Biologische Schädlingsbekämpfung

Also, ich weiß nicht, ob die wirklich funktioniert :wink:
Habe immer neben meinen Rosen Lavendel stehen gehabt, aber nie erlebt, dass die Blattläuse deshalb fern geblieben wären. Nun entdecke ich am Kirschbaum einen Befall von „Myzus cerasi“ - jedenfalls nehme ich das an, nach den Informationen, die ich aus dem Internet gezogen habe. Bis ich gärende Brennesseljauche habe, mit der man sprühen soll, das dauert eine Zeitlang, deshalb die Frage: Ist ein Versuch mit Schmierseifenbrühe wirklich Erfolg versprechend? Oder mit Kartoffelkochwasser? Oder soll man die befallenen Partien soweit man sie erreichen kann einfach abschneiden und vernichten und das Beste hoffen?

Es wird geraten, zur Verhinderung eines Befalls auf der Baumplatte Brennesseln zu säen und Kapuzinerkresse - weil die die Blattläuse auf sich ziehen? (Meinem Mann haben sich bei der Vorstellung, Brennesseln ANZUPFLANZEN, die Haare gesträubt…)

Bin Obstbaumneuling und dankbar für Ratschläge.

Gruß,
Eva

Hallo Eva!

Brennesseljauche kauft man fertig als Trockenpulver!!!

Biologische Schädlingsbekämpfung ist so etwas ähnliches, wie Tauben nach Rom bringen!
Kein Gärtner macht so etwas.
Bei uns haben sich die Gärtner Vorräte für die nächsten hundert Jahre an demnächst verbotenen Chemikalien angelegt. Lagerbestände dürfen verbraucht werden!!!

Gruß max

Hallo Eva,

betreffend Bekämpfung im Wortsinn gebe ich Max recht.

Ohne synthetische Pflanzenschutzmittel aus dem Reich der organischen Chemie kann man allenfalls „Tendenzen verschieben“:

Vor allem den Fraßfeinden der Läuse, die in ihrer Populationsdynamik immer den Läusewellen hinterher sind, Möglichkeiten zum schnellen Aufholen schaffen. Meines Erachtens ist dieses auch die Funktion von Pflanzen, die „Läuse anziehen“: Es gibt auf die Weise immer eine Reserve von Läusen, die dafür sorgt, dass es den Fraßfeinden der Läuse besser geht. Nur weil Kapuzinerkresse oder Ackerbohnen irgendwo stehen, würde ich als Laus nicht von der herrlichen Cocktailbar Kirschbaum wegbleiben.

Die berühmten Ohrwurmpötte (Umgedrehte Tontöpfchen mit Holzwolle drin, um den Ohrwürmern „Nistmöglichkeiten“ im Baum zu geben) gehören dazu. Auch der „verwahrloste“ Holzschuppen, in dessen Fugen usw. Florfliegen & Marienkäfer Winterschutz finden. Nektarreiche relativ früh blühende Pflanzen, etwa Phacelia, können der Schwebfliegenpopulation helfen: Was als Insekt elegant daherkommt und von Licht, Liebe, Ambrosia und Nektar lebt, ist als Larve einer der gierigsten Liebhaber von Blattläusen. Obwohl auch das ziemlich wild aussieht, halte ich das ganze Frühjahr entlang alle Oberflächen, die nicht sonst gebraucht werden, unter Phacelia: in dem relativ wind- regen- und sonnengeschützten filigranen, aber dichten Blattwerk tummelt sich ein ganzes Bestiarium.

Den Befall durch Läuse aller Art reduziert erheblich Neem-/Niemöl, es reicht nicht an den Mythos ran, der um seinen Namen gebildet wurden, aber man kommt weit damit. Ist allerdings, jetzt bei eingetretenem Massenbefall angewendet, nicht mehr besonders schlagkräftig, sondern sollte ab Ende April/Anfang Mai angewendet werden.

Kernseife/Schmierseife wird bei den eingerollten befallenen Blättern ebenfalls nur ein wenig weiterhelfen, aber den Befall nicht wegmachen können.

Bleiben, denke ich, drei Möglichkeiten:

(1) Einsatz fertiger Marienkäferlarven, die in Handel und Versand zu bekommen sind. Relativ teuer, aber effizient. Man würde es den netten Käferchen nicht ansehen, mit welchem Schwung sie als Larven durch die Blattlauskolonien marschiert sind und diese gleich kompanieweise leergelutscht haben.

(2) Einsatz heftigerer Pflanzenschutzmittel. Wegen Gefährdung anderer Insekten meines Wissens im gewerblichen Einsatz nicht mehr zugelassen, aber im privaten Garten schon noch und für einen punktuellen Einsatz (einzelner Baum) recht gut geeignet sind Pyrethrum-Präparate: So heftig sie wirken, so schnell sind sie restlos metabolisiert.

(3) Mit dem unschönen Erscheinungsbild der Pflanzen bis etwa Ende Juni leben, wenn die Populationen der Nützlinge aufgeholt haben und die Lauspopulation zusammenbricht. Wenn der Kirschbaum jetzt grade einige Früchte wegwirft: Er würde auch ohne Läuse durchsortieren, wie viele Früchte er reifkriegt, das kommt nicht vom Lausbefall, die durch die Läuse weggelutschten Assimilate kann man durch sonst gute Bedingungen, wie ausreichende Bewässerung, ausgleichen.

Schöne Grüße

MM

Brennesseljauche kauft man fertig als Trockenpulver!!!

Eurosen soll ich ausgeben, wo ich eine Brennesselecke im Garten hab’???

Biologische Schädlingsbekämpfung ist so etwas ähnliches, wie
Tauben nach Rom bringen!
Kein Gärtner macht so etwas.

Du raubst mir meine Illusionen! Ich glaubte fest, jeder Gärtner von Format hätte drei, vier Jauchepötte in der Sonne brüten, orderte Marienkäfer vom Züchter mit Alois-Siebenpunkt-Zertifikat und besuchte Regenwurm-Tauschbörsen…? Etwa nicht? :wink:))))

Im Ernst: Ich will auf Chemie weitgehend verzichten, weil unsere beiden Katzen im Garten herumstöbern, überall die Nase hineinstecken, und natürlich mindestens über Fell und Pfoten mit den „demnächst verbotenen Chemikalien“ in Berührung kommen. Vielleicht lasse ich den Baum einfach in Ruhe und vertraue auf seine natürlichen Kräfte. Letztes Jahr war der frühere Hausherr schon krank und konnte sich nicht kümmern, und als wir im Sommer einzogen, trug der Baum die herrlichsten Kirschen, die man sich vorstellen kann.

Danke & Gruß,
Eva

Hallo Eva,

Also, ich weiß nicht, ob die wirklich funktioniert :wink:
Habe immer neben meinen Rosen Lavendel stehen gehabt, aber nie
erlebt, dass die Blattläuse deshalb fern geblieben wären. Nun
entdecke ich am Kirschbaum einen Befall von „Myzus cerasi“ -
jedenfalls nehme ich das an, nach den Informationen, die ich
aus dem Internet gezogen habe. Bis ich gärende
Brennesseljauche habe, mit der man sprühen soll, das dauert
eine Zeitlang, deshalb die Frage: Ist ein Versuch mit
Schmierseifenbrühe wirklich Erfolg versprechend? Oder mit
Kartoffelkochwasser? Oder soll man die befallenen Partien
soweit man sie erreichen kann einfach abschneiden und
vernichten und das Beste hoffen?

ob Du nun die angeblich sanfte Haushaltschemie nimmst, oder die chemische Keule. Es hilft alles, wenn man es vorschriftsmäßig anwendet und vor allem den Kandidaten überall erreicht. Wenn Du einen Baum behandeln willst, musst Du sicher gehen, dass Du auch wirklich jedes Blatt, jeden Ast mit dem Spritzmittel benetztt. Das wird je nach Größe ein wenig mühsam :wink:

Zudem musst Du Dir klar machen, dass Du in ein Ökosystem eingreifst. Ich habe ein Meisenpaar im Garten, die füttern im 30Sekundentakt. Zuerst Blattläuse und jetzt, da die Jungen fast flügge sind, Raupen.
Dass Raupe + Schädlingbekämpfunsmittel ungesund ist, ist bekannt.

Es wird geraten, zur Verhinderung eines Befalls auf der
Baumplatte Brennesseln zu säen und Kapuzinerkresse - weil die
die Blattläuse auf sich ziehen? (Meinem Mann haben sich bei
der Vorstellung, Brennesseln ANZUPFLANZEN, die Haare
gesträubt…)

das kannst Du in einer Obstplantage machen, bzw. musst es nicht, da kommen die Brennesseln von selbst. Pflanzen, die im Garten das Ungeziefer auf sich ziehen entsprechen eher dem frommen Wunsch des Gärtners. Die Läuse wissen davon nichts.

Im übrigen habe ich noch nicht erlebt, dass Schädlinge einen Obstbaum komplett vernichtet hätten, oder dass es einen totalen Ernteausfall gab. Etwas anderes wäre Feuerbrandbefall. Da kann man nur zur Axt greifen und mit dem Baum ein großes Feuer schüren. Ihn stehen zu lassen wäre unverantwortlich.

viele Grüße
Geli

Eurosen soll ich ausgeben, wo ich eine Brennesselecke im
Garten hab’???

Merkwürdig, wo sich Deinem Mann die Haare sträuben, wenn Du …!
Entweder Du hast welche im Garten oder nicht?

Du raubst mir meine Illusionen! Ich glaubte fest, jeder
Gärtner von Format hätte drei, vier Jauchepötte in der Sonne
brüten, orderte Marienkäfer vom Züchter mit
Alois-Siebenpunkt-Zertifikat und besuchte
Regenwurm-Tauschbörsen…? Etwa nicht? :wink:))))

Lustig, lustig!
Ich habe in den letzten Wochen die Bekanntschaft der drei größten Gärtner hier im Gebiet gemacht und gerade haben wir uns gestern, beim Freiwilligeneinsatz für die Stadt (Gartenbau), über biologischen Blödsinn unterhalten.

Im Ernst: Ich will auf Chemie weitgehend verzichten, weil
unsere beiden Katzen im Garten herumstöbern, überall die Nase
hineinstecken, und natürlich mindestens über Fell und Pfoten
mit den „demnächst verbotenen Chemikalien“ in Berührung
kommen.

Auf Chemie konnte man vor hundert Jahren vielleicht verzichten (nein, auch damals nicht. Siehe Kartoffel- und Maikäfer).

Ohne Chemie läuft nichts.
Die Bauern hier fahren täglich wie die Irren mit großen Treckern und noch größeren Gifttanks durch die Gegend und spritzen und spritzen. Vor allem zur Zeit die Erdbeerpflanzen. Wenn sie dann reif sind, werden diese fast täglich kurz vorm Pflücken gespritzt.

Gruß max