Der Radio

In meiner Jugendzeit in Österreich haben wir gelernt, dass das Wort "Radio"sowohl sächlich als auch maskulin ist.Wir sagten immer „DER“ Radio. War das falsch oder gibt es das wirklich? Könnte mir vorstellen dass der Radio von der Radioapparat kommt.Ausserdem kann ich mich noch an „DER“ Butter erinnern.
Gruß Monika

hallo monika,

ich sage - und heute schreibe ich es ausnahmsweise auch *g* - DER radio, DER butter und sogar DAS teller, DAS marmelad, DAS limo und DAS tunnell (mit betonung auf der 2. silbe).
und dabei bin ich gar keine österreicherin; allerdings „grenznah“ aufgewachsen.

gute nacht!
miranda

hallo monika und miranda

Zu Butter weiter unten.

DER bzw. DAS Radio erklärt sich meiner Ansicht nach dadurch, dass die einen dieses Kurzwort durch -gerät, die anderen durch -apparat ergänzen.

DER Auto könnte sich dadurch erklären, dass Autos was ganz und gar Männliches sind - darüber haben wir hier schon öfters geredet, man müsste das im Archiv finden - , während DAS Auto auf das lateinische Neutrum -mobile hinweist.
Das Automobil(e) ist zusammengesetzt aus griechisch: autos = selbst, von selbst und mobilis, e = beweglich.
Automobil = das sich von selbst bewegende Dings.

Aber zu Butter: Natürlich ist die schwäbisch-bairisch-süddeutsche Artikulierung die bessere und richtigere!

_ Alles im Butter!

Wenn ein Schwabe der Butter sagt anstatt die Butter, dann gilt das vielen als schlagender Beweis daJü1: dass das Schwäbische ein falsches oder schlechtes Deutsch sei. Welch ein Irrtum!

Woher eigentlich nehmen die Nicht-Schwaben ihre absolute Sicherheit, dass Butter ein weibliches Substantiv ist? Weil diese Fettmasse, falls nicht gerade unterkühlt, so schön weich ist? Oder weil sie aus Milch gewonnen wird, die ausschließlich von weiblichen Säugern stammt? Oder einfach deswegen, weil Butter sich auf »Mutter« reimt, deren Weiblichkeit über jeden Zweifel erhaben ist?

Butter, egal ob sahnig, mildgesäuert oder ranzig, ist ein Ding, eine Sache und somit ein Neutrum. Das haben bereits die alten Griechen erkannt, was der Grund dafür sein mag, dass sie jenes Milchprodukt butyron (n.) nannten.

Darin stecken höchstwahrscheinlich das lautmalerische Wort bus, "das Rind«, und tyros, "der Käse«, der den Griechenland- Touristen als neugriechischer tiri noch heute mundet. Zwar glaubte Hippokrates, der griechische Arzt und Erfinder des nach ihm benannten Eides, das Wort sei skythischen Ursprungs. Doch sein Kollege und Landsmann Galen hörte aus der Vokabel butyron das griechische Rind muhen.

Sehen wir einmal von den Fragen ab, wer von beiden Recht hat und wie gegebenenfalls aus dem maskulinen tyros das Neutrum butyron werden konnte. Halten wir fest: Im Anfang war DIE Butter alles andere als ein grammatisches Femininum.

Verfolgen wir die Geschichte des Wortes weiter anhand der Spur, welche die Butter im Laufe der Jahrhunderte auf Pergamenten und Papieren hinterlassen hat. Im mittelalterlichen Latein finden wir das Wort butyrum, ebenfalls ein grammatisches Neutrum, dem man den griechischen Ursprung noch ansieht. Dessen Mehrzahl lautet butyra, und daraus wurde das spät-althochdeutsche Wort butira. Das heißt, die lateinische Neutrum- Plural-Endung -a wurde durch die Übernahme des Wortes ins Deutsche möglicherweise als weibliche Endung missverstanden - was erklären mag, wie aus das Butter die Butter werden konnte.

Allerdings existierte daneben immer die männliche Form der Butter, die auch der Nürnberger Arzt Paracelsus im 16. Jahrhundert verwendete. Meist wurde das Wort ohne Artikel benutzt. weshalb es schwierig ist, festzustellen, wann es männlich oder weiblich aufgefasst wurde. Die Brüder Grimm vermuteten, dass der weibliche Gebrauch seit Luther zunahm. Für die männliche Form der Butter hat Kluges etymologisches Wörterbuch noch eine andere Erklärung: Es heiße der Butter, weil auch das alte deutsche Wort für Butter ein Maskulinum war: der Anken.

Wie auch immer: Wenn die Schwaben der Butter sagen, befinden sie sich in guter Gesellschaft. Denn auch den Franzosen (le beurre) und Italienern (il burro) kommt der Butter männlich vor.

Aus: Wolf-Henning Petershagen, Schwäbisch für Besserwisser_

Ja, und Miranda, als Bayerin sprichst du natürlich kein Österreichisch, aber Österreicher sprechen eben, auch wenn manche das nicht so gern hören, Bairisch!
Hence the similitudo!
Gruß Fritz

1 Like

Hallo Monika und Miranda,

ich kenne diesen Sprachgebrauch auch aus Oberbayern. In der Schule wurde erklärt, das eine sei Dialekt und das andere Hochsprache.

Viele Grüße

Iris

Hallo, Iris,

das:

das eine sei Dialekt und das andere Hochsprache.

hören viele gern, die glauben, Hochsprache hätte was mit Hannover zu tun.

Dem ist nicht so!

Fritz

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Hallo Miranda,

DER radio, DER butter und sogar DAS teller,

Diese Varianten kenne ich auch, wenngleich ich sie nie selbst benützt habe.

DAS marmelad, DAS limo

Diese allerdings habe ich noch nie gehört.

DAS tunnell (mit betonung auf der 2. silbe).

Kleine Korrektur: „Das Tunell“ schreibt man mit nur einem „n“. Es ist die völlig korrekte süddeutsch-österreichische Form. In der Mundart wird dann „Tunööh“ draus, eventuell sogar „Dunööh“, natürlich mit Betonung des „ööh“.

Gruß aus dem frostigen Wien
Barney

Servus Miranda,

als Bayerin (bin selbst von hier) haut das für Dich mit der Artikelgebung hin, aber die Begründung ist Dir wahrscheinlich ein bisschen verrutscht:
„Das“ Marmelad gibt es, zumindest bei uns, definitiv nicht. Aber „as“ Marmelad und „as“ Limo ist normal.
Das „a“ von „as“ wird allerdings nicht wie ein „A“ gesprochen sondern ist ein so genanntes „Murmel-A“. Die Erklärung ist schwierig, aber wenn Du mal alles hängen lässt und versuchst so dumm zu gucken wie ein Schaf dann kommt automatisch dieses „Murmel-A“ das Du für den Bayrischen Artikel brauchst. Aus „as“ Marmelad wurde erst, als man versuchte etwas „feiner“ zu sprechen „das“ Marmelad.

Gruß aus OVI
Bernd

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der und das
Kennt jemand auch noch das Monat?
hallo monika,

ich sage - und heute schreibe ich es ausnahmsweise auch *g* -
DER radio, DER butter und sogar DAS teller, DAS marmelad, DAS
limo und DAS tunnell (mit betonung auf der 2. silbe).

ja, klar :smile:

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Kennt jemand auch noch das Monat?

Ja, und das Monat hat sich dermaßen in meinem Gedächtnis eingegraben, dass ich jedesmal wieder überlegen muss, wie nun der korrekte Artikel tatsächlich lautet.

Hanna

In meiner Jugendzeit in Österreich haben wir gelernt, dass das
Wort "Radio"sowohl sächlich als auch maskulin ist. Wir sagten
immer „DER“ Radio. War das falsch oder gibt es das wirklich?

Hallo Monika!

Wir haben auch immer „der“ Radio gesagt, aber unsere Lehrerin hat uns das gründlichst ausgetrieben, weil nur der sächliche Artikel zulässig sei.
Ein altes österreichisches Wörterbuch (1968) bestätigt das.

Ausserdem kann ich mich noch an „DER“ Butter erinnern.

Der Butter, das Teller, das Marmelad - so war es in OÖ gebräuchlich. Meine Mutter, Wienerin, hat dies aber bei uns Kindern nicht geduldet. Radio hat sie aber schon maskulin verwendet.

Hanna

Kennt jemand auch noch das Monat?

Ja, und das Monat hat sich dermaßen in meinem Gedächtnis
eingegraben, dass ich jedesmal wieder überlegen muss, wie nun
der korrekte Artikel tatsächlich lautet.

Moing Hanna,
in Franken sagt man auch „des Radio“ und „des Marmelad“

Hallo Diskutanten,

Autos sind weiblich.

es gab da die Lautmalerey aus der Zeit, als Fahrzeuge wie die unvergessene Ente und der R4 tatsächlich noch recht weibliche Charaktereigenschaften hatten.

Französisches Auto an einem Wintermorgen, sagt: „Ouiouiouiouiouioui - Non.“

Und noch einer betreffend Artikel und Genera in Dialekt und Standardsprache. Erklärung eines Philologen und vor allem auch Pädagogen von hohen Graden dafür, dass er trotz reichsstädtisch-evangelischer Wertschätzung für eher eiserne Disziplin so gut wie keine Tagebucheinträge verteilte. Sein erster, aus Referendariatszeiten, hatte gelautet: „NN erhebt sich ohne Aufzuzeigen aus dem (sic) Bank.“ Le banc (m) vs. la banque (f) also auch diesseits des Rheins, wie weit nach Osten gehend?`

Schöne Grüße

MM

das Eck

Kennt jemand auch noch das Monat?

Nein, aber das Eck.

Hallo Leute, Autos müssen weiblich sein. Würden sie sonst von der Männerwelt so gehegt und gepflegt werden ?Dass Frauen Auto rein zur Beförderung benutzen ist Missbrauch männlichen Kulturgutes!
:wink:)
Gruß Monika

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hallo,

was ist schon falsch und was ist richtig? warum muß der norden dem süden diktieren, was richtig und was falsch ist? *in österreich* heißt der radioapparat eben „der radio“. „DAS radio“ ist das medium im gegensatz zum fernsehen und zur zeitung.

gruß
datafox

Kennt jemand auch noch das Monat?

Nein, aber das Eck.

… und das ist dann mal nicht „nur“ süddeutsch: „Da kommt er doch ums Eck geschlichen!“

Re-hallo,

warum muß der norden dem süden diktieren,
was richtig und was falsch ist?

Er muß freilich nicht, die Tendenz ist aber leider unübersehbar. Wir müssen aber andererseits auch nicht drauf hören.

*in österreich* heißt der radioapparat eben „der radio“.

Mitnichten. Laut Bertelsmann ist „Radio“ als Kurzwort für Rundfunkgerät bzw. -sender sächlich mit starker Deklination, und NUR in der Schweiz maskulin. Der Duden sagt vielleicht was anderes. Denn seit der Schlechtschreibreform herrscht ja nur noch Unklarheit.

Gruß
Barney

Servus Miranda
wenn du grenznah aufgewachsen bist, dann doch wohl in Bayern, wo man eh der Radio usw sagt

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