Streichhölzer und vorher

Hallo,
Seit wann gibt es Streichhölzer? Weiss jemand, wie die ersten aussahen und wo/wie sie aufbewahrt wurden? Was stand auf den Schachteln? Wie wurden vorher in bäuerlichen Verhältnissen Kerzen und Oellampen entzündet? Alles zum Thema interessiert den
Frank

Hallo Frank!

Im Jahr 1805 erfand der Franzose Chancel die ersten Tauch- oder Tunkzündhölzer. Das waren kleine Holzstäbchen, deren eines Ende mit einem Gemisch aus Schwefel, Kaliumchlorat und Gummi oder Zucker überzogen war. Tauchte man das so präparierte Ende in konzentrierte Schwefelsäure, dann entzündete sich das Kaliumchlorat. Das setzte wiederum den Schwefel in Brand.
Das Kaliumchlorat war bereits im 17. Jahrhundert entdeckt worden und auch seine Fähigkeit, bei Druck- oder Stoßeinwirkung explosionsartig zu verbrennen.
Im Mittelalter hatte man mit der so genannten Zunderbüchse Feuer gemacht. Staubtrockene Stoffreste (oder Holzmehl) wurden durch Funken von Feuersteinen auf Eisen direkt gezündet. 1816 erfand dann ein weiterer Franzose, Charles Derosne, das Phosphorzündmittel, was später zur Entwicklung der Phosphorzündhölzchen führte. Langsam kam eine stärkere Massenherstellung in Schwung, begünstigt 1822 durch die Erfindung eines Röhrenhobels, mit dem die Zündhölzer rationell fabriziert werden konnten.
1884 stellte der deutsche Chemiker Böttger die ersten „Sicherheitszündhölzer“ her - mit der Zündmasse an einem, der Reibmasse am anderen Ende. Er fertigte den Zündstoff aus sauerstoffreichen Substanzen und die Reibefläche aus dem ein Jahr zuvor entdeckten roten Phosphor. Vor dem Benutzen brach man die Hölzchen in zwei ungleich lange Stücke und rieb dann das kürzere Ende mit dem Phosphor am längeren. Ähnliches hatte 1845 übrigens schon ein Schwede entwickelt, weshalb man von „Schwedenhölzchen“ sprach.
Von Schweden ging auch die Entwicklung weiter zu den Streichhölzern, wie wir sie heute kennen. 1866 verwendete Lundström aus Jönköping erstmals Schachteln mit einer Reibefläche an der Außenseite (aus rotem Phosphor, Bindemittel und Glaspulver zur Erhöhung der Reibungswärme).
Seine Zündhölzer waren nur noch an einem Ende beschichtet. Er verwendete dafür eine Mischung aus Brennstoff, Sauerstoffträger, Farb- und Bindemittel. Von jetzt an waren es echte, ungiftige Sicherheitszünder.

Gruß Werner

Streichholzmonopol und Fidibus
Moin Frank

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass sich 1930 die schwedische Firma Svenska Tandsticks durch einen Kredit an Deutschland ein Streichholzmonopol in D gesichert hatte. Dieses Monopol ging erst 1983 zuende.

Dies mag vielleicht auch ein Grund gewesen sein, warum die Streichholzverpackungen in D vor 1983 eher phantasielos waren (die älteren unter uns *hüstel* erinnern sich sicher) und warum Streichhölter Schwedenhölzer genannt wurden (ausser dem von Werner erwähnten Grund).

Zu bäuerlicher Tradition möchte ich noch den Begriff „Fidibus“ in Erinnerung rufen. Ein Fidibus war ein Holsspan oder gefalteter oder gerollter Papierstreifen, der zum Feuer-, Pfeife-, Kerzen- oder Lampeanzünden verwendet wurde (meistens am fast immer brennenden Herdfeuer entzündet).

Gruss
Marion

Wie wurden vorher in bäuerlichen Verhältnissen
Kerzen und Oellampen entzündet?

Hi Frank,

wie Marion schon geschrieben hat. In einem Gehöft brannte immer ein Feuer, meist im Küchenherd, weil das entzünden von Feuer stets ein ziemlicher Akt war (Feuerstein und Zunder, Glut schlagen und dann das Feuer aufpeppeln. So was hab ich spaßeshalber auch mal gelernt, aber so als tägliche Verrichtung ist so was ziemlich mühselig). Das Feuer brannte übrigens nicht immer volle Pulle. Es reicht, wenn die Glut schön zusammengeschoben wird und stetig ein wenig Futter kriegt. Wenn Du ein Lagerfeuer findest, das am Vorabend gebrannt hat und nicht sachgemäß gelöscht wurde kannst Du es manchmal wieder zum Brennen kriegen, wenn Du alles zusammenscharrst und leicht entzündliches Material (Birkenrinde, vertrocknete Brennesseln…) drauflegst und pustest.

Gandalf

ich hörte, dass die streichhölzer erst nach dem fueerzeug erfunden worden sind, wahnsinn…