Opfer von Winnenden - Namen

Hi!
Sind die Namen von den Opfern von Winnenden geheim? Werden diese geheimgehalten? Warum?
Und wenn nicht: Wo kann man diese lesen?
Danke mfG Betty

Hi!

Traueranzeige aus der Esslinger-Zeitung
http://www.ez-online.de/anzeigenmarkt/showPDF.cfm?fi…

Hoffe, das läuf nicht unter geschmacklos…

Wofür?
Hallo Betty B.,

Sind die Namen von den Opfern von Winnenden geheim?

Wen gehen diese Namen etwas an, außer Angehörigen und Freunden?

Werden diese geheimgehalten?

s.o.

Warum?
Und wenn nicht: Wo kann man diese lesen?

Warum sollte „man“ die irgendwo lesen können müssen?
Das würde ich gerne verstehen wollen.
Gruß Finjen

Wen gehen diese Namen etwas an, außer Angehörigen und
Freunden?

Jeden, der Ihnen beistehen möchte und jeden der Hilfe anbieten möchte.

Warum sollte „man“ die irgendwo lesen können müssen?

In anderen Ländern, z.B. in Italien ist es völlig normal, dass die Namen von Opfern in den Medien genannt werden. Das führt dann auch zu entsprechender Unterstützung und Solidarisierung aus der Bevölkerung und kann tatsächlich in wichtiger Schritt für die Opfer sein ein Trauma zu überwinden.
In Deutschland würde es aber wohl vor allem erst mal dazu führen, dass sich die Medien in unmenschlicher Form auf die Opfer stürzen und sonstige Katastrophengewinnler ihr Glück suchen.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass unsere Gesellschaft insgesamt mit solchen Informationen nicht (mehr) verantwortungsvoll umgehen kann bzw. will. Massenmord ist spätestens nach der Aufarbeitung durch die privaten Medien Massenspektakel und Entertainment und damit menschenverachtend.

Gruß Andreas

Jeden, der Ihnen beistehen möchte und jeden der Hilfe anbieten
möchte.

Und wenn sie genau das im Moment nicht wollen?
Willst Du sie zwangsbeglücken und damit der ach so „gutwollenden“ in der Regel doch nur geilen Öffentlichkeit zum Fraße vorwerfen?

Grüße
Jürgen

Hallo Andreas,
ich danke Dir für diese Gedankenanstöße.

Diese wären mir beim Lesen der Frage ( hier in D) tatsächlich nicht gekommen.
Ich war tatsächlich mehr als irritiert und „witterte eher Sensationslust“…
Da dies natürlich kein guter Ansatz für Verstehen von etwas ist, bemühte ich mich um eine ordentlich gestellte Frage.
„Vielleicht siehst Du zu schwarz, Finjen?.. alles hat einen positiven Sinn“
Du hast mir tatsächlich geholfen, einen Moment lang eine andere Sichtweise einnehmen zu können, danke dafür.

Wen gehen diese Namen etwas an, außer Angehörigen und
Freunden?

Jeden, der Ihnen beistehen möchte und jeden der Hilfe anbieten
möchte.

Warum sollte „man“ die irgendwo lesen können müssen?

In anderen Ländern, z.B. in Italien ist es völlig normal, dass
die Namen von Opfern in den Medien genannt werden. Das führt
dann auch zu entsprechender Unterstützung und Solidarisierung
aus der Bevölkerung und kann tatsächlich in wichtiger Schritt
für die Opfer sein ein Trauma zu überwinden.

Ja, das ist mir vom Grund der Idee her eigentlich bewusst.

In Deutschland würde es aber wohl vor allem erst mal dazu
führen, dass sich die Medien in unmenschlicher Form auf die
Opfer stürzen und sonstige Katastrophengewinnler ihr Glück
suchen.

Genau so sah ich das leider eher auch…
Tatsächlich kam mir ausschließlich „Sensationslust“ in den Sinn…

Wenn man irgendwie helfen möchte, gäbe es in meinen Augen andere Wege, als die trauernden Menschen auch noch als Wildfremder persönlich anzusprechen, aber egal, meine persönliche Meinung.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass unsere Gesellschaft
insgesamt mit solchen Informationen nicht (mehr)
verantwortungsvoll umgehen kann bzw. will. Massenmord ist
spätestens nach der Aufarbeitung durch die privaten Medien
Massenspektakel und Entertainment und damit
menschenverachtend.

Das empfinde ich leider ähnlich.
( Wie hörte ich noch am Tattag?
„Hab mit X grad Amoklauf geguckt!“
War gar nicht negativ gemeint, betreffende Person wusste sich schlicht nicht anders auszudrücken.
„Amoklauf geguckt“ klang wie DSDS oder „Frauentausch“ geguckt…
Gehört halt zum TV Standardprogramm schon fast dazu…)
Gruß Finjen

Hi!

Mir fällt nur ein einzger Grund ein, warum jemand von außerhalb die Namen wissen wollen würde: wenn jemand (wie z.B. ich) lange Zeit in dieser Gegend gewohnt oder gearbeitet hat und von dort wegzieht.
Ich bin Pendler und arbeite seit 10 Jahren so ziemlich zwischen Wendlingen und Winnenden. Angenommen, ich hätte vor nem Jahr den Job gewechselt und würde dort nicht mehr arbeiten, dann hätte ich mich sicherlich nach den Namen erkundigt. Ich habe Kollegen aus der Nähe Winnenden, die Kinder haben, und wies der Zufall will, arbeitet der Mann einer Kollegin aus Wendlingen in einem Autohaus.
Ich wüsste jetzt nicht, was ich gemacht hätte wenn… und soweit will ich auch gar nicht denken.

mfg

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Danke
Hallo d-thommy,
danke; man könnte evtl. durch Bekanntschaften oder alte Verbindungen mitbetroffen sein, ist auch eine mir völlig nachvollziehbare Erklärung.
…schon komisch, was eine schlichte Frage manchmal so an Verständnis erfordert…
Ich hatte wirklich nur *mir völlig unplausible* Gründe im Kopf… :frowning:
Gruß Finjen

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Kommt wohl immer darauf an wer man ist und was man vorhat.
Und es heißt ja nicht, dass man sich unangemessen aufdrängt, sondern pietätvoll agiert.
Für den Otto Normalbürger könnte man sich z.B. einen Brief an das Kollegium und die Schülerschaft der Albertville-Realschule vorstellen in dem man einfach sein Mitgefühl und seine Betroffenheit äußert.
Es geht hier schlicht um das Zeigen von Solidarität.

Wer irgendeine mutmaßlich benötigte und helfende Unterstützung oder Dienstleistung beisteuern kann, könnte diese ebenfalls anbieten (und das meine ich im unentgeltlichen Sinne).

Betroffene Schüler und Lehrer des Amoklaufs von Erfurt haben z.B. sofort ihre Hilfe für die Bewältigung des Erlebten angeboten.

Gruß Andreas

schall & rauch

Werden
diese geheimgehalten?

http://www.bildblog.de/6494/die-amok-opfer-der-bild-…

e.c.

Ich hatte wirklich nur *mir völlig unplausible* Gründe im
Kopf… :frowning:

Nimm das nicht zu tragisch. :wink: Das ist bei uns eine Zivilisationskrankheit - und leider liegt man bei uns mit solchen Ahnungen auch viel zu oft richtig.

Gruß Andreas

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Hallo Betty,

die Namen sind nicht geheim.

In der Stuttgarter Zeitung war am Samnstag eine Traueranzeige des Landes Baden-Württemberg, in der alle Namen der Getöteten genannt waren.

Leider habe ich keinen link für Dich, in welchem Du die Namen lesen kannst.

>off topic

Hallo Maralena,

Ich glaube ich kann die Frage von Betty irgendwie schon nachvollziehen.

Ich finde, allein dadurch daß diese Menschen einen Namen erhalten, nicht mehr „nur“ Opfer in weiten, fernen Winnenden sind, sondern stehen uns alle persönlich ein kleines Stück näher.

Wenn ich mich so ausdrücken darf, jetzt sind sie nicht nur eine grausame Nachricht in aller Medien, sondern auch ein Mensch wie du und ich. Und das zeigt uns unsere eigene Verletzlichkeit und die Außergewöhnlichkeit und die Einmaligkeit von uns alle. Von jeder von uns.

Duch die allgemeine Medienberichterstattung sind wir, glaube ich, alle etwas abgestumpft. Hauptsache es betrifft uns selbst und unsere Nächsten nicht. Und schon sind sie „nur“ eine Nachricht in den Medien, die wir nach XY Tage/Wochen/Monate irgendwo in unsere „geistigen Schubladen“ des Weltgeschehens speichern und vergessen werden. Und das bis der nächste Amokläufer unsere Weltanschauung zerrütet.

Durch diese Namen, haben diese Menschen eine weitere Stufe in unseren wohlgehüttetes Leben erreicht, die mir persönlich wichtig erscheint.

Ich hoffe keiner nimm mir das Übel was ich hier gesagt habe, aber leider muß ich als Spanierin immer wieder sehen, wie unschuldige Menschen ermordert werden, nur weil sie in den gewaltsamen Krallen von Gefühlslose, Menschenverachtende und Gewissenlose geraten.

Ich danke Betty für die Frage.

Schöne Grüße,
Helena *die sich zutiefst wünscht, hier nicht mißverstanden zu werden*

Noch ein Gedankenanstoß
Hi,

Wen gehen diese Namen etwas an, außer Angehörigen und
Freunden?

Warum sollte „man“ die irgendwo lesen können müssen?
Das würde ich gerne verstehen wollen.

Wenn man eine x-beliebige Tageszeitung aufschlägt sieht man sehr deutlich, daß der Tod eines Menschen ein Ereignis ist an dem ein gesellschaftliches Interesse besteht. Ich kenne einige Menschen (je älter, desto häufiger), für die die Lektüre der Todesanzeigen wichtiger als die Nachrichten der Seite eins sind.

Für mich aber das entscheidende Argument: die Todesanzeige ist eine der letzten Ehrerbietungen, die einem Menschen entgegengebracht werden. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber oft bedeutet das Fehlen einer Todesanzeige auch das Fehlen trauernder Hinterbliebener. Und je bedeutender/beliebter/engagierter ein Mensch war, desto größer ist die Zahl und das Maß der Todesanzeigen (als Zeichen der Ehrerbietung). Gerade den Opfern eines so tragischen Verbrechens sollte man diese Ehre nicht vorenthalten.

Gruß Stefan

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Hallo,

aber oft
bedeutet das Fehlen einer Todesanzeige auch das Fehlen
trauernder Hinterbliebener.

Oder eine andere Kultur.
Für mich bitte ohne.

Gruß
Elke

(die das mit den Namen schwierig findet, weil man nicht weiß, wie die Angehörigen das empfinden und haben möchten)

Was sollen Fremde mit d. Namen? Nicht Todesanzeige
Hallo Stefan,
auch ich lese Todesanzeigen.
Wenn in meinem Heimatort, in meinem Freundes oder auch ehemaligen Bekanntenkreis jemand verstirbt, ist eine Todesanzeige eine passende Möglichkeit, das zu erfahren.
Sie erspart die persönliche Benachrichtigung und jeder hat nach dem Lesen die Möglichkeit, seiner Trauer über den Tod eines Menschen, mit dem man irgenwie eine Verbindung spürt, Ausdruck zu verleihen.

Mir ging es aber nicht um den Sinn oder Nichtsinn von Todesanzeigen.

Ich fragte mich, warum „irgendjemand“, der nicht mit Menschen aus Winnenden in irgendwelchen Bezügen steht ( das habe ich bei der Fragestellung schlicht unterstellt, ist vielleicht nicht ganz O.K., aber ich glaube schlicht an eine andere Art der Fragestellung, wenn man Sorge hat, tatsächlich direkt betroffen zu sein. Da kann ich mich gern irren.
Offen gesagt, war ich mehr als irritiert, da ich Sensationsgeilheit zu lesen glaubte.
Weil ich aber nicht meinen ersten Eindruck so da stehen lassen wollte, fragte ich nach, in Hoffnung, die Fragestellerin richtig zu verstehen… Leider kam bislang keine Antwort dazu)

Und je bedeutender/beliebter/engagierter ein Mensch war, desto größer
ist die Zahl und das Maß der Todesanzeigen (als Zeichen der Ehrerbietung).

Das sehe ich nicht so. zahl und Maß der Anzeigen sagt eher etwas über den finanziellen Hintergrund der Anzeigenaufgebenden aus, als über Sympathien.
Beliebtheit und Bedeutung von Menschen lässt sich nicht in Zeitungsspalten messen.
Es gibt auch Menschen, die sind für andere von Bedeutung, jene haben aber schlicht kein Geld, ihrer Trauer auf gedrucktem Wege Ausdruck zu verleihen.

Gerade den Opfern eines so tragischen Verbrechens sollte man diese Ehre nicht vorenthalten.

Ja. Aber darum ging es mir ja nicht.
Das steht für mich - sofern die Angehörigen einverstanden sind- außerhalb jeglicher Diskussion.
Trotzdem vielen Dank für Deine Antwort.
Gruß Finjen

Zivilisationskrankheit
Hallo nochmal Andreas,

Ich hatte wirklich nur *mir völlig unplausible* Gründe im
Kopf… :frowning:

Nimm das nicht zu tragisch. :wink: Das ist bei uns eine
Zivilisationskrankheit - und leider liegt man bei uns mit
solchen Ahnungen auch viel zu oft richtig.

Hhm, das sehe ich leider auch so…
Gruß zurück,
Finjen

Hallo Jürgen,

Und wenn sie genau das im Moment nicht wollen?
Willst Du sie zwangsbeglücken und damit der ach so „gutwollenden“ in der Regel doch nur geilen Öffentlichkeit zum Fraße vorwerfen?

Das sehe ich halt ganz genau so.
Die Würde der Toten und die Gefühle der Trauernden werden meines Ermessens durch eine an die große Öffentlichkeitzieherei nicht gewahrt, sondern eher mit Füßen getreten.
Wer helfen und beistehen möchte, muß dafür nicht wissen, wie ein toter Mensch heißt.

( Was ich allerdings selbst nachvollziehen kann, ist, das, wenn ich ein Bild zu jemanden habe, ich mich noch beschissener und trauriger fühle, weil der Mensch mir dann nicht mehr fremd zu sein scheint.
Darum geht es ja den Medien auch, ums betroffen machen.
Aber die Art und Weise ( siehe e.c.s Beitrag), wie manche Medien dieses Wissen um solche menschlichen Mechanismen missbrauchen, finde ich schlicht widerwärtig)

Der Preis ist dafür einfach zu hoch.
Die Angehörigen machen unerträgliches durch, die Namen sollten öffentlich m.E. irgendwann Ruhe finden dürfen.
Der Tatort muss ebenfalls zur Ruhe finden. Das Trauma der Betroffenen ist mehr als groß, man muss es nicht noch mehr ausweiten.
Wenn sie in der gemeinen Öffentlichkeit stehen, wie sollen die Angehörigen denn irgendwann wieder einen Alltag hinkriegen?
Gruß Finjen

Menschenwürde achten
Hallo Elke,

(die das mit den Namen schwierig findet, weil man nicht weiß,
wie die Angehörigen das empfinden und haben möchten)

Ganz genau. Und das sollte allein zählen.
Gruß Finjen

Hallo maralena,
zu Deinem :>off topic Erinnerung dauerhaft zu bewahren und mit Leben ( Namen) zu füllen.

Wer erinnert sich noch an den Namen eines einzigen Opfers von
Erfurt?

Die Menschen, die mit den Ermordeten eine Verbindung hatten, in Beziehung standen.
Die tragen sie im Herzen.
Das ist das, was zählt.
Ich als Fremde kannte weder Opfer noch Täter zuvor, warum also hinterher?

Das verändert nicht, was geschehen ist.

( Vielleicht, auch offtopic, möchte ich sie auch gar nicht so nah an mich ran kommen lassen; damit dränge ich nämlich in die Intimsphäre von anderen Menschen ein und die gilt es vor der Öffentlichkeit, da gehören wir alle zu, derzeit dringend zu schützen… )

„Erfurt“ steht aber jetzt als Synonym für einen Amoklauf da, Winnenden jetzt ebenfalls.
Was soll denn aus den Menschen dort werden? Es gibt doch noch anderes. Jetzt prägen die schrecklichen Ereignisse, aber es muss doch weitergehen. Aber das ist tatsächlich ein anderes Thema.

Es ging mir bei meiner Frage nicht darum, vergessen oder verdecken zu wollen. Ich wollte wissen, was Fremde mit den Namen wollen.

Mir gibt folgendes zu denken, was ich immer häufiger erlebe:
Wenn ich als Mensch Trauer nur dann als intensiv empfinden kann, wenn ich einen Namen oder ein Bild zu jemand habe, dann erschreckt mich das.
Gruß Finjen

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