Hallo Tanja,
dieses Verhalten tritt bei den meisten Katzen auf, die sehr auf den Menschen geprägt sind. Scheuere Katzen ziehen sich eher zurück, wenn es ihnen zuviel wird.
Vor allem Katzen, die früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurden, zeigen dieses Verhalten, welches von geringer Frustrationstoleranz zeugt.
Katzenwelpen lernen im Alter bis zu 12 Wochen (vermutlich auch noch später) von ihrer Mutter und den Geschwistern bestimmte Details des Sozialverhaltens. So hält die Mutter z.B. einen Welpen mit sanfter Gewalt fest und putzt ihn, auch gegen dessen Willen. Im Spiel mit den Geschwistern lernt der Katzenwelpe, dass die Spielkameraden mit dem Spiel aufhören, wenn es zu rauh zugeht.
Katzen, die in dieser Phase schon von ihrer Katzenfamilie getrennt werden, sind unter Umständen „dissozialisiert“, d.h. im Sozialverhalten zu Artgenossen gestört. Dies hat auch Folgen für das Verhalten gegenüber Menschen. Diese Tiere nehmen sich nicht als Katze wahr und kennen kaum Grenzen. Frustration (also wenn sie ihren Willen nicht bekommen) schlägt leicht in Agression um.
Vielleicht ist Deine Katze ja so eine, die früh nur noch mit Menschen Kontakt hatte. Vielleicht hat sie aber auch aus anderen Gründen eine geringe Frustrationstoleranz.
Was kannst Du nun tun? Hauptsächlich 2 Dinge:
- lerne die Körpersprache Deiner Katze ganz genau kennen, so dass Du das Spiel/Schmusen rechtzeitig beenden kannst. Keine Katze schlägt ganz ohne Vorwarnung zu. Die normale Katze zeigt mit leichtem Schwanzschlagen die steigende Abwehr beim Schmusen. Dann gehen die Ohren zurück. Kurz vor dem Schlag werden die Pupillen riesengroß.
Eine meiner Katzen ist so eine „Kaspar-Hauser-Katze“, bei der ich fast verzweifelt bin. Ich war immer so stolz darauf, dass mich noch nie einer meiner Katzen gekratzt hat, weil ich es immer früh genug kommen sah. Diese Katze - so glaubte ich - schlug völlig ohne Vorwarnung zu. Nach einigen Wochen der genauen Beobachtung habe ich aber ihre Körpersprache so genau kennengelernt, dass ich jetzt weiß, wie sie vorwarnt. Der Körper spannt sich fast unmerklich, der Kopf geht zurück - jetzt ist der letzte Moment vor dem Angriff gekommen. Wenn ich jetzt die Hände von ihr nehme, bleibt sie ruhig liegen.
- bringe Deiner Katze bei, dass rauhes Spiel und Aggression nicht erwünscht sind. Jedesmal (auch über Wochen und Monate, Konsequenz ist gefragt) wenn sie beim Spiel oder beim Schmusen aggressiv wird, ohne von Dir provoziert worden zu sein, hörst Du mit dem Schmusen/Spielen auf und ignorierst sie für eine Weile. Das wirkt bei Katzen nicht ganz so schnell wie bei Hunden, da Aufmerksamkeit des Menschen bei Katzen nicht ganz so weit oben auf der Liste stehen wie bei Hunden. Daher braucht es bestimmt einige Zeit und wie gesagt sehr viel Konsequenz „Beutespiel“ mit den Händen oder Füßen (z.B. Rascheln unter der Bettdecke) sollte man vermeiden.
Idealerweise fängt man mit Punkt 2 an, sobald man die Katze zu sich genommen hat. Viele Leute finden es ja soooo süß, wenn der kleine Katzenwelpe nach den Fingern hascht und wundern sich dann, wenn der 8kg Kampfkater das 1 Jahr später immer noch gern macht.
Viel Erfolg,
Myriam
www.tierschutz-notfaelle.de