Hallo,
ich muss sagen in deinem Sohn erkenne ich mich ein Stück weit als Kind selbst wieder.
1.Er feut sich über eine gute Note, will aber nichts dafür
tun. Wenn es dann eine 4 wird, hat er nicht den Antrieb, sich
zu verbessern, er hat nur Angst, dass wir sauer werden.:
Auch ich bin praktisch ohne Lernen durch Schule und alle Ausbildungen gegangen.
Nicht nur ein Lehrer meinte, ich könne ja so ein toller Schüler sein, wenn ich nur nicht so schrecklich faul wäre.
In Wirklichkeit wars keine Faulheit, sondern Desinteresse.
Umso größer der Triumph, wenn ich dann nur eine Note schlechter war wie einer, der sich dafür zu Tode gebüffelt hatte.
Ne, der Aufwand lohnte nun wirklich nicht.
Und wenn was wirklich interessierte, dann lernte ich plötzlich freiwillig und ohne jede Mühe und es gab auch die entsprechenden Noten.
Aber noch nit mit 9!
2.Bei Schülerwettkämpfen gibt er sich schon vor Beginn seinem
Kumpel Maxi geschlagen. Anstatt zu sagen: Nächstes Mal packe
ich ihn, sagt er gleich:Gewinnen kann ich sowieso nicht.:
Ist Maxi vielleicht wirklich besser?
Ich erinnere mich an diesen doofen 1000 Meter-Lauf, zu dem ich gegen meinen Willen bei den Schulmeisterschaften gemeldet wurde.
War das ein Triumph, dass ich einen Schulfreund hinter mir lassen konnte.
Dem späteren Sieger hatte ich schon vor dem Start gratuliert.
Ach, und den Weitsprung gewann ich regelmäßig.
Selbstverständlich ohne Training. Ich konnte es einfach und genoss es.
Auch dein Sohn wird irgendein Talent haben und es irgendwann selbst entdecken.
Aber vielleicht noch nicht mit 9!
3.Er spielt in einer Mannschaft mit 16 anderen Kindern
zusammen Fußball. Da nur 7 Spieler auflaufen können und 3 auf
der Ersatzbank sitzen, schauen also jedes Wochenende 7 Kinder
in die Röhre. Er ist zwar tierisch enttäuscht, wenn er nicht
aufgestellt wird, sieht aber nicht ein, dass man sich im
Training anstrengen muss.:
Er ist eben kein Trainings-Weltmeister.
Wie stellt er sich an, wenn er nun doch mal aufgestellt wird?
Unvergessen als ich in einem knappen Spiel kurz vor Schluß zur Sicherung des Unentschiedens mal eingewechselt wurde. Konter, ich mitgelaufen, Tor, unerwarteter Sieg.
Solche Glücksgefühle kann kein Stammspieler entwickeln.
Ihm fehlt bei allem so der nötige „Biss“, vielleicht auch das
Selbstvertrauen.
Wie kann ich ihn aus der Reserve locken und seinen Ehrgeiz
wecken?:
Vielleicht will gar nichts in ihm geweckt werden.
Er sieht das Leben spielerisch, unverkrampft und wenig verbissen.
Das alles wird ihn nicht davon abhalten können, ein gestandener erwachsener Mann zu werden, der auf seine Weise, seinen Weg gehen wird.
Er wird seine Interessen finden und darin von ganz allein mehr tun als nötig.
Versuche bei Dir selbst nicht zu verbissen zu sein und Höchstleistungen von ihm zu fordern. Entwickle dich bitte nicht zum Eislaufpapi, denn aus deinen Schilderungen wird mir nur eines klar, dein Sohn ist mit seinem Leben zufrieden, so wie es ist.
Er braucht keine Pokale und Ehrungen.
Gruß
Lawrence