Humbug und Stimmungsmache
Hallo Heinrich,
des Kölner Instituts für angewandte Verbraucherforschung
(IFAV) im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks für die
das IFAV ist laut deren „wir über uns“ ein Verein, dessen „Mitglieder natürliche und juristische Personen [sind], die Verbraucherforschung, Verbraucherpolitik und Verbraucherberatung aktiv fördern.“ Damit darf man davon ausgehen, daß das Ergebnis der Untersuchung nicht wirklich offen war. Die Verbraucherorganisationen verfolgen primär nicht die Interessen der Verbraucher, sondern ihre eigenen. Im übrigen wird schon seit ca. 2 Jahren von den Verbraucherschützern massiv gegen den Euro Stimmung gemacht, zum Teil offensichtlich, zum Teil auch unterschwellig. Das vorweg.
Das IFAV hat seit April 2001 in den Städten Berlin und Köln
für einen Warenkorb mit 1200 Gütern in 100 Geschäften die
Preisentwicklung beobachtet. Die schon 2001 festgestellte
Tendenz, dass der Handel die Euro-Umstellung zu
Preiserhöhungen nutze, habe sich auch bei der jüngsten
Stichprobe in der vergangenen Woche bestätigt.
Wie schon erwähnt, ist das ganze natürlich grober Unfug. Die Beschränkung auf Berlin und Köln (vermutlich die beiden Niederlassungen des IFAV), d.h. die größte und die viertgrößte Stadt Deutschlands ist genauso unseriös, wie zu versuchen, den durchschnittlichen Bildungsgrad der Deutschen anhand der Befragung von 5 Einwohnern in Düsseldorf-Flingern zu ermitteln. Und in diesem Zusammenhang noch mal der Hinweis auf IFAV: Die betreiben Auftragsforschung und nicht, wie z.B. das Statistische Bundesamt, dauerhafte Preisstudien. D.h. sie machen keinen Vergleich mit den Vorjahren und sie haben keinen adäquaten Warenkorb. Allein dies macht das ganze schon unseriös. M.W. sind die Einzelhandelspreise in den vergangenen Jahren dauerhaft unter Druck gewesen, Güter ausgenommen, die, wie z.B. Schokolade oder Kaffee, Schwankungen von Rohstoffpreisen unterliegen. Dies ist nicht zuletzt auf die Konkurrenzsituation im deutschen Einzelhandel zurückzuführen. Selbst wenn also einige Händler die Gelegenheit genutzt haben sollten, die Preise zu erhöhen, wird nach der Rumeierei der ersten Euro-Monate der Preisvergleich der Kunden und damit auch der Preiskampf der Händler wieder einsetzen (vermutlich sogar - aufgrund der besseren Vergleichbarkeit der Preise in Europa – stärker als vorher) und die Preise werden sich wieder dahin bewegen, wo wir sie doch alle haben wollen: Nach unten. Den unwesentlichen Aspekt der Warenqualität wollen wir hier mal außen vorlassen.
Insgesamt wurde laut IFAV bei jedem dritten Produkt der Preis
verändert. Dabei seien die Preise in 72 Prozent der Fälle
gestiegen, nur bei 28 Prozent habe es eine Preissenkung
gegeben.
Kleine Lektion aus „Lügen mit wahren Zahlen“: Tatsächlich sind (vorbehaltlich richtiger Zahlen) bei 24% der Produkte die Preise angestiegen, bei rund 10% der Güter gesunken. Klingt nicht mehr soviel, wenn man es richtig ausdrückt. Oder: Bei 288 Gütern Preise rauf, bei rund 112 runter. Da nicht genannt ist, wie die durchschnittliche Preiserhöhung oder –senkung ausgefallen ist, sind die gebrachten Zahlen absolut wertlos. Typischer Fall von Nullinformation. Leider hier anscheinend zielorientiert, daher besonders ekliger Fall.
Wer bekommt denn nun recht, die Euro-Fans oder die
Euro-Kritiker?
Was haben evtl. Preissteigerungen mit dem Euro zu tun? Ich bin ja nun wahrlich der letzte, der dem Euro etwas positives abgewinnen könnte, aber Preissteigerungen wären, so sie denn massiv durchgeführt worden sein sollten, eher eine Sache des Handels und nicht der Währung.
Meine Erfahrung sieht übrigens anders aus. Ich habe die Preise im vergangenen Jahr bewußt beobachtet, zumal ein Teil unter meiner Kundschaft auch Unternehmen aus der Lebensmittelbranche sind. Was meinen persönlichen Warenkorb angeht, habe ich praktisch durchweg, wenn auch geringe, Preissenkungen vermerkt.
Aber das ist genauso wenig repräsentativ, wie die Aussage dieser Schwachsinnigen Untersuchung, die da sogar „Studie“ genannt wurde.
Achja: Der Oberwitz ist, daß sie von ihrem eh schon unrepräsentativen Warenkorb in 2002 nur eine buckelige Stichprobe zur Kontrolle gemacht haben. Au Backe.
Gruß
Christian