Patriotismus (Schopenhauer)

Gefunden unter http://www.medicalnet.at/horvath/hegel.htm, als ich das vollständige Zitat von Schopenhauer über Patrioten suchte:

„Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verräth in dem damit Behafteten den Mangel an
INDIVIDUELLEN Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen
Millionen theilt. Wer bedeutende Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor
Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er Stolz seyn könnte,
ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu seyn: hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Thorheiten, die ihr eigen sind, (…) zu vertheidigen.“

Dr Kabarettist Volker Pispers zitierte den letzten Satz in seinem aktuellen Programm „Damit müssen Sie rechnen“ und meinte hinzufügend: „Patriot ist die geniale Mischung aus Patria und Idiot.“

Marco

Hi Marco,
Schopenhauer und dein Kabarettist haben sicher recht, soweit es um den pathologischen Patriotismus geht.
Ein kluger Kopf hat mal gesagt: „Der Mensch ist nicht gern allein…“. Wir Menschen suchen andere, mit denen wir eine Gemeinschaft bilden. Diese Gemeinschaft zeigt sich nach aussen mit dem, was sie verbindet. So sehen wir dies in ausgeprägter Form in unseren Fussballstadien. Vereinsembleme, Vereinsfarben, „Schlachtgesänge“ usw.
In Bezug auf den Staat versuchen wir, d.h. die Menschen allgemein, uns ebenso darzustellen. Das ist nicht verwerflich, sondern im Zusammenhang mit unserer psychischen Struktur notwendig. Patriotismus ist also nicht so ein negativer Begriff. Nur wenn er überdehnt wird, und, um beim Beispiel Fussball zu bleiben, Hooligans daraus Schlachten im wörtlichen Sinne veranstalten, dann sind wir bei der negativen Form, in der auch die Aussage „patria und Idiot“ ihren Sinn bekommt.
Gruß,
Francesco

Tja wie recht er doch hat der Schopenhauer,

ob Patriotismus oder Nationalismus beide dienen dem selben Ziel, nämlich der Spaltung der Menschen in Nationen und nationale Gruppen. Aber warum? Nun da muß man die alte Frage stellen, wem nützt es?

Für mich ist die Sache klar „Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern sondern zwischen oben und unten“ und da es für die Reichen und Mächtigen nichts unangenehmeres gäbe ald die vereinte Masse der unterdrückten und ausgebeuteten gegen sich zu haben (das wären nämlich wesentlich mehr!), muß man eben dem deutschen Arbeiter und Angestellten einhämmern, daß es in seinem Interesse liegt das es der deutschen Wirtschaft gut geht (Obwohl das unter den gegebenen Voraussetzungen zum Teil leider stimmt!). Denn wenn ein französiches Unternehmen ein deutsches aufkauft dann geht es den Deutschen natürlich viel schlechter als wenn ein deutsches Unternehmen die Beschäftigten ausbeutet!

Was hatten die Reichen und Mächtigen eine riesen Angst vor der internationalen Arbeiterbewegung! Als die Menschen verstanden hatten, daß eben nicht der deutsche Arbeiter und der deutsche Unternehmer, sonder der deutsche Arbeiter und der französiche Arbeiter die gleichen Interessen haben! Aber das ist ja nun Gott sei Dank vorbei, der Ostblock ist weg und in der Welt greift der Nationalismus wieder um sich. In Deutschland die DVU und NPD, in Frankreich die Front National, in Italien die Liga Nord, in Rußland die zaristisch-national-patriotischen Kräfte usw…

Wie dumm und plump nationalistisches Denken ist, sehe ich oft in meinem Freundeskreis. Wenn es um Länder geht sind wir Deutschen die Besten, wenn es um Deutschland geht sind wir Bayern die Besten, wenn es um Bayern geht sind die Bayern die tollen und Franken und Schwaben die Deppen und wenn es um Oberbayern geht dann sind die Münchner die Doffen usw. Das ganze geht dann soweit bis man im eigenen Dorf angekommen ist und dann gibt es irgendwelche völlig abstruse Einteilungen. Zum Beispiel sind dann die die um die Kirche herum wohnen viel cooler als die in der Hauptstraße beim Wirtshaus! Ja, so dumm ist Nationalismus.

Tja der Dumme macht sich eben die Welt wie sie ihm gefällt!
Und wer selbst nichts hat worauf er stoz ist macht einfach die andern nieder um seine Position zu erhöhen!

Gruß Alex.

PS: Mit meinem vorletzten Satz will ich nicht die für Kinder pädagogisch wertvollen Empfehlungen von Pipi Langstumpf erniedrigen! Aber eben nur für Kinder wertvoll!

nicht umsonst gilt er als kluger kopf.

Hallo Alexander!

Wie dumm und plump nationalistisches Denken ist, sehe ich oft
in meinem Freundeskreis. Wenn es um Länder geht sind wir
Deutschen die Besten, wenn es um Deutschland geht sind wir

Ja, das reicht bis in die kleinste Zelle. Deshalb hatte ich in dem Thread „Meinungsfreiheit für die NPD“ auch gemeint, dass man die Bevölkerung auf den grössten gemeinsamen Nenner bringen muss, mit dem sie sich moralisch und ethisch identifizieren kann. Dies birgt für die Mächtigen jedoch den Vorteil, dass die Leute sich nicht in dieser Masse gegen die Oberen wenden. Leider. Dazu muss erst der Leidensdruck zu gross werden, damit sich die Allgemeinheit gegen die Regierenden wendet. Inzwischen hat man hinzugelernt - auch dank der Medien - und weiss die Menschen gegeneinander auszuspielen.
Um auf Patriotismus und Nationalismus zurückzukommen. Auch das ist das Mittel des ‚grössten gemeinsamen Nenners‘, obwohl es auch in meinem Augen absoluter Irrsinn ist, weshalb ich nicht verstehe, dass so viele Menschen diesem folgen. Sogar bis in den Tod, wenn es das Vaterland verlangt. Und das nur, weil man ausgerechnet in diesem oder jenen Land geboren ist oder sich einer bestimmten Gemeinschaft nahestehend fühlt.

Marco

Hallo Francesco,

entschuldige, dass ich erst heute auf Deine Zeilen eingehe; Dein Artikel muss mir durch „die Finger gerutscht“ sein.

Nur wenn er überdehnt wird, und, um beim Beispiel
Fussball zu bleiben, Hooligans daraus Schlachten im wörtlichen
Sinne veranstalten, dann sind wir bei der negativen Form, in
der auch die Aussage „patria und Idiot“ ihren Sinn bekommt.

Ich sehe hier weniger die Hooligans, sondern vielmehr Regierende, die Patriotismus und Nationalismus instrumentalisieren. Für mich bleibt es unbegreiflich, dass die Menschen den Worten der Führer bis in Maschinengewehrsalven folgten. Sterben wollte die wenigsten, und doch nahmen sie alles hin. Und diese Form sehe ich auch heute, auch wenn es nicht unbedingt um Krieg geht, sondern um Sicherheit, über die der Eindruck erweckt wird, wir hätten zu wenig davon. Und das wird ebenso hingenommen. (O-Ton: „Ich habe ja nichts zu verbergen.“)

Marco