Jemand gibt eine Einlage von 1000 an die Bank, kostet die
Bank 3 Prozent = 30. Wegen der Mindestreserve von angenommen
10 Prozent kann die Bank nun 10x 1000 ausleihen, maximal
jedenfalls, wenn sie Kreditkunden findet. 9000 beschafft sie
sich fuer 1 Prozent von der EZB fuer 90. Und gibt 10ooo raus
fuer 8 Prozent =800. Macht 800-120 =680 fuer die Bank, minus
Verwaltung und dergleichen.
Der Sparer bekommt 30 und die Bank 680 - nette Rendite.
Oder verstehe ich das miss?
Naja,
wenn die Werte von oben so stimmen, dann kommen da vor Kosten und Steuern 680 raus.
Dann gibt es aber eben noch eine Risikovorsorge, ziemlich erhebliche IT-Kosten für die gesetzliche geforderten Mindestanforderungen an Handel, Risikokalkulation, Zahlungsverkehr, Notfallplanung, Buchhaltung, …
Und dann bleiben bei einer Vollkostenrechnung da nicht mehr ganz so viel übrig. Die Kalkulation für die Kreditseite geht von Margen vor Steuern im Bereich von 0,8 - 1,5% aus. Das sind nicht ganz die Beträge, die oben suggeriert werden.
Und die Fristenkongruenz zwischen hereingenommenem und herausgelegtem Geld ist auch noch zu beachten.
In dem Beispiel oben holt sich die Bank offenbar 9.000 Einheiten bei der EZB. Die Frage ist dabei schon, gegen welche Sicherheiten die EZB diese Mittel bereitstellt? Soll die Bank die 1.000 Einheiten Spareinlage verpfänden? Und woher kommt der Rest?
Und wie sind die Fristen für die 10.000, die sie für 8% rauslegt? Die 1% von der EZB sind täglich fällig. Die 10.000 auf der Aktivseite kann ich quasi gar nicht kündigen, weil ich mich als Bank wg. Kündigung zur Unzeit einer Mithaftung schuldig mache. D.h., hier kann ich nur warten, ob und wann ich die Mittel zurückgezahlt bekomme.
Also habe ich gerade ein Loch von 9.000 Einheiten, die ich der EZB nicht zurückzahlen kann. Und wenn der Sparer seine 1.000 jetzt auch mal wieder sehen möchte, was ist dann.
Also ganz so einfach funktioniert das nicht, auch wenn der erweiterte Dreisatz oben für den Stammtisch gut aussieht.
D.h., ein Kreditinstitut kann über Investment-Banking-Produkte und ohne Kredit- und Anlagekunden recht gut verdienen. Hierüber kommen eigentlich 50-70% der Erträge rein, weil hier einfach nur gehandelt wird und die Produkte mit Banken und Institutionellen Kunden genau so gestaltet werden können, dass sie jeweils genau auf das abgestimmt werden, was man an Laufzeit, Marge, Volumen und Risko gerade kaufen oder verkaufen möchte.
Bei Krediten muss man Ausfallsicherung finanzieren und die manuellen Bearbeitungskosten sind noch immer ziemlich hoch incl. Beratungsleistungen, Sicherheitenverwaltung, …
Das reine Einlagengeschäft ist ok. Das bringt Erträge, wenn es eine ausreichende hohe Menge ist und möglichst hoch automatisiert. Kassenhallen mit aufwändigen Raumkosten und Personalkosten senken da ganz massiv die Margen, ebenso eine breite Filialstreuung.
Auch solche Aspekte wären bei einer theoretischen Neugründung konzeptionell zu betrachten, also Vertriebsstrategieen, Produktschwerpunkte, Risikoansatz, regionale Ausrichtung, Marktsegment (Zielkundengruppen), Refinanzierungsansatz.
Ist schon ein weites und spannendes Feld, wenn man tiefer eintaucht.
Gruß
Ulrich