Hallo Helene
Hier ein sehr, sehr rudimentärer Beitrag zur sehr vertrackten Bündnergeschichte. Für umfassende Informationen musst du dich um Literatur bemühen.
mir wurde vorkurzem erklärt das im Jahre (ca.!) 800 n. Chr.
ein arabischer Volksstamm (kann auch sein das es ein
Kriegertrupp war, konnte man mir auch nicht so genau sagen)
nach der Plünderung Roms einfach landeinwärts wanderte und
sich im heutigen Graubünden niederließ.
Das stimmt mit Sicherheit nicht. Sarazenen sind auf dem Gebiet der heutigen Schweiz nur in Martigny im Kanton Wallis nachgewiesen. Ungewiss ist ihre Route: Grosser St. Bernhard, eher aber über das Rhonetal.
Diese Leutchen
mischten sich (angebl.) mit der einheimischen Bevölkerung und
wurden Saratz genannt. Ihre Sprache war ein „schlechtes“
arabisch, soll (angebl.) auch Einfluß auf das Rätoromanisch
gehabt haben.
Das Rätoromanische ist ein Ableger des Latein. Wird auch noch, in etwas anderer Form, im Friaul und Rumänien gesprochen.
Die Saratz sollen nicht im Tal gelebt haben,
sondern in der Nähe der Paßaufgänge, die sie auch
kontrollierten.
Das könnte der Trugschluss sein: Saratz = Sarazenen…
Gebiete des heutigen Graubünden wurden sehr früh christianisiert. Der erste Bischof von Chur, Asinio, wird 451 erwähnt. Gründung des Klosters Disentis in der Mitte des 8. Jh. (Schenkungsurkunde von 744) und, nicht zu vergessen, das Kloster Mustair (Weltkulturerbe!) 780/790 von Karl dem Grossen gegründet. (Die lange Reise an die italienische Grenze lohnt sich. Die Klosteranlage ist renoviert und die prächtigen Wandmalereien sind restauriert. Sehr empfehlenswert ist auch die Weiterfahrt ins Vinschgau (Südtirol).
Die Herrschaft über die Passstrassen übten die Churer Bischöfe, und teilweise und kurz die deutschen Kaiser aus.
Politisch sollen sie später auch mit dem
Stauferkönig Friedrich sympathisiert haben (ich weiss, der
lebte um 1230…viel später).
Die Leute in den Bündnern Herrschaften hatten mit Kaiser und Königen nie etwas am Hut, im Gegenteil. Das Sagen hatte, nebst verschiedenen Freiherrschaften (z.b. die von Salis, die von Planta), der Fürstbischof von Chur.
Später soll aus dem Gebiet der
Saratz der Kanton Garubünden entstanden sein.
Irrtum. Der Kanton Graubünden ist ein Puzzle aus verschiedenartigen Herrschaftsgebieten inkl. italienisch sprechenden Gebieten (Puschlav, Misox, Bergell) und hat deshalb auch drei Amtssprachen.
Saratz dürfte, ich weiss es nicht, ein Familienname sein. Im Bündnerland triffst du auf viele Orts-, Flur- und Familiennamen, die für uns exotisch klingen, mit Sicherheit aber nicht sarazenisch…
Eine Hoffnung bleibt dir noch und die heisst Fritz Ruppricht (MOD im Sprachenbrett)
Meine Frage, da ich alles nur erzählt bekam und keine weiteren
Infos erhielt, stimmt das im weitesten Sinne und wo kann ich
mehr Infos finden?
Die Kantonsbibliothek und/oder das Staatsarchiv Graubünden in Chur dürften Anlaufstellen sein.
In meiner Bibliothek: „Bündnergeschichte“ von Frierich Pieth, 1945, Chur.
Gruss
Mäni