Adelsheirat - Wahlfreiheit?

Hallo an alle!

Wie war das denn so vor 200 Jahren im Zeitalter der Aufklärung: Haben sich die adeligen Frauen ihre Männer aussuchen können? Konnte eine Frau aus einem österreichischen Hause zum Beispiel einen Adeligen aus Württemberg heiraten (man denke an Vorderösterreich) oder haben die Österreicher geschaut, daß sie unter sich bleiben?

Katrin

Hallo Katrin,

bei der Verheiratung spielten ganz massiv Machterweiterungsinteressen eine Rolle.
Liebesheiraten gab es - aber entsprechend selten.

Jedes Königs- oder Fürstenhaus hatte einen Angestellten, der für nichts anderes zuständig war als für Nachforschungen, daß nicht unter dem Stand geheiratet wurde.

Zum „Hochadel“ gehörte man nur, wenn man eine bestimmte Zahl von Generationen (spanisches Hofzeremoniell) nicht unter seinem Stand geheiratet hatte.

Viele Grüße

Iris

Hallo Iris,

vielen Dank.

Geht es also mehr um Ausweitung der Macht, als um "Mit den „anderen, komischen, fremden“ wollen wir nichts zu tun haben?

Und wie könnte es an dem konkreten Beispiel ausgesehen haben?

Konnte eine Frau aus einem österreichischen Hause zum Beispiel einen Adeligen aus Württemberg heiraten (man denke an Vorderösterreich) oder haben die Österreicher geschaut, daß sie unter sich bleiben?

Katrin

unnationaler Adel
Hallo Katrin,

Du siehst das falsch. Entgegen der allgemeinen Auffassung vom degenerierten Adel (weil man innerhalb der Familie heiratete), gab es da schon immer eine hohe Mobilität. Ein Vorteil der deutschen Kleinstaaterei war ja gerade, dass genügend Auswahl im „Hochpreissegment“ zur Verfügung stand. Ausnahmen gab es trotzdem immer wieder, z.B. einige Cousin/Cousine-Heiraten (Victoria/Albert, Elisabeth/Franz-Joseph).
Im Allgemeinen sorgten aber die politischen Absichten für eine gute Durchmischung. Ich weiß, dass das sehr prosaisch klingt. Aber die bürgerliche Liebesheirat ist ja auch erst 200 Jahre alt und, wie der Name sagt, dem Bürgertum vorbehalten.

Der Nationalismus kam im Adel erst im 1. Weltkrieg zum Tragen, als z.B. der englische Adel seine deutschen Familiennamen ablegen musste (so entstand Windsor und Mountbatten). Vorher spielte das ersteinmal keine Rolle; im Gegenteil versuchte man über die Hochzeit alte Feinschaften zu überbrücken.

Andreas

Hallo Katrin,

Geht es also mehr um Ausweitung der Macht, als um "Mit den
„anderen, komischen, fremden“ wollen wir nichts zu tun haben?

Und wie könnte es an dem konkreten Beispiel ausgesehen haben?

Konnte eine Frau aus einem österreichischen Hause zum Beispiel
einen Adeligen aus Württemberg heiraten (man denke an
Vorderösterreich) oder haben die Österreicher geschaut, daß
sie unter sich bleiben?

gute Quelle - allerdings nicht speziell für Adelsheiraten:

Hufton, Olwen: Frauenleben ; eine europäische Geschichte 1500 - 1800. Frankfurt S. Fischer Verlag 1^^998

darin liest Du u.a. dass von Wahl in Bezug auf Ehe keine Rede war. Frau wurde verheiratet und zwar von den Eltern. Das ist das Eine. Falls Du auf Ausnahmen (gegenseitige Liebe)spekulierst: denke an Wahrscheinlichkeiten von unter 1 %. So viel Kummer tat man als Tochter seinen Eltern einfach nicht an.

Zum Anderen - vor 1918 gab es nicht „die Österreicher“ oder „die Württemberger“. Es gab: Untertanen von einzelnen Fürsten, Erzbischöfen, Einwohner reichsfreier Städte, usw. Über allem hing als Oberhoheit der deutsche oder österreichische Kaiser. Je nachdem, wie die politischen Beziehungen der Landesherren untereinander standen, wurden Heiraten zwischen Angehörigen fremder Staaten möglich - oder eben nicht. Die Heirat musste nämlich der Fürst genehmigen. Tat er es nicht, gab es Repressalien, meist den Einzug des Vermögens. Um dieses ging es nämlich in aller Regel, der Abzug der Mitgift der Frau, die auch aus Territorium bestehen konnte, wurde nicht gerne gesehen. Wurde „ihr“ Land doch plötzlich „Fremdland“.

Drittens: berechne die Entfernungen. Eine Reise zum Beispiel von München nach Salzburg dauerte je nach Finanzkraft des Reisenden: mehrspännig in der Kutsche mit Pferdewechsel in Posthaltereien, die dafür ausgerüstet waren, Aufenthalt an den Zollstationen, Übernachtung im Gasthof mit eigenen Bediensteten - schon mal 3 Tage und das war noch schnell. Das gleiche (Goethe) von Weimar nach Karlsbad und etwas weniger luxuriös, obwohl er immerhin Minister des Fürstentums Weimar war - immerhin schon zwei Wochen.

Was ich damit sagen will: auch der europäische Adel hatte nicht so wahnsinnig viel Gelegenheit, sich gegenseitig zum Zweck der gegenseitigen Verheiratung der Söhne und Töchter kennen zu lernen. Natürlich gab es Verwandtschaften quer durch Europa, und nicht umsonst hat man schon im zartesten Alter der Kinder über mögliche Verbindungen nachgedacht. Weil man sich nämlich oft genug gar nicht mehr persönlich traf.

Aber auch hier: die Hausmacht der Familie hatte Vorrang vor allem. Bündnisse wurden auf Nützlichkeit getroffen.

viele Grüße
Angelika

Hi,

(so entstand Windsor und Mountbatten).

Mountbatten kannte ich, aber wie war der deutsche Familienname der Windsors?

Gruß

J.

Hi J.,

(so entstand Windsor und Mountbatten).

Mountbatten kannte ich, aber wie war der deutsche Familienname
der Windsors?

Sachsen-Coburg-Gotha.

Nach dem ersten Weltkrieg und deutsch-englischen Animositäten bestimmte der Enkel von Victoria und Albert, dass das Königshaus künftig Windsor heiße, um den deutschen Familiennamen loszuwerden.

Gleichzeitig wechselte die Familie Battenberg zu Mountbatten.

viele Grüße
Angelika

1 Like

exakter

Nach dem ersten Weltkrieg und deutsch-englischen Animositäten
bestimmte der Enkel von Victoria und Albert, dass das
Königshaus künftig Windsor heiße, um den deutschen
Familiennamen loszuwerden.

Die Weisung von Georg V. von 1917 bestimmte, dass alle Familien mit deutschem Namen, die ihren Hauptwohnsitz im Vereinten Königreich hatten, einen englischen Namen annehmen mussten. Wenn man es rückblickend betrachtet, eine ziemlich schwache Vorstellung.
Übrigens hat Elisabeth II. bestimmt, dass ihre Familie den Namen Windsor behält, auch wenn es wie in ihrem Fall nur weibliche Nachkommen gibt.

Andreas

Hallo an alle!

dann fragen wir einmal andersherum:

Für wen könnte sich eine Dame aus dem Kärntner Geschlecht um 1800 interessiert haben, der außerdem in der Armee gegen Napoleon gedient hat? (2. Koalitionskrieg).

Welche Häuser wären möglich und eine logische Verbindung?

Fragende Grüße von Katrin