Hallo Katrin,
Geht es also mehr um Ausweitung der Macht, als um "Mit den
„anderen, komischen, fremden“ wollen wir nichts zu tun haben?
Und wie könnte es an dem konkreten Beispiel ausgesehen haben?
Konnte eine Frau aus einem österreichischen Hause zum Beispiel
einen Adeligen aus Württemberg heiraten (man denke an
Vorderösterreich) oder haben die Österreicher geschaut, daß
sie unter sich bleiben?
gute Quelle - allerdings nicht speziell für Adelsheiraten:
Hufton, Olwen: Frauenleben ; eine europäische Geschichte 1500 - 1800. Frankfurt S. Fischer Verlag 1^^998
darin liest Du u.a. dass von Wahl in Bezug auf Ehe keine Rede war. Frau wurde verheiratet und zwar von den Eltern. Das ist das Eine. Falls Du auf Ausnahmen (gegenseitige Liebe)spekulierst: denke an Wahrscheinlichkeiten von unter 1 %. So viel Kummer tat man als Tochter seinen Eltern einfach nicht an.
Zum Anderen - vor 1918 gab es nicht „die Österreicher“ oder „die Württemberger“. Es gab: Untertanen von einzelnen Fürsten, Erzbischöfen, Einwohner reichsfreier Städte, usw. Über allem hing als Oberhoheit der deutsche oder österreichische Kaiser. Je nachdem, wie die politischen Beziehungen der Landesherren untereinander standen, wurden Heiraten zwischen Angehörigen fremder Staaten möglich - oder eben nicht. Die Heirat musste nämlich der Fürst genehmigen. Tat er es nicht, gab es Repressalien, meist den Einzug des Vermögens. Um dieses ging es nämlich in aller Regel, der Abzug der Mitgift der Frau, die auch aus Territorium bestehen konnte, wurde nicht gerne gesehen. Wurde „ihr“ Land doch plötzlich „Fremdland“.
Drittens: berechne die Entfernungen. Eine Reise zum Beispiel von München nach Salzburg dauerte je nach Finanzkraft des Reisenden: mehrspännig in der Kutsche mit Pferdewechsel in Posthaltereien, die dafür ausgerüstet waren, Aufenthalt an den Zollstationen, Übernachtung im Gasthof mit eigenen Bediensteten - schon mal 3 Tage und das war noch schnell. Das gleiche (Goethe) von Weimar nach Karlsbad und etwas weniger luxuriös, obwohl er immerhin Minister des Fürstentums Weimar war - immerhin schon zwei Wochen.
Was ich damit sagen will: auch der europäische Adel hatte nicht so wahnsinnig viel Gelegenheit, sich gegenseitig zum Zweck der gegenseitigen Verheiratung der Söhne und Töchter kennen zu lernen. Natürlich gab es Verwandtschaften quer durch Europa, und nicht umsonst hat man schon im zartesten Alter der Kinder über mögliche Verbindungen nachgedacht. Weil man sich nämlich oft genug gar nicht mehr persönlich traf.
Aber auch hier: die Hausmacht der Familie hatte Vorrang vor allem. Bündnisse wurden auf Nützlichkeit getroffen.
viele Grüße
Angelika