Hi Mirea…
Ich glaube, wir sind langsam etwas weit vom ursprünglichen Thema weg…
Zum Generellen:
Das Problem liegt Meineserachtens in der Unterscheidung zwischen Interpretation und Daten. Die einen (Ich sag mal salopp „Gläubige“ übernehmen die Interpretation, die Anderen (salopp „Ketzer“) versuchen die Daten für sich sprechen zu lassen.
Die ganze Sche beginnt dann einem Glaubenskrieg zu ähneln, weil beide Seiten sich argumentativ auf unterschiedliche Grundlagen stellen.
Ich halt mich da immer lieber raus…
Min Standpunkt als Naturwissenschaftler ist folgender:
Der Gedankengang einer revolutionären These muss zwingend nachvollziehbar und umfassend belegt sein. Die DATEN und BEOBACHTUNGEN (!) auf die sich diese These stützt, müssen offengelegt werden. Die Artefakte müssen zugänglich sein (ganz wichtig) und die abweichenden „klassischen“ Meinungen müssen ebenfalls diskutiert werden.
Alle Artefakte, die als „Beleg“ für derartige „Aussenseitermeinungen“ gebracht wurden, sind methodisch absolut unzureichend untersucht. Von der nicht vorhandenen Fundstellenbeschreibung über mangelhafte Analytik (da kann man mit ein paar 100 € schon verdammt viel an verlässlichen Daten produzieren, es gibt z.B. unabhängige Labors für chemische Analysen aller Art) bis hin zu einer indiskutablen Publikation (Wenn man ein beliebiges wissenschaftliches Tema in so einer Aufmachung an eine beliebige wissenschaftliche Zeitschrift schickt, dann käme es postwendend als „nicht publikationsfähig“ zurück)
Ein schönes Beispiel dafür ist die von dir gebrachte „Schädelseite“. Das kann ja alles stimmen, was der Gute da schreibt, aber er belegt es nicht. So kann die Volumenangabe nicht nachvollzogen werden, weil er die Schädel nur aus einer Dimension zeigt, man bräuchte noch eine Ansicht von 90° versetzt.
Er behauptet, die Schädel wären „mehrere 10.000 Jahre alt“ kann schon sein, aber er belegt es nicht. Einem Schädel sieht man nicht an, wie alt er ist. (zum beim H. sapiens sapiens, beieinem Erectusschädel weiss ich, dass der nicht jung ist *grinsel*)
das Schlimme ist nun, genau so wie die Homepages schauen auch die Papierpublikationen aus, nur mit mehr sprachlicher Holzwolle.
Sprich: Bei der Beurteilung derartiger Publikationen gehe ich immer von den präsentierten Daten aus, und überlege mir, ob es nicht eine andere Interpretation dafür gäbe, die im Einklang mit dem gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Weltbild steht. Üblicherweise gibt es die :-// Und dann greift Occam´s Regel: die einfachste Erklärung ist die beste.
Eine Umkehrung der Beweislast (weist mir nach, dass ich mit meiner UFO_These unrecht habe… Nöööö, Daten habe ich nicht, die dürft ihr schon selber produzieren) ist unwissenschaftlich und inakzeptabel.
Ich lege einfach den gleichen Maßstab an derartige Veröffentlichungen an, wie ich sie an „normale“ wissenschaftliche Paper anlege.
Ich halte dies für legitim, da diejenigen, welche diese Artefakte untersuchen, gleichfalls Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Die Paper dieser Leute sind ja auch nicht „populärwissenschaftlich“ (=wollen in einem lockeren Tonfall über den Stand der Forschung berichten) sondern sollen eine stark von der Lehrmeinung abweichende Ansicht belegen.
Üblicherweise sind die Autoren populärwissenschaftlicher Artikel und Bücher gerne bereit, auf Anfrage einen riesigen Quellenkatalog zu schicken.
Bei der Beschwerde: „Die Naturwissenschaftler lehnen uns ab“ muss man auch bedenken, dass es gerade auf dem anthropologischen Sektor nicht allzu viele Wissenschaftler gibt, und die sind mit Arbeit vollkommen ausgelastet (Mit Geld weniger). Das heisst, wenn da jemand total begeistert kommt un herzeigt, was er da ach so tolles gefunden hat, dann passiert es halt häufiger, Das der W. einen Blick drauf wirft, sagt, „ach, schon wieder ein deformierter Schädel, nix besonderes“ und der Finder ist total enttäuscht. Wenn der Finder dann auch noch die Zusammenarbeit verweigert, dann zuckt der Wissenschaftler die Achseln und macht mit seiner Arbeit weiter.
Ich persönlich würde nur ungern ein Artefakt untersuchen, wo ich die Fundumstände nicht weiss, sprich insbesondere der Fundort unbekannt ist.
Noch was: Bei modernen Ausgrabungen meiner Kollegen von der „Grabräuber- und Leichenschänderfakultät“ )) wird immer im Team gebuddelt, da ist also auch ein Geologe, ein Anthropologe u.v.m. dabei bzw im Falle eines Falles holt man die Fachleute gleich an die Fundstelle. Das hat die Interpretation doch sehr erleichtert.
And now for something completely different:
Zum Neadertaler
Sooooo primitiv wie er immer kolportiert wird, war der Neandertaler sicherlich nicht.
So wurden in der Petershöhle in Franken Schädelsetzungen von Höhlenbärenschädeln in Steinkisten gefunden, die mit Neandertalern zugeordneten Steinwerkzeugen vergesellschaftet waren.
Hatte wahrscheinlich kultischen Charakter (Schamanismus?)
(leider keine HP dazu gefunden)
Dann gibt es Anzeichen für planmässige Bestattungen, z.T. sogar für rituellen Kannibalismus.
er produzierte qualitativ hochwertige Knochenwerkzeuge und möglicherweise sogar Spielzeug…
All dies deutet darauf hin, dass der Neandertaler doch über ein Ausgeprägtes spirituelles Leben verfügte. Man sollte niemals aus der technologischen „Primitivität“ auf eine primitive soziale und spirituelle Struktur schliessen. Den Fehler macht man sogar heute noch (Legende vom „edlen Wilden“)
Links zum Neandertaler:
http://www.geo.de/themen/geoskope/99/05/HISUnserVett…
http://www.geo.de/themen/historie/neandertaler/
(Ziemlich neu, aus GEO)
http://www.archaeologie-online.de/magazin/thema/2001…
(Populärwissenschaftliche Artikel u.a. von Wissenschaftlern des Neadertal- und Fultrottmuseums)
So, dass wars von mir aus zu dem thema.
Ich hoffe, dass ich meinen Standpunkt klargemacht habe.
Den ganzen Setianern und artefakteforschern kann ich nur sagen: Fragt einen Fachmann, wie er so ein Artefakt untersuchen würde.
daran hapert es nämlich am meisten. Und dann sollten die Interpretationen auch bitte mit den Daten vereinbar sein.
Es hilft, die Publikation von einem anderen gegenlesen zu lassen, der sich nicht direkt mit dieser Thematik befasst hat (wg logischer Hudeleien und argumentativer Löcher.
Wer gute Daten hat, wird auch ernst genommen, bzw dessen Thesen lassen sich nicht mehr so leicht vom Tisch schieben.
Gruß
vom ungläubigen
aber überzeugbaren
Mike
P.S.
Wir haben uns noch nicht getroffen, aber ich sag auch… kann schon sein, dass da mal wer da war… wir haben nur keine Indizien dafür. (das wäre superspannend…)
P.P.S. Wie man ein extrasolares Artefakt erkennen könnte, sollten wir in einem Naturwissenschaftsbrett diskutieren, weil es da wirklich nur um methodische Fragen geht.