Wirtschaft 1945-1955
Hallo Werner,
gleich vorweg mal für die Interessierten das Standardwerk zum Thema:
Werner Abelshauser: Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland (beginnt mit dem Jahr 1945).
Na, das hat ja noch keiner gewußt, der gute Albert Speer als
Erfinder der Marktwirtschaft!
Davon war nicht die Rede. Aber die Speerschen Rationalisierungen waren wesentliche Voraussetzung für das spätere Wirtschaftswunder, weil die deutsche Wirtschaft dadurch schon stärker automatisiert war, nachdem man wegen des Kriegsdienstes nicht mehr genug Arbeiter zur Verfügung hatte. (Der andere Lösungsweg dieses Arbeitermangels war ja die Zwangsarbeit, was einen Großteil der persönliche Schuld Speers ausmacht.)
Von 1945 bis 1948 tat sich in Deutschland nichts, nur
Demontagen!
Auch das führte ja dazu, dass die deutsche Industrie gezwungen war, neue Maschinen anzuschaffen, während in England die demontierten deutschen Maschinen noch bis in die 70er liefen. (Übrigens litt die Wirtschaft der Ostzone noch stärker unter der Demontage und wenn man so will bis 1989. Nur hieß das dann RGW.)
Als dann 1948 die Währungsreform dafür sorgte, das jeder nur,
ich glaube seine 40,-DM bekam, waren sie alle gleich, die
Deutschen im Westen.
Eine gern geglaubte Legende. Die Gleichheit dauerte ein Wochenende, an dem die Reichsmark abgeschafft war und jeder wirklich nur seine Start-DM zur Verfügung hatte. Am Montag wurden dann die Spareinlagen auf DM umgestellt. Wer vorher viel hatte, hatte danach auch viel und konnte sich gute DM abheben.
Während des Dritten Reichs war kaum ein Gegenwert vorhanden.
Das Deutsche Reich produzierte auf Teufel komm raus Waffen
und andere Rüstungsgüter.
Das galt sicher für die Endphase. Aber Speers „Leistung“ bestand ja gerade darin, die Konsumgüterindustrie zurückzufahren. Bis 1941/42 galt nämlich die Devise „Butter statt Kanonen“(!), weil die Nazis Angst hatten, ein zweites 1918 zu provozieren. Die Rüstungswirtschaft überholte erst danach die Konsumgüterindustrie.
Der Aufschwung kam nicht durch das Vermächtnis des Herrn
Speer, sondern allein durch den Marschallplan und den
Aufbauwillen der deutschen Bevölkerung. Und nicht vergessen,
die vielen Hilfen aus dem „feindlichen“ Ausland.
Rein volkswirtschaftlich war der Marshallplan nicht so bedeutend. Seine Bedeutung liegt in der psychologischen Wirkung, weil die Alliierten den Fehler von 1919 nicht wiederholen wollten. Es war auch der Koreakrieg, der die deutsche Wirtschaft „zurück ins Spiel“ brachte. Die großen Mächte ließen wieder die Rüstungsindustrie hochfahren, in die entstehenden Konsumgüterlücken konnte Deutschland exportieren.
Es gab natürlich noch viele andere Aspekte (z.B. die Vertriebenen, ohne die Bayern sicher nicht zum Industrieland aufgestiegen wäre), aber das führt dann zu weit von der Ausgangsfrage weg.
Gruß,
Andreas