gruppen mögen eigene Ansichten zu diesem Thema haben, diese sind jedoch nicht allgemein verbindlich.
Prinzipiell halten die Buddhisten der meisten grossen Traditionen die sexuelle Ausrichtung nicht für besonders ausschlaggebend für die Glaubenspraxis, solange sich das individuelle Benehmen innerhalb der buddhistischen Grundsätze bewegt.
Jetzt noch zum Hinduismus:
Der Hinduismus ist wohl die Religion, die am offensten von allen mit Sexualität umgeht. Immerhin stammt das wohl bekannteste „Sex-Lehrbuch“, das Kamasutra, aus hinduistischer Tradition und beschreibt Geschlechtsverkehr als spirituelle Berreicherung. Einer der Grundlagen des Hinduismus ist der Glaube an Dharma - das Ausleben der zugewiesenen Rolle auf Erden. Daraus resultiert auch das Kastenwesen. So gibt es die Kaste der Hijras - trans- und homosexuelle Männer, die ihr eigenes Geschlecht verleugnen. Sie bilden eine eigene religiöse Gruppe mit dem Gott Shiva, der in seiner Verbindung mit Parvati selbst zum androgynen Mischwesen wurde. Die Hijras führen zwar ein erbärmliches Leben, meist als Prostituierte, sind aber von der breiten Öffentlichkeit akzeptiert.
Gruss
Peter