Kartoffeln

Hallo Kartoffelbauern,

ich habe folgendes Problem: Ich baue jedes Jahr in meinem Garten ein paar reihen
Kartoffeln an, kann aber aus verschiedenen Gründen meist nicht die Reihe
wechseln, in die die Kartoffeln kommen (oder nur knapp daneben).
Frage: Was muss ich tun, um trotzdem einigermaßen ernten zu können? Ich habe kaum
Kompost, der reicht hinten und vorne nicht. Ich möchte aber auch möglichst keinen
Kunstdünger verwenden. Was taugt? Rinderdung (getrocknet aus der Tüte), Blut-,
Knochen-, Hornmehl? Ich habe auch getrockneten und geschrotenen Seetang zur
Verfügung.
Und: Soll ich jetzt schon was tun oder erst im Frühjahr, wenn ich die Kartoffeln
setze?
Zusätzliches Problem: In Frühjahr und herbst ist es oft feujcht, im Sommer
dagegen sehr trocken, und ich kann nicht wässern, da der Garten 180 km entfernt
ist.
Für jeden Tipp dankbar

Bolo2L

Hallo Bolo
ich hätte jetzt die ganze Liste von Vorteilen der Kompostdüngung und Nachteilen einseitiger Düngung, wie Pferdemist, Hornmehl oder auch Seetang genannt und dir geraten, alle deine Materialien zuerst auf den Komposthaufen zu geben, einmal umzusetzen und nach eineinhalb Jahren die Komposterde auf deine Kartoffelbeete zu tun, damit der fehlende Fruchtwechsel möglichst ohne Folgen bleibt (nur so geht es ohne Platzwechsel), aber da du von 180 km Entfernug schreibst, kommt mir ein ganz anderer Gedanke:
Ich habe einen Versuch gestartet, Kartoffeln in Heuhaufen zu legen. Ja, richtig gelesen und das geht!!
Im Herbst gemähtes langes Gras zu einem Haufen aufschichten, längliche Form, damit viel Oberfläche da ist. Nach dem Winter ist das Ganze ziemlich zusammengesunken, aber immer noch ein Hügel. Da hinein die Saatkartoffeln legen. Man braucht sich dann nicht mehr drum kümmern und es gibt eine Ernte die erstaunen lässt.
Einziges Ärgernis sind die Schnecken. Ich habe aber erlebt, dass sich die Kartoffeln dann doch durchsetzen, bzw. die Schnecken anscheinend nicht so oft Kartoffellaub auf dem Tisch wollen, vor allem schmeckt ihnen das ältere Laub offenbar nicht mehr. Ein Schneckenzaun rings um die Heuhaufen wäre vielleicht sinnvoll, hält jedoch die Tierchen, die schon im Heu verborgen sind, natürlich nicht ab.
Was meinst du, einen Versuch wäre es doch wert, nicht?

Wenn du es aber nicht wagst:
Düngung mit Seetang oder Rindermist ist auf jeden Fall zu einseitig, um den Kartoffeln über den ausgelaugten Boden von Vorjahr hinweg zu helfen. Krankheiten und Schädlingsbefall ob der schwachen Pflanzen wären vorprogrammiert.
Warum hast du kaum Kompost? Du könntest z.B. zur Herbstzeit in irgendeiner Schrebergartenanlage einen Aushang machen, dass du an einem schönen Tag (möglichst Samstag) einen Anhänger bereitstellst, zu dem die Gärtler ihren Grünschnitt bringen können, ich garantiere dir, du kriegst jede Menge Material. Viel zu viele Gartenbesitzer tragen jedes übrige Blättchen in die Mülldeponie. Das ist Raubbau in den Gärten. Sie sind überaus dankbar, wenn sie ihre gefüllten Plastiksäcke nur bis zu deinem Anhänger bringen müssen.

Grüße
Gisela

Hallo Gisela,

vielen Dank für Dein ausführliches Posting. Ich weiß schon, dass ein
Fruchtwechsel eigentlich durch nichst zu ersetzen ist und da ich immer das
gleiche Beet benutzen muss, wechsle ich auf jeden fall die Reihen – das bringt
wenigstens ein bisschen was.
Ich habe relativ wenig Kompost, da ein 2-Personen-Haushalt in 180 km Entfernung
relativ wenig abwirft, um zusammen mit Grünzeug aus dem Garten eine gute Mischung
für Kompost zu ergeben. Was ich an Kompost habe, kommt alle zwei Jahre in die
Kartoffelreihen, zu mehr langt es aber nicht.
Grünzeug von den anderen Gärten zu bekommen, ist illusorisch. Die kompostieren
alle selber.
Daher möchte ich versuchen, durch eine möglichst ideale Mischung an organischen
Düngematerialien in den Jahren dazwischen den Boden so zu versorgen, dass die
Kartoffeln möglichst wenig vermissen.
Dein Vorschlag mit dem Grasschnitt klingt sehr interessant. Ist nur
problematisch, den irgendwo her zu bringen. Denn sowohl im eigenen Garten, als
auch in den benachbarten und auf den Wiesen der bauern ist jetzt alles gemäht, zu
Heu oder Silage verarbeitet bzw. kompostiert.
Aber ich werde mir den Trick merken, der klingt echt gut!

Danke einstweilen,
Bolo2L

Hallo Bolo2L,

wegen Heu würde ich mal die Pferdehöfe abklappern und Aushänge machen, dass du verdorbenes Heu suchst (gibt’ immer mal wieder). Für die Kartoffeln im Früühjahr macht das nichts, nur die Pferde sollten es nicht mehr essen.

Du könntest dich auch über EM (effektive Mikroorganismen) informieren. Die helfen bei der Bodengesundung. Allerdings gegen Nährstoffmangel können sie allein auch nichts ausrichten. Aber mit Bokashi-Herstellung könnten deine Küchenabfälle aufgewertet werden. Es macht auch nichts, wenn die Küchenabfälle länger in der Bokashitonne verbleiben, bis du wieder in den Garten fährst.

Gruss Jutta

Das Problem bei den Kartoffeln ist weniger die Nährstoffversorgung (Kartoffeln gelten max. als Mittelzehrer, die Düngerversorgung kann man organisieren, zukaufen etc. dazu wurden schon Vorschläge gemacht) als vielmehr die Vielzahl an Krankheitserreger, welche die Kartoffeln befallen und im Boden verbleiben. Man sagt K. sollten nur alle 4 Jahre auf den gleichen Boden kommen… .

Konkret

  • manche raten zu Pflanzkartoffeln aus Anzuchtbetrieben, um möglichst wenig Erreger einzuschleppen. (habe aber eher schlechte Erfahrung mit Saatkartoffeln, K. aus "Ess"kartoffeln sind oft besser)
  • neben den käuflichen tierischen organischen Düngern kann man Gründüngung ausbringen: Senf, Phacelia, Lupine als Nach- oder Zwischenkultur
  • K.-Kraut nach der Ernte immer entsorgen
  • die Heumethode sowie die Dickmulchmethode habe ich mit K. beide ausprobiert. Heute führe ich den recht heftigen Phytphtorabefall an den Knollen darauf zurück. Die Sporen bilden sich an p.-befallenen Blättern und werden vom Regen Richtung Boden abgewaschen. Dort befallen sie die Knollen. Ich befürchte, sie haben es leichter, Heu oder Stroh zu durchdringen als eine Erdschicht.
  • K. mit Holzasche versorgen (Kalium), außerdem mit Brennesseln mulchen (Stickstoffversorgung). Brennesseln zu schneiden - dazu müsste sich ein Feldrand, der Rand einer alten Miste o. ä. finden lassen, oder?

und: wieso müssen die K. immer auf dem gleichen Beet stehen? Hast du kein anderes?

gülisar

p.s.: der gartennachbar kultiviert seit 8 JAhren K. auf dem gleichen Stück Land - mit massivem Chemieeinsatz geht das. Darum leben die Igel, Frösche, Kröten, Eidechsen auch in unserem garten und nicht in seinem.

Hallo Dalga,

Das Problem bei den Kartoffeln ist weniger die
Nährstoffversorgung (Kartoffeln gelten max. als Mittelzehrer,
die Düngerversorgung kann man organisieren, zukaufen etc. dazu
wurden schon Vorschläge gemacht) als vielmehr die Vielzahl an
Krankheitserreger, welche die Kartoffeln befallen und im Boden
verbleiben. Man sagt K. sollten nur alle 4 Jahre auf den
gleichen Boden kommen… .

Ich weiß, allerdings habe ich bis jetzt mit Krankheiten keine Probleme, eher sind
meine Ernten nicht mehr so befriedigend (kleine und wenig Knollen, abhängig von
der Sorte).

Konkret

  • manche raten zu Pflanzkartoffeln aus Anzuchtbetrieben, um
    möglichst wenig Erreger einzuschleppen. (habe aber eher
    schlechte Erfahrung mit Saatkartoffeln, K. aus "Ess"kartoffeln
    sind oft besser)

Ich setze alte Sorten, die sind eh nicht als Saatkartoffeln zu haben.

  • neben den käuflichen tierischen organischen Düngern kann man
    Gründüngung ausbringen: Senf, Phacelia, Lupine als Nach- oder
    Zwischenkultur

Ja, ist jetzt nur ein bisschen spät.

  • K.-Kraut nach der Ernte immer entsorgen

Mach ich.

  • K. mit Holzasche versorgen (Kalium),

Aha, das ist interessant, ich habe auch reine Holzasche im Garten, weil ich dort
mit Holz heize, was im Garten vor etlichen Jahren angefallen ist.

außerdem mit
Brennesseln mulchen (Stickstoffversorgung). Brennesseln zu
schneiden - dazu müsste sich ein Feldrand, der Rand einer
alten Miste o. ä. finden lassen, oder?

Mit Brennnesseln hab eich kein Problem, ich lasse in einer Gartenecke immer
welche wachsen, schon wegen der Schmetterlinge, aber auch um Brennnesseljauche zu
machen. Damit habe ich dieses Jahr auch gedüngt, zusätzlich zu etwas Hornspänen.

und: wieso müssen die K. immer auf dem gleichen Beet stehen?
Hast du kein anderes?

Fast nicht: Aber der Rest des Gartenlandes ist definitiv zu trocken. Ein bisschen
kann ich ausweichen, aber eben nicht viel.

p.s.: der gartennachbar kultiviert seit 8 JAhren K. auf dem
gleichen Stück Land - mit massivem Chemieeinsatz geht das.
Darum leben die Igel, Frösche, Kröten, Eidechsen auch in
unserem garten und nicht in seinem.

Bei uns gibt es einen Igel („Erich“) und eine Kröte („Helmut“)

Gruß
Bolo2L