Hi,
• Die neuzeitliche Physik des 16. Jahrhunderts steht auf dem Boden des antiken Weltbildes der Griechen, für dessen Überlieferung v.a. die Schriften Aristoteles (384-322 v.Chr.) einstehen. Ihm zufolge ruht die Erde im Mittelpunkt des Weltalls. Alles, was Welt ist, das ist von kristallenen Himmelssphären umgeben. Außerhalb dieser Sphäre ist nichts, also auch kein Raum, denn laut Aristoteles gibt es keinen leeren Raum (horror vacui). Eine weitere, zentrale aristotelische Lehre war, dass sich jeder Körper oder jedes der vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft zu seinem natürlichen Ort hin bewegt und dort zur Ruhe kommt. Weil nun aber die Kristallsphären sich unendlich bewegen, müssen sie aus einem fünften Element bestehen, der quinta essentia, dem Äther. Diese Kosmogonie beschrieb die Welt vollständig, sie war eine sich in ihren Einzelsätzen gegenseitig stützende, umfassende Lehre, was eben auch ein Grund für die Schwierigkeit ihrer Hinterfragung bildete.
• Die Idee eines geozentrischen Universums geht, so man eine Geschichte von Personen schreibt, auf Claudius Ptolemäus (He mathamatike syntaxis, heute Amalgest genannt) zurück, ein Grieche aus dem Alexandria des zweiten Jahrhunderts n.Chr. In diesem Modell der Welt steht die Erde still, alle anderen Himmelskörper bewegen sich um sie herum. Eines seiner Argumente für dieses Modell lautete: Da, wie Aristoteles versichert hatte, alle Körper zum Mittelpunkt des Universum fallen und ersichtlich alle Körper auf der Erde zu deren Mittelpunkt, so muss sich die Erde folglich im Mittelpunkt des Universums befinden.
• 1543 wurden die De revolutionibus orbium coelestium des Nikolaus Kopernikus veröffentlicht, ein Planetenmodell, das von einer ortsfesten Sonne ausging. Movens dieser Schrift waren Schwierigkeiten, die immer genauer werdenden Beobachtungen der Planetenpositionen mithilfe der Epizykeltheorie zu erklären. Noch Galilei, dessen Teleskop das kopernikanische Modell eindeutig zu verifizieren verhalf, verfasste seine Schriften bekanntermaßen in vehementer Auseinandersetzung mit der kirchlichen Doktrin.
Zu Lebzeiten des Eratosthenes (275 - 195 a.D.) im antiken Griechenland galt die Meinung, die Erde ist eine Scheibe. Während seines Aufenthaltes in Ägypten hatte Eratosthenes nach langen Beobachtungen bewiesen, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist.
Dazu dienten ihm 2 Obelisken, einer davon in Assuan, der andere in Alexandria. Der Obelisk in Assuan stand am nördlichen Wendekreis der Sonne, sodass am Tag der Sommersonnenwende zur Mittagszeit ihre Strahlen genau senkrecht auf ihn trafen und der Obelisk keinen Schatten warf. Dagegen zeigte der in Alexandria stehende Obelisk am selben Tag und zur selben Zeit einen Schatten. Daraus leitete Eratosthenes ab, dass die Erde eine Kugel ist.
1991 hat die katholische Kirche eingeraeumt, dass Galilei doch recht hatte. Immerhin!!!
Peter
Hallo zusammen!
Bisher hatte ich immer angenommen, dass Kopernikus derjenige
gewesen ist, der festgestellt hat, dass die Erde keine Scheibe
sondern eine Kugel ist. Gestern bin ich bei www.historik.de
auf Ausführungen gestoßen, die nahe legen, dass dies schon
vorher bekannt war.
Ausgangspunkt war die Frage, wieso zu den Reichsinsignien auch
der Reichsapfel gehörte, der die ErdKUGEL darstellen sollte,
obwohl man zu diesem Zeitpunkt noch davon ausging, dass die
Erde eine Scheibe ist. In diesem Zusammenhang wurde auf einen
Mönch namens Hugo von Langenstein verwiesen, der bereits im
13.Jahrhundert schriftlich festgehalten haben soll, dass die
Erde eine Kugel ist. Das entsprechende Buch hieß „Mainauer
Naturlehre“ und wurde wohl auf der Insel Mainau, jedenfalls
aber in der Bodenseegegend, verfasst. Ich habe bei Google auch
einiges zu diesem Hugo von Langenstein gefunden. Diese Seiten
beziehen sich aber hauptsächlich auf den literarischen Wert
seiner Texte. Lediglich eine Site, die ich bis jetzt ausfindig
machen konnte, bezieht sich auf die „Mainauer Naturlehre“. Zu
der Kugelgestalt der Erde findet sich dort aber kein Hinweis.
Es geht eher um allgemeine Betrachtungen zur Zeitrechnung.
Außerdem wird in dieser Hausarbeit die Autorenschaft des Hugo
von Langenstein in Frage gestellt.
Deshalb habe ich folgende Fragen:
- Weiß jemand Näheres über diesen Hugo von Langenstein?
- Wurde von ihm oder jemand anderem bereits vor Kopernikus
die Behauptung aufgestellt, die Erde sei eine Kugel?
- Gibt es andere Deutungen für das Symbol des Reichsapfels
als die Kugelgestalt der Erde?
Für Eure Antworten danke ich schon einmal im Voraus!
Gruß
Christoph