Schmiedehandwerk

Hallo.

Ich habe 2 Fragen zum Schmiedehandwerk.

1.) Ist es möglich, außerberuflich Schmied zu lernen, etwa mit Kursen an Volkshochschulen? Nur damit man in etwa die Arbeit kann, nicht um anerkannter Handwerker zu sein.

2.) Im historischen Zusammenhang trifft man auf viele Spezialisierungen des Schmiedewesens (wobei vom Kupferschmied nicht die Rede sein soll), z. B. für Sensen, Messer, Schwerter, Harnische etc.
Ich gehe davon aus, daß der gewöhnliche Beruf aber doch schon der Hufschmied war, und normalerweise war doch in einem Ort bestimmt nicht genug Arbeit für einen reinen Sensenschmied vorhanden.
Wo arbeiteten also die auf bestimmte Gegenstände spezialisierten Schmiede?

Grüße
Feldmarschall

moin Feldmarschall,

… kommen genug interessierte für einen VHS kurs zusammen gibt es kurse ( in bremerhaven zumindest)… ansonsten geben versch. kuns-schmiede und welche die restaurationen machen auf wunsch auch mal kurse für kleine gruppen…
… wenn es in deiner nähe einen sammler/ museum gibt für alte landmaschinen und derartiges… dann ist bestimmt irgendwo auch ein schmied in der nähe…

…von einem reinen sensenschmied hab ich nie was gehört…
… diese leute haben meist vom wagenrad /faßriemen/ hufeisen/ nägel/ topfhenkel/messer /hieb-stichwaffen/ gitter/ pflug/bis Tür-schlösser etc. alles gemacht …
… sie waren im dorf die einzigen die metall mit metall verbinden konnten und dabei den sachen auch noch eine form gaben…

… heute ist der beruf leider dazu „verkommen“ hufe zu beschlagen oder über die kunst und restauration arbeit zu haben…
… dazu sei gesagt …ein guter hufschmied der auch orthopädische beschläge macht verdient nicht schlecht … gefragte leute.

zur geschichte
http://www.oderbruch.de/regional/geschichte/handwerk…

…ein beispiel zu „heute“
http://www.alteschmiede.ch/personsch.htm

… hier in den schiffs-werften sind noch einige ältere herren die selbige kunst des schmiedens beherrschen…
… die plasma/laser-schneidemaschinen …
… die riesen press-/schlagwerke welche jeden stahl in die passende form bringen können…

… all der ganze machinelle „park“ bedarf eigentlich keines schmiedes mehr…
… nur vereinzelt gibt es sie noch …

(… mit glück kann man zusehen wie ein großes stück stahlplatte einen formfehler hat (beule dergl.)… dann sieht man wie der stahl erwärmt wird und denkt so als „otto normal“…
„warum macht der kerl da unten warm- die beule ist doch nur oben-“
… dann kommt der schmied mit dem hammer haut irgendwo damit auf die stahlplatte ( mein gedanke immer noch "…die beule ist da oben ")…
… dann machts *blong*… und die delle ist wech… )

… dieses verständnis für die materie finde ich faszinierend und macht den beruf schmied interessant …

… um „Sensen, Messer, Schwerter, Harnische“ richten zu können mußt du aber nicht schmied werden…

… das metall-die grundform- wird über stanz/presswerke hergestellt
… das scharf machen kannst Du bei einem messerschleifer erlernen…
… ein sensenblatt dengeln wird auch über eine maschine erledigt…

… wenn es mehr um eine ritterliche ausrüstung geht?..
… frag im nächsten pferdestall nach deren Hufschmied…
… der kann dir bestimmt bezugsquellen für gasöfen/ werkzeug/ amboss und derlei geben… so bekommst Du einen überblick über die start-kosten…

gruß rüdl

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Stets zu Diensten Herr Feldmarschall,

1.) Ist es möglich, außerberuflich Schmied zu lernen, etwa mit
Kursen an Volkshochschulen? Nur damit man in etwa die Arbeit
kann, nicht um anerkannter Handwerker zu sein.

Selbstverständlich!
Geh zu einem Schmied und frag ihn, ob Du bei ihm eine Zeit lang mitarbeiten darfst. Als Gegenleistung zeigt er Dir die Grundtechniken. So hab ich auch das Schmieden gelernt.

Ein Schmied war früher im ländlichen Raum ein Universalhandwerker. Er hat, wenn nötig auch das Baderhandwerk ausgeübt (so ne Art Chirurg).
Die Speziallisierung kam erst, als sich größere Anwesen gründeten und der Bedarf an z.B. Messern und Hausrat größer wurde.
Ein guter Schmied war (und ist) in der Lage sowohl Gebrauchgegenstände als auch Waffen als auch Werkzeug herzustellen.
Daß die Qualität (auch wegen der Qualität der Rohstoffe) häufig nicht sooooo gut war, ist eine andere Sache.

Später als die Manufakturen gegründet wurden, wurde die Spezielisierung immer feiner.

Gandalf

Stets zu Diensten Herr Feldmarschall,

1.) Ist es möglich, außerberuflich Schmied zu lernen, etwa mit
Kursen an Volkshochschulen? Nur damit man in etwa die Arbeit
kann, nicht um anerkannter Handwerker zu sein.

Selbstverständlich!
Geh zu einem Schmied und frag ihn, ob Du bei ihm eine Zeit
lang mitarbeiten darfst. Als Gegenleistung zeigt er Dir die
Grundtechniken. So hab ich auch das Schmieden gelernt.

Das ist eine gute Idee, das wäre passend für mich. Jetzt muß ich nur noch einen Schmied finden.

Ein Schmied war früher im ländlichen Raum ein
Universalhandwerker. Er hat, wenn nötig auch das Baderhandwerk
ausgeübt (so ne Art Chirurg).
Die Speziallisierung kam erst, als sich größere Anwesen
gründeten und der Bedarf an z.B. Messern und Hausrat größer
wurde.
Ein guter Schmied war (und ist) in der Lage sowohl
Gebrauchgegenstände als auch Waffen als auch Werkzeug
herzustellen.
Daß die Qualität (auch wegen der Qualität der Rohstoffe)
häufig nicht sooooo gut war, ist eine andere Sache.

Später als die Manufakturen gegründet wurden, wurde die
Spezielisierung immer feiner.

Also waren die Spezialschmiede eher Angestellte in Manufakturen, während die selbständigen Schmiede alle Alltagsgegenstände aus Eisen herstellten?

noch mal Tach Herr Feldmarschall,

Jetzt muß
ich nur noch einen Schmied finden.

Handwerkkammer, Gelbe Seiten, Reiterhöfe, (Freilicht)Museen…

Also waren die Spezialschmiede eher Angestellte in
Manufakturen, während die selbständigen Schmiede alle
Alltagsgegenstände aus Eisen herstellten?

Jain.
Als der Handel immer größere Gebiete bediente, haben sich Schmiedemeister spezialisiert, die vorher alles gemacht haben.
Das Schmiedemeister angestellt wurden ist ein erst recht spätes Phänomen.
Einzelne Regionen wurden wegen ihrer Produkte weltweit bekannt, z.B. Solingen mit Messern.
Aber bis weit ins 19. Jahrhundert wurden die Meser von rel. kleinen Betrieben gefertigt.

Gandalf

…von einem reinen sensenschmied hab ich nie was gehört…
… diese leute haben meist vom wagenrad /faßriemen/ hufeisen/
nägel/ topfhenkel/messer /hieb-stichwaffen/ gitter/ pflug/bis
Tür-schlösser etc. alles gemacht …

Was ist aber etwa mit dem Schwertfeger, für den es sogar eine eigene Bezeichnung gibt?
So habe ich auch schon vom Sensen- und Messerschmied gelesen, ebenso vom Nagel-und Feilenschmied.

… um „Sensen, Messer, Schwerter, Harnische“ richten zu können
mußt du aber nicht schmied werden…

… das metall-die grundform- wird über stanz/presswerke
hergestellt
… das scharf machen kannst Du bei einem messerschleifer
erlernen…
… ein sensenblatt dengeln wird auch über eine maschine
erledigt…

Das war Teil der 2. Frage, die mit der 1. in keinem Zusammenhang stand.
Klar, wer ein Schwert haben will, kann es sich auch gleich beim Fantasy- oder Outdoor-Katalog bestellen

Hallo Diskutanten,

Einzelne Regionen wurden wegen ihrer Produkte weltweit
bekannt, z.B. Solingen mit Messern.
Aber bis weit ins 19. Jahrhundert wurden die Meser von rel.
kleinen Betrieben gefertigt.

Solingen ist nahezu ein Idealbeispiel für die Manufakturfertigung. Es gab dort noch im zwanzigsten Jahrhundert für jeden einzelnen Arbeitsgang einen eigenen Handwerksberuf, mit Meistern und Gesellen. Derzeit ist in Deutschland noch ein Solinger Skalpellschleifermeister in die Handwerksrolle eingetragen (er nimmt auf dem Mainzer Wochenmarkt Messer zum Schleifen an, man kann ihm jede beliebige Krücke geben und sich nachher damit rasieren…).

Damit ist auch die Frage nach dem Sensenschmied beantwortet: Der ist auch so ein Manufaktur-Handwerksberuf. Sensen sind typische Erzeugnisse der frühen Industrie, die dafür benötigten Hämmer stehen wegen der notwendigen Wasserkraft nicht an jeder Ecke.

Für einige Spezialisierungen sind natürlich auch die Zunftordnungen und deren Nachfolgegesetze verantwortlich, vgl. die kürzlich diskutierten Rot- und Weißgerber: Das Handwerk des Nachbarn ausüben können hätte einer vielleicht schon, aber dürfen nicht.

Froh, daß er wegen Aussterbens des Täschner- und Sattlerhandwerks jetzt seine Ledertasche ohne weitere Reise zum Schuster bringen darf

grüßt

MM