Unterschied Kaiser - König

Kann mir mal bitte jemand den Unterschied zwischen Kaiser und König erklären? Wann wurde ein Herrscher zum Kaiser gekürt? Gab es bestimmte Voraussetzungen?

Leicht blöde Frage - da habe ich im Geschiunterricht wohl immer gepennt.

Hallo!

Der Titel „Kaiser“ leitet sich über die griechische Form (ich denke sie lautet „Kaisar“, bin mir aber nicht ganz sicher) vom lateinischen „Caesar“ ab. Den Beinamen „Caesar“ trugen zuerst die Mitglieder der julisch-claudischen Herrscherfamilie im frühkaiserlichen Rom (27 v. Chr. bis 68 n. Chr.). Gaius Iulius Caesars direkter Nachfolger Gaius Octavius trug als sein Adoptivsohn diesen Beinamen und erhielt später vom römischen Senat den Beinamen „Augustus“ (der Erhabene) verliehen. Zusammen mit dem Titel „Imperator“, den der siegreiche römische Feldherr in der Republik erhielt, wurden die Namen „Imperator“, „Caesar“, „Augustus“ zur Titulatur der römischen Herrscher. Die römischen Herrscher betrachteten sich als Herren der Stadt Rom (urbs) und des gesamten Erdkreises (orbs), so daß ihre Titulatur einen universellen Anspruch symbolisierte und als über dem des Königs (lateinisch rex, griechisch basileios) stehend angesehen wurde (der Königstitel war bei den Römern aus Gründen des Gründungsmythos der Republik verpönt). Der römische Kaiser war quasi der Oberste der Könige. Wer römischer Kaiser wurde und blieb, hing von vielen Faktoren ab: u.a. Familienzugehörigkeit, Kommando über eine oder mehrere Legionen, Geld, Schlachtenglück.

Da im Ostteil des Reiches, der den Westen um Jahrhunderte überdauerte, die griechische Sprache häufiger benutzt wurde als die lateinische, wurde aus dem Herrschertitel „Caesar“ der Titel „Kaisar“ (und später im Deutschen der des Kaisers). Im weiteren Verlauf der Geschichte nahm die Bedeutung dieses Titels im Oströmischen Reich zwar ab, weil er in der Hierarchie nach hinten rückte (der oströmische Kaiser bezeichnete sich selbst als Autokrator oder Basileios), aber im Westen war es - neben dem Imperatortitel - der Begriff „Kaiser“, der die oberste weltliche Autorität auf Erden symbolisierte.

Im Westen entstand das Kaisertum wieder, als der Papst zu Weihnachten 800 in Rom den Frankenkönig Karl den Großen krönte (offizielle Begründung: Der oströmische Kaiserthron war unbesetzt - in Wirklichkeit hatte ihn eine Frau, Kaiserin Irene, inne). Von da an war es üblich, daß der Papst ein Wörtchen mitzureden hatte, wenn es um die Verleihung der Kaiserwürde im Westen ging (der oströmische Kaiser hat diesen Titel zuerst nicht und dann nur als rangniederen anerkannt). In der Frühzeit ging die Kaiserwürde an verschiedene Herrscher aus dem Hause Karls des Großen (der Karolinger), später blieb sie bei den Herrschern des Ostfränkischen Reiches oder des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation), wie man damals das Herrschaftsgebiet nannte, das später zu Teilen den Namen Deutschland erhielt. Der Titel symbolisierte weiterhin die höchste weltliche Macht auf Erden und damit den Anspruch Herr über die Welt und ihre Könige zu sein.

Zum westlichen Kaiser wurde gewöhnlich vom Papst derjenige gekrönt, der deutscher König war und mit dem Papst gut konnte. Insofern war nicht jeder deutsche König automatisch Kaiser. Er mußte zumindest einmal nach Rom reisen (die sogenannten Italienzüge der deutschen Könige dienten unter anderem diesen Zweck) und einen ihm wohlgesonnenen Papst haben (oder sich einen machen - Papst zu sein, war nicht nur Zuckerschlecken.) Deutscher König war derjenige, der dazu von mächtigen deutschen Fürsten gewählt wurde. Im Laufe der Zeit hießen diese Fürsten die Kurfürsten. Wahlort war später durchgehend Frankfurt am Main.

So gab es Jahrhunderte lang zwei Kaiser, den römischen Kaiser im Westen, der deutscher König war, und den römischen Kaiser im Osten (womit Griechenland, Thrakien und Kleinasien gemeint ist). Beide vertraten den Anspruch auf Weltherrschaft (wobei mit „Welt“ die damals bekannte gemeint ist, und die Herrschaft auch eine rein formelle sein konnte und keine wirkliche sein mußte). Zudem - und das ist wichtig - bedeutete der Kaisertitel den Anspruch der weltliche Hüter des Christentums zu sein. Da sich die Christen in Ost und West aber nicht einig waren, gab es halt 2 Kaiser - eben einen für den Osten und einen für den Westen.

Obwohl der Weltherrschaftsanspruch später nebensächlich und rein auf die Titel begrenzt war, gab es ab 1453 immer nur einen Kaiser (das oströmische Reich fand damals ein Ende). Erst die Napoleonische Zeit machte mit der Vorstellung des universellen Kaisertums ein endgültiges Ende. 1804 krönte sich Napoleon in Paris selbst zum Kaiser (wenn auch im weniger freiwilligen Beisein des Papstes), Franz II. wurde Kaiser von Österreich und legte 1806 die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder. Die neuen Kaisertitel knüpften nur lose an die alte Tradition an und sind eher als überhöhte Königstitel aufzufassen.

Natürlich spricht man auch bei außereuropäischen Herrschern und den russischen Zaren von Kaisern. Diese Titel fügen sich aber nicht oder nur - wie bei den Zaren - mittelbar in die Tradition des römischen Kaisertitels ein.

Grüße,

Oliver Walter

Hai McFly:wink:

du weisst doch, es gibt keine blöden Fragen. Vielleicht bringen die nachfolgenden Zeilen etwas Licht in’s Dunkel:

"…Als höchste politische Würde wurde der Titel Kaiser vergeben oder angenommen. Es gab ihn schon im römischen Weltreich, wo er eigentlich zuerst ein Personenname des Julius Cäsar war, den die Römer und dann die Griechen „Kaisar“ nannten. Da das römische Reich ein Weltreich war, verband man mit dem Begriff auch eine Weltmacht. Nach Erlöschen der römischen Macht in Europa wurde das Kaisertum im Jahre 800 von den Franken wieder aufgenommen. Bis heute hat sich der Begriff gehalten, in Deutschland gab es bis bis 1918 einen „Deutschen Kaiser“. Er gehörte zur Gruppe des Hochadels und der Fürsten.

In der Rangfolge an nächster Stelle stand in der Fürstengruppe der König, vom althochdeutschen „Chunni“ abgeleitet, was soviel wie „Geschecht“ bedeutet. Der König war Oberhaupt eines Stammes und wurde bei allen germanischen Völkern erblich. In der Geschichte stritten sich weltliche (Kaiser) und geistliche (Papst) Herrscher um das Recht, den Königstitel zu verleihen. In Deutschland gab es zuletzt (1918) fünf Könige, nämlich die von Bayern, Preußen, Sachsen und Württemberg. Der König hatte gegenüber den übrigen Fürsten den Vorzug gewisser Privilegien (Anrede „Euere Majestät“) und er konnte auch selbst adeln…"

aus: http://home.foni.net/~adelsforschung/faq.htm

Schönes Wochenende!

Gruss
Eve*

Hallo!

Ich habe mir die zwei bisherigen Antworten durchgelesen und jetzt kommt mir vor, dass ich da was nicht ganz mitgekriegt habe.

Kaiser = symbolische Nachfolger Caesars --> hl. röm. Reich dt. Nation

So da haben die zwei vorher geschrieben : deutsche Kaiser
war doch aber immer der Herrscher der Donaumonarchie

Franz II. legt diese Kaiserwürde nieder wegen des Rheinbundes und gründet Kaiserreich Österreich und wird Franz I

Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege

mfg

Extremst vereinfacht
Hallo!

Im folgenden nun sehr vereinfacht.

Ich habe mir die zwei bisherigen Antworten durchgelesen und
jetzt kommt mir vor, dass ich da was nicht ganz mitgekriegt
habe.

Die Habsburger als Bestandteil des Reiches waren sehr, sehr lange Kaiser, hat aber mit „Donaumonarchie“ quasi nichts zu tun.

Allgemein wurde ein Kaiser von einem Fürstengremium gewählt teilweise aber auch selbst ernannt, z.B. Napoleon.
Ein Fürst konnte durch einen Kaiser zum König erhoben werden, richtige Kriterien gab es keine - ausser „guten“ Beziehungen:wink:
Beispiel wieder Napoleon mit einigen Leuten in Deutschland.

Wer ausserhalb der Lehenshoheit eines Kaisers war, konnte sich selbst zum König machen. So in Preussen geschehen, weil Teile des Landes ausserhalb des röm. Reiches dt. Nation lagen.
Ob er (oder sie) dann von den anderen Adligen in Europa auch als König angesprochen oder angesehen wurde, hing sehr mit der (meist militärischen) Macht zusammen.

Mir ist jetzt kein Fall bekannt, in dem irgendein Graf von irgendwo sich selbst zum König krönte, aber nicht anerkannt wurde. Vielleicht gibt’s ja Hinweise dazu, das sollte aber nicht Inhalt der Antwort sein.

So, das wars.
Extremst vereinfacht.
Jedem Historiker oder Geschichtslehrer stehen wohl jetzt die Haare zu Berge, aber für die Fragestellung reicht diese Antwort möglicherweise aus.

Viele Grüsse,

Michael

Der König von China
Hallo, Freunde der Geschichtswissenschaft!
Da nun dieses Thema innerhalb bald eines Monats das zweitemal aufgeworfen wird, möchte ich den mAn eigentlichen (ungeschichtlichen) Aspekt dieser Frage n o c h einmal hervorheben, den der Autoritätsfolge.
Auch zum Papst gibt es ja keinen Opapapst, nur weils geschichtlich der vater der Christenheit war.
Es hat übergens immer Kaiser u n d Könige glz gegeben. Nicht immer in derselben Badewanne allerdings.
Noch ein Aspekt: der russische Zar, der etymologisch gewöhnlich auch auf den Begriff Caesar (noch im engl.: „Czar“) zurückgeführt wird, hat zumindest einen seiner Ursprünge im verwandten Titel „Chan“ (Dschingis Khan). Da hat nur ein r-n-Wandel stattgefunden. Kann man jedenfalls in der entsprechenden Literatur nachlesen.
Aber ich will den Eurokraten hier im Lande nicht den Boden unter den Füßen wegziehen! Vergißt es also!
ciao, moin, manni

Guten Morgen, Martin!

Kaiser = symbolische Nachfolger Caesars --> hl. röm. Reich
dt. Nation

Ja und nein. Die Kaiser des Römischen Reiches waren die tatsächlichen Nachfolger Caesars und in der Frühzeit sogar dessen Verwandte. Deshalb trugen sie den Beinamen „Caesar“, der später zum Bestandteil ihres Titels wurde. Das weströmische Kaisertum (wir erinnern uns: 395 wurde das Römische Reich endgültig in 2 Teile geteilt) erlosch 476 mit der Absetzung von Romulus Augustulus. Der oströmische Kaiser betrachtete sich von da an als Herr des gesamten Römischen Reiches, auch wenn dieses nur kurz - unter Justinian I. - wieder als ein solches bezeichnet werden könnte. Ab 800 gab es dann wieder einen westlichen Kaiser. Dieser war aber der Frankenkönig (oder später einer der Nachfolger Karls des Großen bzw. der deutsche König). Diese Kaiser waren sozusagen symbolisch die Nachfolger Caesar.

So da haben die zwei vorher geschrieben : deutsche Kaiser
war doch aber immer der Herrscher der Donaumonarchie

No, Sir. Einen Deutschen Kaiser gab es erst ab 1871, als König Wilhelm I. von Preußen in Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Die Kaiser bis 1806 waren die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) und die oben erwähnten symbolischen Nachfolger Caesars. Zwar stellten die Habsburger lange Zeit die deutschen Könige (was zu ihrer Zeit meistens identisch war mit dem Titel des Kaisers), aber eben erst seit 1438 durchgängig (mit der kleinen Ausnahmen von 1740-45). Deutsche Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gab es aber schon viel länger: Man sieht meistens Konrad I. von Franken (911-918) als den ersten deutschen König an. Seine Nachfolger waren u.a. Mitglieder der sächsischen, der salischen und der staufischen Herrscherfamilien. Dann folgte die Zeit des Interregnum und des sogenannten Wahlkönigtums (obwohl das deutsche Königtum immer ein Wahlkönigtum war), aus der die Habsburger als die Familie hervorgingen, die durchgehend (mit der oben erwähnten Ausnahme) bis 1806 den deutschen König stellten.

Franz II. legt diese Kaiserwürde nieder wegen des Rheinbundes
und gründet Kaiserreich Österreich und wird Franz I

Ja. Franz II. wurde 1804 in Reaktion auf die Proklamation Napoleons I. zum Kaiser der Franzosen als Franz I. zum Kaiser von Österreich und legte 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) nieder. Damit endete dann das Kaisertum alter Prägung, das die symbolische Nachfolge Caesars im christlichen West- und Mitteleuropa repräsentierte.

Freundliche Grüße,

Oliver Walter

2 Like

Kaiser > König ?
will sagen/fragen:
was ist dasjenige, was uns bei „Kaiser“ als etwas „Höheres“ als bei „König“ denken läßt.
Wobei man sich merkwürdigerweise nicht „kaiserlich amüsieren“ kann.
Ich frage mich auch, warum Groß Britannien nie einen „Kaiser“ gehabt hat. Müßte doch aus der Logik der meisten Antworten hier und im thäd von November eigentlich hervorgehen!
Tun wir also bitte nicht soi, als sei es eine rein geschichtswissenschaftliche Frage.

Baaatsch(i), moin, manni

Hi, Dildo!

Auch zum Papst gibt es ja keinen Opapapst, nur weils
geschichtlich der vater der Christenheit war.

Der Papst geschichtlich der Vater der Christenheit? Na, da hast Du aber nicht aufgepasst in der Schule:wink: Lies das nochmal nach!

Nix für ungut!
Renate *g*

Hi Renate!

Der Papst geschichtlich der Vater der Christenheit?

Na ja, irgendwie ist der Papst schon der Vater der Christenheit. Schließlich sagte Christus zu Petrus, daß er auf diesem Fels seine Kirche bauen wolle. Da die Päpste sich als Stellvertreter Christi auf Erden sehen und die apostolischen Nachfolger Petri zu sein angeben, macht es schon Sinn sie als Väter der Christenheit zu bezeichnen. Papst - Papa - Heiliger Vater - irgendwie deutet auch die Titulatur darauf hin.

Grüße,

Oliver Walter

Schlimm/falsch genug!
Hi Oliver!

Der Papst geschichtlich der Vater der Christenheit?

Na ja, irgendwie ist der Papst schon der Vater der
Christenheit. Schließlich sagte Christus zu Petrus, daß er auf
diesem Fels seine Kirche bauen wolle. Da die Päpste sich als
Stellvertreter Christi auf Erden sehen und die apostolischen
Nachfolger Petri zu sein angeben, macht es schon Sinn sie als
Väter der Christenheit zu bezeichnen. Papst - Papa - Heiliger
Vater - irgendwie deutet auch die Titulatur darauf hin.

Vater sein indiziert: etwas entstehen lassen! Der Papst hat das Christentum nicht entstehen lassen, eher ist es umgekehrt, dass der Papst aus dem Christentum entstanden ist! Hier ist es nämlich nicht die ach so berühmte Frage, was war zuerst da: Huhn oder Ei, Papst oder Christentum! Und mal so nebenbei: in der Bibel steht eindeutig das Verbot, irgendjemand anderen als Gott als „Vater“ (nicht im biologischen Sinn natürlich) zu bezeichnen! Aber, jetzt mach ich Schluss, es ist ja nicht das Religionsbrett!

Renate

Papst kommt doch vom lat. Wort pater - das heißt Vater

sinngemäß ist es sicher nicht falsch, egal was in der Bibel steht

England

will sagen/fragen:
was ist dasjenige, was uns bei „Kaiser“ als etwas „Höheres“
als bei „König“ denken läßt.

Die religiöse Überhöhung durch die Papstkrönung, der universelle Anspruch. Der mittelalterliche Kaisertitel beinhaltet unausgesprochen eine imperialen Anspruch über die gesamt Christenheit. Klar, dass französischer und englischer König das niocht so toll fanden.

Ich frage mich auch, warum Groß Britannien nie einen „Kaiser“
gehabt hat. Müßte doch aus der Logik der meisten Antworten
hier und im thäd von November eigentlich hervorgehen!

Hatte es ja. Aber da sind wir schon in der neuesten Zeit, als der Kaisertitle wie beschrieben nur eine „Beförderung“ ohne weitere Ansprüche darstellte. Benjamin Disraeli, der von der „Erneuerung“ der deutschen Kaiserwürde beeindruckt war, machte seine Königin Victoria zur Kaiserin von Indien (bis 1947).

Andreas

Papst=‚Vater, sei still!‘(amerik.) [owT]
Gruß kw