Theoretische Gründung einer Bank

Hallo zusammen,

mir geht es um den Ablauf einer Bankengründung. Rein theoretisch versteht sich.
Abgesehen von den finanziellen Rücklagen die man bräuchte, um erstmal die Zinsen für Anlagekunden bezahlen zu können bevor die echten Kunden, die Darlehen benötigen und dafür bezahlen, kommen. Was passiert, wenn diese nicht kommen, haben wir ja letztes Jahr bei dieser ethischen Bank gesehen…mir fällt der Name nicht ein.
Was bräuchte man noch so? Muss die Bankgesellschaft eine Kapitalgesellschaft sein? (klar ist wegen der Haftung alles andere irgendwie doof, aber rein theoretisch)
Wie kommt die neue Bank dann an seine BLZ? Vermutlich bedarf es noch der Genehmigung der BaFin?

Hallo,

BaFin ist zu dem Thema genau das richtige Stichwort, diese schreibt dazu u.a.:

"Zulassung von Banken und Finanzdienstleistern
Wer in Deutschland Bank- oder Finanzdienstleistungsgeschäfte betreiben will, benötigt dafür eine schriftliche Erlaubnis der BaFin (§§ 32, 33 Kreditwesengesetz - KWG). Dazu muss er bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Neben weiteren sind dies beispielsweise folgende Voraussetzungen:

Bei Neugründung eines Instituts ist - je nach Art der angestrebten Geschäfte - eine Mindest-Anfangskapitalausstattung nachzuweisen. Bei Wertpapierhandelsbanken etwa liegt das erforderliche Anfangskapital bei mindestens 730.000 Euro, bei Einlagenkreditinstituten sogar bei mindestens fünf Millionen Euro. Anlageberatern, Anlagevermittlern, Abschlussvermittlern und Finanzportfolioverwaltern sowie Betreibern multilateraler Handelssysteme oder Unternehmen, die das Platzierungsgeschäft betreiben, die nicht befugt sind, sich Eigentum oder Besitz an Geldern oder Wertpapieren von Kunden zu verschaffen, und die nicht auf eigene Rechnung mit Finanzinstrumenten handeln, muss ein Betrag von mindestens 50.000 Euro zur Verfügung stehen.

Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute, die befugt sind, sich bei der Erbringung von Finanzdienstleistungen Eigentum oder Besitz an Geldern oder Wertpapieren von Kunden zu verschaffen, müssen mindestens zwei Geschäftsleiter haben, die fachlich geeignet und zuverlässig sein müssen. Bei der fachlichen Eignung kommt es darauf an, dass die betreffende Person in ihrem bisherigen beruflichen Werdegang ausreichende theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen für die neue Tätigkeit gesammelt hat. Die Zuverlässigkeit prüft die BaFin über das Bundeszentral- und das Gewerbezentralregister.

Der Antragsteller hat ferner anzugeben, wer in welcher Höhe bedeutende Beteiligungen an dem geplanten Institut hält. Auch diese Personen müssen zuverlässig sein. Sind sie es nicht, oder genügen sie aus anderen Gründen nicht den im Interesse einer soliden und umsichtigen Institutsführung zu stellenden Ansprüchen, kann die BaFin die Erlaubnis versagen.

Außerdem muss der Erlaubnisantrag einen tragfähigen Geschäftsplan enthalten, aus dem die Art des geplanten Geschäfts, der organisatorische Aufbau und die geplanten internen Kontrollverfahren hervorgehen. Die BaFin prüft dabei, ob der Antragsteller bereit und in der Lage ist, die erforderlichen organisatorischen Vorkehrungen zu treffen, um seine Geschäfte ordnungsgemäß betreiben zu können."

weitere Infos unter www.bafin.de -> Unternehmen -> Banken & Finanzdienstleister -> Zulassung…

Hallo Alexander,
die Frage mutet etwas seltsam an. Was ist der Hintergrund der Frage?
Willst Du wissen, wie das Kreditwesen funktioniert?

Man kann recht gut Geld verdienen ohne Kredite herauszugeben.
Die Aktivseite einer Bankbilanz besteht ja primär nicht aus Kreditvergabe sondern aus Beteiligungen, Wertpapieren und Derivaten und diversem mehr. Kredite spielen für Banken zwar eine wichtige Rolle, sind aber nicht der Teil des Geschäftes mit dem man Geld verdienen kann, weil die Risiken recht hoch sind und die Margen recht gering.
Und was die Passivseite angeht, so sind es wohl kaum die Spareinlagen, sondern eben begebene Schuldverschreibungen, die der Refinanzierung dienen (das sog. Funding).

Daher ist das wichtigste eben ein schneller Kapitalmarktzugang, Börsenzulassungen und ein funktionierender Handel. Das heißt, neben dem Blick ins Kreditwesengesetzt (KWG) gehören die Mindestanforderungen an den Handel (MAH-Verordnungen) und die Mindestanforderungen an das Risikocontrolling (MARisk) zu den Grundlektüren.
Danben natürlich die einschlägigen europäischen Bilanzierungsrichtlinien, die Meldevorschriften der Dt.Bundesbank und sofern man auch Geld im Zahlungsverkehr transferieren muss, natürlich die zahlreichen Verordnungen und Konventionen zum nationalen und internationalen Zahlungsverkehr (hierbei ist SWIFT nur eine Organisation).
Dann gibt es noch Verordnungen zum Schutz der Verbraucher (z. B. MiFID) und die Datenschutzbestimmungen.

Also: Die Einrichtung einer Bank ist ein Thema, das sich im Detail über einen Zeitraum von mind. 6 - 9 Monaten hinzieht, wenn man das mit ca. 30 - 50 Experten aufbaut, die dies bereits gemacht haben. Wenn man es von Null aus starten möchte ohne in eine existierende Banklizenz einzusteigen, würde ich mit 2-3 Jahren rechnen, bis man den gesamten Formalen Teil erledigt hat und eine Genehmigung vorliegt.

Daher werden Banken auch nicht neu gegründet, sondern man kauft bestehende Banken und übernimmt damit die Lizenz und auch das gesamte funktionierende System.

Du siehst: Eine Bank gründet man nur theoretisch. Und die Antwort auf die theoretische Frage bringt damit in der Praxis auch nicht viel weiter. Sorry.

Kredite spielen für Banken zwar eine wichtige Rolle, sind aber nicht der Teil des Geschäftes mit dem man Geld verdienen kann, weil die Risiken recht hoch sind und die Margen recht gering.

Hallo,
das habe ich schon anders gelesen.
Jemand gibt eine Einlage von 1000 an die Bank, kostet die Bank 3 Prozent = 30. Wegen der Mindestreserve von angenommen 10 Prozent kann die Bank nun 10x 1000 ausleihen, maximal jedenfalls, wenn sie Kreditkunden findet. 9000 beschafft sie sich fuer 1 Prozent von der EZB fuer 90. Und gibt 10ooo raus fuer 8 Prozent =800. Macht 800-120 =680 fuer die Bank, minus Verwaltung und dergleichen.
Der Sparer bekommt 30 und die Bank 680 - nette Rendite.
Oder verstehe ich das miss?
Gruss Helmut

Jemand gibt eine Einlage von 1000 an die Bank, kostet die
Bank 3 Prozent = 30. Wegen der Mindestreserve von angenommen
10 Prozent kann die Bank nun 10x 1000 ausleihen, maximal
jedenfalls, wenn sie Kreditkunden findet. 9000 beschafft sie
sich fuer 1 Prozent von der EZB fuer 90. Und gibt 10ooo raus
fuer 8 Prozent =800. Macht 800-120 =680 fuer die Bank, minus
Verwaltung und dergleichen.

Der Sparer bekommt 30 und die Bank 680 - nette Rendite.

Oder verstehe ich das miss?

Naja,
wenn die Werte von oben so stimmen, dann kommen da vor Kosten und Steuern 680 raus.
Dann gibt es aber eben noch eine Risikovorsorge, ziemlich erhebliche IT-Kosten für die gesetzliche geforderten Mindestanforderungen an Handel, Risikokalkulation, Zahlungsverkehr, Notfallplanung, Buchhaltung, …
Und dann bleiben bei einer Vollkostenrechnung da nicht mehr ganz so viel übrig. Die Kalkulation für die Kreditseite geht von Margen vor Steuern im Bereich von 0,8 - 1,5% aus. Das sind nicht ganz die Beträge, die oben suggeriert werden.

Und die Fristenkongruenz zwischen hereingenommenem und herausgelegtem Geld ist auch noch zu beachten.
In dem Beispiel oben holt sich die Bank offenbar 9.000 Einheiten bei der EZB. Die Frage ist dabei schon, gegen welche Sicherheiten die EZB diese Mittel bereitstellt? Soll die Bank die 1.000 Einheiten Spareinlage verpfänden? Und woher kommt der Rest?
Und wie sind die Fristen für die 10.000, die sie für 8% rauslegt? Die 1% von der EZB sind täglich fällig. Die 10.000 auf der Aktivseite kann ich quasi gar nicht kündigen, weil ich mich als Bank wg. Kündigung zur Unzeit einer Mithaftung schuldig mache. D.h., hier kann ich nur warten, ob und wann ich die Mittel zurückgezahlt bekomme.
Also habe ich gerade ein Loch von 9.000 Einheiten, die ich der EZB nicht zurückzahlen kann. Und wenn der Sparer seine 1.000 jetzt auch mal wieder sehen möchte, was ist dann.

Also ganz so einfach funktioniert das nicht, auch wenn der erweiterte Dreisatz oben für den Stammtisch gut aussieht.
D.h., ein Kreditinstitut kann über Investment-Banking-Produkte und ohne Kredit- und Anlagekunden recht gut verdienen. Hierüber kommen eigentlich 50-70% der Erträge rein, weil hier einfach nur gehandelt wird und die Produkte mit Banken und Institutionellen Kunden genau so gestaltet werden können, dass sie jeweils genau auf das abgestimmt werden, was man an Laufzeit, Marge, Volumen und Risko gerade kaufen oder verkaufen möchte.
Bei Krediten muss man Ausfallsicherung finanzieren und die manuellen Bearbeitungskosten sind noch immer ziemlich hoch incl. Beratungsleistungen, Sicherheitenverwaltung, …
Das reine Einlagengeschäft ist ok. Das bringt Erträge, wenn es eine ausreichende hohe Menge ist und möglichst hoch automatisiert. Kassenhallen mit aufwändigen Raumkosten und Personalkosten senken da ganz massiv die Margen, ebenso eine breite Filialstreuung.

Auch solche Aspekte wären bei einer theoretischen Neugründung konzeptionell zu betrachten, also Vertriebsstrategieen, Produktschwerpunkte, Risikoansatz, regionale Ausrichtung, Marktsegment (Zielkundengruppen), Refinanzierungsansatz.

Ist schon ein weites und spannendes Feld, wenn man tiefer eintaucht.

Gruß
Ulrich