Hi Leute,
ich bins mal wieder der Georg!
Hab mal ein paar interessante Fragen zum Thema Hitler und 2.
Weltkrieg. Vielleicht habt ihr sie schon besprochen hab aber
keine Lust zu suchen:
1.Frage:
Warum hasste Hitler die Juden oder warum wurden sie
verfolgt.(nur 3.Reich)!
siehe unter http://spiegel.de/sptv/ die Ausführungen von Fest, Winkler und Kershaw.
über den antisemitismus hitlers ist viel spekuliert worden. die behauptung, er sei selbst „halbjude“ [ein NS-begriff, wie unten richtig vermerkt] und habe aus einer art selbsthass (???) morden
lassen, ist unsinnig. seine familienverhältnisse sind bestens erforscht. auch die behauptung, der jüdische arzt seiner krebskranken mutter, die hitler aufopferungsvoll gepflegt hat, sei der grund, ist falsch - vielmehr hat sich hitler immer sehr positiv über diesen arzt geäußert. gleichfalls falsch dürfte die behauptung sein, er sei anti-semit geworden, weil er zwei mal von der wiener kunsthochschule bzw. deren jüdischen professoren abgelehnt wurde. dieser grund trifft eher auf goebbels zu, der mit seinen büchern und artikeln weder bei den verlagen noch bei der presse „landen“ konnte, wo es in der tat starke fraktionen von deutschen jüdischen glaubens gab.
ich denke, es ist eine mischung aus dem typisch österreichischen antisemitismus dieser zeit und seiner privaten paranoia.
zum hintergrund: nach der entdeckung der evolution durch darwin wurde dessen theorie vom „survival of the fittest“ völlig unkritisch auf völker und „rassen“ übertragen. es gab eine breite weltanschauliche bewegung im bürgertum und in der intelligenzt, die diesen sozialdarwinismus als erklärung des geschehens in der welt ansah (und damit eine gegen-theorie zum marxismus gefunden hatte). das ergebnis war, dass zahlreiche ideen, die die nazis später in die praxis umsetzten, weit verbreitet und populär waren, z.b. die ausrottung „unwerten lebens“, die rassische verbesserung des eigenen volkes durch bestimmte maßnahmen, z.b. die ermordung von geistig oder körperlich behinderten, die sterilisation von geistig behinderten, kriminellen und unangepaßten (in schweden übrigens bis in die 60er jahre praktiziert), die wegnahme der kinder von solchen leuten usw. auf der basis des sozialdarwinismus nun wandelte sich der früher religiös geprägte anti-semitismus zum rassisch begründeten anti-semitismus. es gab insbes. in österreich eine unmasse von schreiberlingen und schriften, die den rassen-unsinn breit auswalzten. die ganze weltgeschichte wurde - als klarer gegenentwurf zur klassenkampf-theorie der linken - als rassenkampf interpretiert. dabei kam den juden die rolle des absoluten bösen zu, deren einziges ziel es sei, mit hilfe ihrer erfindungen demokratie, kapitalismus, kommunismus, pazifismus alle anderen völker, insbes. aber die besonders „hochwertigen“ deutschen und „arier“ [eigentlich ein begriff aus der sprachwissenschaft, es gibt natürlich überhaupt keine „arier“] in den ruin und tod zu treiben. der ganze irrsinn dieser ideologie wird klar, wenn man die rolle des krieges betrachtet (das erlebnis in hitlers leben schlechthin): einerseits ist der krieg wichtig und gut, weil er im sinne des survival of the fittetst die schwachen und kranken beseitigt, andererseits ist die herbeiführung des krieges das ziel der „jüdischen weltverschwörung“ überhaupt - also müßten die „arier“ den juden doch genau genommen dankbar sein, dass ihre kriegshetze (entweder aus kapitalistischem profitinteresse oer aus bolschewistischem klassenkampf heraus) zum krieg und damit zum endsieg der „arier“ führt - ergo: ns = quazsch!
warum kamen nun so viele nazis aus österreich und dem baltikum?
warum dieser spezifisch östliche fanatische eleminatorische anti-semitismus?
die deutschen waren im baltikum und in österreich klar in der defensive: im baltikum stand eine mini-minderheit deutscher oberschicht einer überwältigenden masse „slawischer“ unterdrückter gegenüber. in österreich waren im vielvölkerstaat deutsch-österreicher, tschechen, serben, ungarn undundund zusammengepfercht und jeder bekämpfte jeden. die kuk-monarchie ist geradezu ein musterbeispiel einer gescheiterten multikulturellen gesellschaft. die deutsch-österreicher schwankten zwischen repression und anbiederung. dazu kamen, dass die masseneinwanderung die deutsche unterschicht unter enormen ökonomischen druck setzte. in dieser lage halfen sich die baltendeutschenund die österreicher mit dem anti-semitismus und rasssmus als ideologie zur rechtfertigung der eigenen überlegenheit trotz schwindender macht: „wir“ sind besser als „die“! dazu kommt, dass die aus galizien usw eingewanderten juden die optisch auffälligste gruppe waren, da überwiegend orthodox und also schon an der kleidung, an der haartracht zu erkennen. die jüdischen zuwanderer waren also einerseits wirklich „fremde“ [ganz im gegensatz zu den eher assimilierten deutschen jüdischen glaubens in deutschland], sie waren konkurrenz und sie waren als minderheit klar definierbar.
das war die basis für den anti-semitismus, der diese leute „weg“ haben wollte.
hitler nun war aufgrund mehrerer umzüge ein einzelgänger: auf dem dorf war er das kind „besserer leute“, in der stadt der dorf-bua. er hatte keinen kontakt mit niemand, keine freunde. aufgrund des erbes seines vaters konnte er sich ein lockeres leben leisten [die behauptung, er sei arm und obdachlos gewesen, stimmt nicht]. alle seine schwärmerischen karriere-pläne zerschlugen sich, er gab sich auch gar keine mühe. so zog er politisierend umher und gab sich seinen geliebten opern hin.
hitler hat in „mein kampf“ behauptet, er sei erst in wien aufgrund sorgfältiger studien und überlegungen vom liberalen geist zum fanatischen anti-semiten geworden. das ist gelogen. schon sein vater war anti-semit und hatte die rassistischen hetzblätter gelesen. die ganze umgebung des innviertels war durch und durch von dem kleine-leute-hass auf die juden geprägt.
dazu kam, dass die bürger und spießér unglaubliche nach 1917 unglaubliche angst vor der roten revolution hatten - bei den russischen und dt. kommunisten waren aber zahlreiche der wortführer jüdischen glaubens - die idee der „jüdisch-bolschewistischen“ weltverschwörung war also für diese leute plausibel.
im grunde hasste der sozialversager hitler jeden: die bürger, die arbeiter, die kirche, die juden… . da es aber nicht möglich ist, alle und jeden umzubringen, hat er sich eben auf die ohnedies verhaßten juden gestürzt (so wie die skinheads im osten heute „die ausländer“ für ihre probleme verantwortlich machen, obwohl es dort fast gar keine solchen gibt!). seine pläne, mit den anderen verhaßten gruppen abzurechen, wollte hitler aus taktischen gründen auf „nach dem endsieg“ verschieben.
im übrigen spielte der anti-semitismus bei den erfolgreichen wahlkämpfen der nsdap (spätestens ab 1930) gar keine rolle mehr! die deutschen waren zwar anti-semitisch, aber sie wollten sicher auch keinen völkermord (ähnlich der linie der bürger heute gegenüber türken und afrikanern: man will sie nicht als nachbarn oder schwiegersohn, aber man will sie auch nicht von skinheads ermordet sehen). hitler hat bis 1941 geschickt die möglichkeit vorgespiegelt, er könne die juden irgendwie „weg“
bekommen, evtl. durch umsiedlung nach madagaskar o.ä.
im grunde, denke ich, ist es so: wenn jemand total erfolglos ist im leben und null selbsterkenntnis hat und null selbstkriik, dann sucht er sich einen sündenbock. und zwar einen, der auch sonst schlecht angesehen ist. das waren damals die juden, die zwar niemand (bzw kaum jemand außerhalb der esoterischen ns-scene in wien) ermordet sehen wollte, die man aber auch nicht „da“ haben wollte. so wie das heute für die modernisierungsverlierer und abstiegsbedrohten im osten die ausländer saind, so waren das für hitler die „galizischen“ juden, auf die er seinen paranoiden hass fokussieren konnte und deren „verschwörung“ zugleich eine erklärung für sein scheitern im leben bot.
mfg frank