WER und WANN erfand die Zeit-den Kalender etc.?

Hallö :smile:)

ich suche für meine Tochter Stoff für das Themengebiet:

Rund um den Kalender und Zeit. WER und vor allem WANN wurde der Kalender erfunden bzw. die Zeit? Also die Einheiten.

Also, wer weiss es :smile:???

Über Linkstips zum lesen und stöbern freuen wir uns riesig!

LG,

Nina

Naja, Nina,
im Mittelalter ja nicht gerade, Kalender gab es bei allen alten Kulturen. Aber vielleicht bringt dich und Deine Kurze dieser Link ein wenig weiter: http://www.derkalender.de/ges_allgemein.sh
Grüße
Eckard.

Hallo Nina!

Kalender [zu Kalenden], die Einteilung der Zeit in Jahre, Monate, Wochen und Tage. – Die Grundlage des islamischen Kalenders bildet das Mondjahr von 354 Tagen = 12 synodischen Monaten. Jeder Monat beginnt 2–3 Tage nach Neumond, die Jahresanfänge wandern durch die Jahreszeiten. Im jüdischen und altgriechischen Kalender wurden Schaltmonate eingefügt, um den Jahresanfang in bezug auf die Jahreszeiten festzulegen (metonischer Zyklus). Die Ägypter hatten ein reines Sonnenjahr von 365 Tagen (12 Monate zu 30 Tagen, die also zum Mondumlauf [29,5 Tage] keine strenge Beziehung hatten, und 5 Zusatztage). Dieser Kalender wurde in verbesserter Form (mit einem Schalttag alle 4 Jahre) von Julius Cäsar übernommen (julianischer Kalender). Heute wird fast überall der gregorianische Kalender benutzt, der 1582 durch Papst Gregor XIII. eingeführt wurde und bei dem in allen durch 4 teilbaren Jahren (außer den durch 400 nicht teilbaren Jahrhunderten) ein Schalttag eingeschoben ist. Sehr alt (wahrscheinlich babylonischen Ursprungs) ist die siebentägige Woche, die unabhängig von Jahr und Monat durchgezählt wird.

(Aus Bertelsmann Lex.)

Gruß max

Kalender oder ‚Wann ist Weihnachten?‘
Hallo Nina,

vor einigen Jahren, genau zum 4.3.1998 hatte ich auch mal
einige Informationen zum Kalender zusammengetragen und in einer
Auswahl präsentiert. Die Quellen dazu hab ich nicht mehr, aber
das Ergebnis, das ich mit dranhänge.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Stefan

Wann ist Weihnachten?

Von […]

„Wann ist Weihnachten?“ Als sich mir diese Frage zum ersten mal
stellte, tauchte sie natürlich in einer etwas anderen Form auf.
Ich fragte damals: „Wann ist denn ENDLICH Weihnachten?“ Ich war
da vielleicht fünf Jahre alt und erhielt als Antwort: „Noch
siebzehn mal schlafen.“
Als sich mir die Frage, wann denn nun Weihnachten ist, zum
zweitenmal stellte, erhielt ich als Antwort: „Noch zwölf mal
schlafen.“
Schon damals begann mir langsam zu dämmern, daß die Frage
offensichtlich nicht eindeutig zu beantworten ist, oder daß es
zumindest einen sehr seltsamen Grund geben muß, warum man auf
ein und dieselbe Frage zwei total unterschiedliche Antworten
bekommen kann.
Seither hat sich mir die Frage „Wann ist Weihnachten?“ mehr als
fünfundzwanzig mal gestellt und ich habe schon 9213 mal
geschlafen. Ich bin älter geworden und erwachsener -vielleicht
auch nur älter, denn noch immer frage ich „Wann ist
Weihnachten?“
Die Frage hat sich seither aber in ihrer Gestalt geändert. Weg
von „Wann ist Weihnachten?“ hin zu einem ganzen Fragenkomplex.

An welchem Tag hat Jesus Geburtstag?
Wann feiern wir Weihnachten mit einer Geburtstagstorte mit 2000
Kerzen?
Was war der Stern von Bethlehem?
An welchem Wochentag ist Jesus geboren?
War das Jahr null ein Schaltjahr?
Warum ist Weihnachten immer am 24.12 und Ostern immer an einem
Sonntag?
Ist Weihnachten wirklich am 24.12?
Warum feiert man woanders den 6.1.?
Seit wann gibt es die Zeitrechnung v.Chr./n.Chr.?
Welcher Wochentag war der 24.12.1582 und was passierte da in
Brüssel?

Ich hab hier mal ein paar dieser Fragen auf einzelne Zettel
geschrieben und sammle mal, was ihr so als Antworten
vorschlagt.

Wann ist Weihnachten?
Was war der Stern von Bethlehem?
War das Jahr 0 ein Schaltjahr?
Welcher Tag ist der Schalttag?
Ein Dokument trägt das Datum „ANNO DOMINI 325“. Ist es
echt?
Welcher Wochentag war der 24.12.1582 und was passierte
da in Brüssel?

Zum Einstieg muß ich erstmal etwas weiter ausholen, weil ich
nicht annehme, daß allgemein bekannt ist, wie zur Zeit von
Christi Geburt die Tage, die Monate und die Jahre gezählt
wurden. Jetzt also erstmal einiges über Kalender:
Die Juden hatten wahrscheinlich in der babylonischen
Gefangenschaft vieles vom Kalender der Babylonier übernommen
und deren Kalender ging nach dem Mond: Jeder Monat ging von
Neumond bis Neumond, dauerte also abwechselnd 29 und 30 Tage.
Das Jahr begann mit dem Monat Nisan am ersten Neumond nach
Frühlingsanfang und dauerte bis zum Monat Adar. Das Jahr hatte
also 354 Tage, so daß bald vor dem ersten Monat des nächsten
Jahres - also erst nach Frühlingsanfang - und nach dem letzten
Monat des alten Jahres Platz war für einen allerletzten Monat
des alten Jahres, dem zweiten Adar oder Doppeladar. Dabei gab
es nur ein Problem: In welchen Jahren sollte der Schaltmonat
eingefügt werden? Die Babylonier beobachteten den Mond und wenn
von Neumond bis Frühlingsanfang lange genug Zeit war für einen
weiteren Neumond, so wurde eben der Schaltmonat eingeschoben.
Die Griechen, die zwar Persien erobert hatten (Alexander der
Große), aber sich trotzdem deren Kultur unterwarfen und daher
auch nach dem Mondkalender rechneten, … Für die Griechen war
es aber unpraktisch, den Mond zu beobachten, weil dort eben das
Wetter nicht so zuverlässig war wie im Zweistromland. Welch
eine Katastrophe, wenn die Uhr um einen ganzen Monat falsch
geht, nur weil der Himmel nächtelang bewölkt war. Man behalf
sich mit einer Zählregel, nach der im 3. 6. 8. 11. 14. 17. und
19. Jahr ein Monat eingefügt wird. Nach 19 Jahren begann man
wieder von vorne. Im jüdischen Kalender ging man viel
praktischer vor. Da man am 14. Nisan Passah feierte und dabei
Gerstenähren und junge Lämmer opferte, mußte beim ersten
Frühlingsvollmond die Landwirtschaft ausreichend Opfergaben zur
Verfügung stellen können. Jedes Jahr wurde daher von einem
Gremium von Schriftgelehrten je nach Witterung entschieden, ob
man nicht lieber noch einen Monat wartet, um Passah zu feiern.
Wenn also nach dem Beschluß der Schriftgelehrten der neue Monat
Nisan begann, wurde das im ganzen Land durch Boten und
Leuchtsignale bekannt gemacht. Es ist allerdings nicht
erwiesen, das von der damaligen Praxis der Leuchtsignale zum
Jahresbeginn unser übliches Feuerwerk in der Neujahrsnacht
herrührt.

Völlig unabhängig vom Monats- und Jahresrhythmus kommt aus dem
jüdischen Kalender auch die Siebentagewoche, die weder zu den
29 bzw. 30 Tagen des Monats noch zu den 354 Tagen des Jahres
passt. Das heißt, das Passahfest am 14. Nisan fiel jeweils auf
einen anderen Wochentag.
Noch ein paar Informationen zu r Zählung der Jahre: Die
Griechen zählten die Jahre nach Olympiaden, also etwa „im
dritten Jahre der 193. Olympiade“. Die Juden zählten die Jahre
vom Beginn der Welt an. Der Beginn der Welt war demnach im Jahr
3761 vor unserer Zeitrechnung. Die Zahl läßt sich heute nicht
mehr so ganz genau rekonstruieren, aber jedenfalls viel der
Anfang dieser Zeitrechnung, also der Anfang der Welt auf einen
Sonntag.

Neben dem Kalender der Juden, Griechen und Babylonier sollten
wir für unseren Zweck auch den der Römer kennen. Die Römer
zählten die Jahre A.U.C., ab urbe conditio, vom Anfang der
Stadt. Mit der Stadt war natürlich DIE Stadt gemeint, also Rom,
denn was ist schon der Rest der Welt im Vergleich zu Rom, also
ist der Beginn von Rom ausschlaggebend und nicht der Beginn der
Welt. Die Zeitangabe ist für uns heute etwas heikel, weil
verschieden Autoren für die Gründung der Stadt Rom verschiedene
sich widersprechende Daten angeben. Am häufigsten wird dafür
der 21. April im dritten Jahr der sechsten Olympiade genannt.
Das Jahr der Römer begann am ersten März. Die Monate hatten
abwechselnd 31 und 29 Tage, weil gerade Zahlen verpönt waren.
Das ging so bis zum zehnten Monat, dem Dezember. Danach kam die
kalte Jahreszeit, in der sowieso nicht viel los war, also war
es völlig überflüssig, den beiden Wintermonaten auch noch Namen
zu geben. Erst später gab es dafür die Namen Februar und
Januar, genau in dieser Reihenfolge, jedenfalls bis jemand den
Fehler bemerkte und die richtige Reihenfolge herstellte. Mit
den 31 bzw. 29 Tage langen Monaten kam man auf insgesamt 355
Tage. Man mußte also auch wieder ab und zu einen Schaltmonat
einfügen, der dann 22 oder 23 Tage hatte. Wochentage gab es bei
den Römern nicht, aber bestimmte Tage des Monats hatten
besondere Namen: Die Kalenden am 1. eines Monats. Daher auch
das Wort Kalender. Oder auch die Iden am 13. bzw. 15. eines
Monats. Auf diese Tage bezog man sich auch bei Datumsangaben.
‚Sechs Tage vor den Iden des März‘ war zum Beispiel der 24.
Februar. Man bezog sich also bereits im Februar mit den
Zeitangaben auf den Monat März. Das ist auch der Grund, warum
die Schaltmonate nach dem 23. Februar eingefügt wurden.
Daß dieser Kalender reichlich kompliziert war, merkten die
Römer nicht. Sie kannten es ja nicht besser, bis Julius Cäsar
auf seinen Feldzügen auch nach Ägypten kam. Julius Cäsar war
tief beeindruckt von Ägypten. Dafür gab es mehrere Gründe:

  1. Die grandiosen Bauten der alten Ägypter, die Tempel und
    Pyramiden.
  2. Der wesentlich praktischere ägyptische Kalender.
    Beeindruckt war Cäsar aber vor allem durch
  3. Kleopatra.
    Das führt uns aber jetzt zu weit von unserem Thema weg. Cäsar
    wußte also, der Kalender der Ägypter ist besser, als der der
    Römer. Als Cäsar von Ägypten zurückkehrte, brachte er von dort
    aus Alexandrien auch gleich einen griechischen Mathematiker
    mit. Die waren damals sehr geschätzt und kosteten damals
    wesentlich mehr als beispielsweise die kräftigen
    Ackerbausklaven aus Germanien. Dieser Grieche aus Alexandrien
    namens Sosigenes bastelte also für Julius Cäsar einen neuen
    Kalender. Das Jahr zu 365 Tagen. Alle vier Jahre mit einem
    zusätzlichen Schalttag. Der Jahresanfang wurde März auf den
    Januar vorverlegt. Der erste Tag des Januars nach dem neuen
    Kalender wurde auf den ersten Neumond nach der Wintersonnwende,
    also zehn Tage danach festgelegt. Auch heute noch ist der
    astronomische Winteranfang am 22. Dezember.
    Übrigens war vor dieser Kalenderreform der alte Kalender so aus
    dem Tritt gekommen, daß man ein Jahr einschieben mußte, das 445
    Jahre hatte. Man nannte es „Das Jahr der Verwirrung“.
    Und das Volk von Rom schrie zu Cäsar: "Großartig! Wunderbar!
    Hervorragend! Wie können wir dir nur unsere Bewunderung zum
    Ausdruck bringen …! und etwas leiser fügten sie hinzu: „… ,
    aber kosten darf es uns nichts.“
    Und sie nahmen den siebten Monat, der bis dahin Quintilis, der
    fünfte, war und gaben ihm den Namen von Julius Cäsar. Und auch
    wenn Cäsar längst gestorben ist, so lebt noch heute sein Name
    in unserem Monat Juli weiter. Aber die eigentliche Arbeit hatte
    ein völlig unbekannter griechischer Mathematiker aus Ägypten
    gemacht.
    In Rom wurden von da an also die Jahre bis vier gezählt. Ein
    Schaltjahr hatte die Nummer eins. Dann kamen das zweite, das
    dritte und das vierte Jahr, das wieder ein Schaltjahr war.
    Lange merkte niemand, das jedes Schaltjahr zugleich das erste
    und das vierte war und so im Endeffekt schon jedes dritte Jahr
    ein Schaltjahr war. 36 Jahre nach Cäsars Tod kam einer drauf.
    Und Kaiser Augustus sprach: "Ihr Idioten! Ihr seid doch total
    hirnverbrannt, so daß ihr nicht mal richtig bis drei zählen
    könnt, äh, ich meine natürlich bis vier. Ist denn bei euch
    keiner dabei, der meinen Großonkel Julius richtig verstanden
    hat? Oder wollt ihr bloß Zeit schinden? Alle paar Jahre noch
    einen extra Tag. Aber das habt ihr euch so gedacht. Mit mir
    nicht sag ich euch, nicht mit mir. Dafür gibts die nächsten 16
    Jahre überhaupt kein Schaltjahr und damit basta. Das habt ihr
    jetzt davon.„Und das Volk von Rom war beeindruckt, ob der
    Weisheit des Imperators, denn der erhabene Kaiser war zu dieser
    Zeit wohl der einzige, der Einsteins Relativitätstheorie
    verstanden haben würde können täte.
    Und das Volk von Rom schrie zu Augustus: „Großartig! Wunderbar!
    Hervorragend! Wie können wir dir nur unsere Bewunderung zum
    Ausdruck bringen…“ und etwas leiser fügten sie hinzu: " …,
    aber kosten darf es uns nichts.“
    Und sie nahmen den achten Monat, der zwar schon lange der achte
    Monat war, aber immer noch sextilis, der sechste, hieß, und
    gaben ihm den Namen von Kaiser Augustus. Und auch wenn der
    kluge August längst gestorben ist, so lebt noch heute sein Name
    in unserem Monat August weiter.

Neben der Zählung der Jahre vom Anfang der Stadt war es zu
dieser Zeit, aber nicht nur zu dieser Zeit, weit verbreitet,
die Jahre nach der jeweiligen Regierung zu zählen: „Im 38. Jahr
Asas, des Königs von Juda, wurde Ahab, der Sohn Omris, König
über Israel und regierte über Israel zu Samaria 22 Jahre.“ (1.
Könige 16,29)
Zeitangaben nach verschiedenen Herrscherperioden erlauben uns
heute, eine Chronologie aufzubauen und zu überprüfen. Die
Bezugnahme auf regionale Unterherrscher mit kürzerer
Regierungszeit erlaubt eine genauere Datierung: „Es begab sich
aber zu der Zeit, daß ein Gebot von Kaiser Augustus ausging,
daß alle Welt geschätzet würde. Und diese Schätzung war die
allererste und geschah zu der Zeit als Cyrenius Landpfleger in
Syrien war.“ (Lukas 2, 1-2) Aber das führt uns zu früh auf das
eigentliche Thema und ich hab doch versprochen, erst einmal
weit auszuholen.
Da Kaiser oft recht lange regierten, war es für die Römer
praktischer, Jahresangaben mit den Namen der beiden Konsuln zu
versehen, die Ja alle zwei Jahre ausgewechselt wurden. Man
mußte also nicht so weit zählen und das Zählen fiel den Römern
ja recht schwer, wie wir gesehen haben. Also zum Beispiel: „In
dem Jahre, als Kaiser Valerianus zum vierten male und Gallenius
zum dritten male Konsul waren, am dritten Tage vor den Kalenden
des Septembers (30. August) sagte zu Karthago im Verhörlokal
der Prokonsul Paternus zum Bischof Cyprian: Die Geheiligten
Kaiser Valerianus und Gallenius haben gnädigst ein Schreiben an
mich gerichtet des Inhaltes, daß diejenigen, welche die
Römische Religion nicht üben, doch die römischen Gebräuche
anerkennen sollen.“ So stet es in den Märtyrakten von Cyprian.
Gemeint ist darin das Jahr 258 unserer Zeitrechnung. Weiter
heißt es darin: „Es litt aber der seligste Märtyrer Cyprian am
18. Tag vor den Kalenden des Oktobers (14. September) unter den
Kaisern Valerianus und Gallenius und unter der Herrschaft
unseres Herrn Jesu Christi, ihm sei Ehre Ruhm in alle Ewigkeit.
Amen.“ Es wurde also auch hier auf die Herrscher in
verschiedenen Reichen hingewiesen, also auch auf die Herrschaft
Jesu Christi. Noch so ein Beispiel: „Es litt aber der dreimal
selige Apollonius der Asket nach römischer Berechnung am 11.
vor den Kalenden des Mai, nach asiatischer aber im achten
Monat, nach unserer Zeitrechnung unter der Herrschaft Jesu
Christi, dem Ehre sei in Ewigkeit.“ (Akten des Apollonius + ca.
185(zitiert von Eusebius)) Unter der Herrschaft von Jesus
Christus, die ja ewig dauert, wäre es ziemlich kleinkariert,
auch noch Monat und Tag angeben zu wollen, zumal man ja der
Auffassung war, daß Jesus sowieso bald zurückkommen werde.
Bald, das konnte heißen, vielleicht schon morgen oder
übermorgen und dafür reichte dann als Zeitangabe aus, wenn man
sagte, gestern oder vorgestern.
Die Jahresangaben waren aber mehr und mehr unpraktisch. Man kam
darauf, daß man sich Zahlen doch leichter merken konnte als die
Namen von sehr vielen Konsuln, die außerdem auch nicht mehr
viel zu sagen hatten. Also rechnete man nach Kaisern. Bei einem
Augustus, der mehrere Jahrzehnte regiert hatte, geht das ja
noch, aber Rom wurde Dekadent und jeder Kaiser hatte viele
Neider und das Leben, auch das Leben eines Kaisers, war nicht
viel wert. Das hatte zur Folge, daß ein Kaiser meist nicht
lange regierte, was doch etwas unpraktisch ist, jedenfalls für
unsere Zwecke der Zeitrechnung. So um das Jahr 285 fand das
auch jemand unpraktisch, nämlich Diokletian. Er setzte einige
Reformen durch, die Voraussetzung dafür waren, daß ein Kaiser
wieder länger regieren konnte. Er tat das nicht aus
Selbstlosigkeit. Er war selbst Kaiser. Er hat zum Beispiel beim
Militär etliche neue Verwaltungsebenen eingeführt. Damit wurde
das Militär zwar nicht effektiver, aber die Römischen Zenturios
waren anscheinend so sehr mit dem Papierkram, beziehungsweise
mit Pergamentkram und Papyruskram beschäftigt, daß keiner mehr
die Zeit hatte, an einen Militärputsch zu denken.
Ob Diokletian recht viel länger als andere Kaiser regiert hat,
kann ich nicht beurteilen, aber seit Diokletian spielt das
keine Rolle mehr für die Zeitrechnung, denn ab diesem Zeitpunkt
war es üblich, nach der diokletianischen Ära die Jahre zu
zählen, also von dem Zeitpunkt der Inthronisation dieses
Kaisers am 17.9.284. Schließlich muß noch gesagt werden, daß
Diokletian ein erbarmunsloser Christenverfolger war. Einer der
brutalsten, den es gab, aber auch so ziemlich der letzte, denn
bald danach kam Konstantin der Große auf den Thron, der das
Christentum zunächst tolerierte und später zur Staatsreligion
machte. Und noch immer - wir befinden uns jetzt schon im Jahr
325 - galt der Julianische Kalender, der jetzt allerdings schon
drei Tage vor ging, verglichen mit dem astronomischen Jahr.
Also die Wintersonnwende lag jetzt nicht auf dem 22.12., wo sie
hingehört, sondern auf dem 25.12., aber das nur so am Rande.
Als nächstes schauen wir ins Jahr 457. Da erhält ein gewisser
Victorius von Aquitanien von einem Erzdiakon, der später Papst
Hilarius wird, eine ähnliche Frage gestellt, wie die mit der
wir uns beschäftigen, nämlich: Wann ist Ostern? Die Frage
erscheint auf den ersten Blick äußerst ähnlich, ja fast
identisch zu „Wann ist Weihnachten?“, ist aber völlig anders
motiviert. In der Urkirche war Ostern als das Fest der
Auferstehung das wichtigste Fest überhaupt und das ist es auch
heute noch. (Das wichtigste Fest für den Einzelhandel bleibt
aber nach wie vor Weihnachten.) Die ersten Kirchen in den
unterschiedlichen Ländern der Spätantike hatten lange Zeit
unterschiedliche Auffassung, wann Ostern zu feiern wäre. Die
einen sagten, es muß am ersten Tag der Woche sein, weil Jesus
am ersten Tag der Woche auferstanden ist. Die anderen sagten,
es muß sich am jüdischen Passahfest orientieren. Aber wer
übernimmt die Rolle der Schriftgelehrten, die den neuen Nisan
beschließen? Muß man den ersten Frühlingsvollmond beobachten
oder kann man ihn ausrechnen? Selbstverständlich wollte man in
der ganzen Welt an ein und demselben Tag Ostern feiern. Es kann
nicht sein, daß die einen schon Osterlamm schlemmen, während
die anderen noch fasten. Es entstand in der frühen Kirche ein
neues Arbeitsfeld, das sich damit beschäftigte, Regeln
aufzustellen, um das Osterdatum zu berechnen. Im Jahr 325 hatte
man sich zwar schon darauf geeinigt, daß Ostern am ersten
Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond stattfindet, aber die
Fragen waren dann: Wann ist Frühlingsanfang und wann ist
Vollmond? Es entstand die Computistik. Das heißt wirklich so.
Victorius von Aquitanien ging ganz systematisch vor. Er schrieb
zunächst mal auf, wann in den vergangenen Jahren Ostern war.
Eine Zeile für jedes Jahr und er schreibt auch gleich noch die
Konsuln, den Wochentag und die Mondphase am Jahresanfang
daneben. Alle Zeilen sind durchnummeriert, also Computistik mit
Tabellenkalkulation. Da er mit der ersten Auferstehung begann,
hat Victorius von Aquitanien mit der Zeilennummerierung eine
Jahreszählung in Jahren nach der Kreuzigung aufgestellt.
Victorius von Aquitanien war nicht der einzige, der Osterlisten
berechnete und man kam nicht immer auf das selbe Ergebnis. Im
Jahr 526 gab es z.B. einen umstrittenen Termin, weil da der
Vollmond direkt auf einen Sonntag fiel und man nicht genau
wußte, ob in diesem Fall Ostern nicht doch eine Woche später
stattfinden sollte. Und da die offiziellen Osterdaten nur bis
ins Jahr 531, war es im Jahr 525 dringend notwendig, daß Papst
Johannes I neue Ostertermine in Auftrag gab. Auftragnehmer wart
ein Mönch aus Skythien namens Dionysius Exiguus, was soviel
heißt wie ‚Dionysius, der ganz kleine‘. Und Skythien war eine
Gegend, die Römer auch ‚hinter den Wäldern‘, also
Transsilvanien nannten.
Statt daß Dionysius der ganz kleine Hinterwäldler nun auf
seinen Abakus ganz brav eine ruhige Kugel hin und herschiebt
und einfach schnell mal ausrechnet, auf welchen Wochentag im
nächsten Jahr der Ostersonntag fällt, besinnt sich der kleine
Dionysius darauf, daß er nicht nur Mathematiker und Astronom,
sondern auch Mönch ist. Er nimmt Anstoß daran, daß er mit
Jahreszahlen rechnen muß, die auf Diokletian Bezug nehmen,
ausgerechnet auf Diokletian, dem schlimmsten Christenverfolger
überhaupt. Mit solchen Zahlen kann man doch kein Ostern
berechnen, niemals! Der Zwerg Dionysius schlägt stattdessen
vor, die Jahreszählung mit Christi Geburt zu beginnen. Da er
allerdings nur das Ergebnis und nicht den Rechenweg
aufgeschrieben hat, kann man heute schwer kontrollieren, ob
sich der kleine Dionysius nicht ein klein wenig verrechnet hat,
aber dazu später mehr. Den Vorschlag des Dionysius, des ganz
kleinen, nahm sowieso keiner ernst. Bei der Jahreszählung blieb
vorerst alles beim Alten. Damit sich da was ändert, braucht
man einen anderen als den kleinen Dionysius von hinter den
Wäldern, da muß schon der großartige Bede kommen. Der
Benediktiner Bede, ein Engländer, schrieb im Jahr 731 die
„Kirchengeschichte des englischen Volkes“ und verwendete darin
als erster die prospektive Inkarnationsära, was nichts anderes
heißt, als die Zählung der Jahre nach Christi Geburt. Und noch
etwas: Er verwendete auch die retrospektive Inkarnationsära,
also die Zählung der Jahre vor Christi Geburt. Da Bede immer
noch mit römischen Zahlen hantierte - denn damals holten die
Araber die arabischen Zahlen gerade erst von den Indern - Bede
arbeitete also mit Zahlen, die keine Null kennen. Folglich
konnte er gar nicht anders, als dem ersten Jahr vor Christi
Geburt das erste Jahr nach Christi Geburt folgen zu lassen. Es
gibt als kein Jahr null!
Bede war der erste, der unsere heutige Jahreszählung
verwendete, aber so richtig gebräuchlich wurde sie erst im
ausgehenden 12. Jahrhundert.
Bis zum Jahr 1582 passierte dann in Sachen Kalender nichts
neues, außer, daß der julianische Kalender mehr und mehr
vorging. Inzwischen waren es 10 Tage. Und als Gregor I Papst
war, machte sich ein gewisser Clavius daran, einen neuen
Kalender zu basteln.

Mal so nebenbei bemerkt: Christopher Clavius wurde 1538 in
Bamberg geboren, er stammt also aus Franken. Etwa 20km weiter
in Staffelstein wurde auch etwa in dieser Zeit Adam Ries
geboren, auch ein Mathematiker aus Franken, der dann allerdings
woanders in einer damaligen High-Tech-Region Arbeit fand und
den Leuten das Rechnen beibrachte.
Also: Zu Cäsars Zeiten waren die besten Mathematiker die
Griechen aus Ägypten. Fünfhundert Jahre später kamen die besten
Computisten von hinter den Wäldern nach Rom. Nochmal
fünfhundert Jahre später waren die Araber mit ihren Zahlen aus
Indien die besten Rechenkünstler. Weitere fünfhundert Jahre,
jedenfalls ungefähr fünfhundert Jahre nach Adam Ries, da kamen
die besten Mathematiker aus Franken. Es ist als zu bezweifeln
daß weitere fünfhundert Jahre später aus dieser Gegend wieder
gute Mathematiker kommen.

Clavius bastelt also einen neuen Kalender: In den
Hunderterjahren kein Schaltjahr, außer sie sind durch
vierhundert teilbar, ansonsten alles wie bisher. Keine allzu
großen Veränderungen, wenn nicht noch eines wäre: Was in den
letzten 1600 Jahren an Schaltjahren zuviel begangen wurde, muß
jetzt ausfallen. Auf den 4. Oktober folgte der 15. Oktober
1582, so verordnete es der Papst in dem nach ihm benannten
gregorianischen Kalender, den nicht er sich ausgedacht hatte,
sondern dieser Clavius, aber der war ja schließlich nur
Naturwissenschaftler; Er, Gregor I, war immerhin Papst.
Dummerweise war dem Papst Gregor ein Reformator namens Luther
in die Quere gekommen und viele Fürsten haben nur darauf
gewartet, daß sie gegen die weltliche Macht des Papstes angehen
konnten und immer noch einen hatten, der ihnen das Seelenheil
verspricht. Jedenfalls haben nicht alle die Kalenderreform
befolgt. Das geht doch nicht, so einfach, mir nichts dir nichts
zehn Tage ausfallen zu lassen. Wahrscheinlich muß die Miete für
Oktober trotzdem voll bezahlt werden.
Sehr spät war die Türkei mit der Kalenderumstellung dran,
nämlich 1927. Nur wenige Jahre früher war die Sowjetunion dran,
weshalb die Oktoberrevolution im November stattfand. Noch
ziemlich schnell waren die Belgier: Gerade noch im selben Jahr
1582 ließen sie auf den 14. Dezember den 25. folgen. Was
passierte also demnach am 24. 12.1582 in Brüssel? Nichts! Und
damit haben wir diese Frage (Zettel) richtig beantwortet, denn
auf diesem Zettel steht nichts.

Aber jetzt zurück zu der eigentlichen Frage: Wann ist
Weihnachten? Wann ist der Geburtstag von Jesus? Abgesehen
davon, daß in der frühen Kirche Ostern, die Auferstehung, als
wesentlich wichtiger angesehen wurde, interessierte man sich
auch weniger für das Geburtsjahr, als für Tag und Monat, an dem
man feiert.
Die erste dokumentierte Weihnachtsmesse (urbi et orbi) wurde
von Papst Sixtus III (= 6. 3.) im Jahr 435 zelebriert und zwar
am 25.12.
Aber schon vorher war es von Papst Liberius im Philocalischen
Festtagskalender als Fest der Geburt von Jesus am 25.12.
erwähnt. Das war im Jahr 354.
Aber schon etwas früher nämlich 336 zeigt ein anderer Römischer
Kalender dieses Geburtstagsfest am 25.12. Das war im Rom. Die
Ostkirche feierte am 6.1. Geburt und Taufe von Jesus, glich
ihre Gebräuche aber später an Rom an. Wie kommt also
Weihnachten auf den 25.12.?
Oft wird erzählt, daß man einfach ein heidnisches Fest
christlich umfunktioniert hat und erwähnt dann die Saturnalien.
Diese Festwoche zu Ehren von Saturn fand vom 17. bis 23. 12.
statt. Man hätte sich für Jesu Geburtstag also gleich sieben
Tage aussuchen können, wenn man diese Saturnfeier
umfunktioniert hätte, aber keiner dieser Tage hätte der 25.12.
sein können. In Rom feierte man am 25.12 das Fest natalis solis
invictis, die Geburt der unbesiegbaren Sonne. Dieser Brauch kam
mit dem Mithraskult aus Persien. Das aber erst recht spät: Im
Jahr 274 legte der Kaiser Aurelian dieses Fest auf den Tag der
Wintersonnwende. Ist nun der Weihnachtstermin davon abgeleitet?
Julius Africanus erwähnt im Jahr 221 den Tag der Geburt unseres
Herrn am 25.12, ohne irgendwelche besondere Feier. Die Christen
haben also an den 25.12. gedacht, bevor Aurelian an diesen
Termin gedacht hatte. Julius Africanus erzählt aber nicht, wie
er auf den 25.12. kommt. Andere, nämlich jüdische Lehrer,
erklären es so: Jesus ist am 25.3. gestorben und große Männer
beginnen und enden ihr Leben am selben Tag: Also 25.3. +9Monate
=25.12…
Man schlug aber auch andere Daten vor: Ein Osterdatumskalender
von 243 nennt den 28.3., als vier Tage vor Frühlingsanfang.
Clemens von Alexandrien nennt im Jahr 215 den 18.11… Etwa zur
selben Zeit meint Hippolytus, es müßte an einem Mittwoch
gewesen sein, an dem Wochentag, als Gott die Sonne erschuf.
Diese Aufzählung erhebt keineswegs irgendeinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
Wenn man noch etwas weiter zurückgeht, stößt man auf den
Kirchevater Origenes (185-254), der sagt: Was soll denn das
eigentlich? Geburtstagsfeier für Jesus Christus? Man kann doch
nicht den Geburtstag von Jesus feiern, als ob er ein
ägyptischer Pharao wäre.
Die frühen christlichen Schreiber geben also wenig Aufschluß.
Noch weniger erfährt man über das Geburtsjahr. Allein Dionysios
Exiguus, ja richtig, das war der ganz kleine, hat
nachgerechnet, daß es im Jahr 753 nach der Gründung Roms
gewesen sein soll, aber die Zwischenschritte seiner Rechnung
sind uns nicht überliefert, so daß wir auch nicht nachrechnen
können, ob er sich nicht verrechnet hat.
Wenn wir zuverlässig überlieferte Informationen aus dieser Zeit
suchen, dann bleibt uns als beste historische Quelle die Bibel
übrig. Zur Geburt Jesu steht einiges natürlich in der
Weihnachtsgeschichte von Lukas aber auch bei Matthäus. Behalten
wir also unsere Frage im Hinterkopf : Wann ist Weihnachten? und
lesen wir damit die Weihnachtsgeschichte:
(Lukas 2,1…)
„Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von Kaiser
Augustus ausging…“
Halt. Da ist schon die erste Zeitangabe: Als Augustus Kaiser
war. Augustus regierte aber ziemlich lange. Von 30 vor bis 14
Jahre nach Christus. Wenn wir es also etwas präziser wissen
wollen, dann müssen wir erstmal weiterlesen:
„…, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war
die allererste und geschah, da Cyrenius Landpfleger in Syrien
war.“
Das grenzt den Zeitbereich etwas weiter ein: Von Inschriften
ist bekannt, daß solche Erfassungen in Steuerlisten
stattgefunden haben in den Jahren 9/8 v. Chr. 6/7 n. Chr. und
13/14 n. Chr. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius
schreibt den Census im Jahr 6/7 n.Chr. dem Kyrenius zu. Lukas
meint aber die allererste Volkszählung.
Wir packen nun das Problem mal von der anderen Seite an und
fragen, Wann war den Cyrenius Landpfleger in Syrien. Aus
Münzfunden und von verschiedenen Geschichtsschreibern, weiß man
etwas über die Statthalter von Syrien:

Quintilis Varus war Statthalter nach Saturninus. (Josephus)
Quintilis Varus war Statthalter von 6 bis 4 v.Chr. (Münzfunde)
Saturninus war Statthalter von 4 bis Frühjahr 2 v.Chr.
(Tertullian, Josephus)
Den Census im Jahr 6/7 v.Chr. hat Saturnius durchgeführt.
(Tertullian)

Bis jetzt scheint es hier einen Widerspruch zu geben. Aber man
hat im Jahr 1764 eine Inschrift auf einen Stein in der alten
Residenz des Varus in Tivoli gefunden, die bestätigt, daß Varus
zweimal Statthalter von Syrien war.

Varus wurde Statthalter im Spätsommer 2 v.Chr. als Antipater
der Sohn von Herodes aus Rom nach Jerusalem zurückkehrte.
(Josephus)

Es bleibt nur eine Lücke zwischen Frühjahr 2 v. Chr. bis Herbst
2 v.Chr. Wie kriegen wir jetzt da den Cyrenius in diese Lücke
rein?
Am 5. Februar im Jahr 2 v. Chr. war das 25 jährige
Thronjubiläum der Alleinherrschaft von Kaiser Augustus. Klar,
daß Saturnius da mitfeiern mußte. Es könnte ja sein daß da
Augustus guter Laune ist und irgend jemand spontan befördert
und in so einem Fall muß man dabei sein. Die Feiern dauerten
länger, weil es gab ja auch noch die 750 Jahr Feier der Stadt
Rom und auch der ganze August wurde anläßlich seiner
Umbenennung komplett zu Ehren von Kaiser Augustus gefeiert.
Eher konnte auch Quintilius Varus nicht seinen Job in Syrien
antreten. Was es dort zu tun gab mußte ein Vertretung
übernehmen und es gab viel zu tun. Denn zum Thronjubiläum mußte
das ganze Volk in allen Provinzen und Vasallenstaaten spontan
in Jubelgeschrei ausbrechen und das mußte genau organisiert
werden. Also wurde jeder sich melden, spontan in Jubelgeschrei
ausbrechen und dann wurde sein Name in eine Liste geschrieben.
(Josephus) Und alles das aufgrund eines Gebotes, das von Kaiser
Augustus ausging. Dieser Treueeid zugunsten von Kaiser Augustus
wurde übrigens nicht nur im römischen Reich durchgeführt, wie
die Steuerzählungen, sondern auch in seinen Vasallenstaaten,
also auch im Königreich von Herodes dem Großen. Erst nach
Herodes dem Großen gehörte dieses Gebiet zum römischen Reich,
so daß erst später dort auch Steuerzählungen stattfanden. Der
Treueeid war in Judäa also die allererste Zählung. Daß diese
Zählung von Kyrenius durchgeführt wurde wird zwar nur von Lukas
bestätigt, aber man darf vermuten, weil Kyrenius damals seine
Sache gut gemacht hatte, wurde er auch später mit der
Steuerzählung beaftragt.

So weit so gut. Bis jetzt haben wir die uralten Fakten ganz gut
zusammengepuzzelt. Jetzt schauen wir wieder mal in die
Weihnachtsgeschichte, diesmal bei Matthäus:
„Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit
des Königs Herodes…“
Jetzt kommt also König Herodes. Da ist es etwas leichter an
Informationen ranzukommen. In den meisten Bibeln ist im Anhang
nämlich eine Zeittafel drin, aus der zu entnehmen, daß Herodes
im Jahr 4 v.Chr. gestorben ist. Demnach war er also im Jahr 2
v.Chr auch tot. Und unser ganzes kunstvolles Chronologiepuzzle
passt wieder nicht.
Wie kommen also die Historiker darauf, daß Herodes im Jahr 4 v.
Chr. gestorben ist? Die Historiker lesen bei Josephus Flavius
von einer Mondfinsternis. Kurz später stirbt Herodes und dann
findet Passah statt. Also das ist jetzt eine zeitliche Abfolge
von Ereignissen, die nicht unbedingt einander verursachen.
dazwischen geschah nämlich noch anderes. Irgendeiner der
Historiker hat nebenbei auch mal etwas Astronomie gemacht und
hat eine partielle Mondfinsternis in der Nacht vom 12. zum 13.
März im Jahr 4 v.Chr stattgefunden hat. Seither haben viele
andere Historiker dieses Datum abgeschrieben und nie selbst
nachgerechnet, denn die konnten noch weniger Astronomie.

Also: In der Nacht vom 12. zum 13. März fand eine
Mondfinsternis statt, die zudem nur partiell und schwer
beobachtbar war. Nach Josephus geschah dann folgendes: Herodes
läßt zwei Schriftgelehrte hinrichten, tritt eine Kur an am
Toten Meer, hat sein Testament gemacht, ließ seinen Sohn
umbringen, der angeblich eine Verschwörung gegen Herodes
angezettelt hatte, mußte sein Testament nochmals ändern, brach
die Kur wieder ab. Zurück in Jerusalem ließ er hunderte der
oberste Juden ins Sportforum einsperren, die nach seinem Tod
ebenfalls getötet werden sollten, damit bei seiner Trauerfeier
wirklich das ganze Volk trauert. Dann erst starb er und erst
nach der einwöchigen Trauerfeier - Die Juden wurden übrigens
wieder aus dem Sportforum freigelassen - gab es das Passahfest
am 11. April. Soviel los zwischen 13. März und 11. April. Wenn
man in Betracht zieht, daß Herodes damals ein schwerkranker
Mann war, hätte der soviel Stress in so kurzer Zeit nicht
überlebt und war bestimmt schon früher gestorben. Also
irgendwie passt das nicht mit der Mondfinsternis im März.
Ein anderer Historiker, der nicht nur nebenbei Astronomie
gemacht hat schlägt eine andere Mondfinsternis vor: In der
Nacht vom 9. zum 10. Januar im Jahr 1 v. Chr. Bis zum
Passahfest am 8. April war also noch genug Zeit für die vielen
Ereignisse. Außerdem war diese Mondfinsternis besser zu
beobachten. Demnach wäre also Herodes der Große im Jahr 1
v.Chr. gestorben, hätte also im Jahr 2 v.Chr. noch gelebt.

Damit hätten wir also den Zeitpunkt für die Geburt von Jesus
auf etwa ein halbes Jahr zwischen Frühjahr und Herbst 2 v. Chr.
eingegrenzt, nur der 25. Dezember ist nicht dabei.

Aber wann ist denn nun Weihnachten genau?
Noch einmal ein paar Fakten aus der Bibel. Wieder bei Lukas.
Diesmal geht es um die Geburt Johannes des Täufers: Der Vater
von Johannes, ein Priester namens Zacharias war gerade dran mit
seiner Woche Tempeldienst, als ein Engel zu ihm kam und ihm die
Geburt eines Sohnes ankündigte. erst als sein Tempeldienst
vorbei war und er wieder bei seiner Frau Elisabeth war kann man
also mit den neun Monaten zu zählen beginnen. Etwa sechs Monate
später wird Maria die Geburt von Jesus angekündigt. Elisabeth
hat nämlich Maria besucht, als sie im sechsten Monat war. Jesus
wurde also etwa ein halbes Jahr nach Johannes geboren. Wie
kriegen wir nun das Geburtsdatum von Johannes raus?
Der Priesterdienst im Tempel von Jerusalem war streng geregelt.
Es gab 24 Priesterabteilungen, die jeweils eine Woche lang
Dienst hatten. Nur an großen Festen mußten alle mitmachen, denn
da war viel los. Die Reihenfolge ist irgendwann einmal
ausgelost worden. Das steht im 1. Buch der Chronik 24, 7-19.
Nach dem babylonischen Asyl waren von diesen 24 Abteilungen nur
noch vier Priesterfamilien übrig, aber Esra hat wieder 24
Gruppen daraus gemacht. (Esra 2, 36-39)
In den 354 Tagen des Mondjahres gab es als rund 51 Wochen. in
drei Festwochen mußten alle ran. bleiben noch 48 Wochen für 24
Abteilungen. Jeder Priester hatte also an zwei Wochen im Jahr
Tempeldienst. Wann war Zacharias dran. Zacharias gehörte zur
Abteilung Abija. das war die achte Abteilung. Der erste Nisan
und somit der Beginn des jüdischen Jahres im Jahr drei v.Chr.
viel auf den 17. März. Da war die erste Priesterabteilung dran.
Neun Wochen danach, also acht Wochen für acht Abteilungen und
eine Woche für das Passahfest, war bereits der 12. Mai. Da war
Zacharias dran mit Tempeldienst bis zum 19. Mai. Frühestens am
20. Mai war er also wieder bei seiner Frau Elisabeth. Neun
Monate später gelangen wir zum Ende des Februars im Jahr 2 v.
Chr. Jesus ist mit seiner Geburt ein halbes Jahr später dran,
also Ende August im Jahr 2 v.Chr.
Wenn man vom Tempeldienst der Gruppe Abija, der ein halbes Jahr
später stattfand, ausgeht, kommt man auf einen Termin, der
nicht mehr mit der Volkszählung zusammenfällt, und außerdem
gerät man in eine Zeit, in der Herodes kaum mehr Zeit blieb für
den Kindermord von Bethlehem.
Also Ende August im Jahr 2. v.Chr.

Da vorhin schon die Astronomie so gute Dienste geleistet hat,
wollen wir noch einmal darauf zurückgreifen und Fragen jetzt
also, was war der Stern von Bethlehem.
Es kommen im Prinzip drei verschiedene astronomische
Erscheinungen in Frage.

  1. Ein Komet, wie er auf vielen Weihnachtsbildern dargestellt
    wird.
    Oft wird 2. eine Planetenkonstellation diskutiert.
  2. Ein gänzlich neuer Stern, bzw. ein Stern der vorher mit
    bloßem Auge nicht zu erkennen war und der dann explodiert ist.
    In dieser Phase kann solch eine Supernova heller sein als alle
    anderen Sterne.

Zunächst zur Kometentheorie. Der erste, der den Stern von
Bethlehem als Kometen dargestellt hatte war Giotto di Bondone.
Das Bild stammt aus dem 14. Jahrhundert. Giotto hat im Jahr
1301 den Halleyschen Kometen gesehn und ihn kurz später auf
einem Fresko in der Arenakapelle in Padua verewigt.
In der Antike sind auch Kometen beobachtet worden. Man hat auch
damals schon festgestellt, daß einige Kometen regelmäßig
wiederkehren. Origenes hat den Kometen Halley im Jahr 218
gesehen. Origenes hat dann auch vermutet, daß der Stern von
Bethlehem ein Komet gewesen sein könnte. Er muß dabei sich
allerdings schon rechtfertigen, daß ein Komet ein glückliches
Ereignis ankündigt, denn in der Antike war man der Meinung, daß
Kometen schlechte Vorzeichen sind. Man macht zum Beispiel für
den Beginn des jüdischen Krieges im Jahr 66 den Kometen, na
welchen wohl, Halley natürlich verantwortlich. Auch der Tot von
Cäsar im Jahr 44 v. Chr war von einem Kometen begleitet. Und
der Stern von Bethlehem? Halley war im Jahr 12 v.Chr. zu sehen,
zehn Jahre zu früh.
Aus chinesischen Archiven sind Kometen oder Novae - die
Chinesen haben da nicht näher unterschieden - unter anderen aus
dem Jahr 5 v. Chr. verzeichnet. Aber nichts im Jahr 2 v. Chr.
Also, selbst wenn es im Jahr 2 v. Chr. einen Kometen gegeben
hat, von dem uns nur etwas durch Matthäus überliefert ist. ist
diese These doch unwahrscheinlich, da Kometen eher negativ
bewertet wurden.

Zur Planetenkonjugationstheorie. Wenn mehrere Planeten bei
ihrem Umlauf um die sonne einmal in eine Position kommen, in
der diese Planeten und die Erde alle auf einer Geraden stehen,
dann sieht man diese Planeten von der Erde aus sehr nahe
beieinander stehen. Manchmal kommt eine solche Konstellation
mit den Planeten Jupiter und Saturn gleich dreimal innerhalb
eines dreiviertel Jahres vor.
Seit dem 12. Jahrhundert gibt es unter jüdischen Gelehrten
immer wieder Bestrebungen, mit Astrologie die Ankunft des
Messias vorherzusagen. Auch eine dreifache Konjunktion der
Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild Fische wird dabei
immer wieder erwähnt
Einer der ersten, der solch ein Phänomen mit dem Stern von
Bethlehem in Verbindung brachte, war Johannes Kepler. Er
beobachtete im Dezember 1603 eine Konjunktion von Jupiter und
Saturn. Ein knappes Jahr später war zudem noch Mars in der Nähe
dieser beiden Planeten und noch einen weiteren Monat später
leuchtete an dieser Stelle ein neuer Stern. Kepler dachte nun,
daß solche Novae durch Planetenkonstellationen entstehen.
Kepler vermutete also, daß eine dreifache Konjunktion von
Jupiter und Saturn im Jahr 7 v. Chr. eine Supernova verursacht
hatte und die wäre der Stern von Bethlehem gewesen.
Daß solche Planetenkonstellationen auf die Geburt eines Königs
der Juden hinweist erfordert einige Symbolik, die mit der
damals herrschenden Symbolik der Babylonier nicht
übereinstimmt. Außerdem ist diese Argumentation reine
Astrologie, die Bibel ja ablehnt.
Im Britischen Museum in London liegt eine Keilschrifttafel
Inventarnummer 35429. Auf dieser Tafel sind die Auf- und
Untergangszeiten der Planeten und die Mondphasen und
Finsternisse für einen Zeitraum von 7 v.Chr. bis 6 v.Chr.
verzeichnet. Die dreifache Konjunktion hat die babylonischen
Astronomen offenbar nicht interessiert, denn die wird dort
nicht erwähnt.
Im Matthäusevangelium ist auch immer nur von einem Stern die
Rede und die Planeten kamen sich nie so nah, daß sie nicht mehr
unterscheidbar gewesen wären.

Bleibt also die dritte Möglichkeit, eine Supernova.
Supernovae sind nicht so vorhersehbar wie Kometen oder gar
Planetenkonstellationen. Im folgenden halte ich mich im
wesentlichen an eine Argumentation von Werner Papke, einem
Archäoastronom, der auch weiß, wie die Babylonier die Sterne zu
Sternbildern gruppiert haben. Da war zum Beispiel das Sternbild
virgo, also Jungfrau, das damals etwas anders lag und noch
einige andere Sterne mit einbezog. Die zwölf Sterne, die heute
das Sternbild Haar der Berenice bilden gehörten damals zum
Sternbild der Jungfrau und bildeten so etwas wie eine Krone.
Die Babylonier sagten auch weder ‚Jungfrau‘ noch ’ virgo’
sondern ERUA. Die schrieben das auch anders, nämlich mit
Keilschrift. Also zuerst kam das Zeichen, das die Archäologen
heute mit E4 bezeichnen dann kam ein RU6 dann ein U2 und dann
ein A. Das Zeichen RU6 ist das Zeichen für EDIN, was Eden
heißt. Es ist selbst wieder aus zwei Zeichen zusammen gesetzt:
GAB = Überfluß und PUR2 = Wonne, Herrlichkeit. Das Sternbild
ERUA war also alles in allem „Diejenige, welche den in Eden
verheißenen Samen gebären wird“
Werner Papke sucht also nach einem Neuen Stern, der in dem
Sternbild Jungfrau geboren wird.
„Darum wird der HERR euch ein Zeichen geben: Siehe, die
Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären…“ So
kündigt es Jesaja an (7,13) als Zeichen oben in der Höhe (Vers
11).
Als die Weisen aus dem Morgenland dem Stern folgen, wissen sie,
daß sie am Ziel sind, weil der Stern „stand oben über, wo das
Kindlein war.“ Damit die Supernova also in Bethlehem im Zenit
stehen konnte, mußte sie auf dem Himmelsglobus die selbe
geographische Breite haben wie Bethehem auf der Erdkugel. 31,7°
Nord. Eine genauere Rechnung zeigt, daß zur Zeitenwende dieser
Himmelsbreitengrad, oder besser gesagt Deklination genau durch
den Schoß des Sternbildes Jungfrau ging. Da also ist nach Papke
eine Supernova erschienen. Es ist bloß noch die Frage, wann
genau das war. Aber auch dafür findet Werner Papke eine
Antwort. Er zitiert die Offenbarung:
„Und ein großes Zeichen erschien am Himmel: Ein Weib, das
eingehüllt in die Sonne war, und der Mond (stand) unter ihren
Füßen, und auf ihrem Haupt (war) ein Kranz von zwölf Sternen.
Und sie ist schwanger …“(Off. 12,1-2) Herr Papke sucht also
nach einem Zeitpunkt, in dem 1. das Sternbild Jungfrau zu sehen
war, also über dem Horizont stand, 2. Die Sonne untergegangen
war, aber noch nicht lange, so daß das Sternbild Jungfrau noch
in die Strahlen der Sonne eingehüllt war. Außerdem sollte 3.
der Mond zu Füßen dieses Sternbildes leuchten.
Bei sovielen exakten astronomischen Bedingungen ist es
unwahrscheinlich, daß man dafür recht viele Zeitpunkte zur
Auswahl hat. Es ist außerdem noch unwahrscheinlich, daß er
überhaupt annähernd zu den Geschichtlichen Rahmen passt. In den
Jahren von 12 vor bis 1 nach gibt es immerhin einmal eine
passende Konstellation, wo alle diese Bedingungen erfüllt sind
und die ist am 30. August im Jahr 2 v.Chr., passt also
haargenau zum geschichtlichen Rahmen. Zwischen der
Untergangszeit der Sonne und dem der Supernova läßt sich sogar
die Uhrzeit eingrenzen auf 18:26 bis 20:15. Damit allerdings
die Astronomen den Stern sehen konnten muß er eher früher als
später in diesen knapp zwei Stunden dauernden Zeitraum
erschienen sein.
Wann ist Weihnachten? Antwort am 30. August im Jahr 2 vor
unserer Zeitrechnung so um halb sieben vielleicht auch etwas
später.
Wer es noch genauer wissen will , sollte zuerst einmal
überprüfen, ob wir beim Argumentieren und berechnen nicht doch
irgendwo einen Fehler gemacht haben. Bei der Geschichte mit der
Priesterabteilung Abija haben wir nämlich zwar einen Termin ein
halbes Jahr später definitiv ausgeschlossen. Wir haben aber
nicht berücksichtigt, daß Zacharias auch rund ein halbes Jahr
vorher auch Tempeldienst hatte. 30. August minus 24
Tempeldienstwochen ergibt den 15. März. Dann müssen wir die
Tempeldienstwochen von Passah und Pfingsten auch noch abziehen
und kommen auf den ersten März. Ungefähr nur, weil wir immer
mit dem frühest möglichen Zeitpunkt gerechnet haben.
Berücksichtigt man noch, daß Hippolytus argumentiert hat, es
müßte ein Mittwoch gewesen sein, so muß man nach dem ersten
Mittwoch im März des Jahres 2 v. Chr. suchen, der damals auf
den 4. fiel. Vom Jahr minus 2 2000 Jahre weiterrechnen kommt
man nach 1998 nach unserer wohlgemerkt falschen Zeitrechnung.
In diesem Sinne ein gesegnetes Weihnachtsfest 2000.

Link: WER und WANN erfand die Zeit
http://www.jesus1053.com/

Anschlussfrage:

Kannte Attila, der Hunnenkönig, die christliche Zeitrechnung, oder hätte er sie kennen können?

Fritz

Attila und christliche Zeitrechnnung
Hallo Fritz,

die Antwort lautet nein.

Attila durfte Christentum kennen, da er als Kind
als eine Art diplomatische Geisel Jahre in Rom
verbrachte. Hunnen selbst kannten aber keine
Geschichtsschreibung und waren eben Barbaren
(keine Christen).

Andererseits wurde die eigentliche christliche
Zeitrechnung erst im Jahre 532 zum ersten Mal
eingeführt (verbreitete sich dann sehr langsam,
aber das wäre im Sinne deiner Frage nicht so
wichtig) durch den Mönch Dionysius Exiguus.
Attila starb wie bekannt im Jahre 453.

Gruß

2 Like

noch ein informativer Link:
http://www.computus.de/menton/menton.htm#Einfuehrung

Gruß,
Peter

Korrekturen und Anmerkungen
Hallo Stefan,

Dein Text ist ja sehr ausführlich und amüsant geschrieben, aber stimmt leider nicht überall. Ich erlaube mir, ein paar kleinere Korrekturen und Anmerkungen anzubringen:

Dabei gab
es nur ein Problem: In welchen Jahren sollte der Schaltmonat
eingefügt werden? Die Babylonier beobachteten den Mond und
wenn
von Neumond bis Frühlingsanfang lange genug Zeit war für einen
weiteren Neumond, so wurde eben der Schaltmonat eingeschoben.

Die guten Babylonier kannten bereits den Metonischen Zyklus (wenn auch natürlich nicht unter diesem Namen) von 19 Jahren: Jeder 19-Jahr-Zyklus bestand aus 12 Jahren à 12 und 7 Jahren à 13 Monaten. Dies entspricht fast exakt 19 Sonnenjahren. Es war also durchaus ein System dahinter.

Nach 19 Jahren begann man
wieder von vorne.

Eben. Das ist der Metonische Zyklus, den auch die Babylonier bereits kannten. Die Griechen benutzten ihn nicht von Anfang an, sondern setzten alle 8 Jahre 90 Schalttage ein - jedenfalls theoretisch. Leider fehlte die Disziplin etwas, und so wurde die Einschieberei etwas willkürlich.

Wenn also nach dem Beschluß der Schriftgelehrten der neue
Monat
Nisan begann, wurde das im ganzen Land durch Boten und
Leuchtsignale bekannt gemacht.

Es wurde hier regelmäßig alle drei Jahre ein Schaltmonat vor dem Nisan eingefügt. Die Entscheidung der Schriftgelehrten bezog sich auf einen ZWEITEN Schaltmonat, der von Zeit zu Zeit nötig wurde.

Völlig unabhängig vom Monats- und Jahresrhythmus kommt aus dem
jüdischen Kalender auch die Siebentagewoche,

Diese stammt ebenfalls aus Babylonien, wo sie ca. 700 v. Chr. entstand, als die Babylonischen Astronomen die Planetengötter der Reihe nach den Tagen zuordneten. Da es damals sieben bekannte Planeten gab (inklusive Sonne und Mond), ergab das die 7-Tage-Woche.

Das Jahr der Römer begann am ersten März.

Soweit ok, aber: Das ursprüngliche römische Jahr hatte nur 10 Monate mit insgesamt 304 Tagen. Die ersten vier hatten Namen, die anderen sechs wurden einfach nur durchnumeriert. Januar und Februar wurden erst später hinzugefügt. Dies brachte das Hahr auf 354 Tage. Aufgrund der schon erwähnten Aversion gegen gerade Zahlen wurde dann noch ein Extratag hinzugefügt, do daß das Jahr 355 Tage hatte.

‚Sechs Tage vor den Iden des März‘ war zum Beispiel der 24.
Februar.

Nein. Sechs Tage vor den Iden des März war der 10. März. Der 24. Februar wäre sieben Tage vor den Kalenden des März (der jeweilige Markierungstag wurde nämlich mitgezählt), wenn Februar ein 29-Tage-Monat war.

Man bezog sich also bereits im Februar mit den

Zeitangaben auf den Monat März.

Übrigens war vor dieser [Cäsars] Kalenderreform der alte Kalender so
aus
dem Tritt gekommen, daß man ein Jahr einschieben mußte, das
445
Jahre hatte. Man nannte es „Das Jahr der Verwirrung“.

Dies war das Jahr 46 v. Chr., und Cäsar hatte es eigentlich das LETZTE Jahr der Verwirrung genannt. Das „letzte“ wurde dann aber vom Volk geflissentlich ignoriert.
Cäsars Kalender hatte auch einen regelmäßigen Wechsel der Monatslängen von 31 und 30 Tagen, außer Februar, der 29 Tage hatte (und im Schaltjahr 30).

Und sie nahmen den achten Monat, der zwar schon lange der
achte
Monat war, aber immer noch sextilis, der sechste, hieß, und
gaben ihm den Namen von Kaiser Augustus. Und auch wenn der
kluge August längst gestorben ist, so lebt noch heute sein
Name
in unserem Monat August weiter.

Das war aber leider nicht alles. Zum gleichen Zeitpunkt beschloß man, daß es ungerecht wäre, daß Augustus’ Monat kürzer war als Julius’, und daher nahm man dem Februar einen Tag weg (seitdem hat er nur noch 28 Tage) und hängte ihn an den August. Um nun aber nicht drei Monate mit 31 Tagen in Folge zu haben, wurden die Längen der Monate von September bis Dezember getauscht, was zu der heutigen gewöhnungsbedürftigen Folge führte.

Auf den 4. Oktober folgte der 15. Oktober
1582, so verordnete es der Papst in dem nach ihm benannten
gregorianischen Kalender, den nicht er sich ausgedacht hatte,
sondern dieser Clavius, aber der war ja schließlich nur
Naturwissenschaftler; Er, Gregor I, war immerhin Papst.

Das war übrigens Gregor XIII.
Man sollte auch erwähnen, daß ein Großteil der notwendigen Berechnungen nicht von Clavius, sondern von einem gewissen Aloysius Lilius durchgeführt wurden.

Sehr spät war die Türkei mit der Kalenderumstellung dran,
nämlich 1927. Nur wenige Jahre früher war die Sowjetunion
dran,
weshalb die Oktoberrevolution im November stattfand.

Noch später dran waren die Chinesen, die erst 1948 wechselten.

Noch

ziemlich schnell waren die Belgier: Gerade noch im selben Jahr
1582 ließen sie auf den 14. Dezember den 25. folgen.

In Flandern und anderen belgischen Gebieten folgte auf den 21. Dezember der 1. Januar. Der Rest von Belgien befolgte die „Nachfrist“ von Gregor XIII. und ließ auf den 10. den 21. Februar 1583 folgen.

Die ganze Geschichte der Entstehung unseres Kalenders ist aber jedenfalls sehr spannend.

Gruß Kubi

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