Anzahl Worte in der englischen/deutschen Sprache?

Irgendwo habe ich mal gehört, dass die englische Sprache 3x so viele Worte wie die deutsche Sprache hat. Dieser Tage hat ein Bekannter von mir das Gegenteil behauptet. Was stimmt jetzt eigentlich? Weiß jemand von Euch wo man diese statistischen Sprachinformationen erhält? Und wie wird überhaupt gezählt, wo doch im Deutschen unzählige Begriffe aus zwei oder drei Worten zusammengesetzt sind?

Du hast die Antwort schon fast mitgeliefert: Welche Sprache mehr Wörter hat, hängt auch von der Zählweise ab. Wenn du nur das „Grundvokabular“ zählst, also keine Zusammensetzungen, Flexionen und Rektionen, hat Englisch tatsächlich ein deutlich größeres Vokabular. Das liegt daran, daß dort viele Wörter doppelt vorhanden sind (einmal aus dem Germanischen und einmal aus dem Romanischen Stamm), und manche sogar dreifach (Bei Überbleibseln aus dem Keltischen).
Wo man genaue Statistiken finden kann, weiß ich allerdings so auch nicht. Aber vielleicht hat ja jemand anderes ein paar nette Sites…

Gruß, Kubi

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chemiker zerstören alle sprach-statistiken
hi,

schliesse mich in fast allem den ausführungen meines vorredners an :smile:, nur dass die quantitative bedeutung der „doppelstämme“ aus dem Germanischen und Romanischen etwas überschätzt ist. Allerdings dürfte es aus einem ganz anderen Grund keine endgültige antwort (mehr) auf diese frage geben. Neben dem Problem, wie Regionalismen gezählt werden sollen, liegt es vor allem an den Chemikern: Sie haben inzwischen 1,2 Millionen Verbindung benannt oder benennbar gemacht. Da dies für Englisch wie für Deutsch gilt, dürfte es relativ egal sein, ob das Deutsche 300.000 Worte umfasst und das Englische 200.000 oder umgekehrt; der unterschied zwischen insgesamt 1,4 und 1,5 Mio worten ist dann nicht mehr so wichtig.

ausserdem finde ich den hintergrund einer solchen frage wichtig. was sagt sie denn über ein rein sprachkundliches interesse hinaus aus? steckt eine wertigkeit darin, wenn die eine sprache über 20, 30, 50 prozent mehr wörter verfügt als eine andere?

dietmar

Ich stimme Kubi zu; uebrigens findet sich unter http://www.duden.bifab.de (Rubrik Spezial / Zum Thema) ein interessanter Bericht ueber die Anglisierung der deutschen Sprache. Dort wird der Wortschatz der englischen Sprache auf 700.000 und der der deutschen auf 400.000 beziffert.

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Hey, das ging aber fix, herzlichen Dank! Die Dudenseite scheint mir übrigens auch sonst ganz interessant! Vielen Dank nochmal für Eure Hilfe, ich fühle mein Sprachwissen bestätigt (ahh, das tut gut!.)!
Gunter

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es sind ja schon einige kommentare da…
http://wortschatz.informatik.uni-leipzig.de/index.html
gibt an, gut 5 mio. wortformen intus zu haben. also: gehen, gehe, gehst, geht, ging, gingst, gingen, gegangen. im englischen kommt da aufgrund der formenarmut nur go, goes, went, gone raus. sowas kann eine zählung auch stark beeinflussen…

interessant vielleicht auch der hinweis, dass auch sprawis (=sprachwissenschaftler= linguisten) keine einheitliche/ zufriedenstellende definition des begriffes „Wort“ haben. (gleiches gilt für den begriff „satz“).
Entsprechend unklar klingt „wortschatz“, zumal man da dem englischen (_und_ dem deutschen) vorwerfen kann, sehr viel geklaut/ geborgt zu haben. „Surfen“ würde ich intuitiv schon als dt. wort benennen. aber auch „hardware“? Und Präsentation, Republik, et cetera? selbiges im engl: presentation versus kindergarten respective gesundheit.
letztere wünsche ich euch herzlich
jonas

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Hi, Dietmar.

Nun ja, Wertigkeit insofern, dass man einer Sprache mit mehr Ausdrucksmöglichkeiten größeren Facettenreichtum zuschreiben könnte als einer anderen. Das kann man allerdings meist erst dann beurteilen, wenn man die Sprache etwas genauer kennenlernt.
Aber manch einer beurteilt dies aufgrund seiner auf Schulunterricht basierenden Fremdsprachenkenntnisse und behauptet dann, die deutsche Sprache sei viel facettenreicher als z.B. die englische.
Ich für meinen Teil habe erst bei meinem einjährigen Englandaufenthalt festgestellt, wieviel Worte es im Englischen gibt, für die mir kein direktes deutsches Synonym einfiel. Und dass es oft für ein deutsches Wort mehrere englische Worte gibt, die man in der Schule nicht lernt - teilweise natürlich regional bedingt, aber dennoch Englisch und nicht etwa welsh oder irish oder cornish.
Und dann ist da noch das Argument, dass wir die Sprache der Dichter und Erzähler haben. Dabei kennt man in England auch nur einen kleinen Teil der vielen Namen deutscher Dichter, während wir umgekehrt gar nicht wissen, wie viele großartige Schriftsteller es doch auch im englischen Sprachraum neben Shakespeare und Dickens gibt.
Das ist vielleicht generell bei allen Sprachen so, aber man kann sich schon vorstellen, dass eine afrikanische Sprache mit vielleicht nur 10.000 Begriffen nicht die „Wertigkeit“ besitzt wie Deutsch oder Englisch.
Nun denn, leider beherrsche ich nur die eine - und die sicher nicht zu 100% - und daneben verkümmert mein Englisch, je länger ich nicht täglich damit umgehe. Wenn ich also bewerten will, muss ich mich mehr oder weniger auf das Wissen anderer verlassen und auf dieser Basis weiterphilosophieren.

Was die Chemiker betrifft: für einen solchen wäre das eine oder andere Gedicht in chemischem Deutsch sicher ganz interessant und amüsant; ich für meinen Teil bevorzuge jedoch Hesse und Heine, Schiller und Goethe, Ringelnatz und Morgenstern, und hin und wieder auch was rein englisches (chemisch rein sozusagen).

Gruß
Gunter

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da bin ich aber skeptisch

Das ist vielleicht generell bei allen
Sprachen so, aber man kann sich schon
vorstellen, dass eine afrikanische
Sprache mit vielleicht nur 10.000
Begriffen nicht die „Wertigkeit“ besitzt
wie Deutsch oder Englisch.

da bin ich äusserst skeptisch, dass das wirklich stimmt.

es gibt auch die entgegengesetzte theorie, dass eine sprache (von fremdeinflüssen abgesehen) tendenziell verarmt, je älter sie wird, weil sie immer abstrakter wird und viel mehr wortkonkretionen verloren gehen als eigene Neubildungen hinzukommen (z.B. die Vielzahl von Bezeichnungen für Eis bei den Inuit, siehe „mare“ H. 6 S.89, oder im Deutschen das Verlernen/der Fortfall einer Vielzahl von Substantiven aus dem landwirtschaftlichen Bereich). Im Dezemberheft von „lettre international“ hat sich, meine ich mich zu erinnern, Iveta Gerasimtchuk mit ihrem „Wörterbuch der Winde“ über diesen Gesamtprozess ironisch ausgelassen.

zum anderen: hinsichtlich der reichhaltigkeit, die eine sprache zulässt, sind aussagen und worte nicht gleichzusetzen. eine komposita-reiche sprache kann viel mehr aussagen erlauben als eine wortreiche! kann, muss nicht. So dass die Abfolge von drei, vier substantiven, mit denen eine beziehung ausgedrückt wird, viel konkreter ist als langwierige umschreibungen in einer anderen sprache…

schliesslich ist das schema noch eurozentrisch, denn was ist mit sprachen, bei denen nicht nur das wort bedeutungsträger ist?

zu guter letzt gibts ausser der objektiven seite auch noch die subjektive. Mag sein, dass Englisch 700.000 worte hat und Deutsch nur 400.000. Aber was solls, wenn ein Durchschnittsmensch nur ein aktives Vokabular von 30, 40.000 Worten hat und wenn er sehr gut ausgebildet ist, 60 oder 70.000? Kann man natürlich sagen: 100 englische Schriftsteller benutzen insgesamt 500.000 worte, 100 deutsche vielleicht nur 300.000. aber was soll das? wem nützt das? nach den frequenzwörterbüchern, die sich mit der häufigkeit der wörter in den sprachen beschäftigen, macht das beim gebildeten leser aus, dass er 99,999 Prozent aller Worte versteht, und der durchschnittsleser versteht 99,9 Prozent aller Worte…

dietmar

Es gab in England dazu mal eine sehr informative „PBS television series“ Dazu gibt es ein uch „The Story of English“ von Robert CmCrum, William Cran und Robert MacNeil. Erschienen bei Penguin Book
Gruß Christina

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