Meine Dame, (?)
Ihre Erklärungen machen mich noch neugieriger: „Wie war’s denn
nun wirklich?“
Wenn wir das nur wüßten…
Auf die Römer zu verweisen, scheint mir etwas gewagt, denn
inzwischen ist viel Wasser den Neckar hinab geflossen. Es gibt
da andere ehemalige Provinzen, die heute nicht besonders gut
dastehen. Das goldene Zeitalter der Fugger liegt mir auch
etwas
weit zurück …
Nun gut:smile:
Ein etwaiger Einfluß der politischen Situation des 18. /19.
Jh.
klingt bereits wahrscheinlicher. Ich konzentriere mich jetzt
mal
auf’s Ländle:
Warum haben die Schwaben seit dem 19. Jh. im Vergleich zur
Bevölkerungszahl überdurchschnittlich viele Patente erworben?
Weil sie patentierungswütig sind?
Nein, Patente sind vielleicht ein erster Hinweis auf besondere technische Kreativität letztendlich sind sie aber sicher kein Beweis.
OT:
Die selbe Statistik wird ja auch immer gerne in Bezug auf Japan/Dtl. angeführt mit den Japanern als weltweite Schwaben. Allerdings liegt der Unterschied weniger in der Menge an Kreativität sondern eher an der strategischen Bewertung des Werkzeugs Patent bzw. der Förderung dessen.
off OT
Immerhin saßen sie in winzigen ‚Fallerhäuschen‘ und wenn man
sich hier in ländlichen Museen umschaut, so herrschte eine
bedrückende Armut. Macht Not erfinderisch?
Nicht unbedingt…
Und was ist mit dem
Argument ‚Katholizismus‘? Ist der in ein Korsett aus Normen
gezwängte Mensch erfolgreicher? In diese Richtung zu denken,
macht mir Angst.
Sicher nicht, s. anderes Posting
Unbestritten ist, dass inzwischen erfolgreich ‚Manpower‘ aus
dem
gesamten Bundesgebiet (sogar weltweit) nach Schwaben - genauer
gesagt nach Stuttgart - gelockt wird. Und - ja, Fritz,
besonders
zum BOSCH *g* (trifft sie im Raum Stuttgart allenthalben, die
‚Wirschaftsflüchtlinge‘ aus den nördlichen und neuen
Bundesländern)
Na ja, wo sollen sie auch sonst hin, wenn es nur dort hochbezahlte Arbeitsplätze gibt…
Nicht bestätigen kann ich die Behauptung, dass hier die
Lebensqualität höher sei: Wohnungsnot und Mietwucher, das
einzige Grün kommt in Monokultur daher und einen freien Blick
gibt’s bestenfalls bis zum nächsten (Wein-)berg - meist aber
nur
auf den Nachbarn, der leidenschaftlich seine Kehrwoche
zelebriert. Und am Mittelmeer bin ich mit dem Flieger weit
schneller als unterwegs mit allen anderen ‚Spontanreisenden‘
per
Pkw durch/über die Alpen.
Na, na, also als Wahlniedersachse/-Ostwestfale aus dem Süden muss ich hier aber eindeutig dagegenreden. Das Wetter ist besser, die Landschaft abwechslungsreicher, das Licht heller, der Wein besser… Nicht umsonst werden trotz der von Dir genannte Nachteile Konzernzentralen in die südl. Ballungszentren verlagert.
Ich glaube, viel hängt auch mit „Kristallisationsvorgängen“ zusammen. Es ist nunmal fakt, dass Erfolg andere anzieht und erfolgreich macht. Stuttgart ist wie ich schrieb, mit Porsche, DaimlerChrysler, Bosch und vielen, vielen Zulieferern sehr einseitig auf Automobiltechnik ausgerichtet. Warum viele erfolgreiche Erfinder dieses Umfelds ausgerechnet aus Schwaben/BW stammen, ist schwer erklärbar. Auf jeden Fall genauso leicht oder schwer erklärbar wie, warum in Ostwestfalen das europ. Zentrum der Möbelindustrie ist.
Ich würde es mit Kristallisationsvorgängen begründen. Wenn sich ersteinmal ein erfolgreicher Kern gebildet hat, werden neue Ideen fast automatisch in diesem Umfeld generiert, man diskutiert viel, arbeitet zusammen oder konkurriert erfolgreich und das ganze wächst und gedeiht. Siehe z.B. auch das Silicon Valley in USA.
Voraussetzung ist ein für neue Ideen aufgeschlossenes Umfeld (da könnte es manchmal etwas mangeln an anderen Orten). Und hier ist derzeit der Süden einfach vornedran. Wenn ich z.B. meine Heimat München sehe, dort wurde sehr früh Biotechnologie zu einem strategischen Feld erklärt, wodurch viele Ansiedlungen dort gelangen. Das hätte genauso in H stattfinden können, tat es aber nicht. Aber warum?
Grüße
Jürgen