Sinn in 'Mighty Quinn'?

Hallo,

ein Kollege und ich rätsel gerade darüber, welcher Sinn hinter Bob Dylans „Mighty Quinn“ steckt. Wir haben uns den Text angeschaut und werden daraus nicht schlau. Bezieht Dylan sich dabei auf irgendeine reale Gestalt? Will er mit dem Song eine Aussage rüberbringen? Oder war er einfach nur voll auf Stoff, als er den Text geschrieben hat?

Vielen Dank schon mal im Voraus für jeden Hinweis!

Hallo,
auf http://www.songfacts.com/detail.lasso?id=2399 findet sich dazu Folgendes:
„It is possible that Dylan came up with the idea for this after seeing the 1959 Nicholas Ray movie called The Savage Innocents. In that movie, Anthony Quinn played an Eskimo named Inuk. The film is also notable as the first screen appearance of Peter O’Toole, who demanded that his name be removed from the film as all of his dialog was dubbed by another actor.“
Grüße, Peter

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Hallo, Volker,

ein Kollege und ich rätsel gerade darüber, welcher Sinn hinter
Bob Dylans „Mighty Quinn“ steckt.

neben der erwähnten möglichen Anspielung auf den Anthony-Quinn-Film gibt es Spekulationen, mit „Quinn“ könne ein Kokain-Dealer gemeint sein oder aber eine Art Erlöser im christlichen Sinne.

Anscheinend lässt sich aber keine dieser Vermutungen verifizieren.

Gruß
Kreszenz

Hallo Kreszenz,

neben der erwähnten möglichen Anspielung auf den
Anthony-Quinn-Film gibt es Spekulationen, mit „Quinn“ könne
ein Kokain-Dealer gemeint sein oder aber eine Art Erlöser im
christlichen Sinne.

Gegen die religiöse Interpretation spricht allerdings, dass der Song aus den späten 60ern stammt (ich glaub 1968, er war dann auf der Self Portrait von 1970) und Dylan erst Ende der 70er seine christlichen Ausrutscher hatte - Slow Train Coming und so Zeug. Für die Drogen-Geschichte wiederum spricht, dass nicht nur Manfred Mann, sondern auch Grateful Dead über diese Nummer hergefallen sind. Letztere sind ja manchmal im Zusammenhang mit bestimmten Substanzen genannt worden, und Over-Dead Jerry Garcia wird schon gewusst haben, warum er mit seinem Haufen gerade diese Nummer interpretiert hat.

Anscheinend lässt sich aber keine dieser Vermutungen
verifizieren.

Da geb ich dir vollkommen Recht. Wissen kann man’s bei Mr. Zimmermann nie.

Gruß
Kreszenz

Auch Gruß
Peter

Vielen Dank für die schnellen Antworten! Ihr habt euch um den kollegialen Frieden während des Sonntagsdienstes verdient gemacht.

Gruß

Volker

‚Mighty Quinn‘ etwas länger
Hallo Volker,

der Song „The Mighty Quinn (Quinn, the Eskimo)“ stammt aus den Basement Tape-Sessions.

Nach Dylans Genesung von seinem Motorradunfall an seinem damaligen Wohnort Woodstock (29. Juli 66), der wahrscheinlich gar nicht so schlimm gewesen ist, wie heute immer noch kolportiert wird, zogen die Mitglieder von „The Band“ (Robbie Robertson, Levon Helm, Garth Hudson und Rick Danko) in die Nähe Woodstocks. Sie mieteten in West Saugerties ein Haus, welches sie „Big Pink“ nannten. Im Keller dieses Hauses trafen sich die fünf Musiker plus hin und wieder einige Gäste, vor allem zwischen Juni und Oktober 1967, um recht informell miteinander zu musizieren.

Zuweilen nahmen sie diese Sessions mit einem Bandgerät auf und ließen sogar einige Acetate von ihren Aufnahmen pressen, die sie anderen Musikern als Demos zukommen ließen. Sie spielten insgesamt über 100 Titel, eigene und Coverversionen von Traditionals und Standards ein, ohne ernsthaft an Veröffentlichung zu denken.

Einige dieser Titel (u.a. Too Much of Nothing, You Ain’t Goin’ Nowhere und eben auch The Migty Quinn) wurden dann von Musikerkollegen eingespielt und stürmten die Charts. Die Original-Mitschnitte der Basement Tapes kursierten recht bald als erstes Bootleg der Rockgeschichte unter dem Namen „Great White Wonder“ (1969). 1975 erschien dann die offizielle Columbia Doppel-LP „The Basement Tapes“, welche jedoch recht lückenhaft ist. Sie enthält z.B. nicht „The Mighty Qinn“.

The Band veröfftenlichte 1968 ebenfalls Material der Sessions als „Music From Big Pink“.

Ca. 1996/97 erschienen dann die „The Genuine Basement Tapes“, eine 5 CDs umfassende nahezu vollständige Sammlung der Aufnahmen von 1967, wiederum als Bootleg. Über diese „Genuine Basement Tapes“ hat Greil Marcus sein unbedingt zu empfehlendes Buch „Invisible Republic - Bob Dylan’s Basement Tapes“ auf Deutsch bei 2001 unter dem Titel „Basement Blues - Bob Dylan und das alte, unheimliche Amerika“ erschienen, geschrieben.

Auf diesen „Genuine Basement Tapes“ sind 2 Versionen von „The Mighty Quinn“ enthalten. Beide Versionen finden sich auch im offiziellen Dylan-Katalog. Die erste, wie in diesem Thread schon bemerkt auf „Self Portrait“, die zweite Version erschien auf „Biograph“. Hier gibt Dylan selbst dann auch die Antwort auf deine eigentliche Frage zur Bedeutung des Textes.

„Quinn, The Eskimo, I don’t know. … I don’t know what it was about. I guess it was some kind of a nursery rhyme.“

Ob das so stimmt? The Answer is …

Ich hoffe, ein wenig Lust auf die Musik von Bob Dylan gemacht zu haben.

FM