Wirtschaftspolitik im dritten Reich

Hallo,
wer kann mir Informationen über die Wirschaftspolitik im dritten Reich liefern?
War das System eher markwirtschaftlich oder planwirtschaftlich ausgerichtet.
Wo sind die Milliarden geblieben, die der Krieg in die Kassen der (Rüstungs-)Industrie gespült hat? Konnten die Firmen dieses Kapital über Kriegsende und Währungsreform in die Bundesrepublik gerettet.

Danke für die Mühe!

Gruß,
While

Hallo !

Die ganze Finanzgeschichte des Dritten Reiches in ein paar Worten?

Versuche mal ein Buch über Hjalmar Schacht zu bekommen und zu lesen.

Die Finanzierung im Dritten Reich lief über sogenannte Mefo-Wechsel . Reich wurde niemand. Ein paar Jahre oder Monate später (nach 45) hätte sich alles mit einem Riesenknall in Luft aufgelöst.
Hitler wollte mit dem Ertrag der Eroberungskriege auch die Finanzen des Reiches finanzieren, deshalb die Ausgabe dieser Wechsel. Erfinder war Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht.

Ein Buch zur Empfehlung : „Verführung und Gewalt“ von Hans-Ulrich Thamer.
Zur Zeit in jeder guten Buchhandlung zu bestellen.

Gruß Werner

Also ganz grob:
Die National*sozialisten* waren eigentlich antikapitalistisch, d.h. auch antimarktwirtschaftlich.
Als der Krieg aber eine immer effizientere Rüstung verlangte, versuchte Rüstumgsminister Speer durch Zielvorgaben die Eigenverantwortung der Unternehmen zu stärken. Seine Erinnerungen und das „Spandauer Tagebuch“ sind immer noch lesenswert - als Gegengewicht aber nicht vergessen:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442151414

Fazit: am Ende wurde das System marktwirtschaftlicher und effizienter - eine wichtige Voraussetzung für das Wirtschaftswunder.

Gruß,
Andreas

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Hallo !

Na, das hat ja noch keiner gewußt, der gute Albert Speer als Erfinder der Marktwirtschaft!

Von 1945 bis 1948 tat sich in Deutschland nichts, nur Demontagen! Das heißt, die Engländer ließen schon Ende 1945 die ersten Käfer bauen.
Als dann 1948 die Währungsreform dafür sorgte, das jeder nur, ich glaube seine 40,-DM bekam, waren sie alle gleich, die Deutschen im Westen.
Jetzt kam es drauf an, wer die Nase vorn hatte und wußte, was gebraucht wird, wie Neckermann, Grundig und Schlieker, als Beispiel.

Während des Dritten Reichs war kaum ein Gegenwert vorhanden. Das Deutsche Reich produzierte auf Teufel komm raus Waffen und andere Rüstungsgüter. Zum Schluß fast nur noch Verteidigungsanlagen. Und das alles über die sogenannten „Mefo-Wechsel“. Diese sollten eingelöst werden nach dem Endsieg, dann hatte man ja das gesamte Gold und Eigentum der besetzten Länder.

Mefo-Wechsel : Vier deutsche Unternehmen (Krupp, Siemens, Gutehoffnungshütte, Rheinmetall) gründeten mit dem Grundkapital von nur 1 Million Reichsmark eine „Metallurgische Forschungsgemeinschaft“ (Mefo). Auf die konnten die mit Rüstungsaufträgen bedachten Unternehmen die Wechsel ziehen. Da es sich bei diesen vier Unternehmen um „erste Adressen“ handelte, war die Reichsbank auch nach dem Bankengesetz in der Lage, die Wechsel zu diskontieren und ihnen damit den Charakter von Zahlungsmitteln zu geben.
Schon 1933 konnte die Wehrmacht die ersten Zahlungen mit Hilfe der Mefo-Wechsel leisten. Die Höhe der Rüstung wurde mit den Wechseln erfolgreich verschleiert.
Schacht hatte von Anfang an die Ausgabe der Wechsel auf das Jahr 1938 terminiert. Die Gefahr einer Inflation war zu groß. Man machte aber weiter damit und das Reich wurde immer hemmungsloser in der Wahl der Finanzierungsmittel. Sparkassen, Banken und Versicherungsanstalten wurden gezwungen, dem Staat langfristige Kredite zu verschaffen. Spar- und Versicherungsgelder wurden lautlos abgeschöpft und durch Schatzpapiere des Staates ersetzt usw, usw.

Im Mai 1945 war der deutsche Staat bankrott, wie es bankrotter nicht sein konnte.

Der Aufschwung kam nicht durch das Vermächtnis des Herrn Speer, sondern allein durch den Marschallplan und den Aufbauwillen der deutschen Bevölkerung. Und nicht vergessen, die vielen Hilfen aus dem „feindlichen“ Ausland.

Wer mehr und ausführlich informiert sein will : „Verführung und Gewalt“ von Hans-Ulrich Thamer.

Gruß Werner

Wirtschaft 1945-1955
Hallo Werner,

gleich vorweg mal für die Interessierten das Standardwerk zum Thema:

Werner Abelshauser: Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland (beginnt mit dem Jahr 1945).

Na, das hat ja noch keiner gewußt, der gute Albert Speer als
Erfinder der Marktwirtschaft!

Davon war nicht die Rede. Aber die Speerschen Rationalisierungen waren wesentliche Voraussetzung für das spätere Wirtschaftswunder, weil die deutsche Wirtschaft dadurch schon stärker automatisiert war, nachdem man wegen des Kriegsdienstes nicht mehr genug Arbeiter zur Verfügung hatte. (Der andere Lösungsweg dieses Arbeitermangels war ja die Zwangsarbeit, was einen Großteil der persönliche Schuld Speers ausmacht.)

Von 1945 bis 1948 tat sich in Deutschland nichts, nur
Demontagen!

Auch das führte ja dazu, dass die deutsche Industrie gezwungen war, neue Maschinen anzuschaffen, während in England die demontierten deutschen Maschinen noch bis in die 70er liefen. (Übrigens litt die Wirtschaft der Ostzone noch stärker unter der Demontage und wenn man so will bis 1989. Nur hieß das dann RGW.)

Als dann 1948 die Währungsreform dafür sorgte, das jeder nur,
ich glaube seine 40,-DM bekam, waren sie alle gleich, die
Deutschen im Westen.

Eine gern geglaubte Legende. Die Gleichheit dauerte ein Wochenende, an dem die Reichsmark abgeschafft war und jeder wirklich nur seine Start-DM zur Verfügung hatte. Am Montag wurden dann die Spareinlagen auf DM umgestellt. Wer vorher viel hatte, hatte danach auch viel und konnte sich gute DM abheben.

Während des Dritten Reichs war kaum ein Gegenwert vorhanden.
Das Deutsche Reich produzierte auf Teufel komm raus Waffen
und andere Rüstungsgüter.

Das galt sicher für die Endphase. Aber Speers „Leistung“ bestand ja gerade darin, die Konsumgüterindustrie zurückzufahren. Bis 1941/42 galt nämlich die Devise „Butter statt Kanonen“(!), weil die Nazis Angst hatten, ein zweites 1918 zu provozieren. Die Rüstungswirtschaft überholte erst danach die Konsumgüterindustrie.

Der Aufschwung kam nicht durch das Vermächtnis des Herrn
Speer, sondern allein durch den Marschallplan und den
Aufbauwillen der deutschen Bevölkerung. Und nicht vergessen,
die vielen Hilfen aus dem „feindlichen“ Ausland.

Rein volkswirtschaftlich war der Marshallplan nicht so bedeutend. Seine Bedeutung liegt in der psychologischen Wirkung, weil die Alliierten den Fehler von 1919 nicht wiederholen wollten. Es war auch der Koreakrieg, der die deutsche Wirtschaft „zurück ins Spiel“ brachte. Die großen Mächte ließen wieder die Rüstungsindustrie hochfahren, in die entstehenden Konsumgüterlücken konnte Deutschland exportieren.

Es gab natürlich noch viele andere Aspekte (z.B. die Vertriebenen, ohne die Bayern sicher nicht zum Industrieland aufgestiegen wäre), aber das führt dann zu weit von der Ausgangsfrage weg.

Gruß,
Andreas

Hi While,

nach dem Krieg versuchten die Amerikaner nachzuweisen, dass die Deutschen Banken und Industriegrößen den Krieg mitfinanziert bzw. erst möglich gemacht hätten.

In den OMGUS-Büchern sind die Ermittlungen gegen die Deutsche Bank, die Dresdener Bank und die IG Farben präzise dargelegt und sagen einiges über das Wirtschaftssystem des 3. Reiches aus.

OMGUS = Office of Military Goverment for Germany, United States
Finance Division - Finacial Investigation Section

Keine Angst, das ist nur der englische Titel, die Bücher sind in deutsch verfasst.

Gruß Norbert

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Hallo, Andreas, Werner und Norbert!

Ihr habt mir mit Euren Ausführungen schon sehr weitergeholfen, danke!
Wenn mir mein Studium mal wieder etwas Luft läßt, werde ich mich auch mal mit der von Euch empfohlenen Literatur befassen.

Gruß,

While

Hallo While,

leider kenne ich denBuchtitel nicht, aber ich habe vor kurzen ein interessantes Buch über die ‚Reichswerke Hermann Göring‘
(in D: Salzgitter AG), einen Staatskonzern gelesen.
Vielleicht mal über http://amazon.de suchen

Tschuess Marco.