Hallo Eva,
betreffend Bekämpfung im Wortsinn gebe ich Max recht.
Ohne synthetische Pflanzenschutzmittel aus dem Reich der organischen Chemie kann man allenfalls „Tendenzen verschieben“:
Vor allem den Fraßfeinden der Läuse, die in ihrer Populationsdynamik immer den Läusewellen hinterher sind, Möglichkeiten zum schnellen Aufholen schaffen. Meines Erachtens ist dieses auch die Funktion von Pflanzen, die „Läuse anziehen“: Es gibt auf die Weise immer eine Reserve von Läusen, die dafür sorgt, dass es den Fraßfeinden der Läuse besser geht. Nur weil Kapuzinerkresse oder Ackerbohnen irgendwo stehen, würde ich als Laus nicht von der herrlichen Cocktailbar Kirschbaum wegbleiben.
Die berühmten Ohrwurmpötte (Umgedrehte Tontöpfchen mit Holzwolle drin, um den Ohrwürmern „Nistmöglichkeiten“ im Baum zu geben) gehören dazu. Auch der „verwahrloste“ Holzschuppen, in dessen Fugen usw. Florfliegen & Marienkäfer Winterschutz finden. Nektarreiche relativ früh blühende Pflanzen, etwa Phacelia, können der Schwebfliegenpopulation helfen: Was als Insekt elegant daherkommt und von Licht, Liebe, Ambrosia und Nektar lebt, ist als Larve einer der gierigsten Liebhaber von Blattläusen. Obwohl auch das ziemlich wild aussieht, halte ich das ganze Frühjahr entlang alle Oberflächen, die nicht sonst gebraucht werden, unter Phacelia: in dem relativ wind- regen- und sonnengeschützten filigranen, aber dichten Blattwerk tummelt sich ein ganzes Bestiarium.
Den Befall durch Läuse aller Art reduziert erheblich Neem-/Niemöl, es reicht nicht an den Mythos ran, der um seinen Namen gebildet wurden, aber man kommt weit damit. Ist allerdings, jetzt bei eingetretenem Massenbefall angewendet, nicht mehr besonders schlagkräftig, sondern sollte ab Ende April/Anfang Mai angewendet werden.
Kernseife/Schmierseife wird bei den eingerollten befallenen Blättern ebenfalls nur ein wenig weiterhelfen, aber den Befall nicht wegmachen können.
Bleiben, denke ich, drei Möglichkeiten:
(1) Einsatz fertiger Marienkäferlarven, die in Handel und Versand zu bekommen sind. Relativ teuer, aber effizient. Man würde es den netten Käferchen nicht ansehen, mit welchem Schwung sie als Larven durch die Blattlauskolonien marschiert sind und diese gleich kompanieweise leergelutscht haben.
(2) Einsatz heftigerer Pflanzenschutzmittel. Wegen Gefährdung anderer Insekten meines Wissens im gewerblichen Einsatz nicht mehr zugelassen, aber im privaten Garten schon noch und für einen punktuellen Einsatz (einzelner Baum) recht gut geeignet sind Pyrethrum-Präparate: So heftig sie wirken, so schnell sind sie restlos metabolisiert.
(3) Mit dem unschönen Erscheinungsbild der Pflanzen bis etwa Ende Juni leben, wenn die Populationen der Nützlinge aufgeholt haben und die Lauspopulation zusammenbricht. Wenn der Kirschbaum jetzt grade einige Früchte wegwirft: Er würde auch ohne Läuse durchsortieren, wie viele Früchte er reifkriegt, das kommt nicht vom Lausbefall, die durch die Läuse weggelutschten Assimilate kann man durch sonst gute Bedingungen, wie ausreichende Bewässerung, ausgleichen.
Schöne Grüße
MM