Servus Marco,
Der Zahnarzt meinte nun, wenn ich mich recht entsinne, die
Wurzelhaut werde ständig neu gereizt und entzünde sich,
weshalb ich den Zahn von einem Kieferchirurgen ziehen lassen
solle.
An sich wird ein Mahlzahn ja ‚dafür bezahlt‘, daß er Kaukräfte aufnimmt. Die ‚Reizung‘ muß also eigentlich von woanders kommen, als vom bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Zahns - einleuchtend?
Wenn ich mir die Krankengeschichte dieses Zahns zusammen zu puzzeln versuche, muß da viel früher eine Wurzelbehandlung gewesen sein ('kein Nerv mehr). Dann fiel die Füllung heraus. Soweit OK. Schmerzen traten erst nach der neuen Füllung auf. Nun - wenn an diesem Zahn noch etwas wehtun soll, kann es nicht der ‚Nerv‘ sein - der ist ja nicht mehr da. Außerdem schmerzte es nur beim Beißen.
Die Struktur um den Zahn, die Kaukräfte abkriegt und wahrnimmt, ist die Wurzelhaut. Das ist ein gut durchblutetes- und mit Schmerz- und Drucksensoren reichlich ausgestattetes Gewebe, das wie eine Strumpf über die Wurzeln gezogen ist. Es ist eingesperrt zwischen Hartgeweben (Wurzel, Knochen). Wenn dieses Gewebe nach jahrzehntelangem unauffälligen Gebrauch plötzlich wehtut, muß irgendetwas sich geändert haben. Das könnte die Füllung gewesen sein. Wenn die irgendwo nicht richtig zusammenpaßt - zu hoch ist - wird die Wurzelhaut gequetscht und tut weh. Sie hört auf wehzutun, wenn sie nicht mehr gequetscht wird. Also - Füllung wieder raus, Schmerz weg. Bisher ist alles einfach und nachvollziehbar, aaaaber:
jetzt kommen plötzlich diese seltsamen Schmerzen, obwohl die Füllung nicht mehr der Grund sein kann. Hier nun ist möglicherweise die Erklärung Deines Zahnarztes zu vordergründig. Diese, verspätet-, weit nach dem Reiz auftretenden Schmerzen passen nicht ins Bild. Entweder es tut gleich weh, oder es steckt etwas anderes dahinter.
Ich sehe zwei Möglichkeiten:
- Wurzelfüllungen sind nicht richtig dicht. Erst eine wirklich dichte Füllung darüber hindert Bakterien daran, in die Wurzel ein-, und darüber hinaus zu wandern. Diese Füllung war eine Weile nicht da. Die alte war herausgefallen (und wer weiß wie lange nicht ersetzt worden?), die neue war entfernt worden. Nach zwei Wochen ca. sind die Bakterien am Wurzelende. Jetzt tut das Immunsystem das, was es bei Bakterienangriffen tut - es leitet eine Entzündung ein. Es benutzt dazu die Blutgefäße in der Wurzelhaut, es fließt viel mehr Blut, der Zahn wird, wie von einer Hydraulik, aus seinem Bett gehoben und tut beim Beißen weh. Dieser Druck ist ein zusätzlicher Reiz, mehr Entzündung, Teufelskreis.
Mögliche Abhilfe: Revision der alten Wurezlfüllung, neue Wurzelbehandlung. Aussichten: zahnarztabhängig gut bis schlecht.
- Der stark ausgehöhlte, geschwächte Zahn hat einen Riß. Stichwort: Längsfraktur.
http://images.google.de/imgres?imgurl=http://home.sw…
An den skandinavischen Texten vorbei zu den Bildern scrollen.
oder
http://www.med1.de/Forum/Zahnmedizin/196308/
Mögliche Abhilfe: schonende (vorherige Trennung der Wurzeln mit der Zahnarztturbine) Entfernung der Zahnes. 3 Monate abwarten, zurückhaltende Indikationsstellung beim evtl. Ersatz.
Muß der Zahn tatsächlich zwingend gezogen werden oder gibt es
eine Behandlungsmöglichkeit -
siehe oben
Noch ein Rat: überlege nicht zu lange. Solche Zähne unterliegen Murphys Law. Der unerträgliche Schmerz beginnt entweder am Freitag um 18.43 Uhr in dem Biergarten, zu dem man eben 20 KM geradelt ist, oder am Montag Vormittag bei der wichtigen Projektbesprechung mit ausländischen Geschäftspartnern.
Viel Glück!
Kai