Hallo Avera,
Eine Krone wird zunächst mal (nach allgemeiner Auffassung)
nicht auf einen „unsicheren“ Zahn gesetzt. Es wird zunächst
abgewartet, ob es sich um eine umkehrbare Entzündung
(reversible, akute Pulpitis) handelt.
Es wurde mir gesagt, daß es bis zur Fertigstellung der Krone ohnehin drei Wochen dauert.
Besteht die
Schmerzsymptomatik fort, ist sein „Absterben“ nur eine Frage
der Zeit (irreversible, akute Pulpitis). In diesem Fall gibt
es zwei Möglichkeiten:
- Er verabschiedet sich „Sang- und Klanglos“ und man bleibt
für lange Zeit oder (selten) für immer Beschwerdefrei, oder
- Weitaus häufiger kann es zu Folgeentzündungen im
darunterliegenden Knochen kommen, je nach Ablauf zu Zysten
oder einem Abszeß.
Um derartige Komplikationen zu vermeiden, wird in der Regel
vom schlimmsten Fall ausgegangen und prophylaktisch eine
Wurzelbehandlung durchgeführt nach deren Abschluss erst die
Krone eingesetzt wird. Ist die Krone nämlich erst mal drin,
muss sie aufgebohrt werden, um die Wurzelbehandlung vornehmen
zu können. In diesem Fall würde es sich um einen Kunstfehler
handeln und der Behandler müsste für alle damit verbundenen
Kosten aufkommen.
Ich nehme an, im Allgemeinen wird bei einem Weisheitszahn ein solcher Aufwand gar nicht erst betrieben. Eine Wurzelbehandlung will ich auf keinen Fall, also muß das gute Stück wohl raus.
Ich kann hier unmöglich auf alle juristischen Feinheiten
eingehen, zumal die Ansichten über Haftung und Kulanz sehr
unterschiedlich sind, aber da es sich im Falle einer sog.
iatrogenen, sterilen Pulpitis um eine durch den Behandler (ob
nun unvermeidbar oder aus Fahrlässigkeit sei mal
dahingestellt) verursachte Entzündung handelt, sollte er
meiner Auffassung nach auch die Kosten der Folgebehandlung
tragen, SOFERN nicht vorher ausdrücklich über die mögliche
Notwendigkeit solcher unerwarteten Zusatzmaßnahmen aufgeklärt
wurde.
Aufgeklärt wurde ich über gar nichts und in der Zwischenzeit bin ich mir bzgl. der hygienischen Sytuation in der Praxis auch nicht mehr sicher. Ich bekam den Arzt empfohlen, weil er „handwerlich“ gut sein soll. Die Praxis ist ca. aus den frühen siebzigern, er arbeit allein und geht auch schon mal während der Behandlung ans Telefon. Zwar trägt er einen Mundschutz, arbeitet aber ansonsten z.B. ohne Handschuhe. Natürlich bin ich derzeit etwas sensibilisiert und hätte bei optimalem Behandlungsablauf vermutlich über all das hinweggesehen.
Was die Diagnostik betrifft: Ein extrem geschultes Auge kann
mit viel Fantasie eine Veränderung des Zahnnerven im
Röntgenbild erähnen, was aber selten Aussagekraft besitzt. Der
Goldstandard ist nach wie vor die Empfindlichkeitsprüfung mit
dem Kältespray (oder dem Luftbläser bei einem präparierten
Zahn). Das scheint bei dir überflüssig zu sein, denn der Zahn
ist noch „lebendig“ und kämpft gerade - mit ungewissem
Ausgang…
Meiner Erfahrung nach, strahlen Schmerzen manchmal sehr weit
in die angrenzenden Gebiete hinein, sollten aber
seitenbeschränkt bleiben. Ein Front- oder Eckzahn kann unter
Umständen Schmerzen in der Wange, dem Auge und/oder
Nasenflügel verursachen. Schaltet man nun gezielt die
vermutete Schmerzquelle aus (lokale Betäubung) und die anderen
Beschwerden klingen ebenfalls ab, hat man mit großer
Sicherheit den „Verursacher“ getroffen.
Sorry, aber das irritiert mich immer noch, denn beim Abschleifen habe ich ja auch eine „örtliche“ Betäubung bekommen, die so ziemlich die ganze rechte Gesichtshälfte nebst Nasenflügel betäubt. Da wäre doch dann eh alles schmerzfrei. Verstehe ich da was falsch?
Im Gegensatz dazu,
wirken Schmerzmittel mehr oder weniger unspezifisch auf den
gesamten Organismus. Aber das ist sozusagen „mit Kanonen nach
Spatzen zu schiessen“: Man trifft halt alles, was irgendwie
weh tut, ohne zu wissen, wer jetzt eigentlich die Schuld an
den (Neben-)Schmerzen hatte.
Schon klar.
Kleiner Tipp: Sollte Wärme (z.B. Tee) den Schmerz lindern,
hast du gute Chancen, daß sich der Zahn erholt. Lindert
allerdings nur Kälte die Beschwerden und Wärme verstärkt sie
eher noch, kommst du sehr wahrscheinlich um eine
Wurzelkanalbehandlung nicht herum.
Bisher hat nur das Schmerzmittel geholfen.
Nochmal vielen Dank und liebe Grüße
Avera